Formel 1 Launches 2004 | 12.01.2004
Sauber präsentiert den neuen C23
Der neue Sauber C23 hat keine revolutionäre Frontpartie, soll aber eine solide Basis für zukünftige Entwicklungen darstellen.
In der Saison 2004 weht beim Schweizer Sauber Petronas Team im wahrsten Sinne des Wortes ein frischer Wind: Denn voraussichtlich noch im Februar werden die Ingenieure ihre Arbeiten im neuen, topmodernen Windkanal unmittelbar neben der Fabrik in Hinwil aufnehmen können und mit der aerodynamischen Weiterentwicklung des am heutigen Montagabend im Salzburger Hangar-7 präsentierten Sauber Petronas C23 beginnen können. Die technisch hoch stehende Anlage soll hierbei mithelfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und die Stellung des Teams langfristig zu stärken.
In die gleiche Richtung zielt auch die neu definierte Motorenpartnerschaft mit dem langjährigen Partner Petronas. Denn zum ersten Mal wird das Schweizer Team in dieser Saison nicht die Vorjahres-Triebwerke der Scuderia Ferrari nutzen, sondern die gleichen Aggregate wie Ferrari verwenden dürfen.
Mit Giancarlo Fisichella und Felipe Massa hat das Team zudem zwei neue, viel versprechende Fahrer unter Vertrag genommen - einen aus acht Formel-1-Saisons erfahrenen Routinier – der im vergangenen Jahr beim Chaosrennen in Brasilien seinen ersten Grand Prix Sieg feiern konnte - sowie einen jungen, hoch talentierten Rückkehrer, der als Testpilot bei Ferrari gereift ist und inzwischen das Rüstzeug für höhere Aufgaben erworben haben soll.
Trotz dieser positiven Vorzeichen hält sich Teamchef Peter Sauber mit Prognosen zurück: „Unser Ziel ist es, unsere Performance deutlich zu steigern. Wie gut uns das gelingen wird, wird vor allem davon abhängen, wie schnell wir in der Lage sein werden, die Erkenntnisse aus dem neuen Windkanal auf der Strecke umzusetzen. Mit sieben Werksteams von Automobil-Weltkonzernen ist der Konkurrenzkampf in der Formel 1 härter denn je. Zudem sind die Budgets in der jüngsten Vergangenheit geradezu explodiert.“
„Das ganze Team ist hoch motiviert“, fasst Teamchef Peter Sauber zusammen. „Wir wollen uns selber und unseren Partnern beweisen, dass wir auch als unabhängiges Team in der Lage sind, gegen die sieben Automobilhersteller zu bestehen. Das ist keine leichte Aufgabe, aber wir sind bereit, diese Herausforderung anzunehmen.“
Der C23 – Gute Basis mit viel Entwicklungspotenzial
Bei der Konzeption des neuen Sauber Petronas C23 wählte der Technische Direktor Willy Rampf einen pragmatischen Ansatz, indem er sich dazu entschied, sich dem Konzept des besten Autos im Feld anzunähern: „Nachdem wir mit dem veränderten Heck des C22 im Laufe der Saison 2003 bereits einen ersten erfolgreichen Schritt in diese Richtung gemacht hatten, entschlossen wir uns dazu, beim C23 ebenfalls diesen Weg zu gehen.“
Rampf weiter: „In der Saison 2003 wurde uns schnell klar, wo unsere Schwachstelle lag. Da unser neuer Windkanal erst nach dem Roll-Out des C23 betriebsbereit sein wird, mussten wir einen Weg finden, dennoch ein Auto bauen zu können, das eine optimale Basis für die Weiterentwicklung im Lauf der Saison bildet. Auf diese Weise konnten wir unser angestrebtes Ziel erreichen.“
Auf der mechanischen Seite wurde der Entwicklungsschwerpunkt auf eine weitere Steigerung der Komponentensteifigkeit ohne Gewichtserhöhung gelegt. „Bereits beim C22 konnten wir mit viel Ballast fahren. Das ergibt nicht nur einen tiefen Schwerpunkt, sondern erlaubt auch eine hohe Flexibilität bei der Gewichtsverteilung, was für die künftige Reifenentwicklung von zentraler Bedeutung ist“, erklärt Rampf. Dass das Gewicht des C23 dennoch gesunken ist, liegt am völlig neuen Petronas-Motor, der leichter als das im letzten Jahr von Sauber verwendete Exemplar ist.
Im Bereich der Vorderradaufhängung entschied man sich für eine Abkehr von der Doppelkiellösung. Die vorderen unteren Querlenker sind jetzt an einem zentralen Anlenkpunkt befestigt. Rampf: „Auf der Suche nach mehr Steifigkeit ist das einer jener Punkte, die entscheidende Vorteile bringen.“
Dem neuen Reglement entsprechend musste die Motorabdeckung in der Seitenansicht deutlich größer werden, um eine genau definierte Fläche nicht zu unterschreiten.
