DTM: Die große Saisonvorschau | 09.04.2025
DTM 2025: Es ist angerichtet
Die DTM geht in ihre 41. Saison. Am Start sind 24 Fahrer mit 14 Nationalitäten, die Renner von neun unterschiedlichen Marken pilotieren und damit die optimalen Voraussetzungen schaffen für spannenden und Action-reichen Motorsport
Bernhard Schoke
In rund drei Wochen beginnt der Showdown für die nach dem GT-3-Reglement aufgebauten Boliden der bekanntesten Tourenwagen-Serie. In Oschersleben, der nördlichsten Rennstrecke im Kalender, ist man auf die Fans vorbereitet. Aufgrund der starken Ticket-Nachfrage im Vor-Verkauf, so berichtete Strecken-Chef Ralph Bohnhorst am Medientag, wird bis zum Auftakt sogar noch eine Zusatztribüne aufgebaut. Sie haben damit den besten Live-Blick auf die beiden Aston Martin des belgischen Teams Comtoyou, dem Audi von Land Motorsport, die beiden BMW von Lokal-Matador Schubert Motorsport, die drei Ferrari (Emil Frey Racing), die beiden Ford vom am Nürburgring beheimateten HRT-Team, 5 Lamborghini (Abt, Grasser, Paul), zwei McLaren von Dörr, vier Mercedes-AMG sowie den drei von Manthey eingesetzten Porsche.
Am Steuer sind dabei „Kutscher“, die ihre Heimat oder Wohnsitz in 14 unterschiedlichen Ländern haben. Berichten werden über die anstehenden acht Rennwochen-Ende rund 150 TV-Stationen – live oder Zeit-versetzt. Um die Action auf den Strecken wieder so ausgeglichen wie möglich zu gestalten, ist eines geblieben: Die BoP – die Balance of Performance mit der die bestehenden Unterschiede der Fahrzeug-Konzepte angeglichen werden sollen. Ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen, wie die letzte Saison mit ihren zahlreichen Anpassungen – auch während der laufenden Wochenenden – ziemlich deutlich machte. Und in den kommenden Monate wird sowohl die Zielsetzung als auch die konkrete Umsetzung mit kleineren oder größeren Air-Restriktoren, Zusatzgewichten und Lambda-Werte nicht einfacher. Denn mit Aston Martin und Ford verstärken zwei weitere Premium-Marken das Teilnehmerfeld. Das Team HRT Ford Performance setzt auf die Power der beiden spektakulären Ford Mustang GT3, während die belgische Equipe von Comtoyou Racing mit zwei Aston Martin Vantage GT3 antritt. Die Crew aus dem geschichtsträchtigen Ort Waterloo bringt umfassende Erfahrung mit; einschließlich wie man die Performance der Renner richtig auf spiegelglattes Parkett bringt, wie bei der legendären Eisrenn-Serie Trophée Andros.
Für HRT gehen der inzwischen nahe Köln/Bonn lebende Inder Maini und der Schweizer Fabio Scherer an den Start. Sie pilotieren im von Uli Fritz und Laurent Fedacou – ebenfalls mit langjähriger Eis-Erfahrung – gemanagten Rennstall von ex-DTM-Pilot Hubert Haupt den neuen Ford Mustang im GT3 Trimm.
Für den Titelverteidiger Mirko Bortolotti steht auf der Strecke unweit von Magdeburg eine erste Standortbestimmung an. Der Lamborghini-Werksfahrer startet dieses Jahr für Abt Sportsline. Prominenter Konkurrent des mit italienischer Lizenz startenden Wieners ist der ehemalige Formel-1- Fahrer Timo Glock. Der DTM-Rückkehrer greift in einem McLaren 720S GT3 Evo von Dörr Motorsport an. Im Blickpunkt stehen zudem die beiden Youngster Morris Schuring (NL) und Tom Kalender die in Oschersleben erstmals die DTM-Bühne betreten. Während der 20-jährige Schuring für das Manthey Junior Team fährt, gehört Kalender zum Aufgebot vom Mercedes-AMG und wird beim ersten Saisonrennen mit 17 Jahren und 30 Tagen als jüngster Fahrer in die DTM-Geschichte eingehen.
