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Die Befürchtungen werden wahr…

McLaren präsentierte mit dem MP4-29 eines der wohl hässlichsten Autos der F1-Geschichte. Martin Whitmarsh ist nicht mehr Teamchef.

Fotos: McLaren

Mit einem Knalleffekt präsentierte McLaren heute in Woking als erstes Team sein 2014er-Auto, den MP4-29: Martin Whitmarsh, der Anfang 2009 das Ruder von Ron Dennis übernahm, ist nicht mehr Teamchef des britischen Traditionsteams - sein Nachfolger wird erst bekanntgegeben.

Eric Boullier, der bei Lotus gekündigt hat, gilt als wahrscheinlicher Kandidat. Fix ist jedenfalls, dass Dennis die Zügel nun wieder fester in der Hand hält, er hatte erst kürzlich Whitmarsh an der Spitze der McLaren-Gruppe als Geschäftsführer ersetzt.

Auch bei den Fahrern gibt es dieses Jahr Änderungen: Während Jenson Button in sein fünftes McLaren-Jahr geht, wurde Talent Sergio Perez nach nur einem Jahr durch einen weiteren Youngster ersetzt: Der 21-jährige Renault-World-Series-Champion Kevin Magnussen soll dieses Jahr ohne Formel-1-Erfahrung zum Favoritenschreck werden. Da man weiß, dass der Däne auch Lehrgeld zahlen wird müssen, hat man mit dem verlässlichen Button den idealen Teamkollegen.

Wenn es nach der Internetpräsentation von McLaren geht, dann ist diese für die kommende Saison kein gutes Omen: Der Start um 13 Uhr missglückte, minutenlang warteten die Fans auf Live-Bilder aus Woking.

Zumindest gibt es bereits erste Fotos des neuen Autos: Der MP4-29 ist nicht, wie Anfangs spekuliert, orange, sondern in Silbergrau gehalten. Vor allem die Nase springt sofort ins Auge: Wie bereits in einigen Skizzen des neuen Reglements gezeigt, erinnert sie an einen Nasenbär, sieht aber trotz anfänglicher Befürchtungen den Umständen entsprechend ästhetisch aus.

Auffällig ist auch, dass der Bolide im Heck deutlich "bauchiger" aussieht. Das liegt daran, dass der neue Turbomotor mit Hybridsystem deutlich mehr Kühlung benötigt - es ist aber davon auszugehen, dass sich das Design im Laufe der Wintertests und der ersten Saisonrennen noch deutlich verändern wird, da sich die Teams in Hinblick auf das neue Reglement erst in der Anfangsphase befinden.

Das neue Auto soll jedenfalls die schwächste McLaren-Saison in der Teamgeschichte vergessen machen. Zur Erinnerung: Im Vorjahr schaffte man es nie auf das Podest, ein vierter Platz durch Button beim Saisonfinale in Brasilien war das mäßige Saisonhighlight.

McLaren ganz in Silbergrau

Bei der Lackierung des Auto dürfte es sich um eine Übergangsversion handeln. Auf der Nase und am Heckflügel prangt die Typenbezeichnung in großen Lettern - dort wird in Zukunft der neue, noch unbekannte Hauptsponsor werben. Mobilfunk-Riese Vodafone hat das Team nach sieben gemeinsamen Jahren verlassen - Gerüchte, wonach Sony als Ersatz einspringen könnte, wurden bei der Präsentation nicht bestätigt. Dennoch kann das Team dieses Jahr laut eigenen Angaben auf das größte Budget in der McLaren-Geschichte bauen.

Immerhin blieben die anderen Sponsoren an Bord: Eine langfristige Einigung mit der spanischen Bank Santander wurde erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, auch die Nebensponsoren Hugo Boss, Tag Heuer, Mobil 1, SAP, GSK, Johnnie Walker und Hilton werden die Truppe weiterhin unterstützen.

McLaren muss sich steigern

"Wir wollen es natürlich wieder an die Spitze schaffen", sagt Button. "Es ist aber schwierig, jetzt irgendetwas zu prophezeien, da es so große Änderungen gab. Unser Ziel muss es sein, einen problemlosen und produktiven Winter zu haben. Ich bin schon ganz neugierig, alles über die neue Formel und unser neues Auto zu lernen, damit wir mit einem angenehmen Gefühl zu den ersten Rennen fliegen."

Neo-Teamkollege Magnussen muss sich zudem noch an sein neues Team gewöhnen: "Ich möchte alles im Griff haben, wenn ich später in diesem Monat im Cockpit sitzen werden. Es ist kein Geheimnis, dass ich in Woking lebe und jeden Tag in der Fabrik bin. Ich habe also jeden Tag gearbeitet - mit den Ingenieuren, dem Teammanagement oder mit den Trainern."

