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Dominik Kraihamer im motorline.cc-Interview

Dominik Kraihamer wird 2014 bei Rebellion einen LMP1 pilotieren. Ein Gespräch über das schwierige Vorjahr und die neuen Herausforderungen…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Kraihamer@facebook, Photo4

Im Rahmen seines Auftritts im Kaufhaus Riverside sprach Dominik Kraihamer (im Vorjahr bei Lotus unter Vertrag) bereits vor der offiziellen Bekanntgabe seines Engagements bei Rebellion über die Saison 2014.

Mittlerweile hat der Salzburger auf seiner Facebook-Seite die Verpflichtung bei Rebellion-Toyota bekanntgegeben…

Du wirst am Montag deine Verpflichtung beim privaten LMP1-Team Rebellion bekanntgeben – kannst du uns das Projekt kurz beschreiben?

Oreca und Rebellion bauen mit dem R1 einen komplett neuen LMP1-Boliden nach dem Reglement für 2014, der Motor kommt wieder von Toyota. Den neuen Wagen werden sie in der WEC einsetzen – wobei wir aber am Beginn der Saison mit dem Lola fahren werden, dem Chassis vom letzten Jahr, mit kleinen Modifikationen. Der neue Wagen wird dann in Le Mans erstmals zum Einsatz kommen.

Somit bist du also endgültig in der Königsklasse der WEC, der LMP1 angelangt…

Ja. Wobei ich sagen würde, dass es schon noch einen Schritt höher gibt, nämlich jenen, in einem Werksteam zu fahren. Aber ich bin zufrieden, wir haben ein konkurrenzfähiges Auto…

Woher weißt du das? Der Wagen ist ja noch keinen Kilometer gefahren…

Das stimmt natürlich, über das neue Auto weiß man noch nicht sehr viel – aber von den Daten her schaut es vielversprechend aus. Wobei man da immer aufpassen muss – keine Frage. Aber dadurch, dass ich Oreca und auch Rebellion kenne, habe ich eigentlich ein sehr gutes Gefühl.

Mit Oreca habe ich 2011 an den 24 Stunden von Le Mans teilgenommen – und bis zu unserem Ausfall ist es damals super gelaufen. Deshalb weiß ich auch, dass sie keine halben Sachen machen.

Wenn man dann aber solche Dinge mitbekommt wie jetzt die Renault-Krise in der Formel 1 – verunsichert einen das nicht? Weil man ja sieht: Auch in der Formel 1, überall kann es passieren, dass man bei einem neuen Auto daneben langt…

Fehler können immer passieren. In meinen letzten drei Saisonen war es so, dass wir 80 Prozent der Zeit Probleme hatten, mehr oder weniger. Insofern bin ich einiges gewöhnt – aber ich weiß auch zugleich, dass die Konstellation heuer um einiges vielversprechender ist. Ich traue ihnen zu, dass sie ein richtig gutes Auto auf die Räder stellen und daher bin ich auch sehr motoviert.

Es stimmt schon: Fehler können immer vorkommen, vor allem bei einem neuen Antrieb. Aber in unserem Fall wissen wir ja, dass der Toyota-Motor immer gut gehalten hat. Natürlich wird es wieder viel Entwicklungsarbeit zu verrichten geben, aber darauf freue ich mich schon – ich habe diesbezüglich im Vorjahr bei Lotus sehr viel gelernt. Und ich hoffe, dass ich einerseits dem Team weiterhelfen und ich zugleich auch von meinen Teamkollegen etwas lernen kann.

Ist das Ziel, bestes Privatteam zu werden oder spekuliert man damit, auch Werksteams zu schlagen?

Bester Privatier auf jeden Fall. Was darüber hinaus möglich ist, bleibt abzuwarten. Es gibt Stimmen, die sagen, dass aufgrund des neuen Reglements die Privatteams deutlich aufrücken werden. Ich sehe das zunächst einmal relativ gelassen und neutral, da muss man abwarten. Die Werksteams haben doch wesentlich mehr Budget und da kann man noch so viele Restriktionen einführen, sie werden doch immer einen Tick vorne sein.

Aber okay, in den ersten Rennen, mit dem neuen Porsche-Werksteam – da weiß man auch noch nicht genau, wie das ablaufen wird. Da könnte es vielleicht vorkommen, dass wir ein oder zwei Werksautos schlagen können. Das wäre natürlich toll. Aber in erster Linie müssen wir uns auf uns selbst konzentrieren.

Ich muss auf meine eigene Entwicklung achten, da ich ja doch noch nicht so lange dabei bin – ich bin ja erst seit fünf, sechs Jahren im Automobilsport tätig. Ich muss da auf mich selbst schauen und auch danach trachten, dass ich Spaß dabei habe – denn eines muss ich schon dazusagen: Im letzten Jahr war es nicht immer nur lustig.

Da gab es Kollisionen…

Ja, das war ganz ungut. Das hat oft nach außen hin sehr blöd ausgesehen – als ob ich zu blöd wäre, geradeaus zu fahren. Aber leider hatten wir im Hintergrund sehr viele Defekte – aber natürlich auch Fehler meinerseits. Die ich aber meistens relativ unbemerkt ausmerzen konnte. Weil so ein Auto einfach in so vielen Bereichen nicht abzuschätzen ist – das war eine totale Zufallskiste. Du weißt einfach nicht, was im nächsten Moment passieren wird.

Bei den Kollisionen, bei welchen ich blöd ausgeschaut habe, war es eigentlich immer ein technischer Defekt. Das hat dann mich blöd ausschauen lasen. Und das hat das Team auch blöd ausschauen lassen. Aber gut, das ist halt einmal so. Wir haben es nicht besser in den Griff bekommen.

Aber ich denke, dass es heuer mit dem neuen Team auch für mich anders ablaufen wird. Sie haben auch mehr Erfahrung in dem Bereich – da bin ich schon gespannt darauf, die Leute dort kennenzulernen. Ich kenne ja kaum jemanden. Bis auf Mathias Beche – der ist früher fahrerisch mein Erzfeind gewesen, wir haben immer um die Poleposition gekämpft. Wir haben uns damals nicht so sehr mögen…

Und ihr fährt im gleichen Auto?

Das wird noch das Team entscheiden – aber mittlerweile passt es ganz gut mit ihm. Und ich weiß, dass er ein superschneller Typ ist. Also das passt gut. Deshalb erwarte ich auch einiges von mir selber – denn ich weiß, dass er dort im letzten Jahr einen super Job erledigt hat.

Er war dort mit dem Neel Jani der Schnellste im Team, die anderen Fahrer waren Leute wie Nick Heidfeld oder Nicolas Prost. Und ich weiß, dass ich mindestens auf dem gleichen Level wie Mathias Beche fahren kann. Ich freue mich schon sehr auf die Herausforderung.

Wer sind eure stärksten Gegner im Kampf um den Status als bestes Privatteam? Gibt es da überhaupt welche?

Ich sehe uns selbst als Hauptgegner – nur wir selbst können uns schlagen. Im privaten Bereich kommt noch Lotus in die LMP1. Doch sie haben ein neues Auto und ich weiß nicht, wie weit sie mit der Entwicklung sind und wie effizient das ganze System dort arbeitet.

Wobei Rebellion zuletzt immer vorne lag…

Ja, sie waren immer super dabei. Der größte Gegner ist dann eben das andere Auto. In der Privatwertung gibt es nicht so viele Autos und Rebellion ist da sehr stark

Aber hat man nicht gehört, das einige Privatteams dazu stoßen werden?

Ich glaube, dass es letztendlich drei private LMP1 sein werden: Zwei Rebellion und ein Lotus. Es hat mal geheißen, dass Strakka kommen wird, aber die machen jetzt ein LMP2-Programm mit Dome. Es werden nicht viele private Autos starten, dafür wird es einige Werksautos geben, logischerweise. Mit Porsche, Audi und Toyota. Aber das passt schon so – für mich ist es wichtig, dass ich aufzeigen kann. Mit ein bisschen Glück erwische ich es richtig gut und dann sollten schon die richtigen Leute auf mich aufmerksam werden.

Das eigentliche Ziel ist es also, sich für ein Werksauto zu empfehlen?

Klar, das ist das Ziel. Ich bin mittlerweile 24 Jahre alt geworden und ich weiß, dass Werksteams mittlerweile auch schon auf mich schauen. Ich weiß auch, dass diesbezüglich schon im letzten Jahr ein bisschen kommuniziert wurde. Aber ich selbst schätze mich derzeit noch als zu unerfahren ein. Mir fehlt es einfach noch an Erfahrung und an Reife. Das wird jetzt in den nächsten ein, zwei Jahren kommen.

Und das wissen die anderen auch. Und wenn ich mich dann auch noch steigern kann, dann habe ich eine Chance. Ich gebe einfach mein Bestes – ich will mich da gar nicht selbst einstufen, das müssen ohnehin die anderen entscheiden, wie gut ich meinen Job mache. Ich mache ihn so, dass ich zufrieden bin – und das gibt mir dann auch die nötige Sicherheit für die zukünftigen Einsätze.

Der Vertrag läuft nur für ein Jahr?

Ja, nur für ein Jahr. Für mich als junger Fahrer ist es wichtig, dass ich mich immer nur kurz binde. Denn du weißt nie, was kommt. Das Wichtigste ist, dass ich mich auf mich selbst konzentriere, dass ich Spaß dabei habe – denn dann weiß ich auch, dass da einige gute Momente dabei herausschauen werden.

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