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Das ungelöste Problem der Formel 1

Überholmanöver sind in der Formel 1 mittlerweile Mangelware geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Als erster Punkt ist die ausgereifte Aerodynamik zu nennen. Folgt ein Fahrer einem anderen zu dicht auf, gerät dieser in die "schmutzige" Luft des Vordermanns, das eigene Auto verliert dadurch an Abtrieb und gerät ins Rutschen. Doch wer nicht ausreichend genug dicht auffahren kann, der ist auch nicht in der Lage, zu überholen.

Ein weiteres Problem stellt die Elektronik dar. Sie verhindert, dass die Fahrer sich verschalten oder beim Herausbeschleunigen aus einer Kurve einen Fehler machen. Und wo kein Fehler ist, da kann man nicht überholen. Zwar könnte ein Ferrari einen Minardi überholen, aber Zweikämpfe finden üblicherweise zwischen ziemlich gleichwertigen Autos statt und diese kann man nur dann überholen, wenn der Vordermann sich einen kleinen Fehler leistet.

Grund zur Sorge geben auch die Strecken selbst. Die Geraden sind mittlerweile auf fast jeder Strecke zu kurz, um sich gut im Windschatten ansaugen zu können. Schnelle Kurven sind zwar schön anzusehen, aber sie verhindern regelrecht Überholmanöver. Stattdessen setzt man bei neuen Strecken wie dem Hockenheimring auf lange Geraden, gefolgt von engen Kurven – hier sind Überholmanöver beinahe garantiert.

Die Problemanalyse zeigt, dass man innerhalb von wenigen Wochen das Problem nicht lösen kann: "Es wird viel darüber nachgedacht, wie man den Rennsport verbessern kann", bestätigt FIA-Präsident Max Mosley gegenüber 'BBC'. "Uns wird gesagt, dass es einfacher sein sollte, zu überholen. Da stimmen wir zu. Um dies zu erreichen, müssen wir die Autos und auch einige der Strecken verändern. Das braucht seine Zeit, auch wenn da jeder zustimmt."

"Ich denke, dass man die Technologie abrüsten sollte", so Ex-Formel-1-Pilot Mark Blundell auf seiner Homepage. "Wir müssen den Einfluss der Fahrer vergrößern und Fehler der Fahrer herbeiführen, wenn wir die Startautomatik, die Traktionskontrolle, Automatikgetriebe und so weiter verbieten. Die Leistung des Menschen muss wieder wichtiger werden als die des Computers. Ich hätte gerne gesehen, dass die Technologie abgerüstet wird." Das könnte es in der Tat in Zukunft geben, aber für 2003 wären die Veränderungen zu kurzfristig gekommen.

Doch Mosley warnt vor zu viel Euphorie: "Selbst wenn wir das Problem mit den Autos und der Strecke gelöst haben, so ermutigt der grundsätzliche Modus unserer Veranstaltungen das Überholen nicht. Wir verbringen zwei Tage damit, herauszufinden, wer der Schnellste ist und lassen denjenigen dann von vorne starten. Wie will dann bitte das Auto dahinter denjenigen einholen oder gar überholen? Windschatten-Rennen sind nun einmal Vergangenheit."

Für die Saison 2004 liegt bei der FIA bereits ein Geheimplan in der Schublade, sollten die Überholmanöver trotz des neuen Qualifying-Modus ausbleiben, der zumindest ein paar Mal durcheinander gewirbelte Startaufstellungen verspricht. In Zukunft könnte es dann auch für das Qualifying Punkte geben und die ersten zehn Plätze umgedreht werden. Das würde mit Sicherheit spannende Rennen bewirken. "Wir denken jedoch, dass dies für den Moment ein Schritt ist, der zu weit gehen würde", so Mosley.

Kritik übt Formel-1-Experte Marc Surer an der neuen Punktregelung. Seiner Meinung nach sorgt die neue Verteilung für weniger spannende Rennen: "Wenn der Zweitplatzierte nur zwei Zähler weniger als der Sieger erhält, ist der Anreiz für ihn, den Führenden anzugreifen, kleiner als bisher. Das Hauptproblem der Formel 1 - das Überholen - wird also noch größer."

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