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Die „Tour der Leiden“

Die beiden österreichischen Vertreter Manfred Jurasz und Philipp Peter waren in Australien glücklos unterwegs, der Sieg ging an ein australisches Team.

motorline.cc

Das 24-Stunden-Rennen in Bathurst/Australien hätte der große Höhepunkt in der Motorsportkarriere des Manfred Jurasz werden sollen. Bei der Premiere im Vorjahr leckte er Siegerblut, wo der „schnellste Dachdecker Österreichs“ stundenlang das Feld anführte, ehe sein Teamkollege, kein Geringerer als David Brabham, der Sohn der F1-Legende Jack Brabham, den Tondach-Porsche mit einer gebrochenen Hinterachse in die Box zurückbrachte. Und der dritte Fahrer, Allan Grice, mit einem Crash in die Mauer den greifbar nahen Stockerlplatz endgültig zunichte machte.

Die zweite Auflage der 24-Stunden von Bathurst hätte also alle Wunden heilen sollen. Mit neuem Team (Graham Nash Motorsport aus England) und neuem Elan reiste der Leopoldsdorfer ins Land der Kängurus.

Doch schon im Training lief es nicht nach Wunsch für den Niederösterreicher. Manfred Jurasz durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. Nachdem es im ersten Abtasten recht gut begann, musste wegen einem gebrochenen Ventil beim Porsche 911 GT3 der Motor getauscht werden.

Regen am Mount Panorama verhinderte dann eine Verbesserung der Startposition. Als dann auch noch die Bremsscheiben zu Vibrationen führten, fand man sich im englischen Team von Graham Nash mit der sechsten Startreihe ab.

Der Wiener Philipp Peter und sein Teamkollege Klaus Engelhorn standen mit ihrem Ferrari zwei Reihen vor dem schnellen Tondach-Piloten in Reihe vier.

Das Rennen

Das Rennen begann bei Sonnenschein und traumhaft schönem Wetter. Doch schon nach ein paar Runden spielte der Wettergott verrückt, ein Regenschauer prasselte auf die 6,2 Kilometer lange Strecke nieder, einige Dreher und Ausrutscher waren die Folge.

Nach 2,5 Stunden Renndauer war der Spuk vorbei, die Sonne bohrte sich durch die dichte Wolkenschicht, die Strecke trocknete auf. Beim Niederösterreicher Manfred Jurasz erhellte sich die finstere Mine, denn auf dieser Berg- und Talbahn herrschte bei glitschiger Strecke äußerste Unfallgefahr.

Nach 6 Stunden Renndauer lag der Tondach-Porsche des Leopoldsdorfers in den Top Ten auf dem neunten Gesamtrang. Obwohl beim Fahrerwechsel ein kleines Missgeschick passierte, als Thomas Erdos das Funkkabel beim Aussteigen abriss, was dem Team fast zwei Runden Stehzeit in der Box einbrachte.

Ferrari-Fahrer Philipp Peter und sein Wiener Kollege Klaus Engelhorn hingegen waren zu diesem Zeitpunkt sehr gut unterwegs und setzten sich hinter die beiden führenden PS-Giganten von Holden, so heißt in Australien die Marke Opel, an die dritte Stelle.

Die „Tour der Leiden“

Doch erst jetzt begann die „Tour der Leiden“ für alle österreichischen Teilnehmer. Das Team des Langstreckenspezialisten aus Niederösterreich erwischte es als Erstes. Kaum hatte Manfred Jurasz das Steuer an siebter Stelle liegend seinem Kollegen Mike Newton übergeben, schüttete Petrus einen neuen Wolkenbruch auf den „Mount Panorama“.

Newton, auf Slicks zu schnell unterwegs, kreiselte aufgrund von Aquaplaning von einer Begrenzungsmauer zur anderen. Mit einer zertrümmerten Frontpartie kehrte der schwer beschädigte Tondach-Porsche in die Graham Nash- Box zurück. Das vorzeitige Aus schien festzustehen.

Zu dieser Zeit spulten Peter, Brabham und Engelhorn mit dem Ferrari ihre Runden weiterhin mit einer Runde Rückstand auf die Führenden Holden-Piloten als Dritte unangefochten ab.

Erinnerungen ans Vorjahr wurden im Österreicher-Lager wach, wo Jurasz und Brabham sogar Rennleader waren. Die Freude über den möglichen Stockerlplatz wehrte nur noch zwei Stunden. Zur Halbzeit des Rennens, so gegen zwei Uhr nachts, explodierte der Ferrari-Motor und Engelhorn rutschte am eigenen Öl in das Kiesbett. Ein vorzeitiges Ende mit der Erkenntnis: „So brutal kann Motorsport sein.“

Am Ende doch noch im Ziel

Manfred Jurasz kann davon ein Liedlein trällern, ihm spielte die Technik schon sehr oft bei Langstrecken-Klassikern einen Streich, so wie im Vorjahr auf dem Mount Panorama, wo er das Feld anführte oder vor zwei Jahren in Daytona Beach, wo der Leopoldsdorfer zwei Runden (!) vor der Zielflagge als Zweiter mit gebrochener Halbachse liegen blieb.

Doch es gibt nicht nur Schattenseiten im Motorsport, es scheint auch manchmal die Sonne für die begeisterten Lenkraddreher. So wechselte Jurasz nach dem Crash von Mike Newton ins bequeme Hotelbett, um seinen Frust im Schlafe abzubauen.

Um halb neun Uhr früh schreckte das Handy den „still“ vor sich herschlummernden Dachdeckermeister aus dem Schlaf. Teamchef Graham Nash rief zum Dienst, denn der Tondach-Porsche wurde in einer neunstündigen Spenglerschicht wieder zum Leben erweckt.

Am Ende reichte es gerade für den 30. Gesamtrang und den 7. in der Klasse, die „Tour der Leiden“ in Down Under hatte ein Ende.

Endergebnis nach 24 Stunden:

1. Holden Motorsport (Brock, Murphy, Bright, Kelly), Holden, 527 Runden
2. Just Car Insurance (Prettny, Tander, McConville, Richards), Holden, + 0,350 Sek.
3. Industry Central (Morris, Fitzgerald, Shearman, Teulan), Porsche 911, 515 Runden

weiters:

30. Graham Nash M. (Jurasz, Erdos, Newton, Wilson), Porsche 911, 280 Runden

nach 288 Runden ausgeschieden:

BE Racing (Brabham, Peter, Engelhorn, Montermini), Ferrari

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