MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Ross Brawn: Haben verpasst, neues Rennformat zu testen
Foto: LAT

Ross Brawn über 2020: Haben verpasst, ein neues Rennformat zu testen

Die Regeländerungen für die Formel-1-Saison 2020 halten sich in Grenzen und betreffen die Testtage und die Technik - Ross Brawn sieht eine verpasste Chance...

Weniger Testtage, mehr Offenheit und viele Detailänderungen an der Technik: das sind zusammengefasst die Regeländerungen für die Formel-1-Saison 2020. Am Rennformat wird hingegen nichts verändert, was Formel-1-Geschäftsführer Ross Brawn gar nicht passt. Er hätte sich in der kommenden Weltmeisterschaft einige Experimente gewünscht.

"Wir haben einen Anlauf unternommen, das Rennformat zu ändern", erklärt er. "Das hat aber nicht geklappt. Das war schade, denn in diesem Jahr hätte sich uns eine gute Gelegenheit geboten, um Dinge auszuprobieren. Wenn wir das Rennformat nur an ein paar Wochenenden ändern würden, könnten wir danach sagen, dass es nicht funktioniert hat."

"Denn es gibt gewisse Dynamiken, die man zuvor nicht simulieren oder vorhersehen kann", so Brawn weiter. "Das haben wir auch bei der schnellsten Rennrunde gesehen. Als wir über den Punkt für die schnellste Runde gesprochen haben, kam nur Kritik zurück. Ich denke, niemand würde es jetzt kritisieren. Es hatte gar mehr Einfluss, als wir dachten."

Das Wunschszenario von Brawn: Piloten holen sich neue Reifen, um den Zusatzpunkt einzufahren, der letztlich sogar über eine Position in der Gesamtwertung entscheiden könnte: "Das ist eine schöne Geschichte. Wir könnten sogar eine Weltmeisterschaft dadurch entschieden sehen - das wäre fantastisch. Derjenige, der im letzten Rennen die schnellste Rennrunde fährt, wird Weltmeister. Das konnten wir vorher nicht genau vorhersagen."

Bonuspunkt-Experiment okay, aber ohne großen Einfluss

Doch letztlich hatte der Bonuspunkt, der im Jahr 2019 eingeführt wurde, keinen großen Einfluss auf die Gesamtwertung. Insgesamt gab es nur sechs Piloten, die sich die Bonuspunkte untereinander aufgeteilt haben. Die Mittelfeldteams haben den Bonuspunkt nie geholt. Zweimal wurde kein Extrazähler verteilt, weil der schnellste Pilot nicht in die Top 10 gefahren ist, was eine Voraussetzung zum Erhalt des Punktes ist.

Im Bezug auf die Saison 2020 hatte Brawn die Hoffnung, noch mehr solcher Spielchen ausprobieren zu können, gerade deshalb, weil die kommende Meisterschaft im Schatten der Regeländerungen im Jahr 2021 stehen wird. "Ich hatte gehofft, dass wir diese Gelegenheit schon in diesem Jahr haben würden, denn es ist ein recht ruhiges Jahr, um Dinge auszuprobieren", glaubt Brawn.

"In der Regelfindung hätten alle zustimmen müssen, taten es aber nicht", so der Formel-1-Strippenzieher. "Das war frustrierend. Manche Fans hätten es gehasst und das auch artikuliert. Aber das ist Teil des Sports. Wenn der Video-Assistent gegen dich entscheidet, ist es ein beschissenes System. Aber wenn es dir ein Tor einbringt, dann ist es ein tolles System."

Mentale Belastung der Teams ab 2021 niedriger?

In der Formel-1-Saison 2020 wird mit 25 Rennen viel von den Teammitgliedern abverlangt. Immerhin wurden die Ruhepausen für die Mechaniker, die sogenannte Sperrstunden, zu der Mechaniker nicht an der Strecke sein dürfen, von acht auf neun Stunden erhöht. Dennoch ist eine Formel-1-Saison für einen Mechaniker eine große Belastung.

