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Herr Mosley sucht das Glück

In Monaco sprach FIA-Präsident Max Mosley über seine Reformrevolution. Ein Spagat zwischen Kostenreduktion und Belebung der Formel 1...

Michael Noir Trawniczek

In Monaco hat FIA-Präsident Max Mosley eine Pressekonferenz abgehalten. Im Vordergrund standen natürlich die Zukunft der Formel 1 und jene Reform, mit welcher Mosley die Formel 1 kostengünstiger und zugleich spannender gestalten möchte.

Zunächst jedoch wollte Mosley jenen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, welche behaupten, die seit 2003 tobende Reformierungswut des Briten würde etwas mit der Dominanz von Michael Schumacher zu tun haben. „Ich glaube nicht, dass die Dominanz von Michael Schumacher der Formel 1 schadet“, erklärte Mosley. „Das tut schon eher das aktuelle Renngeschehen. Die Rennen sind wegen der fehlenden Überholmanöver nicht mehr spannend genug. Wir müssen die Autos ändern.“

Zugleich müsse man die Kostenexplosion in den Griff bekommen. Mosley ist besorgt: „Die Scuderia Ferrari erklärte, dass sie unter bestimmten Umständen mit der Formel 1 aufhören würde. Das wäre eine große Tragödie für die Königsklasse. Zwei Basiselemente der Formel 1 sind einerseits das Team Ferrari und andererseits das Monaco-Rennen. Diese beiden Begriffe kennt man weltweit. Wenn wir die Kostenexplosion weiter zulassen, werden einige der Hersteller aufgeben.“

Mosley macht sich Sorgen. Um die Hersteller. Er will sie nicht verlieren. Er fühlt sich verantwortlich dafür, dass sie immer mehr Geld in die Formel 1 investieren.

Doch während Mosley am Freitag seine Sparambitionen predigt, erklären die Spitzentechniker der Formel 1-Teams am Tag zuvor, dass sie nicht an die Formel Sparefroh glauben. „Schließt man eine Tür, wird eine andere geöffnet“, zeichnet Toyota-Techniker Mike Gascoyne ein realistisches Bild eines Formel 1-Topteams. Man wird immer investieren, weil man immer siegen will. Es werden lediglich die Investitionsgebiete gewechselt.

Die Motorenfrage. Mosley sieht eine Mehrheit der Teams für eine Hubraumreduktion auf 2,4 Liter bei acht Zylindern. Diese Motoren sollen zwei Wochenenden über halten. Mosley sagt: „Die Kosten für die Motoren müssen sinken. Und wir versuchen, günstige Kundenmotoren zu garantieren.“

Die Testfahrten. Mosley stellte abermals klar, dass man die sündteuren Testfahrten einschränken müsse. Mosley spricht von 1000 Euro pro Testkilometer, er fordert eine Kilometerreduktion. Mit dem Ende des Reifenkriegs sollen die kolossalen Reifentestorgien ihr Ende finden.

Motoren-Haltbarkeitsregel und Testreduktion haben jedoch einen Haken: Die Akteure, also die Piloten, fahren immer weniger. Viel fahren bringt viel Vertrauen in das Arbeitsgerät. Viel Vertrauen in das Arbeitsgerät bringt wiederum Fahrspaß. Und Fahrspaß wiederum ist die Voraussetzung für herzhafte Manöver im Rennen. Diese herzhaften Überholmanöver jedoch werden immer seltener in der Formel 1.

“Überholen muss wieder leichter werden.“

Das weiß auch Max Mosley. Mittels aerodynamischer Einschränkungen und dem kompletten Verbot der elektronischen Fahrhilfen setzt Mosley die richtigen Akzente. Er sagt: „Überholen muss wieder leichter werden.“ Für ihn stellt sich das Problem folgendermaßen dar: „Das hintere Auto ist nicht schneller als das Auto in Front.“

Mosley stellt einen Vergleich mit der MotoGP-Serie in den Raum. Dort würden die Piloten auf einer Runde maximal zehn Prozent Vollgas geben, in der Formel 1 liege der Vollgasanteil bei 60 Prozent.

Ein Problem stellt die „Dirty Air“ dar. Im Windschatten des Vordermanns verliert der Verfolger aerodynamischen Anpressdruck. Doch dieser ist wesentlich, da man die Reifenauflagefläche mittels Rillen verkleinert hat und die Kurvenstabilität des Wagens stark von der Aerodynamik abhängig ist. Der Wagen des Verfolgers wird im Windschatten instabil. Jetzt wird sogar über eine Rückkehr zu profillosen Slicks gesprochen. Standardbremsscheiben sollen zudem die hyperkurzen Bremswege verlängern.

Die Abrüstung der Boliden ist nicht unumstritten. Williams-Technikchef Patrick Head spricht von einem „Formel 3000-Niveau“. Die Hersteller kämpfen um den Erhalt der Hochtechnologie. Das Publikum möchte wieder die pure Fahrkunst. Dass die Formel 1 ihren Status als Königsklasse verlieren könnte, befürchtet Mosley nicht: „Selbst wenn die Motoren sechs Rennen lang halten müssten, würden sie noch über 700 PS und rund 17.000 Umdrehungen pro Minute leisten.“

“Keine Diskussionen bei Standard-ECU und Einheitsreifen.“

Wurde die Mosley-Reform von den Teams bei einem FIA-Meeting prinzipiell angenommen, wird jetzt wieder diskutiert. Mosley lässt die Diskussionen zu. Doch bei den Themen Standard-ECU (Electronic Control Unit) und Einheitsreifen (nur ein Reifenlieferant) möchte Mosley keine Diskussionen hören. Der Brite erklärt, diese Bereiche seien fundamental für seine Reformpläne. Doch Beschlüsse benötigen wegen des Concorde-Abkommens eine Einstimmigkeit der Teambosse.

Deshalb sprach sich Max Mosley in Monaco dafür aus, das Concorde-Abkommen nach dessen Ablauf im Jahr 2007 nicht mehr zu verlängern. In der gegenwärtigen Situation muss Mosley auf die Zustimmung der Teambosse hoffen, denn er möchte einen großen Teil der Maßnahmen schon 2006 umsetzen.

“Qualifikationsmodus muss geändert werden.“

Einigkeit gibt es beim Qualifikationsmodus. „Der aktuelle Modus ist uninteressant und muss geändert werden“, sagt Mosley. Die Teams sollen „klare und einfache“ Vorschläge für einen neuen Modus unterbreiten.

Zum Abschluss erfreut Mosley die Journalisten mit seinem ganz persönlichen Wunsch-Qualifying: „Ich persönlich würde bevorzugen, dass die Piloten innerhalb einer Stunde auf die Strecke fahren und wer der Schnellste ist, steht auf Pole-Position. Ich hätte gerne ein großes Licht an den Autos, welches aufleuchtet, wenn der Pilot auf einer schnellen Runde ist. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob die Teams mit dieser Lösung einverstanden wären.“

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