Formel 1: News | 07.07.2009
„Es tut mir leid, dass ich ein Idiot war“
Bernie Ecclestone entschuldigt sich, er sei „ein Idiot“ gewesen – im selben Atemzug erklärt er erneut, was er an Hitler bewundert…
Bernie Ecclestone hat sich nun in den englischsprachigen Medien für seine Hitler-Aussagen entschuldigt. In einer Kolumne in der britischen Times, der er auch das umstrittene Interview gegeben hatte, schrieb der 78-Jährige: "Zunächst möchte ich mich entschuldigen. Er betonte, dass er "Hitlers Gräueltaten nicht unterstütze" und räumte ein, dass es "unklug war, meine Standpunkte so schlecht zu artikulieren."
Zugleich jedoch schrieb Ecclestone in seiner in der Times veröffentlichten Entschuldigung: „Während der 1930er-Jahre gab es in Deutschland eine finanzielle Krise. Hitler war in der Lage, die Wirtschaft wieder aufzubauen, die Autobahnen und die deutsche Industrie zu errichten. Nur das habe ich gemeint, als ich sagte, dass Hitler Dinge erledigen konnte. Ich bin ein Bewunderer von guter Führerschaft, von Politikern, die zu ihrer Überzeugung stehen und den Wählern die Wahrheit sagen. Ich bin kein Bewunderer von Diktatoren, die mit Terror regieren.“
Seine Erklärung brachte Ecclestone unter anderen folgenden Kommentar der Leserschaft ein: „Es scheint eindeutig zu sein, dass Herr Ecclestone nicht weiß, wann er mit dem Graben des Lochs aufhören soll, in das er sich selbst geschaufelt hat. Sein Wissen über die moderne Geschichte ist beklagenswert. Es scheint so, als würde er nicht realisieren, dass die Nazi-Industrie in starkem Maße auf Sklavenarbeit basiert hat – oder ist es gerade das, was Herr Ecclestone so bewundert?“
"Möchte mich aufrichtig entschuldigen"
Dem Jewish Chronicle gab Ecclestone ein längeres Interview. "Es tut mir leid, dass ich ein Idiot war", sagte er der jüdischen Zeitung. "Ich möchte mich aufrichtig dafür entschuldigen." Er bedaure sehr, dass er Menschen mit seinen Äußerungen verärgert und getroffen habe, fuhr Ecclestone fort.
"Ich habe Hitler nie unterstützt, ich denke nicht, dass es irgendjemanden auf dieser Welt gibt, der Hitler und seine Gräueltaten unterstützen könnte", sagte der Formel-1-Zampano. "Ich bedaure, dass Leute dies falsch aufgefasst haben und darüber aufgebracht waren. Ich bin deshalb wirklich traurig, denn ich habe für die jüdische Gemeinschaft sehr viel getan, durch Charities und ähnliches."
Die meisten seiner Freunde seien Juden, betonte Ecclestone: "Ich habe heute mit zwei oder drei sehr prominenten Menschen gesprochen, Juden. Einer von ihnen sagte zu mir: 'Bernie, du bist jüdischer als alle meine Freunde'."
In einem weiteren Interview allerdings, dass er der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press gab, kritisierte Ecclestone jene, die ihn zum Rücktritt aufgefordert haben, darunter den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses Ronald Lauder. "Ich denke, dass diese Leute, die so etwas sagen, gar nicht die Macht dazu haben", sagte Ecclestone. Zudem warf er dem Kongress vor, dass es ihm nicht gelungen sei, in der Wirtschaftskrise das Problem das Bankenproblem zu lösen.
Aufruf zum Formel-1-Boykott
Auch in Deutschland hatten Ecclestones Äußerungen weitere Wellen geschlagen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger hat ein Treffen mit dem 78-Jährigen am Nürburgring abgesagt. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat zum einem Boykott in der Formel 1 aufgerufen. Kurz vor dem Grand Prix in Deutschland sollten "alle Teams sehr klar machen: Wer Hitler lobt, katapultiert sich selbst rasant sofort aus der Seriösität heraus", sagte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, gegenüber dem Handelsblatt.
"Missverständnis"?
Kein Team sollte mehr mit ihm zusammen arbeiten. Ein Boykott wäre nun mehr als angebracht", so Graumann weiter. Er bezeichnete Ecclestone als "politischen Geisterfahrer", der so die "die gesamte Formel 1 an die Wand fährt." Nachdem Ecclestone gegenüber der Bild-Zeitung von einem "großen Missverständnis" gesprochen hatte, erklärte Graumann: "Der Herr ist entweder strohdumm oder unglaublich bösartig, vermutlich aber beides."
In der Kölnischen Rundschau forderte Graumann auch den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck auf, einen gemeinsamen Termin mit Ecclestone abzusagen. Bisher ist geplant, dass Beck am Donnerstag mit Ecclestone an der Einweihung des Nürburgring-Freizeitzentrums teilnimmt. Dass sich bisher kein Formel-1-Team, auch nicht BMW und Mercedes, von Ecclestone distanziert hat, nannte Graumann einen "Skandal" und ein "moralisches Desaster".