MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Action auf dem Dünenkurs

Die niederländische Strecke direkt an der Nordsee stand am vergangenen Wochenende im Zeichen der Termin-Überscheidung mit dem Testtag der 24h Le Mans, bei dem die BMW Piloten einen Doppeleinsatz nicht nur absolvierten, sondern auch noch richtig erfolgreich waren – allen voran der Fürther Marco Wittmann, der das Sonntags-Rennen gewann.

Bernhard Schoke

Damit relativierte sich der enorme logistische Aufwand des Pendelns zwischen dem Kurs an der Sarthe und der Strecke unweit von Amsterdam. Zumal der Flugplatz in Le Mans liegt parallel zur Strecke liegt. Unmittelbar nach der Rückkehr des Trios Wittmann, Rast und Sheldon van der Linde aus Frankreich am Sonntag konnte Wittmann seinen 19. Sieg in der DTM einfahren. Und Rene Rast besuchte am Samstag zum 51. Mal in seiner DTM-Karriere das Podium.

Pendeln zwischen den Rennstrecken

Am Sonntag kämpfte sich Wittmann zwei Stunden nach seinem Eintreffen aus Le Mans vom 14. Startplatz ganz nach vorn bis an die Spitze und verteidigte diese auf spektakuläre Weise. Nach seinem Boxenstopp lag er in Führung, die er im Zweikampf mit Mirko Bortolotti verteidigte. Dabei wurde sein Fahrzeug am linken Hinterreifen beschädigt, und es entwickelte sich Rauch. Doch der Reifen hielt zum Glück bis zum Rennende durch, und Wittmann durfte auf dem Podium jubeln. Zuvor war der zweimalige DTM-Champion im Samstagsrennen von Startplatz 17 kommend noch auf Position sieben vor gefahren.
Der Erfolg war gleichzeitig der erste Saisonsieg für Schubert Motorsport und den BMW M4 GT3.
Zuvor hatte bereits René Rast im Samstagsrennen als Zweiter das erste Podium für das Team in diesem Jahr herausgefahren.

