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Motorsport: Hintergrund

„Eine traurige Geschichte“

Toyota-Technikchef Pascal Vasselon spricht über das dramatische 24 Stunden-Rennen, bei dem das Auto #7 zunächst dominierte, dann aber ausfiel…

2014 sah es bei den 24 Stunden von Le Mans lange Zeit so aus, als würde der lange Weg von Toyota zum Sieg beim Langstrecken-Klassiker an der Sarthe endlich von Erfolg gekrönt. Nachdem der TS040 Hybrid mit der Startnummer 8 in der Anfangsphase durch einen Unfall zurückgefallen war, dominierte das Schwesterauto mit der Startnummer 7 das Rennen. Bis zum frühen Sonntagmorgen lagen Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Kazuki Nakajima klar in Führung, doch dann machte ein Defekt an einem Pfennigteil dem Traum vom Le-Mans-Sieg wieder einmal ein Ende.

"Es war so traurig und dramatisch", erinnert sich Technikchef Pascal Vasselon an das für sein Team dramatische Rennen im Juni, bei dem Nakajima das Auto in Führung liegen gegen 5 Uhr morgens abstellen musste. Dass der TS040 mit der Startnummer 7 nicht reibungslos läuft, hatte Toyota damals schon früher in der Nacht bemerkt.

"Das Problem tauchte schon Stunden zuvor auf, als Stephane im Auto saß", so Vasselon. "Wir konnten anhand der Daten sehen, dass einer der Sensoren nicht richtig funktionierte." Folgerichtig beorderte das Team Sarrazin an die Box, um die Technik zu überprüfen, doch die narrte just in diesem Moment die Toyota-Mannschaft. holten ihn in die Box. "Als er in die Boxengasse einbog, war das Problem plötzlich verschwunden. Der zuständige Ingenieur kam angerannt und sagte: 'Alles wieder okay'. Da haben wir ihn weiterfahren lassen", berichtet Vasselon.

Wunderheilung wurde zum Fluch

Doch diese wundersame Selbstreparatur des TS040 Hybrid war nur von kurzer Dauer, denn wie sich bald herausstellte, war nicht der Sensor selbst Ursache des Problems. "Beim zugehörigen Stecker vibrierte einer der Kontakte und sorgte somit für einen Wackelkontakt. Es sprühten dabei einige Funken, es entstand Hitze und das Umfeld des Steckers fing zu schmelzen an", erklärt Vasselon.

Doch gerade als man Sarrazin rund zwei Stunden vor dem Ausfall an die Box holte, funktionierte der Stecker kurzzeitig wieder einwandfrei. "Der schmelzende Stecker hat wohl ab diesen Zeitpunkt für eine Weile die Verbindung irgendwie wieder stabil halten können", so Vasselon. Das war in diesem Fall mehr Fluch als Segen. "Wenn es uns dort genau angeschaut hätten, dann wäre es niemals so weit gekommen. Den Fehler hätten wir ganz schnell beheben können."

So tauchte das Problem später wieder auf. "Ab einem gewissen Zeitpunkt war uns klar, wo der Fehler liegt und wie wir ihn beheben können. Wir haben Kazuki ins Auto gefunkt, dass wir ihn hereinholen, um die Reparatur auszuführen. Aber so weit kam er leider nicht mehr", so Vasselon. Wenige Kilometer vor der Box rollte das Auto nach 219 Runden aus. "Die Piloten haben von diesem Defekt zunächst gar nichts bemerkt", erklärt Vasselon. "Dieser Sensor hatte überhaupt keinen Einfluss auf den Betrieb des Autos. Es ging bei dem Bauteil nur um die Daten, die wir konstant an die FIA senden müssen."

So musste Toyota am Ende der 24 Stunden wieder einmal mit ansehen, wie andere über den Sieg in Le Mans feiern. Diesen Makel konnte für Vasselon auch der souveräne Gewinn der Langstrecken-Weltmeisterschaft durch Sebastien Buemi und Anthony Davidson nicht wettmachen. "Der Gewinn der Meisterschaft macht uns nur zu 50 Prozent glücklich. Wir hatten zwei Ziele: Titel in der WEC und Sieg in Le Mans. Uns wir haben am Ende nur die eine Hälfte erreicht."

Für Toyota war der Ausfall in Le Mans die schmerzhafte Fortsetzung der eigenen Geschichte. Schon in den Jahren 1998 und 1999 verfügten die Japaner mit dem GT-One über das schnellste Auto, doch auch damals verhinderten Technikdefekte den langersehnten Sieg beim Klassiker. Umso bitterer war der Ausfall in diesem Jahr.

Doch warum ist der Weg zum Sieg dort so beschwerlich? "Man will unbedingt in Le Mans siegen. Ingenieure mögen aber Le Mans nicht", holt Vasselon aus. "Le Mans ist ein Einzelevent. Das bedeutet, man ist auf dem Weg zu einem etwaigen Erfolg von vielen unsicheren Faktoren abhängig. Wenn du eine Saison hast, dann gleicht sich Pech und Glück im Verlauf eines Jahres immer halbwegs aus, aber wenn es um ein einzelnes Rennen geht, dann gibt es so etwas nicht."

Auch 2015 kein dritter Toyota

"Am Ende einer kompletten Rennsaison steht du dort, wo du aufgrund deiner technischen Voraussetzungen stehen musst. Das mögen wir Techniker, denn man bekommt den verdienten Lohn. In Le Mans ist das nicht so, denn dort kann alles passieren. Selbst wenn du perfekt vorbereitet dorthin gehst, kann immer irgendwelcher Mist passieren. Man kann dort nur sein bestes geben, aber sich niemals sicher sein. Das muss man leider akzeptieren."

Minimieren könnte man das Risiko durch den Einsatz eines dritten Autos, wie es seit vielen Jahren bei Audi und im nächsten Jahr auch bei Porsche der Fall sein wird. Doch diesen Wunsch wird die Toyota-Zentrale dem WEC-Team nicht erfüllen. "Es liegt halt am Budget", sagt Vasselon. "Jeder hätte theoretisch gern drei Autos am Le-Mans-Start, aber man kann es nur machen, wenn der Einsatz des zusätzlichen Autos die Vorbereitung des Gesamten in keinster Weise negativ beeinflusst. Mit zwei schnellen Autos ist man besser aufgestellt als mit drei langsameren."

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