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"Ich hoffe, dass es 2008 ein F1-Cockpit für mich gibt!"

Im 2. Teil des motorline.cc-Exklusivinterviews spricht Andi Zuber über Dubai, seine GP2-Kollegen und Trainer - und natürlich die Formel 1.

Michael Noir Trawniczek

Deine Gegner in der GP2 sind künftige, aber auch ehemalige Formel 1-Piloten. Gimmy Bruni, Giorgio Pantano und Timo Glock - glaubst du, dass es einer von den dreien wieder zurück in die F1 schafft? Gibt es einen Weg zurück?

Es gibt einen Weg zurück, aber der ist sehr steinig. Ich glaube, dass Bruni und Pantano in die Champ Car-Serie wechseln werden und Glock ein Testcockpit in der Formel 1 bekommen wird. Er ist ein guter Freund von mir - deswegen gönne ich es ihm auch.

Lewis Hamilton und Nelson Piquet Jr. werden allgemein als künftige F1-Fahrer betrachtet - wer hat, außer dir selbst, noch das Zeug zum F1-Piloten?

Lewis und Nelson wurden auf die Formel 1 hin gezüchtet, sie sind auf alle Fälle Riesen-Talente, die auch in die F1 gehören und die dort wieder ein bisschen Pep reinbringen werden. Ich glaube, dass viele GP2-Piloten das Zeug zum F1-Fahrer haben. Leute wie Franck Perera, Michael Ammermüller oder Ernesto Viso kann man der Formel 1 immer ein Cockpit anvertrauen. Die sind clever und sauschnell. Schade nur, dass es Paydriver in der F1 gibt, die Plätze bräuchte man für richtige Talente.

Alex Wurz hat nach langjähriger Tätigkeit als Testpilot den Sprung zurück ins Grand Prix-Cockpit geschafft. Wäre der Job des Testpiloten in der Formel 1 für dich eine Option? Würdest du lieber für ein Topteam testen oder bei einem Team wie Midland Rennen bestreiten?

Ich würde natürlich lieber Rennen fahren - aber bei einem Top-Team als Testfahrer Erfahrungen zu sammeln, ist dann doch sinnvoller. Ich will ja auch irgendwann erfolgreich sein und nicht um letzte Startplätze kämpfen.

Dein Lieblingsgetränk ist Red Bull, heißt es auf deiner Website. Dabei bist du gar nicht im Juniorkader der roten Bullen vertreten, sondern gehst einen eigenen Weg. Hattest du jemals Kontakt zu Red Bull? Hat es sich einfach nicht ergeben oder wolltest du bewusst einen eigenen Weg beschreiten? Wie schwierig war/ist es für dich, Sponsoren zu finden? Bist du auch deshalb nach Dubai gezogen?

Ich wohne und lebe in Dubai, die Leute dort sind sehr sportbegeistert und helfen mir in allen Bereichen weiter, speziell im Motorsport fand ich dort die Unterstützung, auf die ich immer gewartet habe. Ich bin natürlich auch auf mich selbst stolz - darauf, dass ich es überhaupt in die GP2 geschafft habe, ohne Manager.

Es war ein harter und steiniger Weg, aber ich habe es geschafft. Sponsoren sind sehr hart zu finden. Letztes Jahr hatte ich mit Red Bull-Motorsportbetreuer Dr. Helmut Marko losen Kontakt, es hat sich aber nie etwas konkretes ergeben - und deswegen konzentrierte ich mich auf Dubai beziehungsweise auf den Markt der United Arab Emirates.

Du hast mit Walter Penker und Erwin Göllner zwei erfahrene "Kapazunder" für dich gewinnen können - wie ist dieser Kontakt zustande gekommen? Bist du auf sie zugegangen?

Den Walter kenne ich schon sehr lange, er ist mit mir durch dick und dünn gegangen und hat mich auch in schlechten Zeiten unterstützt - das schätze ich bei einem Menschen sehr. Er ist der beste Coach, den es gibt. Den Erwin habe ich im Jahr 2004 durch meinen Teamkollegen Nico Rosberg in der Formel 3 kennen gelernt.

Er hat dort ab und zu trainiert und ich bin ihm gefolgt. 2005 war ich Stammkunde bei ihm und trainierte für die World Series by Renault. Seit sich Erwin von Jacques Villeneuve getrennt hat, ist er mit mir unterwegs. Er ist ein Mann mit viel Erfahrung und ein klasser Kerl - wie Walter, die passen perfekt zusammen.

Nochmals Dubai: Der Scheich von Dubai ist ja auch dem Motorsport zugeneigt - gibt es da Kontakte? Ein Freund von mir war ein paar Wochen in Dubai und schwärmt seither von der Aufbruchsstimmung, die dort herrscht, und von den vielen Möglichkeiten, die man dort haben soll, wenn man Ideen entwickelt. Spürst du das auch? Bist du auch ein "Dubai-Freak"?

Ja - klar bin ich ein Dubai Freak. Es gibt dort ein riesiges Potenzial, das man ausnutzen muss. Es ist noch dazu wunderschön in Dubai und nahezu alle Einwohner sind sportbegeistert. Ich habe Kontakte zu ziemlich allen dort. Ich fühle mich sehr wohl in Dubai.

Gleich noch einmal Dubai: Du fährst mit einer von Dubai ausgestellten Lizenz, bei der Siegerehrung in Istanbul wolltest du eigentlich, dass man die österreichische Hymne abspielt, doch diese war nicht vorhanden. Hat man dafür Gründe genannt? Haben die Veranstalter die Österreicher, dich und Christian Klien, unterschätzt - nach dem Motto: "Die g'winnen eh nix'"?

Nein, ich glaube, dass sie die österreichische Flagge und Hymne schon hatten, aber wegen meiner Lizenz nicht spielen durften. Ich wusste ja im Vorfeld, dass die Dubai-Hymne gespielt beziehungsweise die Dubai-Flagge gehisst wird. Aber die hatten sie nicht parat! Deswegen hatte ich ihnen gesagt: "Dann spielt doch die österreichische Hymne und nehmt die österreichische Fahne!" Aber das durften sie leider nicht...

Stichwort Christian Klien. Was sagst du zu der jüngsten Entscheidung bei Red Bull Racing? Hast du Kontakt zu Christian oder Alex Wurz? Holst du dir den einen oder anderen Tipp im Formel 1-Fahrerlager, auch z.B. von Gerhard Berger oder Niki Lauda?

Ich kenne den Christian aus unserer gemeinsamen Zeit in der Formel 3. Aber seitdem hatte ich wenig Kontakt mit ihm. Deswegen kann ich zur Entscheidung von Red Bull Racing keinen Kommentar abgeben - weil ich von den Hintergründen zu wenig mitbekommen habe. Den Alex und den Niki kenne ich leider noch nicht. Tipps hole ich mir natürlich gerne, aber die bekomme ich meistens dann doch von meinem Coach Walter Penker. Den Gerhard kenne ich leider auch nicht sehr gut - aber ich habe mit ihm kurz in Istanbul geplaudert. Ein super Typ.

Eine persönliche Frage: Dein Bruder Christian, dem du deine Siege widmest, liegt seit zehn Jahren im Wachkoma. Vor seinem Unfall mit dem Privatauto war er ein erfolgreicher Rennfahrer - trotzdem hast auch du mit dem Motorsport begonnen. Du siehst deinen Bruder regelmäßig - überkommt dich da nie die Angst, dass dir auch etwas zustoßen könnte? Oder bist du der Meinung, dass der Motorsport sicherer ist als der öffentliche Straßenverkehr?

Also der Motorsport ist sicherer als der Straßenverkehr, keine Frage. Im Motorsport bist du zwar schneller unterwegs, aber du weißt, dass du 25 andere professionelle Piloten um dich hast, die keine gefährlichen Sachen machen. Im Straßenverkehr begegnest du jedem. Im Motorsport hast du auch Sicherheitsvorkehrungen wie Helm, H-Gurt und so weiter, die das Risiko schon um vieles verringern. Und wegen all dieser Gründe habe ich auch keine Angst. Mir ist schon klar, dass immer irgendetwas passieren kann - aber das gehört zu unserem Geschäft...

Deine Homepage ist sehr empfehlenswert, eigenständig. Das Intro ist ziemlich witzig - in wie weit bist du selbst an der Gestaltung beteiligt? Welchen Stellenwert nimmt für dich das Medium Internet ein?

Das Internet ist heutzutage sehr wichtig. Wenn zum Beispiel ein Sponsor Interesse zeigt oder ein Fan Infos über mich haben will, schaut er auf meine Seite www.andreas-zuber.com und erfährt dort fast alles, was er wissen möchte. Das Design habe ich zusammen mit unserer Kollegin von Trident Racing gemacht. Ich finde die Seite toll - weil sie durch den Einsatz vieler Fotos auch sehr persönlich wirkt.

Bleibt noch die Frage aller Fragen: Wann werden wir dich in der Formel 1 sehen?

Wenn ich 2007 in der GP2 erfolgreich bin, wird es für mich bestimmt einfacher, im Jahr 2008 in die Formel 1 zu wechseln. Ich hoffe einfach mal, dass dann ein Platz für mich frei sein wird...

Teil 1 des Andi Zuber-Interviews finden Sie in der Navigation rechts.

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