Auf dem Techniksektor rüstet McLaren derzeit ordentlich auf: Red Bulls Chefdesigner Peter Prodromou - jahrelang die rechte Hand von Aerodynamik-Guru Adrian Newey - hat bei McLaren unterschrieben und nimmt auch seinen Stellvertreter Ron Meadows mit nach Woking. Zudem stoßen Ciaron Pilbeam - Chefrenningenieur von Lotus -, Sauber-Designer Matt Morris und Ferrari-Aerodynamiker Matteo Sansavini zur Truppe.

Die personellen Änderungen können durchaus als Vorboten einer neuen McLaren-Ära verstanden werden: Dieses Jahr geht McLaren in ein Übergangsjahr, da die Zusammenarbeit mit Motorenhersteller Mercedes in der 20. gemeinsamen Saison endet. 2015 wird Honda übernehmen und McLaren damit wieder zu Werksstatus verhelfen - mit den Japanern feierte die Truppe aus Woking Ende der 1980er-Jahre große Erfolge.

Letztes Jahr mit Mercedes

Der Honda-Einstieg lässt die McLaren-Chefetage aufatmen: Nach einigen instabilen Jahren wird sich die finanzielle Situation des Rennstalls 2015 wieder deutlich festigen, weil man in den Genuss von Gratis-Triebwerken kommt. Seit dem Vorjahr sind die Mercedes-Motoren für McLaren kostenpflichtig.

Durch das neue, komplexe Motorenreglement mit Turbo-Aggregaten steigt dieses Jahr nicht nur der Preis deutlich an, die bevorstehende Trennung wird auch dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit von größerer Distanz geprägt sein wird. Schließlich wollen die Stuttgarter unbedingt vermeiden, dass Honda Geheimnisse der neuen Technik in die Hände fallen.

Das könnte sich auch auf die Konkurrenzfähigkeit des Teams auswirken - gleichzeitig heißt es aber, dass der neue 1,6-Liter-V6-Turbomotor der Stuttgarter mit Hybridantrieb das beste Triebwerk der neuen Generation ist. McLaren könnte also auch im letzten Mercedes-Jahr zum großen Profiteur werden.

Techniche Daten des MP4-29

Chassis: Monocoque-Konstruktion aus Kohlefaser, einschließlich Motorhaube, Seitenkästen, Unterboden, Frontpartie, Frontflügel und Heckflügel; Crash- und Belastungstests der FIA bestanden

Vorderradaufhängung: Querlenker aus Kohlefaser mit durch Schubstreben aktivierte, innenliegende Federn und Stabilisatoren

Hinterradaufhängung: Querlenker aus Kohlefaser mit durch Zugstreben aktivierte, innenliegende Federn und Stabilisatoren

Kraftübertragung: stufenloses McLaren-Acht-Gang-Getriebe mit Rückwärtsgang, sequentielle und semiautomatische Schaltung; handgesteuert

Kupplung: McLaren; aus Kohlefaser

Stoßdämpfer: keine Angabe

Felgen: Enkei

Reifen: Pirelli 245/660/13 (vorn) und 325/660/13 (hinten)

Bremssystem: Akebono; Bremsscheiben und -belag aus Kohlefaser

Lenkung: McLaren-Servolenkung

Benzinsystem: ExxonMobil High Performance bleifrei (5,75 Prozent Biosprit)

Elektroniksysteme: FIA-Standard-SECU; McLaren Applied Technologies

Funksystem: Kenwood

Kühlsystem: keine Angabe

Lackierung: AkzoNobel mit Produkten von Sikkens

Cockpit: Sechs-Punkt-Sicherheitsgurt mit 75 Millimeter breiten Schultergurten und HANS-System; entnehmbarer, anatomisch geformter Kohlefaser-Sitz

Antrieb: Mercedes-Benz PU106A Hybrid; 1,6 Liter Hubraum; sechs Zylinder; 90 Grad Zylinderbankwinkel; 24 Ventile; maximal 15.000 Umdrehungen pro Minute; maximaler Verbrauch von 100 Kilogramm Benzin pro Stunde (über 10.500 Umdrehungen pro Minute)

Benzineinspritzung: Hochdruck-Direkteinspritzung (maximal 500 bar); ein Injektor pro Zylinder; Turbolader und Auspuffturbine auf einer einheitlichen Welle; maximal 125.000 Umdrehungen pro Minute der Auspuffturbine

Schmiermittel: Mobil 1

Energierückgewinnungs-System (ERS): Mercedes AMG HPP

Gewicht: FIA-Mindestgewicht von 690 Kilogramm

Länge: keine Angabe

Höhe: keine Angabe

Breite: keine Angabe

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