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Eine Frage von Reaktion und Gefühl

Opel widmet sein Hauptaugenmerk vor dem Saisonstart den Reglementänderungen wie dem stehenden Start, mit Prognosen hält man sich zurück.

Premiere des Grand-Prix-Starts:
Von Null auf 100 in knapp 3,5 Sekunden

Die Premiere des stehenden Starts sorgt zum Saison-Auftakt der DTM vom 19. bis 21. April in Hockenheim für eine erhöhte Nervenbelastung der Fahrer und für zusätzliche Spannung bei den Zuschauern.

"Der Grand-Prix-Start ist eine Gratwanderung für jeden Fahrer, zwischen Abwürgen des Motors und durchdrehenden Rädern", sagt Opel-Werksfahrer Michael Bartels, der beim letztjährigen DTM-Finale die Pole-Position inne hatte. "Weil in der DTM, anders als in der Formel 1, keine Traktionskontrolle erlaubt ist, zählt vor allem die Reaktion des Fahrers und sein gefühlvoller Umgang mit der Kupplung."

Die sechs Opel-Piloten - Manuel Reuter und Joachim Winkelhock, Michael Bartels und Timo Scheider, Alain Menu und Yves Olivier - haben den stehenden Start immer und immer wieder geübt. "Mindestens 50 Mal, eher mehr", rechnet Timo Scheider nach. "Schon direkt nach dem DTM-Finale haben wir auf den Waldgeraden in Hockenheim Start-Tests durchgeführt."

Durchdrehende Räder bis in den dritten Gang möglich

Die leistungsstarken und vor allem drehmomentstarken Vierliter-V8-Motoren - 462 PS setzt das Opel-Triebwerk im Astra V8 Coupé frei - machen es den Fahrern nicht leicht. "Der Grat zwischen durchdrehenden Rädern und Abwürgen des Motors ist extrem schmal", weiß auch Opel-Sportchef Volker Strycek.

Bei optimalen Bedingungen - trockener, griffiger Asphalt - greift ein Moment von über 850 Newtonmetern auf die Hinterräder des beim Start vollbetankt gut 1.130 Kilogramm schweren Rennwagens. Die Motorleistung ist so hoch, dass bis in den dritten Gang ein Durchdrehen der Hinterräder möglich ist. Gelingt ein optimaler Start, ist Tempo 100 nach knapp dreieinhalb Sekunden erreicht.

Der optimale Start ist die Symbiose zwischen Technik und Fahrer. Ein wesentlicher Faktor wird die Reaktionszeit der Fahrer sein. Dabei lässt sich die typische Reaktionszeit von 0,3 bis 0,4 Sekunden durch intensives Training durchaus halbieren.

Nur die Kupplung zählt

Anders als in der Formel 1 müssen die Fahrer in der DTM ohne jegliche elektronische Fahrhilfen auskommen. Keine Traktionskontrolle, stattdessen nur Gas, Kupplung und Bremse. Speziell auf abschüssigen oder ansteigenden Start-Geraden wird sich mancher Fahrer für einen Moment einen dritten Fuß wünschen.

Wenn die Einführungsrunde beendet ist, jeder auf seinem Startplatz steht und die Ampel auf Rot springt, beginnt das Szenario: Drehzahl bis zum Begrenzer bei 6.900 U/min. erhöhen, mit dem linken Fuß den extrem schmalen Druckpunkt der Kupplung suchen, ohne dass das Fahrzeug losrollt. Der Start wird anschließend nur über die Kupplung dosiert. Bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h hält der Fahrer die Vollgasstellung.

Je nach Übersetzung schaltet er dann - wie in der DTM üblich unter Vollgas - in den zweiten Gang. "Schließt man die Kupplung zu schnell, kann der Motor absterben. Das wäre das Schlimmste, wird aber bestimmt dem einen oder anderen passieren", so Joachim Winkelhock. Das Gegenteil sind wild durchdrehende Räder mit spektakulärer Rauchentwicklung. "Auch dann kann man zuschauen, wie die Konkurrenz rechts oder links an einem vorbei fährt."

Vergebliches Warten auf Grün

Nicht nur der GP-Start ist neu in der DTM, auch das Ampel-Signal. Wer auf Grün wartet, wartet vergebens. Fünf rote Signallampen leuchten auf, gehen nacheinander aus. Wenn keine mehr leuchtet, ist der Start frei - ganz wie in der Formel 1.

Sicherer und gerechter

Der stehende Start sorgt nicht nur für ein neues Spannungsmoment in der DTM, sondern bedeutet zudem einen höheren Sicherheitsfaktor im Vergleich zum bislang praktizierten fliegenden Start. "Das Tempo in der ersten Kurve ist geringer, weil die Autos bei Null starten und nicht schon mit 150, 160 km/h über die Startlinie fahren", verdeutlicht Volker Strycek. Und Timo Scheider ergänzt: "Es wird einfach nicht mehr so eng in der ersten Kurve, weil auch der Ziehharmonika-Effekt deutlich geringer ist."

Anders als beim fliegenden Start, bei dem vor allem jene Fahrer in den hinteren Reihen sich gerne einen unerlaubten Vorteil verschafft haben, können die Sportkommissare den stehenden Start weitaus besser kontrollieren. "Diese Startart ist nicht nur sicherer, sondern auch fairer für alle", sagt Manuel Reuter, in den beiden Vorjahren bestplatzierter Opel-Pilot. "Was natürlich nicht bedeutet, dass ein Startcrash ausgeschlossen ist. Gerade wenn jemand den Motor abwürgt, ist die Gefahr groß."

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