MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Jaguar präsentiert den R5

Am Sonntag fand der 2. Teil des großen Launch-Wochenendes statt: Nach Toyota stellte nun auch Jaguar seinen neuen Boliden für die Saison 2004 vor.

Michael Noir Trawniczek

Was einem auf den ersten Blick ins Auge springt, ist die neue Lackierung des Boliden, welche Sponsor HBSC einen prominenten Platz einräumt. Wie schon im Vorfeld bekannt wurde, ist die Nase des R5 ein wenig schlanker gehalten als beim Vorgänger. Ansonsten aber hat Jaguar wie auch Toyota den Weg der sanften Weiterentwicklung gewählt.

Die von Jaguar propagierte Design Philosophie bei der Entwicklung des R5 basiert auf einem in der gegenwärtigen Formel 1 alles andere als unwesentlichen Element – der Personalpolitik respektive deren Stabilität. Jaguar scheint dazugelernt zu haben. Aerodynamik-Chef Ben Agathangelou sagt: „Wir haben so viel aus unserem Vorgängermodell R4 gelernt, wo wir eine wenig riskante, konventionelle Arbeit an den Tag legten. Und jetzt, da wir in all unseren Abteilungen Stabilität haben, erhielten wir die Chance, wirklich hart dafür zu kämpfen, dass der R5 eine große Verbesserung darstellt. Das war wirklich lehrreich für mich, denn es war das erste Mal, dass wir mit dem R4 ein Auto hatten, in welches wir Vertrauen entwickeln konnten und welches wir wirklich gut zu verstehen lernten. Und das wiederum bedeutete, dass wir das Konzept verfeinern und weiterentwickeln konnten, ohne dabei Risiken eingehen zu müssen, wie das früher der Fall war.“

Aus der Aussage des Meisters der Luftströme kann man also schließen: Jaguar genießt augenblicklich Stabilität auf allen Ebenen. Beim Fahrzeug, weil man mit dem R4 eine funktionierende Basis hatte, die man ausformen konnte. Und ein Ende des Köpferollens. In der Presseaussendung heißt es auch: „Weil alle Köpfe der Jaguar-Abteilungen bereits am Beginn der letzten Saison auf ihrem Platz waren, konnten wir mit dem Designprozess wesentlich früher beginnen.“ Managing Director David Pitchforth ergänzt: „Im Gegensatz zu den früheren Autos von Jaguar Racing konnten wir den R5 bereits Mitte Dezember des Vorjahrs fertig stellen. Da wir den R5 aber erst im Januar auf die Strecke brachten, hatten wir ein volles Monat Zeit, um die Systeme abzuchecken.“

Ben Agathangelou sagt: „Letztes Jahr beschrieben wir den R4 mit den Worten ‚Back To Basics’. Das ist beim R5 nicht so einfach zu sagen.“ Jaguar betrachtet den R5 als zweite Evolution: „Der Ferrari, der die letzten Jahre über dominierte, stellte das Ende eines fünfjährigen Entwicklungskreislaufs dar. Unser Wagen ist erst die zweite Stufe. Daher brauchten wir ein sicheres Konzept, wir wollten keinerlei aerodynamische Risiken eingehen.“

Nicht ganz so sanft gestaltete sich die Entwicklung des Cosworth CR6-V10-Motors – der Grund liegt auf der Hand: Die neue Motoren-Regel. Doch auch der neue Motor ist eine Weiterentwicklung des Vorgängers. Der Technische Direktor von Cosworth Racing, Nick Hayes, erklärt:

„Der CR6-V10 ist eine Weiterentwicklung der Maschine, die wir im vergangenen Jahr eingesetzt haben, daher blieben wir auch beim 90 Grad-Zylinderwinkel. Aber wir haben eine höhere Lebensdauererwartung, aufgrund der neuen Regel, welche bedeutet, dass wir über ein Grand Prix-Wochenende nur eine Maschine einsetzen dürfen. Zuvor hat der Motor rund 450 km gehalten, jetzt müssen es 800 km sein und das bedeutete eine Menge Arbeit, da wir neben der Performance auch die höhere Lebensdauer zu garantieren hatten. Viele Komponenten einer 2003er Maschine würden nicht länger als ein Rennen durchhalten. Die Aufgabe bestand darin, herauszufinden, wie wir die Lebensdauer der Teile verlängern können, ohne dabei die Performance zu verletzen. Die kommende Saison wird eine große Herausforderung darstellen – für alle Motoren am Grid.“

Shooting Star Mark Webber, der 2004 sein zweites Jahr bei Jaguar bestreitet, saß bereits am beginn der Woche im neuen R5, bei einem Funktionstest im belgischen Lommel. Ein sogenannter Straight Line-Test, bei dem eine Gerade auf und ab befahren wird. Webber berichtet: „Ich hatte letzte Woche die Gelegenheit, mit dem R5 einen Straight Line-Test durchzuführen, und die ersten Resultate waren erfreulich. In diesem Jahr müssen wir an unserer Renn-Performance arbeiten, da wir hier im letzten Jahr Schwächen hatten.“ Webber erhofft sich aufgrund der neuen Motoren-Regel einen Vorteil:

„Manche Teams mögen damit am Beginn der Saison Probleme haben. Wir sollten in der Lage sein, daraus Kapital zu schlagen.“ Doch schon der Cosworth-Motor des Vorjahrs war nicht unbedingt der zuverlässigste. Die ersten Rennen werden zeigen, wie gut man bei Cosworth seine Hausaufgaben erledigt hat.... Auf dem Prüfstand steht bei den Raubkatzen auch der 20jährige Österreicher Christian Klien, der die Nachfolge seiner unglücklichen Vorgänger Antonio Pizzonia und Justin Wilson antritt:

„Ich hätte mir keine bessere Möglichkeit für den Beginn meiner Formel 1-Karriere zu wünschen getraut. Ich habe eine sehr steile und harte Lernkurve vor mir, aber die Unterstützung im Team ist unglaublich. Und mit Mark habe ich nicht nur einen sehr schnellen Teamkollegen, sondern auch jemanden, der ein toller Teamplayer ist. Ich kann es nicht mehr erwarten, in das neue Auto zu steigen, in den nächsten sechs Wochen kommt einiges an harter Arbeit auf mich zu, aber das ist es, wovon ich immer schon geträumt habe.“

Bei Jaguar ist man sich darüber im Klaren, dass nun, nachdem man zu einer Teamstabilität gefunden habe, „die Arbeit erst so richtig beginnen“ werde, wie es in der Aussendung heißt. CEO Tony Ournell schätzt, dass man bei Jaguar erst 30 Prozent des Weges zurückgelegt habe, welcher die Raubkatzen zum Erfolg führen soll. Bei Cosworth und der hauseigenen Elektronikschmiede PI Research würde harte Arbeit bevorstehen. Einmal mehr betont man, dass der „am Beginn der letzten Saison eingeschlagene Weg korrekt war“ und dementsprechend fortgesetzt werde.

Fotos der Präsentation finden Sie in der rechten Navigation!

Jaguar R5 – Technische Daten:

Chassis: Verbundstoff Monocoque Struktur
Kraftübertragung: Jaguar Siebengang Getriebe, der Länge nach montiertes Hochdruck-Hydrauliksystem
Kupplung: AP Racing Pull-type Kupplung mit dreifacher Lamellierung
Ölsystem: Mit Castrol Fluid Technologie
Vorderradaufhängung: gegossene Titaniumaufhängungen, untere und obere Querlenker, Drehstäbe und Stabilisatoren, Dämpfer von Koni
Hinterradaufhängung: gegossene Titaniumaufhängungen, untere und obere Querlenker, Spiralfedern und Stabilisatoren, Dämpfer von Koni
Bremsen: AP Racing Lithium-Legierung, Sechskolben-Bremssättel, Carbon Industrie oder Brembo Kohelfaser-Bremsscheiben
Vorderräder: OZ Racing, 12,7 inch x 13 inch
Hinterräder: OZ Racing, 13,4 x 13 inch
Reifen: Michelin
Elektronik: PI ‚VCS’ System, integriertes Motor- und Chassis-Kontrollsystem

Cosworth CR-6 V10 – Technische Daten:

Bauart: 10-Zylinder-V-Saugmotor
Bankwinkel: 90 Grad
Hubraum: 2.998 ccm
Anzahl der Ventile: 40
Maximale Drehzahl: rund 18.000 U/min
Maximale Motorkraft: keine Angabe
Konstruktion: Aluminiumblock und Zylinderköpfe, Kolben aus Aluminiumlegierung, Kurbelwelle aus Stahl
Motormanagement: PI Research
Zündsystem: Cosworth Racing
Zündkerzen: Champion
Treibstoff: Castrol Racing Fuel
Gewicht: keine Angabe

News aus anderen Motorline-Channels:

Formel-1-Launches 2004

- special features -

Weitere Artikel:

Gewinne Tickets für die Rennwoche am Nürburgring

Kartenverlosung: 24h Nürburgring 2025

Mit Motorline mittendrin in der Startaufstellung auf der Start-/Ziel-Geraden vor dem Rennen: Wir verlosen Top-Tickets samt Fahrerlager-Zugang für die Rennwoche des Vollgas-Spektakels im Juni 2025

Vorschlag für mehr Spannung

Alle drei Reifen-Mischungen als Pflicht?

Die Diskussionen um den niedrigen Reifenverschleiß und die "Dirty Air" gehen weiter: George Russell hat eine Idee, Routinier Fernando Alonso winkt hingegen ab

GP von Saudi Arabien: Bericht

Piastri gewinnt vor Verstappen!

Max Verstappen liefert beim Rennen in Dschidda mehr Gegenwehr als erwartet, wegen einer Zeitstrafe ist er aber gegen Oscar Piastri letztendlich chancenlos

Suzuka steht Kopf: Verstappen holt Pole für Honda mit einer Runde für die Ewigkeit, schlägt die starken McLaren-Fahrer und tröstet über Tsunodas Q2-Aus hinweg

Rallycross: Wachauring

Spannung vor dem Saisonstart

Mit Spannung wird das erste Rennen der österreichischen Staatsmeisterschaft am 26. und 27. April am Wachauring in Melk erwartet. Mit den Piloten der FIA Zentraleuropa-Meisterschaft stehen europäische Toppiloten in der Wachau an der Startline.