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Zuber 2008

Andi Zuber im Gespräch mit motorline.cc

Andi Zuber hat sein Programm für 2008 vorgestellt - im motorline-Talk spricht er über seine Ziele und die Faszination eines F1-Boliden.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: GP2 Media Service, Photo 4

Im Wiener Lusthaus lud Andreas Zuber die Motorsportjournalisten zu einem feinen Buffet, um sein Programm für 2008 vorzustellen. Just am gleichen Tag, am frühen Morgen, wurde bekannt, dass Honda-"Superhirn" Ross Brawn den zuvor Formel 1-müden Alex Wurz als Testpilot an Bord holen konnte - ein Job, auf den auch Andi Zuber gehofft hatte. Doch der "waschechte Steirer", wie er sich trotz Lizenz aus Dubai bezeichnete, hofft noch immer, bei den Japanern unterzukommen. Schließlich gibt es immer noch die Möglichkeit, dass Honda einen zweiten Testfahrer einstellt - vor allem dann, wenn jene Regel in Kraft treten sollte, wonach jenen Teams, die Rookie-Testpiloten einsetzen, zusätzliche Testkilometer eingeräumt werden.

Während Zuber in Sachen Formel 1 noch bis spätestens Mitte Februar zuwarten muss, konnte er sich in der "kleinen Formel 1", der GP2, sein Team aussuchen. Bei den Tests im Dezember ist er "wie ein Hase von Team zu Team gehüpft" - und war stets ganz vorne im Timetable vertreten. Obwohl sein Team isport mit Timo Glock den Meister stellte, entschied sich Zuber für das Minardi Piquet Team - im Rahmen der Pressekonferenz erklärte er seine Beweggründe: "Bei isport sind ein paar Dinge falsch gelaufen, da war ich nicht so zufrieden - deshalb haben meine Sponsoren und ich schon frühzeitig entschieden, dass wir das Team verlassen werden. Außerdem habe ich gehört, dass der Bruno Senna dort fahren wird - das ist natürlich eine politische Kanone - wenn du sein Teamkollege bist, dann tust du dir, so glaube ich, ziemlich schwer. Einen Namen wie Senna, den möchten natürlich viele Leute in der Formel 1 sehen - das war auch ein Grund, warum ich mich entschieden habe, das Team zu verlassen. Aber es war nicht der Hauptgrund."

Die GP2 wird 2008 ein neues Einheitsauto erhalten - auch das sieht Zuber positiv: "Das ist eine Weiterentwicklung des alten GP2-Autos - die Aerodynamik wurde verbessert, und die Standfestigkeit - was für mich sehr wichtig ist. Wenn ich einmal eine Saison habe ohne technische Defekte, dann weiß ich, dass ich vorne mitfahren kann." In der GP2 habe er "noch eine Rechnung offen", sagte Zuber, und die möchte er 2008 "unbedingt begleichen".

Nachdem er für die Fotografen mit einem original Wiener Fiaker posierte, stellte sich Andi Zuber den Fragen von motorline.cc.

Andi, du hast bei den Tests im Dezember endlich in einem aktuellen Formel 1-Auto Platz nehmen dürfen, du hast den Unterschied zwischen der GP2 und der Formel 1 am eigenen Leib gespürt...

Ein Formel 1-Auto ist schon etwas ganz anderes. Das ganze Auto ist am Limit - ob Getriebe, Motor, Aerodynamik oder Chassis - da ist alles am Limit konstruiert, und das merkt man einfach. Speziell in den schnellen Kurven merkst du es an der Aerodynamik, das Auto hat total viel Grip, viel mehr Downforce. Ein Formel 1 ist ziemlich 'fickrig' zu fahren, in den schnellen Kurven - wenn der einmal quer kommt, dann kommt er richtig quer, weil eben die Aerodynamik abreißt.

Und die Bremsen sind natürlich auch ein gewaltiger Unterschied - wenn du da mit über 200 km/h zu einer Kurve kommst und du die Aerodynamik richtig ausnützen willst und das dann auch tust, dann ist das wirklich brutal.

Wie spürt sich dieser Unterschied beim Bremsen an?

Du merkst es beim 'initial breaking' - so nennt man die erste Verzögerung, wenn du auf die Bremse steigst - und die ist natürlich viel brutaler beim Formel 1. Weil eben die Aerodynamik so wild wirkt. Danach, wenn es in die Kurve reingeht, ist der Unterschied nicht mehr so groß.

Wie viele Meter später bremst du da?