Das Sonntagsrennen

Der Sieg für Wittmann am Sonntagnachmittag markierte den krönenden Abschluss eines außergewöhnlichen Wochenendes. Dementsprechend äußerte er sich nach dem Rennen auf die Frage, ob er happy sei:
„Ich bin natürlich überglücklich. Was für ein Rennen! Heute Morgen waren wir noch in Le Mans, und jetzt haben wir hier in Zandvoort von Platz 14 kommend noch gewonnen. Was für eine Story! Wenn du von P14 startest, erwartest du nicht, dass du ganz nach oben fährst. Wir wussten, dass wir bereits gestern eine starke Pace hatten, und haben natürlich gehofft, dass wir das wiederholen können. Aber dass es dann so gut läuft! Ich habe schon in der Startphase fünf Positionen gutgemacht. Es war auch ein toller Zweikampf mit Mirko mit mehreren Berührungen. Dabei wurde mein Auto schon sehr in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund der starken Rauchentwicklung habe ich persönlich nicht gedacht, dass wir das zu Ende fahren können. Der hintere linke Reifen hat viel abbekommen. Ich habe im Prinzip in jeder Runde darauf gewartet, dass wir einen Reifenschaden haben. Zum Glück ist das hintere linke Eck abgefallen, wodurch wir das Rennen dann beenden konnten. Es ist unglaublich.“
Für den Team-Kollegen Sheldon van der Linde verlief das Rennen auf dem Dünenkurs nicht ganz so optimal. Er berichtete auf Nachfrage:
„Leider war es ein sehr schwieriges Wochenende für mich, eines zum Vergessen. Es ist mir einfach überhaupt nicht gelungen, das Auto zum Funktionieren zu bringen. René und Marco haben gezeigt, dass das Auto gute Ergebnisse einfahren kann. Aber ich habe es an diesem Wochenende einfach nicht zusammengebracht, von daher müssen wir vor dem Norisring einiges analysieren. Ich möchte Marco und dem Team herzlich dazu gratulieren, heute von Platz 14 den Sieg geholt zu haben. Er hat das ganze Wochenende über eine sehr starke Performance gezeigt. Wir können immer voneinander lernen, und an diesem Wochenende habe ich viel von ihm gelernt. Jetzt freue ich mich auf Le Mans, darauf ist nun der ganze Fokus. Aber ich kann es auch kaum erwarten, nächstes Jahr wieder hierher zu kommen, denn Zandvoort ist einer der tollsten Orte und eine meiner Lieblingsstrecken.“
Das Sonntagsrennen verlief zuvor ausgesprochen turbulent. Bereits
kurz nach dem Start musste es für einige Minuten unterbrochen werden. Auslöser war eine heftige Kollision im zweiten Teil des Feldes, an der mehrere Piloten beteiligt waren. Ergebnis: Das Aus für Lucas Auer wie auch für Clemens Schmid. Nach Meinung des Kitzbühlers war daran Wittmann nicht unbeteiligt!
"Ich hatte einen Zwischenfall, irgendjemand ist mir hinten links reingefahren. Ich glaube, Marco Wittmann war es. Dann war die Radaufhängung und der Reifen kaputt. Das war's", berichtet Auer im Anschluss.
Mit Mirko Bortolotti und Kelvin van der Linde (Abt-Audi) landen zwei weitere Piloten auf dem Podium, die am Vormittag noch ihre Runden in Le Mans gedreht hatten. Dahinter gab es in den letzten Runden des Ereignisreichen Rennens noch einige Verschiebungen: Lokalmatador Thierry Vermeulen wurde Vierter und die beiden HRT-Mercedes-Piloten Luca Stolz und Arjun Maini fuhren auf die Ränge fünf und sechs.
Für den Wiener Mirko Bortolotti verlief der Start nahezu optimal. Er konnte sich in Kurve zwei an dem Pole-Setter und Markenkollegen Maximilian Paul vorbeischieben und die Spitze übernehmen. Nachdem der Crash im Hinterfeld den Safety-Car Einsatz auslöste, reihte sich beim folgende Re-Start hinter dem Führungs-Duo der Lokalmatador Thierry Vermeulen (NL) im Ferrari 296 GT3 und Tabellenführer Kelvin van der Linde ein. Auch ein weiterer Safety-Car-Einsatz in Runde elf änderte nichts an dieser Reihenfolge, die erst nach den Pflicht-Boxenstopps durcheinandergewirbelt wurde. Bortolotti konnte zunächst die Führung behaupten, während ein zu langsamer Reifenwechsel den zweitplatzierten Paul zurückwarf. BMW-Pilot Wittmann, der schon mehrere Positionen gut gemacht hatte, holte sich als letzter Fahrer neue Pirelli-Pneus und übernahm danach die Spitze. Trotz der zunächst kalten Reifen verteidigte sich der zweimalige Champion gegen den anstürmenden Italiener, der ihm bei einem Überholversuch hinten links berührte. Trotz anschließender Rauchentwicklung am Heck des Fahrzeugs baute Wittmann seinen Vorsprung immer weiter aus und wurde nach 38 spektakulären Runden als Sieger abgewunken. Bortolotti konnte Platz zwei gegen den mehrfach attackierenden Kelvin van der Linde ins Ziel bringen. Der Niederländer Vermeulen verpasste als Vierter nur knapp einen Podiumsplatz bei seinem Heimspiel. Luca Stolz sicherte sich im Mercedes-AMG GT3 vom Mercedes-AMG Team HRT Rang fünf. Arjun Maini (IND) beendete den Sonntagslauf im zweiten Mercedes-AMG GT3 von HRT auf Position sechs. René Rast (Bregenz) gelang auf der Dünen-Achterbahn eine ähnliche Aufholjagd wie seinem Teamkollegen Wittmann. Der dreimalige DTM-Champion verbesserte sich vom 20. auf den siebten Rang. Sheldon van der Linde wurde im dritten BMW von Schubert Motorsport Achter, Pole-Setter Paul musste sich mit Platz neun zufriedengeben. Der aktuelle Meister Thomas Preining beendete den sechsten DTM-Lauf im Porsche 911 GT3 R von Manthey EMA auf Rang zehn.
Mirko Bortolotti resümierte: „Wenn du in der ersten Kurve in Führung gehst und über so viele Runden vorneweg fährst, willst du natürlich gewinnen. Am Ende muss ich mit dem zweiten Platz zufrieden sein. In den letzten Runden fühlte sich die Hinterachse merkwürdig an, die Fahrer hinter mir haben extrem viel Druck gemacht.“
Und Kelvin van der Linde meinte: „In der Schlussphase ist das vordere Feld sehr eng zusammengerückt. Teilweise musste ich mehr in den Rückspiegel als nach vorne schauen, Thierry Vermeulen im Ferrari hinter mir war auf der Geraden richtig schnell. Der dritte Platz freut mich besonders für unsere Crew, die mit zwei DTM-Events und dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring zuletzt viel Arbeit hatte.“