Die Lokalmatadore Schubert Motorsport und BMW peilen in der DTM den Titel mit einem schlagkräftigen Aufgebot an. Der rund einen Kilometer von der Strecke beheimatet Rennstall setzt zwei brandneue BMW M4 GT3 Evo ein und vertraut auf die Erfahrung von zwei Champions:
Der dreimalige Gesamtsieger René Rast, in Bregenz am Bodensee lebend, pilotiert einen blau-schwarzen BMW. Marco Wittmann aus Fürth, Titelträger in den Saisons 2014 und 2016, tritt im berühmten grünen Design von DTM-Innovationspartner Schaeffler an. Schubert Motorsport startet seit 2022 in der DTM und holte seitdem einmal den Fahrer- sowie zweimal den Teamtitel. Aktuell zählt Rast mit 28 Rennsiegen zu den erfolgreichsten Fahrern in der Geschichte der DTM – nur Klaus Ludwig (37 Siege) und DTM-Ikone Bernd Schneider (43 Siege) jubelten öfter ganz oben auf dem Podium. Die vergangene Saison schloss Rast als Gesamtfünfter ab, dieses Jahr will der 38-Jährige wieder ganz nach vorne. „Meine Zielsetzung für die DTM ist klar: Ich möchte meinen vierten Fahrertitel gewinnen“, betont Rast. „Natürlich wollen wir auch in der Teamwertung wieder ganz vorne sein, aber letztlich hat der Gewinn der Fahrerwertung den höchsten Stellenwert – natürlich für mich persönlich, aber auch für das gesamte hoch-motivierte Team.“ Team-Kollege Wittmann schaut ebenso ambitioniert auf seine bereits 13. DTM-Saison: „Ich freue mich riesig, 2025 mit Schaeffler und der ‚Green Maschine‘ in der DTM an den Start zu gehen. Ich möchte um Podiumsplätze und Siege kämpfen. Wenn uns das regelmäßig gelingt, können wir auch ein Wort um den Titel mitreden“, berichtete der 35-Jährige Fürther, der beim DTM-Stopp auf dem Norisring im Herzen Nürnbergs sein Heimspiel erwartet. In der DTM feierte Wittmann bislang 19 Rennsiege – zuletzt gewann er vergangenes Jahr im niederländischen Zandvoort, als er mit einer eindrucksvollen Performance von Platz 14 bis an die Spitze fuhr.
Ein richtige Überraschung ist, dass Audi ist auch weiterhin in der DTM vertreten ist. Aber nicht nur das, denn pilotiert wird der Bolide mit den vier Ringen von einem absoluten Publikumsliebling. Der Schweizer Ricardo Feller startet im R8 LMS GT3 Evo2 von Land Motorsport. Der Rennstall aus Niederdreisbach im Westerwald, geführt von Sohn Christian der Motorsport-Legende Wolfgang Land steigt neu in die DTM ein. Feller bringt die Erfahrung aus drei DTM-Saisons in die Zusammenarbeit ein, in denen er bislang zwei Rennsiege sowie weitere fünf Podiumsplätze errang. „Alles passt perfekt zusammen und ich bin so froh, dass ich mit Land-Motorsport in der DTM starten darf“, sagt Feller. „Die letzten Wochen waren sehr Kräftezehrend für mich. Der Wegfall meines eigentlichen DTM-Programms hat mich hart getroffen, da alles ungewiss für mich war. Christian und Wolfgang Land bin ich besonders dankbar, dass sie nichts unversucht gelassen haben. Auch Porsche möchte ich Danke sagen, dass sie die Freigabe hierfür erteilt haben.“ Dass die Kombination aus Feller und Land-Motorsport Erfolge verspricht, beweist ein Blick in den Rückspiegel. In der Saison 2021 gewann der damals 21-jährige Youngster mit dem Team das ADAC GT Masters. Dieses Jahr wollen Feller und Land-Motorsport gemeinsam in der DTM angreifen. „Ricardo sollte ursprünglich für ein anderes Team in der DTM antreten. Das Projekt platzte jedoch vor wenigen Wochen“, informierte Team-Manager Christian Land. „Daraus entwickelte sich schnell ein enger Austausch, um ein Alternativprogramm für ihn auf die Beine zu stellen.“ Für Feller gibt es dabei einen ganz klare Richtung und Fokussierung: „Seit meinem ersten Tag in der DTM hat sich mein Ziel nicht geändert: Ich will diese Meisterschaft gewinnen“, betonte der 24-jährige auf entsprechende Nachfrage.
