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Formel 1: Technik

Zwei Cockpitbügel werden getestet

Die FIA lässt derzeit zwei Bügelkonstruktionen, die den Kopf von Piloten gegen Trümmerteile schützen sollen, auf dem Prüfstand testen.

Ob IndyCar-Pilot Justin Wilson am vergangenen Wochenende in Pocono, in der Formel 1 der vor wenigen Wochen an den Folgen seines Suzuka-Unfalls verstorbene Jules Bianchi oder Formel-2-Youngster Henry Surtees in Brands Hatch: Viele tödliche Unfälle im Monopostosport sind auf die Architektur der Autos mit ihren offenen Cockpits zurückzuführen. Genau deshalb forciert die FIA ihre Pläne, zumindest die Formel-1-Boliden mit einem geschlossenen Design zu versehen. Laut motorsport.com stehen erste Tests kurz bevor.

Auf der Agenda des Motorsport-Weltverbandes befinden sich für diesen September nicht erst seit dem Bianchi-Crash zwei Varianten. Die nach Unfällen häufig diskutierte Cockpitkanzel, die als Patentlösung auf dem Weg zu mehr Sicherheit gegolten hat, ist nicht dabei. "Wir arbeiten daran seit einigen Jahren und haben eine Reihe von Lösungen vorgeschlagen, wobei einige erfolgreicher waren als andere", erzählt FIA-Rennleiter Charlie Whiting im Gespräch mit Autosport und fügt an: "Es liegen zwei Lösungen auf dem Tisch."

Die erste kommt von Mercedes. "Sie überdacht den Fahrer nicht, sodass er sich weiter bergen lässt", erklärt Whiting. Die Rede ist von einer Konstruktion, die als Bogen knapp unter der Airbox beginnt und an den Seitenwänden des Cockpits endet. Mittig vor dem Fahrer wird sie von einem Federstahlbügel getragen. Eine weitere Option sind verschieden hohe Bügel rund um die Cockpitumrandung, die Trümmerteile vom Kopf des Piloten abhalten sollen, ohne die Sicht zu beeinträchtigen. Die Winkel sollen so gestaltet sein, dass der Schutz für den Piloten unsichtbar bleibt.

FIA-Bedenken: Kuppel als tödliche Falle

Bei den anstehenden Tests nimmt die FIA die mit Dummies besetzen Autos im wahrsten Sinne des Wortes unter Beschuss: Die Konstruktion wird mit einem kompletten Rad samt Reifen beschossen und die Schutzwirkung überprüft. Whiting spricht von verdammt harter Arbeit, Unmengen an Forschung und langer Entwicklungszeit, die in dem Projekt stecken würden. An eine Umsetzung der futuristischen Konzepte glaubt der Brite fest: "Ich sehe den Tag, an dem es kommt", schwärmt Whiting.

Er hofft auf ein Plus an Sicherheit im Motorsport und sagt: "Eines Tages gibt es etwas, das das Verletzungsrisiko für die Fahrer senkt." Eine Cockpitkanzel wird es nach aktuellem Stand nicht werden: "Wir hatten den Ansatz, es wie bei Piloten in Kampfjets zu handhaben, aber die Nachteile überwogen die Vorteile." Das Hauptproblem ist die erschwerte Bergung, die sich zum Verhängnis entwickeln kann, wenn Minuten über die Überlebenschancen entscheiden. Eine deformierte Kuppel könnte zur tödlichen Falle werden.

Whiting macht Druck: "Wir müssen etwas tun"

Für die von der Luftfahrt inspirierte Lösung spricht allerdings die uneingeschränkte Sicht, die sie dem Fahrer erlaubt. "Wir haben auch an ziemlich hässliche Überrollbügel gedacht, die vor dem Piloten platziert werden sollten, aber damit lässt es sich nicht fahren, da sie nicht durchsichtig sind", meint Whiting über eine weitere Variante und macht klar, dass ein finales Design noch lange nicht fertig entwickelt ist: "Ob der Schutz gegen heranfliegende Objekte so gut ist wie bei einem Kampfjet bezweifele ich. Wir müssen aber etwas tun, selbst wenn es nicht unter allen Umständen zu 100 Prozent schützt", fordert der FIA-Rennleiter.

Ähnlich sieht die Sache Max Chilton, Ex-Teamkollege des tödlich verunglückten Bianchi und in der Langstrecken-WM mittlerweile mit Dach über dem Kopf unterwegs. Er sagte bei Sky Sports F1: "Klar, bei einem geschlossenen Cockpit ist der Nachteil, dass es bei einem Unfall schwierig ist, herauszukommen. Trotzdem glaube ich, dass sich etwas machen ließe, dass es doch geht."

Er erkennt das Risiko eher in der seitens der FIA offenbar für testreif befundenen Mercedes-Konstruktion und glaubt, dass der Kopf durch den Federstahlbügel erst recht in Gefahr gerät: "Der Bumerang bei einer mittigen Strebe ist: Es gibt Unfälle, speziell den von Jules, bei denen ich nicht glaube, dass sie dem Aufprall gewachsen wäre. Deshalb ist für mich die Kuppel der richtige Weg."

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