Was gibt es sonst noch zu berichten

Zandvoort wird auch in den kommenden beiden Jahren im DTM-Kalender vertreten sein. Darüber hinaus gibt es eine Option bis einschließlich 2028 dort zu starten. Dies vereinbarten am Rande der Veranstaltung die Verantwortlichen der Strecke und der ADAC. Denn: Die Rennen vor den Toren Amsterdams sind nicht nur bei den Fans und Zuschauer ausgesprochen beliebt, sondern blickt auch auf eine große Tradition zurück: Auf keiner anderen Strecke außerhalb Deutschlands war die DTM häufiger zu Gast. In diesem Jahr war man seit 2001 zum 20. Mal auf dem Kurs in unmittelbarer Nordsee-Nähe.
Und „Radio Fahrerlager“ berichtete, dass der Grund für die späte Startzeit aus der Terminüberschneidung mit dem Le Mans Testtag resultierte – um den Doppeleinsatz zu ermöglichen.
In der Gesamtwertung konnte Abt-Pilot Kelvin van der Linde die Führung in der Fahrerwertung der DTM verteidigen. Sein Teamkollege Ricardo Feller liegt weiter auf dem dritten Tabellenrang.
28.000 Zuschauer sahen beim ersten Auslandsstopp der Serie auf dem Formel-1-Kurs in Zandvoort begeisternden Motorsport mit zahlreichen Überholmanövern und bis zum Schluss spannenden Rennen.
Kurios: Ferrari-Pilot Aitken verwechselte den Boxenplatz und stoppte beim HRT-Mercedes-Team. Dabei behinderte er Luca Stolz, der direkt hinter ihm fuhr und nicht auf seinem Platz halten konnte. Dafür musste Aitken gleich dreimal die Penalty-Lap antreten, nämlich für das Fahren auf der Workinglane, das Blockieren eines anderen Teilnehmers und das Anfahren der falschen Boxenstopp-Station. In der Folge fiel der Brite auf den 16. Platz zurück.

Ergebnis des Samstagsrennens/Top5

1. Jack Aitken (GB/Emil Frey Racing) 1:02.25,078 Std.
2. René Rast (D/Schubert Motorsport), +2,924 Sekunden
3. Arjun Maini (IND/Mercedes-AMG Team HRT), +5,932 Sekunden
4. Clemens Schmid (A/Dörr Motorsport), +10,197 Sekunden
5. Lucas Auer (A/Mercedes-AMG Team Mann-Filter), +11,492 Sekunden

Ergebnis des Sonntagsrennens/Top5

1. Marco Wittmann (Schubert Motorsport) 1:15.41,704 Std.
2. Mirko Bortolotti (SSR Performance), +7,239 Sekunden
3. Kelvin van der Linde (Abt Sportsline), +7,373 Sekunden
4. Thierry Vermeulen (Emil Frey Racing), +7,592 Sekunden
5. Luca Stolz (Mercedes-AMG Team HRT), +8,001 Sekunden

Der nächste Lauf ist das einzige Stadtrennen der Saison - und wird am ersten Juli-Wochenende auf dem Norisring im Herzen von Nürnberg ausgetragen.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Lando Norris spricht über sein fehlendes Selbstvertrauen, das ihn trotz WM-Führung plagt - Er weiß, dass er sich die guten Seiten stärker bewusst machen muss

GP von Bahrain: Qualifying

Piastri holt Pole vor Russell

Das war knapper als gedacht: Lando Norris im Sachir-Qualifying nur auf P6, Mercedes stärker als gedacht - aber Oscar Piastri liefert auf den Punkt ab und fährt auf P1

Vier rote Flaggen am Freitag beim Grand Prix von Japan: Oscar Piastri fährt Bestzeit, Isack Hadjar führt auf P3 sensationell die McLaren-Verfolger an

V10-Gipfel in Bahrain

Erstmal kein V10 Comeback

Was wir über das Powerunit-Meeting wissen: Der V10 wird in der Formel 1 erstmal kein Comeback feiern, weil es dafür nicht die notwendige Mehrheit gibt