Das Team Emil Frey Racing vergrößert sein Aufgebot in der DTM und bringt in der anstehenden Saison erstmals drei Ferrari 296 GT3 an den Start. Der Brite Jack Aitken und sein niederländischer Teamkollege Thierry Vermeulen gehen gemeinsam mit dem Schweizer Team in ihr drittes DTM-Jahr. Neu im Cockpit ist hingegen Ben Green aus Großbritannien, der bei seiner DTM-Premiere um erste Erfolge kämpfen will. Emil Frey Racing tritt bereits seit der Saison 2023 in der DTM an und verbuchte bislang vier Siege sowie zwei weitere Podiumsplätze. Aitken setzte in seiner zweiten DTM-Saison gleich mehrere Highlights. In der Motorsport Arena Oschersleben, im niederländischen Zandvoort und auf dem Sachsenring jubelte der gebürtige Londoner vergangenes Jahr über drei Siege – mehr holte kein anderer Fahrer. Dieses Jahr möchte der 29-Jährige noch konstanter Top-Ergebnisse erzielen und seinen ersten DTM-Titel holen. „Ich freue mich riesig, mit Emil Frey Racing eine weitere Saison in der DTM zu bestreiten. Wir haben ein Paket, mit dem wir Rennen gewinnen können, aber das Ziel ist dieses Jahr ganz klar der Kampf um den Titel“, sagt Aitken. Teamkollege Vermeulen peilt seinen ersten DTM-Rennsieg an. Nach seinem Podiumsdebüt mit dem dritten Platz auf dem Sachsenring in der vergangenen Saison möchte der 22-Jährige den nächsten Schritt gehen. Dabei darf Vermeulen erneut auf die Unterstützung von Max Verstappen zahlen. Der Youngster und der vierfache Formel-1-Weltmeisters sind im stetigen Kontakt und vor allem durch Vermeulens Vater Raymond verbunden, der als Verstappens Manager agiert. „Wir haben uns den gesamten Winter über intensiv auf die neue DTM-Saison vorbereitet. Jeder im Team kennt seine Aufgaben und auch ich weiß genau, in welchen Bereichen ich mich weiterentwickeln möchte“, sagt Vermeulen.
In seiner insgesamt fünften GT3-Saison steigt Green in die DTM auf und steht damit vor einer aufregenden neuen Aufgabe. „Ich erwarte eine sehr spannende Saison“, verrät Green. „Jack Aitken, Thierry Vermeulen und ich werden ein großartiges Team bilden und uns gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben.“ Der 27-Jährige war 2022 sowie 2023 im ADAC GT Masters für Schubert Motorsport aktiv und bejubelte zwei Rennsiege. Im Vorjahr schloss sich Green Emil Frey Racing an und war mit der Mannschaft aus Safenwil westlich von Zürich in der GT World Challenge Europe erfolgreich. Lorenz Frey-Hilti, Teamchef von Emil Frey Racing, blickt voller Vorfreude auf die neue DTM- Saison: „Mit drei Einsatzfahrzeugen in der DTM stehen wir vor einer intensiven Saison 2025. Unser Ziel ist es, um Spitzenplätze zu kämpfen. Wir sind hochmotiviert, bereit für die Herausforderung und freuen uns auf die ersten Rennen.“
Einige der erklärten Ausgangs-Positionen und Zielsetzungen – die aber von den weiteren Teams und Piloten die mit Mercedes-AMG und Porsche ebenso engagiert an den Start gehen durchkreuzt werden sollen.