Die inneren Anlenkpunkte der Hinterradaufhängung sind durch den Petronas-Motor und das Ferrari-Siebengang-Getriebe gegeben, welches die Schweizer in diesem Jahr ebenfalls zum ersten Mal einsetzen werden. Bei den außen liegenden Komponenten wie Radträgern und Radnaben handelt es sich um Weiterentwicklungen aus dem C22. Ziel war auch hier das Erreichen einer noch höheren Steifigkeit.
Völlig andere Voraussetzungen gelten aufgrund von Reglementsänderungen für den Heckflügel, der anstelle von drei nur noch zwei obere Elemente besitzen darf. Neu sind auch die um 100 Millimeter nach hinten verlängerten Flügelendscheiben. „Durch die Reduktion der Anzahl der Elemente wird der maximale Abtrieb des Heckflügels und damit des gesamten Autos spürbar reduziert. Diese Reduktion wird dazu führen, dass die Piloten auf den meisten Strecken gezwungen sein werden, maximalen Abtrieb zu fahren. Rampf: „Der ganze Heckflügel-Bereich wird deshalb bei der Weiterentwicklung im Laufe des Jahres eine wichtige Rolle spielen.“
Durch den frühen Roll-Out-Termin am kommenden Mittwoch, den 14. Januar in Valencia, werden die Sauber-Ingenieure ausreichend Zeit haben, den neuen C23 ausgiebigen Tests zu unterziehen, um beim Saisonauftakt Anfang März in Melbourne bestens vorbereitet an den Start gehen zu können.
„Ich werde das neue Auto übermorgen Mittwoch in Valencia zum ersten Mal fahren können. Dass dieses Datum mit meinem 31. Geburtstag zusammen fällt, betrachte ich als gutes Omen.“ Optimistisch zeigt sich auch Rückkehrer Felipe Massa: „Ich habe in dem Jahr als Testfahrer bei Ferrari eine Menge gelernt und bin jetzt bereit, dieses Wissen auf der Strecke umzusetzen.“
Der Petronas 04A – Ein neues Kapitel einer Erfolgsgeschichte
Die äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Sauber Team und der ruhmreichen Scuderia Ferrari wird auch in der Saison 2004 fortgesetzt und geht dabei bereits ins achte Jahr. Hierbei werden in Maranello im Auftrag von Petronas im Laufe der Saison 2004 rund 35 neue Triebwerke aufgebaut.
Neu an der Kooperation ist, dass es sich bei den Petronas-Motoren erstmals nicht um Triebwerke handelt, die auf dem Vorjahres-Aggregat basieren, sondern dass es die gleichen Typen des 10-Zylinders sind, wie sie auch Ferrari verwendet. Gemäß dem neuen Motorenreglement, sind diese so konstruiert, dass ihre Laufleistung für die Dauer eines ganzen Rennwochenendes ausreicht.
Osamu Goto, Head of Powertrain bei Sauber Petronas, sagt: „Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ferrari fortsetzen können und erstmals die gleichen Motorentypen wie Ferrari erhalten. Obwohl aufgrund der Reglementsänderung die Laufleistung deutlich erhöht wurde, konnte das Gewicht nochmals erheblich reduziert werden, was der Performance des C23 zugute kommt.“
Die besten Fotos von der Präsentation finden Sie hier!
Die technischen Daten des Sauber Petronas C23
Offizielle Bezeichnung: SAUBER PETRONAS C23
Chassis: Kohlefaser-Monocoque
Radaufhängung: Obere und untere Querlenker (vorne und hinten), innen liegende, über Druckstreben aktivierte Federn und Dämpfer (Sachs Race Engineering)
Bremsen: Sattel mit sechs Kolben (vorne und hinten), Beläge und Scheiben aus Kohlefaser (Brembo)
Kraftübertragung: 7-Gang-Getriebe, längsgerichtet (Ferrari), Kohlefaserkupplung (AP)
Chassis-Elektronik: Magneti Marelli
Reifen: Bridgestone (vorne 265/55R13 / hinten 325/45R13)
Räder: OZ (vorne 12J-13 / hinten 13.7J-13)
Abmessungen:
Länge: 4600 mm
Breite: 1800 mm
Höhe: 1000 mm
Spurweite vorne: 1470 mm
Spurweite hinten: 1410 mm
Radstand: 3120 mm
Gewicht: 600 kg (inklusive Fahrer, Fahrzeug fahrfähig, Tank leer)
Motor: PETRONAS 04A
Zylinderzahl: V10
Hubraum: 2997 ccm
Zylinderblock: Aluminium
Hauptlager: 6
Anzahl Nockenwellen: 4 OHC
Nockenwellenantrieb: Zahnräder
Anzahl Ventile: 40
Ventilsteuerung: pneumatisch
Zündung: Magneti Marelli
Kraftstoff-Einspritzung: Magneti Marelli