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GP-Saison 2002: Bleibt alles beim Alten?

Mit Toyota und Renault zeigen zwei weitere Hersteller Flagge, was den Titelkampf betrifft, dürften Ferrari und BMW-Williams die besten Karten haben...

Hans Peter Voglhuber

Toyota hat den Anfang gemacht - die F1-Teams enthüllen wieder. Mit mehr oder weniger - aber doch meistens mit mehr - Pomp und PR-Getöse werden die Tücher von den neuesten Formel1-Boliden weggezogen, und die Fahrer kuscheln sich artig strahlend an ihr neues Arbeitsgerät. Wenn die Formel1-Fangemeinde Pech hat, erblickt sie wieder altbekannte Schnabeltiere mit umgedrehtem Flaschenrumpf. Diese im Windkanal geformten und mit Computern gezeugten Klone unterscheiden sich dann erneut nur durch verschiedene Wagenfarben und durch die Logos der Sponsoren. Dazu stellen die Teamgeister tapfer hoffnungsvolle Mienen zur Schau, wenngleich manchem Teamchef bereits zu diesem Zeitpunkt jede Hoffnung auf ein Happy New Year abhanden gekommen sein dürfte.

Wirklich erfreulich ist, dass 2002 neben Ferrari zwei neue Automarken Flagge zeigen - Toyota und Renault. Gerade in einer Zeit, wo die Formel1 ohnehin schon zu einer Konzern-Meisterschaft mutiert ist, finde ich es mutig und attraktiv, wenn sich renommierte Automobilkonzerne zu hundert Prozent in die Formel1-WM einbringen und somit Bereitschaft bekunden, auch jede Niederlage zu hundert Prozent selbst zu schlucken.

Während es Jaguar auf Grund seiner Konzernmutter Ford wahrscheinlich nie mehr zu einem reinrassigen Raubkatzenstall bringen wird, stehen die Chancen, dass wir künftig noch andere reinrassige Produkte sehen, extrem gut. Langfristig gesehen könnte dies sogar das Aus für klassische Rennställe wie Williams, Jordan, Sauber usw. bedeuten. Dann werden nur mehr BMW/BMW, Ferrari/Ferrari, Renault/Renault, Toyota/Toyota, Honda/Honda, Ford/Ford, Audi/Audi usw. rennmäßig im Kreis fahren. Und wenn die Stern-Fabrikanten auch wieder einmal einen echten Silberpfeil ins Rennen schicken möchten, dann werden sie um einen Mercedes/Mercedes nicht herumkommen.

Die Top-Teams:
Ferrari & BMW-Williams sind Titelfavoriten, Toyota könnte der Hecht im Karpfenteich sein

Was nun die Papierform für nächstes Jahr anlangt, so dürften Ferrari und Williams/BMW die besten Chancen besitzen. Einerseits darf davon ausgegangen werden, dass die neuen Wagen und Motoren der beiden Teams nicht schlechter geworden sind und andererseits können sie die neue Saison mit erstklassigen, bereits aufeinander eingespielten Fahrern bestreiten.

Und wenn nichts Gröberes passiert, wird trotz anderslautender Meldungen und diverser Kampfansagen mancher Fahrer die Hackordnung innerhalb der Teams bald hergestellt sein, die dann wahrscheinlich lautet - Michael Schumacher vor Rubens Barrichello und Pablo Montoya vor Ralf Schumacher. Bei McLaren sollte Coulthard den Hausherrenbonus und die langjährige Erfahrung mit dem McLaren-Sternchen ausspielen können, für den WM-Titel dürfte es jedoch wieder nicht reichen.

Toyota hingegen könnte trotz der beiden nicht unbedingt zur Creme der Formel1-Fahrer gehörenden Piloten für die eine oder andere Überraschung gut sein. Schließlich haben sich die Japaner lang genug Zeit gelassen, um die Formel1-Bühne betreten. Das heißt, dass die Fahrer ihren Dienstwagen schon sehr gut kennen, sodass es hauptsächlich nur mehr darauf ankommen wird, wie schnell der Toyota im direkten Vergleich mit den anderen Boliden tatsächlich ist und wie zuverlässig seine Technik/Elektronik arbeitet.

Außenseiter-Tipps:
Renault könnte zum einen oder anderen Erfolgserlebnis kommen, für Sauber & Jordan wird´s schwierig

Alle anderen Fahrer wissen, dass auch die 2002er-Formel1-Saison aus Kampf, Kampf und vielfach Krampf bestehen wird. Extra eng könnte es hier besonders für Villeneuve und Irvine werden. Beide fahren in nicht gerade armen Teams, welche aber bisher standhaft bewiesen haben, dass Geld eben doch nicht alles ist. Und das Siegen kann verlernt werden. Dazu kommt, dass die beiden Sunnyboys auch nicht jünger werden. Also muss wohl für beide Fahrer eine starke Saison her, wenn sie sich nicht spätestens 2003 auf dem Altenteil wiederfinden wollen.

Bei Renault wird Button von Trulli halbwegs Druck bekommen. Sollte der Renault jedoch halbwegs ausgebacken sein, dann dürften beide Piloten 2002 zu Erfolgserlebnissen kommen. Was Jordan und Sauber betrifft, befürchte ich, werden beide Teams im nächsten Jahr in puncto Erfolg nicht besonders auffallen, wie auch der Rest des Starterfeldes - Arrows, Minardi und/oder Prost.

Für Prost wünsche ich mir vom Christkind, dass sich Citroen seines Rennstalls annimmt. Die Wagen wären dann zwar rot statt wie bisher blau, aber wahrscheinlich dafür erfolgreicher. Da es aber das Christkind nicht wirklich gibt, wird das Prost-Team künftig weiterhin blau oder vielleicht gar nicht mehr sein und Citroen wird sich weiterhin in der Rallye-WM ordentlich in Szene setzen.

Sollte sich am Ende von 2002 herausstellen, dass ich mich mit meinen Prognosen gründlich geirrt habe, so wäre mir das auch recht, vorausgesetzt, die Formel1-Weltmeisterschaft war bis zum letzten Rennen spannend. Allen Rennsportfans wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes, erfolgreiches Jahr 2002 und dem Formel1-Rennsport eine katastrophenfreie und spannende Saison 2002, welche am Ende der Beste gewinnen möge.

Ihr Hans-Peter Voglhuber

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