Mercedes-AMG geht mit einem starken Aufgebot in die DTM-Saison 2025. Zwei neue Fahrer verstärken den Kader, ein Team kehrt mit zwei Mercedes-AMG GT3 in die DTM zurück. Lucas Auer (A) und Neuzugang Tom Kalender bilden ein Team ebenso wie der Wahl-Monegasse Maro Engel und Jules Gounon, der für ein weiteres kleines europäisches Land – Andorra – einen weiteren Stern pilotiert. Die Untertürkheimer/Affalterbacher sind mit zwölf Fahrer- sowie 15 Hersteller-Titeln startet die erfolgreichste Marke der DTM bereits in die 36. Saison. „Neben der Verteidigung des Hersteller-Titels streben wir ganz klar auch wieder die Fahrer-Meisterschaft an“, sagt Christoph Sagemüller, Leiter Mercedes-AMG Motorsport. „Dabei setzen wir auf ein schlagkräftiges Line-up. Neben zwei sehr professionellen Teams und drei enorm erfahrenen Fahrern stellen wir auch den bislang jüngsten Piloten im Feld der DTM. Eine sehr gute Mischung, wie ich finde, die hohes Potenzial hat, unsere Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.“ Dafür setzt man unter anderem auf die Erfahrung des Kufsteiners Lucas Auer. Mit 155 DTM-Starts bringt der Vizemeister aus 2022 eine enorme Expertise mit. „Bis zum ersten Rennen ist es noch ein bisschen hin, aber wir sind schon voll am Arbeiten. Ich bin extrem gespannt auf die neue Challenge“, berichtete der 30-Jährige. Teamkollege von Auer wird DTM-Debütant Kalender, der vergangene Saison über den Titel im ADAC GT Masters jubelte. Als jüngster Champion verbuchte der Youngster einen neuen Rekord, Bestmarken möchte Kalender auch in der DTM aufstellen. Mit 17 Jahren und 30 Tagen würde er beim Auftaktrennen in Oschersleben als jüngster Fahrer in die Geschichtsbücher der DTM eingehen. „Es ist ein Privileg, dass Mercedes-AMG und Landgraf Motorsport mir das Vertrauen für eine DTM-Saison schenken“, sagt Kalender. „Mit dem Team habe ich ein bekanntes Umfeld, in dem ich mich wohlfühle. Ich versuche, mir keinen Druck zu machen und werde gleichzeitig alles geben. Mit diesem Mindset bin ich auch sehr gut durch meine erste GT3-Saison gekommen.“
Knalliges Orange trifft tiefes Schwarz – so kann man die Optik beschreiben, die das Manthey Junior Team an den Start bringt. Mit der Startnummer 92 schickt man einen echten Eye-Catcher auf die DTM-Bühne. Der Porsche 911 GT3 R von Morris Schuring fällt mit seiner markanten Lackierung sofort ins Auge. Inspiriert von der Nationalfarbe des Niederländers setzt das Design auf starke Kontraste und greift dabei die charakteristische Manthey-Optik mit dynamischen Pfeilelementen auf. Der 20-Jährige bringt jede Menge Talent mit: Nach dem Sieg in der LMGT3-Klasse beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans will Schuring in seiner DTM-Debütsaison mit dem Meuspather Traditionsteam den nächsten Schritt gehen und um Erfolge in der DTM kämpfen. Das frische Design passt perfekt zum mutigen Charakter von Schuring. „Als junger Fahrer habe ich natürlich eine Menge Feuer in mir“, sagt der Porsche-Vertragsfahrer vor seiner Debütsaison. „Trotzdem bin ich ein Pilot mit einer cleveren Fahrweise und lasse mich nicht auf irgendwelche unüberlegten Manöver ein.“ Auch die anderen beiden Manthey-Fahrzeuge strahlen in knalligen Farben: Porsche-Werkspilot Thomas Preining startet im berühmten Grello-Design, Ayhancan Güven pilotiert einen grün leuchtenden Porsche 911 GT3 R. In Summe eine ausgesprochen Erfolg- wie Action-versprechende Mischung für spannenden Tourenwagen-Motorsport in den kommenden Monaten.
Die Teams, Renner und Fahrer in der Übersicht:
Die Termine der DTM-Saison 2025: