Motorsport-News | 15.11.2001
Zuversicht nach erstem Test
Gottfried Grasser ist mit seinem ersten Formel 3000 Test zufrieden, vielleicht folgt schon bald der nächste Schritt Richtung Formel 1.
Gottfried Grasser zählt zu den größten Formel-Nachwuchstalenten Österreichs, heuer war er in der Deutschen Formel Meisterschaft unterwegs. Vor kurzem hatte der Youngster die Gelegenheit, im Vorzimmer der Formel 1 zu schnuppern und einen Test in einem Formel 3000 Boliden zu absolvieren. Hier sein Bericht:
Am 13. November 2001 war es soweit. Mein Team gab mir die Gelegenheit den Formel 3000 von Alex Müller zu testen. Alex Müller erzielte in diesem Jahr den 3. Gesamtrang in der Formel 3000 Europameisterschaft. Weiters heuerte auch Penker Racing mit seinen Schützlingen an. Andreas Zuber aus der Formel Renault und Rob Nguyen aus der Formel VW. Für uns drei war es der erste Ritt auf der Formel 3000 Kanonenkugel.
Der Formel 3000 wird von einem V8 Zytek Motor angetrieben, der so ca. 500 PS leistet. Der Wagen erreicht von 0 auf 100 Km/H die selben Bescheunigungswerte wie ein Formel 1. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt bei so einem Fahrzeug ca. 300 Km / H.
Der Test fand auf der Hauseigenen Rennstrecke von Team Ghinzani in Vairano (Italien) statt. Der Kurs ist ca. 2,6 Kilometer lang und weißt alle Arten von Kurven auf, wie zum Beispiel eine enge Spitzkehre, drei Ultraschnelle Kurven, ein Infield welches im Zweiten Gang gefahren wird und ein schnelle Schikane gefolgt von einer sehr langsamen Schikane. Alle drei Piloten hatten mehr oder weniger die selbe Rundenanzahl zur Verfügung. Die Wetterbedingungen waren am Anfang unseres Tests sehr gut für einen Novembertag in Italien.
Rob Nguyen und Andreas Zuber begannen mit den Testfahren, dann war ich dran. Leider ist es schon 16.30 Uhr geworden. Es kühlte sehr stark ab und durch den aufziehenden Nebel wurde auch noch die Strecke feucht. Die Sicht wurde auch immer schlechter, da es schon dunkel wurde. Ich hatte bei weitem nicht mehr die Bedingungen von Zuber und Nguyen.
Schon nach wenigen Metern auf der Rennstrecke merkte ich die unheimliche Kraft der V8 Zytek Motors. Der Wagen hatte eine unglaublich gute Traktion. Durch diese Erkenntnisse dauerte es nicht lange für mich das Limit des Formel 3000 zu finden. Ich musste feststellen, dieses Auto passte einfach besser zu meinem Fahrstil, als der Formel 3. Der größte Unterschied gegenüber dem Formel 3 ist, dass der Formel 3000 sehr schwerfällig in die Kurven einzulenken ist. Die fast 500 PS waren nach einer halben Runde überhaupt kein Problem. In den schnellen Kurven ist der Formel 3 etwas schneller als der Formel 3000.
Der Test dauerte leider nur 14 Runden, da es in der Formel 3000 ein Laufzeitlimit für den Motor gibt. Trotz nur vierzehn Runden kam ich schon auf eine Zeit von 1.04.1 Sekunden. Mit diesem Ergebnis unterbot ich bei weitem die Hoffnungen von Teammanager und Ingenieur. Diese Zeit war in etwa 3 Sekunden langsamer als eine Topzeit bei gutem Bedingungen. Mein Formel 3000 Ingenieur meinte, dass ich sicher 2 bis 2,5 Sekunden schneller fahren kann, wenn die Strecke trocken ist und ein besserer Reifensatz montiert ist.
Auf Grund des tollen Ergebnis bot mir gleich darauf mein Teamchef Piercarlo Ghinzani eine weitere Testgelegenheit mit dem aktuellen Formel 3000 an. Für 2002 steht für mich die Int. Deutsche Formel 3 Meisterschaft auf dem Programm. Ich finde es noch zu früh in die Formel 3000 zu wechseln, obwohl ich glaube, dass ich es in der Formel 3000 leichter hätte.
Wichtig für mich ist jetzt, das Gelernte aus der Formel 3 Saison 2001 in das kommende Jahr umzusetzen. Mein Ziel für 2002 ist es, regelmäßig zu punkten, wenn mir das gelingt sind mir die Türen in die Formel 3000 geöffnet. Weiters will das Team Ghinzani, dass ich für 2002 als Testfahrer in der Formel 3000 agiere. Wenn ein Stammfahrer ausfallen sollte, dann hätte ich die Möglichkeit, sogar schon 2002 mein Debüt in der Formel 3000 zu geben.