Das soll sich im kommenden Jahr ändern: "Für 2021 haben wir effektiv schon ein Drei-Tage-Wochenende implementiert, jetzt sind es eher vier oder fünf Tage", so Brawn. "Die Autos werden am Freitagmorgen von der FIA abgenommen. Dann wird es zwei Sessions am Freitagnachmittag geben. Das wird entweder sehr bald oder ist schon beschlossen worden. Ich kann mich nicht mehr erinnern."

So könnten die Teams einen Tag später an die Strecke reisen, aber verhindern, das sie früher zu kommen, kann niemand. In der Saison 2021 könnten den Mechanikern aber so ein Tag weniger Arbeit an der Strecke pro Wochenende geschenkt werden.

Logistik soll ab 2021 verbessert werden

"Steve Nielsen und Michael Masi von der FIA haben hart an der Logistik gearbeitet, um die Arbeitslast der Teams zu minimieren", erklärt Brawn. "Zumindest wird das Rennwochenende kompakter sein. Wir werden immer noch an drei Tagen fahren für die Promoter, aber es wird deutlich kompakter sein."

An der Logistik will Brawn generell weiter feilen, um die Belastung der Teams zu reduzieren: "Wir werden uns noch ansehen, wie die Logistik am Rennwochenende geändert werden kann. Theoretisch kannst du zwar am Freitag noch Dinge ausprobieren, wirst aber eigentlich mit jener Spezifikation fahren, mit der du am Freitag angereist bist."

"Es wird keine Situation geben, wo Teams mit tausend Teilen anreisen, alle ausprobieren und manche dann am Sonntag fahren", prophezeit Brawn. "Sie werden mit jenem Auto fahren, das am Freitagmorgen abgenommen wurde. Sie können schon Teile am Freitag oder Samstagmorgen ausprobieren, aber sie werden damit nicht fahren."

Der Vorteil: Die Teams müssen nicht jedes neue Teil in mehrfacher Ausführung mitbringen. Laut Brawn geht es darum, die Effizienz des Arbeitsalltags der Teams deutlich zu verbessern. Natürlich muss dabei ab der Saison 2021 die Budgetobergrenze eingehalten werden.

© Motorsport-Total.com

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Sulayem vor zweiter Amtszeit

Carlos Sainz sen. zieht FIA-Kandidatur zurück

Weil Carlos Sainz sen. nun doch nicht für die Wahl zum FIA-Präsidenten kandidiert, steht Mohammed bin Sulayem ohne Gegner praktisch schon als Sieger fest

GP von Österreich: Qualifying

Norris demoliert Konkurrenz mit Gelb-Hilfe!

Max Verstappen beim Red-Bull-Heimspiel schwer geschlagen, Nico Hülkenberg Letzter - und Lando Norris holt Pole mit einer dominanten Vorstellung in Q3

Vor einigen Monaten wurde über ein LMDh-Programm von Mercedes-AMG spekuliert, doch jetzt stellt Sportchef Toto Wolff klar, warum Le Mans "zurzeit keine Option" sei

Rallycross Fuglau: Bericht

Hitzeschlacht im Waldviertel

Umjubelte Heimsiege gab es beim internationalen MTL Rallycross von Fuglau bei Horn. Nicht nur dank des Wetters ging es im Waldviertel heiß her, auch auf der Rennstrecke wurden spannende Rennen ausgefahren.

24h Nürburgring: Top-Qualifying

"Grello"-Porsche auf der Pole

Poleposition für "Grello" bei den 24 Stunden vom Nürburgring 2025! - Kevin Estre macht Kevin-Estre-Dinge - Zweistündige Pause nach heftigem Vanthoor-Unfall

24h Nürburgring 2025: Background-Analyse des Rennens

Vom Stromausfall bis zum fliegenden Besen

Lange sah es nach einem Durchmarsch des Manthey-Grello, aus. Am frühen Sonntag kam der Rowe BMW M4 98 immer näher, um am Mittag dran zu sein. Je nach Überhol-Situationen auf der rund 25 Kilometer langen Strecke konnte man am Mittag die beiden Kontrahenten quasi mit einem Handtuch zudecken. Abstand: Teilweise eine Autolänge. Die Zeitstrafe nach einem Zwischenfall brachte die endgültige Entscheidung im eigentlichen Herzschlag-Finale auf der Strecke.