Das ist schwer zu sagen, das kommt auf die Kurve an, und wie schnell die Passage ist. In Barcelona zum Beispiel kommst du mit 20 bis 30 km/h schneller an und bremst bis zu 20 Meter später. Im Schnitt werden es so an die 50 Meter sein, die du später bremst - aber das ist wirklich schwer zu sagen, weil es eben auf die jeweiligen Gegebenheiten ankommt. Aber das Bremsen ist im Formel 1-Auto sehr faszinierend.

Das Schalten ist auch anders, oder?

Ja, das Getriebe ist natürlich auch ein Hammer! Ohne Zugkraftunterbrechung raufschalten - das ist wie in einem Computerspiel, da merkst du gar nichts mehr, das beschleunigt in einem durch. Da merkst du einfach, dass du in einem Hightechgerät sitzt.

Wie war der Unterschied vom Abstimmen her?

Vom Abstimmen her war es zunächst einmal ein komplett anderes Gefühl mit den Rillenreifen, von Grund auf. Speziell mit neuen Reifen, die musst du richtig ausnützen. Man muss mit den Rillenreifen viel sauberer fahren.

Vom Setup her habe ich zunächst einmal das Auto kennenlernen müssen. Die Grundprinzipien sind natürlich die gleichen, aber trotzdem ist ein Formel 1 von der Technik her völlig anders.

Ich habe den Ingenieuren gesagt, was das Auto macht. Dann veränderten die Ingenieure etwas am Auto und ich musste dann sagen, was diese Veränderung bewirkt hat. Für mich war die größte Aufgabe, dass ich das Lenkrad verstehe.

Da gibt es so viele verschiedene Dinge - beim Longrun beispielsweise muss man das Differenzial immer an die jeweiligen Bedingungen anpassen, die Reifen nützen sich ja während der Fahrt verschieden ab, vorne anders als hinten, dann hast du Untersteuern, Übersteuern.

Das musst du während der Fahrt angleichen?

Während der Fahrt musst du das von Kurve zu Kurve anders einstellen - das heißt jetzt nicht, dass du vor jeder Kurve etwas umstellst. Im Schnitt stellst du alle zwei Runden zweimal etwas um. Da musst dann erst einmal fühlen, wie das Auto auf diese Änderungen reagiert.

Wenn du da die nötige Erfahrung hast, tust du dir natürlich leichter. Beim ersten Test in Barcelona war das klarerweise eine riesige neue Erfahrung für mich - in Jerez dann habe ich mir schon ziemlich leicht getan damit. Weil ich das ziemlich schnell verstanden habe - und ich war im Longrun auch sehr schnell. Das war eigentlich die größte Aufgabe.

Bist du mit oder ohne Traktionskontrolle gefahren?

Ohne.

Das heißt, du wirst in deinem Leben als Formel 1-Pilot nie mit der Traktionskontrolle gefahren sein...

(lacht) Ich habe in meinem privaten Auto eh eine Traktionskontrolle, im Rennauto habe ich keine. Im Rennauto braucht man auch keine Traktionskontrolle.

Das ist ja auch sehr positiv, dass die Traktionskontrolle abgeschafft wurde, oder?

Auf alle Fälle. Ich denke, dass die Starts ein bisschen spannender sein werden, ich hoffe es. Ich bin mir auch sicher, dass man am Ausgang der Kurve ein paar quer stehende Autos sehen wird - speziell im Regen.

Da hat ja der Ferrari-Teammanager Luca Baldisseri gemeint, dass sich Lewis Hamilton ohne Traktionskontrolle schwer tun wird...

Das habe ich auch gelesen - das hat aber nichts damit zu tun, dass er nicht fahren kann ohne Traktionskontrolle, er kann sehr wohl ohne Traktionskontrolle fahren, das hat er überall bewiesen. Das hat damit zu tun, dass Lewis einen sehr aggressiven Fahrstil hat, was die Hinterreifen betrifft. Er fährt sehr übersteuernd. Und deshalb sage ich einmal, dass das schon sein kann - aber ich persönlich glaube eigentlich nicht, dass er sich schwer tun wird. Weil der Lewis weiß genau was er tut - und er weiß genau, wie man das reduzieren kann.

Eine heikle Frage: Die Formel 1 ist ja bekannt für ihre Maulkorbverträge - jetzt hast du direkt nach dem ersten Honda-Test erstmals am eigenen Leib gespürt, wie das ist, weil du da nichts sagen durftest. Wie war das für dich, nichts sagen zu dürfen, obwohl du ja vielleicht gerne über deine ersten Formel 1-Erfahrungen gesprochen hättest?

Ja, das ist halt ein Teil des Geschäfts - du weißt eh, da muss man sich halt daran halten, dann kriegt man auch die Chance, dass man einen Formel 1-Test erhält. Das gehört halt auch dazu, es gibt in der Formel 1 eben gewisse Vorschriften - und ein bissl eine Ruhe kann ja auch nicht schaden (lacht).

Du warst bei den Evaluierungsfahrten von Honda - mit Luca Filippi, Mike Conway und dir im Cockpit - klar der Schnellste. Christian Klien war bei den Force India-Evaluierungsfahrten auch der Schnellste und wurde aber dennoch nicht genommen. In wie weit bist du dir sicher, dass man auf dich zurückgreifen wird?

Naja, sicher kann man in der Formel 1 nie wirklich sein. Ich will da jetzt auch gar nicht zu viel dazu sagen - ich warte jetzt einfach auf die Entscheidung und dann werden wir ja sehen.

Aber du fühlst dich als Favorit?

Ich fühle mich als Favorit, weil ich von den jungen Piloten einfach der Schnellste war - und ich war ja auch mit Abstand der Pilot mit der größten Fitness - dank dem Erwin Göllner, der mich da super vorbereitet hat. Aber ob Honda jetzt einen oder zwei oder gar keinen der jungen Piloten behalten wird, das werden wir spätestens Mitte Februar erfahren.

Da gibt es ja auch noch die Unklarheit, ob nun jene Regel in Kraft treten wird, wonach Teams mit Rookie-Testpiloten zusätzliche Testkilometer erhalten sollen - diese Regel würde dir natürlich zugute kommen.

Wenn diese Regel kommt, wäre es natürlich sinnvoll, einen jungen Fahrer als zweiten Testpiloten einzusetzen - aber auch da muss ich jetzt einfach noch ein bisschen warten.

Wenn du als zweiter Testpilot bei Honda unterkommen würdest, dann würdest du ja mit dem Alex Wurz zusammenarbeiten...

Wenn das Juniorprogramm weitergeht und ich wirklich dabei bin, was ich natürlich hoffe, dann werde ich wohl mit dem Alex Wurz zusammenarbeiten. Da werde ich ihn dann sicher auch einmal treffen, denn bislang kennen wir uns ja noch nicht.

Ihr habt euch noch nie gesehen?

Wir haben noch nicht einmal 'Hallo' gesagt, wir haben noch nie miteinander gesprochen.

Sein Ruf ist ja, einer der besten Testpiloten zu sein - davon könntest du ja auch profitieren, oder?

Genau - deshalb hat ihn Honda ja auch genommen - das ist eine super Entscheidung.

Du hast dich nicht geärgert, weil du ja theoretisch auch ein Kandidat für diesen Job warst?

Natürlich hätte ich gerne den Job erhalten, das ist schon klar. Aber den Job hätten auch der Luca Filippi und der Mike Conway gerne bekommen. Und noch zwanzig andere Fahrer. Ich habe beim Testen mein Bestes gegeben, ich war auch ziemlich schnell - und wenn Honda auf einen erfahrenen Fahrer zurückgreift, wobei der Alex ja auch sehr schnell ist, dann ist das sicher die richtige Entscheidung.

Ich konzentriere mich jetzt generell auf die GP2 - weil ich heuer einfach meine Rechnung in der GP2 begleichen möchte. Ich habe da eine Riesen-Rechnung offen und ich will die in dieser Saison unbedingt begleichen.

Welche Fahrer siehst du als deine Hauptgegner in der GP2?

Sicher der Luca Filippi im ART-Team, dann auch noch der Formel 3-Europameister Romain Grosjean - der ist zwar ein Rookie, aber er ist sauschnell. Der hat ebenfalls bei ART unterschrieben - und er fährt auch die GP2 Asia. Mein Teamkollege wird auch sehr stark sein, der wird am 16. Januar eine Pressekonferenz geben - er ist ein Südamerikaner und er ist sehr schnell - mehr darf ich dazu aber nicht sagen. Dann auf alle Fälle Bruno Senna - isport darf man zudem nie vergessen. Das ist ein sehr gutes Team. Der Karun Chandhok wird ab und zu vorne dabei sein. Mike Conway darf man auch nicht vergessen, der für Trident fährt. Es sind sicherlich sechs bis sieben Fahrer, die um die Meisterschaft fahren können. Es wird einen harten Kampf geben - da freue ich mich schon darauf.

Die Formel 1 bleibt natürlich dein Ziel, nicht wahr?

Ganz klar. Für mich ist es eben wichtig, dass ich noch eine GP2-Saison anhänge, weil ich jetzt einfach einmal meinen Speed in Ergebnisse umsetzen muss. Und wenn das in dieser Saison so klappt, wie ich mir das vorstelle, wenn das Auto zuverlässig ist, wenn ich gute Rennen liefere, dann möchte ich 2009 auf alle Fälle in die Formel 1 - das ist mein Ziel.

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