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"Sie sollten sich schämen!"

Der frühere F1-Pilot Eddie Irvine erzählt von späten Anrufen des „betrunkenen Kimi“ und hält rein gar nichts von doppelten WM-Punkten…

Eddie Irvine galt schon zu seiner aktiven Zeit als ein Mann klarer Worte, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Die aktuelle Regelnovelle, und insbesondere die in der kommenden Saison eingeführten doppelten Punkte beim Saisonfinale, nimmt der Ire zum Anlass, den Entscheidern der Branche gehörig seine Meinung zu geigen.

"Ich denke, dass die Formel 1 von ihrem Weg abgekommen ist", kritisiert Irvine gegenüber der irischen Tageszeitung Belfast Telegraph. Den Beschluss der Strategiegruppe, 2014 beim letzten Rennen der Saison in Abu Dhabi doppelte Punkte in der Fahrer- und in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu vergeben, bezeichnet der langjährige Teamkollege von Rekordweltmeister Michael Schumacher als "wahnsinnig".

Seine Ankündigung: "Das hat mich tatsächlich zu dem Entschluss gebracht, kein weiteres Rennen anzusehen, bis diese Regel rausfliegt", so Irvine, der, einmal in Fahrt, nochmals kräftig nachlegt: "Es ist einfach peinlich. Das ist es wirklich. Sie sollten sich schämen."

Den Entscheidern wirft der 48-Jährige vor, sie hätten "die Orientierung verloren" und "kein Realitätsverständnis". Außerdem seien "die Leute, die darin involviert sind, schon zu lange da", findet Irvine. "Sie sprengen die Geschichte des Sports, indem sie die Punkteverteilung sowie das Qualifying ändern und jetzt die doppelten Punkte für das letzte Rennen einführen."

Sein Fazit: "Es ist lächerlich, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so einen Witz gehört", sagt der Ire und fügt abschließend hinzu: "Gerede über Glitzerwelt-Bull***!"

"Er ruft zu den unmöglichsten Zeiten an..."

Über ein Jahrzehnt ist mittlerweile vergangen, seitdem sich Irvine 2002 von der Formel-1-verabschiedet hat. Der Vizeweltmeister von 1999 hat den Draht zur Königsklasse bis zum heutigen Tag fast komplett verloren und kann ihr auch nicht mehr allzu viel abgewinnen: "Jeder im Sport macht seinen Job nur für sich selbst, dabei wünsche ich ihnen viel Glück. Ich verfolge die Rennen kaum noch, weil ich selbst zu viel um die Ohren habe. Da schaue ich schon lieber den Discovery Channel", meint der Ire gegenüber dem Belfast Telegraph.

Nur zu einem aktuellen Piloten habe Irvine hin und wieder Kontakt: "Kimi Räikkönen ruft mich manchmal zu den unmöglichsten Zeiten an, wenn er betrunken ist." Ansonsten höre er nicht viel von anderen Fahrern: "Nicht wirklich, ich mache eher mein eigenes Ding. Ich halte mit niemandem Kontakt." Dennoch glaubt der 48-Jährige, dass die Formel 1 gerade für Kinder sehr wichtig ist, "weil sie ihnen zeigt, dass du hart arbeiten musst, um irgendwann gut und erfolgreich zu sein."

Offenbar ist der Brite auch etwas genervt von Sebastian Vettels Dominanz und davon, dass niemand dem Red-Bull-Piloten die Stirn bieten kann: "Ich glaube, Lewis hat irgendwie ein wenig den Faden verloren, weil er zu sehr ins Showgeschäft abgedriftet ist. Sein Start in die Formel 1 war fantastisch, sein Talent atemberaubend. Dann wollte er Filmstar oder Rapper oder so etwas werden..."

Irvine ist davon überzeugt, dass die Zuschauer und Fans Sportler sehen wollen, die ihr Leben auch zu 100 Prozent ihrem Sport widmen, was Hamilton in seinen Augen nicht tut: "Davon entfernt er sich, denke ich. Dabei wäre es doch nett, wenn er Vettel herausfordern würde. Lewis und Fernando Alonso sind die Einzigen, die es mit Vettel aufnehmen können, sofern es ihre Autos zulassen. Unglücklicherweise tun sie das im Moment nicht."

Trotz Vettels diverser Rekorde schätzt er den Heppenheimer nicht so stark ein wie den siebenfachen Champion Michael Schumacher, mit dem Irvine von 1996 bis 1999 gemeinsam für Ferrari an den Start ging: "Vettels Rekord ist bemerkenswert, aber er hatte auch fast jedes Jahr das beste Auto - im Gegensatz zu Michael. Als der seine ersten zwei Titel geholt hatte, wurde ihm langweilig. Er dachte sich: 'Dann gehe ich jetzt mal zu Ferrari und baue das Team neu auf' - das war wirklich bewundernswert."

"Er hatte hier vier Jahre echt zu kämpfen, bevor er dann wieder den Titel gewann (2000, Anm. d. Red.)", erinnert sich Irvine weiter. Vettel dagegen bleibe einfach bei Red Bull und gewinne weiterhin Trophäen: "Ich sehe einfach nicht, was er damit beweisen will. Okay, er sammelt einige Weltmeisterschaften, aber hey - wen interessiert das denn?"

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