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Formel 1: Hintergrund

Wintertests - die sechs Erkenntnisse

Testfahrten interpretieren ist wie Kaffeesudlesen - dennoch gibt es ein paar Anhaltspunkte, um die neuen Kräfteverhältnisse zu erahnen...

Michael Noir Trawniczek

Die winterlichen Testfahrten haben, abgesehen von privaten Tests der Krisen-Teams Honda und Super Aguri, ein Ende gefunden - nun wird das Equipment nach Melbourne geflogen, wo in zwei Wochen das Training für den Grand Prix von Australien aufgenommen wird.

Testfahrten interpretieren ist so ähnlich wie Kaffeesudlesen - andererseits gibt es doch einige Anhaltspunkte, womit sich zumindest vage Erkenntnisse aus den unzähligen Testrunden ziehen lassen.

Erkenntnis 1: Team-WM bleibt vorerst Zweikampf

Zwei Teams wollten an sich vorrücken und um Siege kämpfen:

- BMW Sauber möchte 2008 den ersten Sieg erringen, doch der F1.08 konnte bislang noch nicht überzeugen. Das neue Fahrzeug soll sehr komplex sein, Fahrer und Ingenieure hatten bis zuletzt Probleme, das Optimum aus dem Paket heraus zu holen. Zumindest am Saisonbeginn wird BMW Sauber nicht an der Spitze zu finden sein.

- Renault erhoffte sich gleich zwei Gründe, den im Vorjahr verlorenen Boden wieder gut zu machen. Die Umstellung von Michelin- auf Bridgestone-Reifen sollte nach einem harten Lehrjahr kein Problem mehr darstellen, auch das Verbot des Massedämpfers im Herbst 2006 müsste eigentlich längst verkraftet worden sein. Und schließlich ist jener Mann wieder im Team, der mit Renault zweimal Weltmeister wurde. Doch auch Fernando Alonso musste bei den Tests einsehen, dass es länger dauert, einen Rückstand einzuholen.

So werden also weiterhin Ferrari und McLaren-Mercedes um Siege und Spitzenplätze kämpfen. Dahinter wird es sehr eng.

Erkenntnis 2: McLaren und Ferrari im Wechselspiel

Die einen glauben an eine rote, die anderen an eine silberne Übermacht. Beide Teams konnten im Winter mit Bestzeiten glänzen. Und weil sich die Dinge offenbar doch nicht so schnell ändern, wird es wohl so sein wie im vorigen Jahr, als die beiden Topteams einander abwechselten - streckenspezifisch lag einmal McLaren, dann wieder Ferrari vorne. Warum sollte das 2008 anders sein?

Erkenntnis 3: Auch die Fahrer-WM könnte ein Zweikampf werden

Während im Vorjahr in beiden Topteams die Kräfte ausgeglichen waren, scheint zumindest bei McLaren-Mercedes Lewis Hamilton klar die Oberhand über Heikki Kovalainen zu haben. Bei Ferrari wird sich noch herausstellen, ob Felipe Massa gegen den gestärkten, selbstbewussten Kimi Räikkönen noch etwas ausrichten kann. Kann er es nicht, wird er wie einst Rubens Barrichello abgestempelt, als ewige Nr. 2. Dann also würde sich der Kampf um die WM-Krone zu einem Duell Räikkönen gegen Hamilton zuspitzen.

Erkenntnis 4: Hinter den Topteams wird es eng

BMW Sauber läuft bislang nicht nur dem Ziel hinterher, ein Siegerteam zu werden - man hat, zumindest im Winter, auch die Rolle als "dritte Kraft" verloren. Um dieses Prädikat kämpfen zurzeit neben BMW auch noch Renault, Red Bull Racing und Williams.

Erkenntnis 5: Force India könnte rote Laterne abgeben

Bei den Tests zumindest konnte das neu übernommene Team immer wieder mit ansehnlichen Zeiten glänzen. Die Rechnung, mit Giancarlo Fisichella einen mehrfachen Grand Prix-Sieger an Bord zu holen, scheint aufzugehen. Adrian Sutil und "Fisico" puschen einander zu Höchstleistungen. Möglicherweise wird Force India schneller die rote Laterne abgeben, als dies Honda lieb ist.

Erkenntnis 6: Honda weiterhin ein Krisenherd

Bei den abschließenden Barcelona-Tests war der Rückstand der Werks-Honda frappierend - auch sonst lagen die Boliden im "Retro-Umwelt-Look" stets am Ende der Zeitenliste. Sollte der RA108 abermals ein Fehlgriff sein, können auch Ross Brawn und Alex Wurz nur mit Wasser kochen und für die Zukunft wichtige Erkenntnisse ziehen. Es ist zu befürchten, dass es 2008 noch weiter bergab geht, dass die Talfahrt 2007 erst begonnen hat. Derzeit würde es wenig überraschen, wenn Honda die rote Laterne übernehmen sollte. Bleibt noch offen, ob und wie man in dieser schweren Zeit dem Kundenteam Super Aguri unter die Arme greifen wird...

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