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Prüller-Aus

„Werde weiterhin in der Formel 1 tätig sein“

Heinz Prüller bestätigt, dass er künftig nicht mehr für den ORF die Formel 1-Rennen kommentieren wird. Eine beispiellose Ära geht zu Ende…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull

Eine Formel 1-Übertragung des ORF ohne Kommentator Heinz Prüller? Was bislang als nahezu unmöglich erschien (die große Mehrheit der heimischen Fans kennt die Formel 1 nur mit Heinz Prüller als Kommentator), wird nun Realität. ORF-Sportchef Hans Huber erklärte in einem APA-Interview, die Geschäftsführung des heimischen TV-Senders habe entschieden, den Vertrag mit Heinz Prüller „aufgrund seines Alters nicht mehr zu verlängern“.

Prüller selbst hat auf seiner Homepage heinz-prueller.at eine Nachricht an seine Fans veröffentlicht, darin heißt es: „Ich höre wie geplant mit dem ORF auf, werde aber weiter in meinem Beruf tätig sein und natürlich auch weiter in der Formel 1. Auch in der Kronen Zeitung werde ich auf jeden Fall weiter berichten.“ Der ORF denkt laut Huber darüber nach, die Reporterlegende „in irgendeiner Form in die Formel 1-Berichterstattung einzubinden“. Es werde noch überlegt, in welcher Form dies geschehen soll.

“Vielleicht weniger unterhaltsam“

Noch im Dezember wurde Heinz Prüller in einem Standard-Interview gefragt, was die Formel 1 ohne Heinz Prüller wäre. Seiner Antwort zufolge wäre sie „genau so spannend, aber vielleicht weniger unterhaltsam und weniger informativ, mit weniger Background.“

Der 67-jährige Charakterkopf kommentierte seit 1965 so gut wie jeden Grand Prix im österreichischen Fernsehen, laut eigener Schätzung werden es „zwischen 600 und 700 GP“ gewesen sein.

Prüller war eng mit Österreichs erstem großen Formel 1-Helden, Jochen Rindt, befreundet, der nach seinem tödlichen Unfall in Monza 1970 posthum Weltmeister wurde und den Grand Prix-Sport in Österreich salonfähig machte. Einen großen Anteil an diesem bis heute anhaltenden Formel 1-Boom hat auch Heinz Prüller beigetragen.

“Fotografisches Gedächtnis“

Sein TV-Kommentar war einzigartig - geprägt von einem ehrlichen, tiefen Respekt gegenüber den Aktiven. In unserem ersten motorline.cc-Interview der losen Serie „F1 Backstage – Österreichs Formel 1-Reporter“, erklärte Heinz Prüller zu seinem Verhältnis zu den Piloten: „Man muss die Leute halt kennen, die Leute müssen Vertrauen zu einem haben. Erstens, dass man sie nicht ausnützt – wie man sagt: Ich verkaufe die Großmutter für eine Schlagzeile. Und vor allem, dass sie das Gefühl haben, sie können einem etwas sagen, ohne dass es am nächsten Tag in der Zeitung steht. Sich dieses Vertrauen zu erarbeiten, halte ich für sehr wichtig.“

Für Staunen sorgte Heinz Prüller immer wieder, wenn er Daten aus der Vergangenheit in Sekundenschnelle abrufen konnte. „Auswendiglernen? Um Gottes Willen!“, lachte Prüller in dem ausführlichen motorline.cc-Interview – und verriet, dass er sich nur jene Daten merken würde, die er mit einem Bild in Verbindung bringe, sein „fotografisches Gedächtnis“ habe ihm dabei geholfen.

Kritikpunkt

Als Teil des weltweiten Formel 1-Trosses ließ Prüller stets persönliche Anekdoten in seine Moderation einfließen – so kam es vor, dass er die Ereignisse im Rennen verpasste. Einer jener Kritikpunkte, die gegen den quirligen Wiener sprachen – doch viele Fans haben seine zum Teil schrulligen Kommentare lieb gewonnen. Seine Versprecher wurden zum Kult – der „Abschleckhapen“ ist nur eines von vielen Zitaten, die im Laufe der Zeit zusammengetragen wurden. Heinz Prüller wurde zum willkommenen „Opfer“ heimischer Kabarettisten, ein Riesenkompliment. Der Sportreporter mutierte quasi selbst zu einem Star.

Der Reporter als Star

Ein Star jedoch, der für seine Fans stets zugänglich ist. In der Krone beantwortete Heinz Prüller regelmäßig Fanfragen – und auch jetzt, wo es –als F1-Kommentator - Abschied nehmen heißt, wendet sich Prüller an seine Fangemeinde: „Allen Fans herzlichen Dank für die Jahrzehnte lange Zusammenarbeit und ich hoffe, sie halten mir weiter die Treue - wo auch immer...“ Von Ruhestand möchte Prüller wie es scheint vorerst nichts wissen: „Außerdem plan ich schon mein Buch ‚50 Jahre Sportreporter’ über meine beruflichen Erlebnisse und die spannendsten Hintergrundstorys.“

Auf die Frage, was Heinz Prüller ohne die Formel 1 wäre, antwortete er in dem oben erwähnten Standard-Interview: „Mehr Zeit für Skisport, Fußball und vor allem meine Freundin.“

Bei den heimischen Formel 1-Fans hat die Nachricht von der Ablöse Heinz Prüllers (durch Ernst Hausleitner) zu einem großen Teil Bestürzung ausgelöst – dass die so vertraute Stimme ab sofort nicht mehr zu hören sein wird, ist für viele unvorstellbar. Andere wiederum begrüßen die Entscheidung mit dem Hinweis, Prüller habe zuletzt einfach zu oft das Geschehen auf der Rennstrecke aus den Augen verloren. Es ist wie eh und je – Heinz Prüller polarisiert. Dass er als Formel 1-Kommentator einzigartig war, bestätigen selbst seine Kritiker. Mit dem Abgang von Heinz Prüller als Kommentator wird im ORF eine neue Ära eingeläutet…

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