Motorrad-WM: Sepang | 25.10.2011
Simoncellis Erstversorgung wirft Fragen auf
Eine Amateuraufnahme von der Bergung Marco Simoncellis in Sepang lässt an der Darstellung der Rettungsmaßnahmen durch die Streckenbetreiber zweifeln.
Die Betreiber der Rennstrecke in Sepang beteuern, bei der Erstversorgung des gestürzten Marco Simoncelli alles richtig gemacht zu haben. Ein Amateurvideo von der Bergung des am Sonntag tödlich verunglückten Italieners lässt allerdings Zweifel an der Darstellung der Verantwortlichen aufkommen.
Auf dem bei YouTube eingestellten Video (Anmeldung erforderlich) ist zu erkennen, wie Streckenposten den leblosen Körper Simoncellis nach dem Sturz – offensichtlich ohne die gebotene Stabilisierung der Wirbelsäule – auf eine Trage heben und ihn anschließend zu einem wartenden Krankenwagen tragen.
Auf dem Weg zur Ambulanz, die überdies hinter der Leitplanke auf einer Wiese parkt, straucheln die Helfer und verlieren dabei die Kontrolle über die Trage, die samt Simoncellis Körper zu Boden geht. Anschließend schaffen es die Helfer mit vereinten Kräften endlich, die Trage samt Simoncelli über die Leitplanke zu heben.
Ein Arzt, der Simoncelli untersucht und erste Rettungsmaßnahmen einleitet, ist zumindest auf dem rund anderthalb Minuten langen Clip nicht zu sehen.
Laut Streckenbetreiber wurde alles getan
"Beim Rennen am Sonntag handelte das Streckenpersonal schnell und professionell, um sich Marco nach dem Unfall so schnell wie möglich zu widmen", heißt es hingegen in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung des Sepang International Circuit (SIC). "Obwohl alles getan wurde, konnten die Mediziner aufgrund der Schwere seiner Verletzungen nichts am Ausgang der Situation ändern. Als Folge dieser traurigen Tragödie werden wir mit der FIM und der Dorna zusammenarbeiten, um herauszufinden, ob es für uns weitere Möglichkeiten gibt, um die Sicherheit der Fahrer während der Rennen zu verbessern."
Doch nicht nur das Verhalten des Streckenpersonals gibt Rätsel auf, auch die Sicherheitseinrichtungen in Kurve 11 des 5,5 Kilometer langen Kurses erscheinen mangelhaft. Einen Rettungswagen samt Ärzteteam auf dem Kurs direkt an die Unfallstelle fahren zu können, war in diesem Abschnitt offenbar nicht vorgesehen.
Sicherheitsanforderungen der FIM erfüllt
In der Erklärung der Streckenbetreiber heißt es ferner: "Es ist unbestritten, dass der SIC als ein sicherer Kurs angelegt worden ist – und er wird von einem aus erfahrenem Personal bestehenden Team gemanagt, auf und neben der Strecke, um Rennevents professionell durchzuführen. Wir arbeiten mit den höchsten Sicherheitsstandards und werden weiterhin sicherstellen, dass diese Standards bei jedem Rennen, das auf unserem Kurs abgehalten wird, erfüllt werden."
Und weiter: "Der SIC möchte wiederholen, dass alle Vorbereitungen und Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden sind, um die Durchführung eines sicheren Rennens in Übereinstimmung mit den Sicherheitsanforderungen der FIM, AAM und Dorna sicherzustellen. Der von Natur aus gefährliche Charakter des Motorsports erlaubt es jedoch keinem Rennveranstalter oder Streckenbesitzer eine Garantie dafür abzugeben, dass es während eines Rennens zu keinen ungünstigen Zwischenfällen kommt."
Bereits zu Beginn des ersten freien Trainings der Moto2-Klasse am Freitag hatten es die malaysischen Streckenposten verabsäumt, die Fahrer auf einen wegen einer geplatzten Wasserleitung komplett nassen Streckenabschnitt per Flaggensignal hinzuweisen. Mehrere von ihnen stürzten schwer: Bradley Smith brach sich das Schlüsselbein, Marc Marquez trug so schwere Prellungen davon, dass er nicht am Rennen teilnehmen konnte und dadurch kaum noch Chancen auf den WM-Titel hat. Der Rennveranstalter wurde von der FIM daraufhin zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt.