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Lola-Chef spricht zum F1-Projekt

"Alles, was wir wollten, war Rennen fahren"

Von der Formel 1 verschmäht: Die traditionsreiche Rennwagenfirma Lola hat die Hoffnung auf einen Einstieg 2011 aber noch nicht aufgegeben.

Sam Smith/Lola, jg

"Lola hat sicherlich mehr als alle der neuen Teams in den Start des F1-Projektes investiert. Es war ein Risiko, aber wir waren dazu bereit!" - Das sagt Martin Birrane, der Chef der Lola-Gruppe.

Von Le Mans bis Indianapolis hat der britische Rennwagenhersteller in seiner über 50jährigen Geschichte überall gewonnen, nur in der Formel 1 war der Marke Lola das Glück bislang nicht hold.

Ein desaströses Projekt Ende der 1990er führte zum Bankrott und fast zum völligen Aus der Traditionsmarke. Seit damals leitet Birrane, ehemals selbst Rennfahrer und Kunde, die Geschicke des Unternehmens.

Er hat auch nach der Ablehnung durch die FIA für 2010 das F1-Projekt noch nicht aufgegeben.

Formel 1 "neu"

"Was uns ursprünglich angelockt hat, waren die Kostenbeschränkungen, die die FIA für 2010 angekündigt hat. Wir sind sehr früh von diesem Plan unterrichtet worden, ungefähr im Jänner oder Feber 2009, und haben sofort auf eine Nennung hin zu planen begonnen."

Der Executive Chairman der Lola Group sah in den ursprünglich angekündigten reglementären Erleichterungen für die Newcomer eine Chance:

"Tatsache war, dass die F1-Landschaft sich ändern musste. Deshalb hätten die neuen Teams des Jahres 2010 mit den mit den etablierten Teams konkurrieren können. Lola ist immer im Ruf gestanden, eine Gruppe von echten Racern zu sein; und wir hätten sichergestellt, dass dieser Ruf erhalten bleibt. Das Timing für eine Rückkehr in die Formel 1 war richtig. Dank unserer Investitionen in neue Infrastruktur und Technologie sind wir darauf vorbereitet, ein konkurrenzfähiges Formel-1-Auto zu bauen; und wir sind das immer noch."

Birrane bezeichnet den bis zur Absage durch die FIA in die Vorbereitungen geflossenen Projektaufwand als signifikant:

"Der Grund dafür war, dass wir nicht nur das Feld auffüllen, sondern auf hohem Niveau mitkämpfen wollten. Die Vorlaufzeit für den kompletten Neustart eines F1-Teams beträgt neun bis zwölf Monate, wenn man mit den etablierten Teams konkurrenzfähig sein will. Im Juni haben wir schon ein erstes Windkanalprogramm durchgeführt und das 50%-Modell zwei Wochen lang ausgewertet. Wir haben mit dem Ausbau unserer Montageeinrichtungen begonnen, das war im September abgeschlossen. Die Rahmenbedingungen für das Lola Formula One Team waren geschaffen. Wir hätten ganz sicher im Dezember 2009 ein Auto getestet."

Diese Vorarbeit kommt jetzt anderen Programmen der Firma zugute, wie z.B. den in Le Mans "und Umgebung" erfolgreichen LMP1- und LMP2-Sportwagen. Gemeinsam mit Aston Martin Racing und Prodrive hat man ja 2008 und 2009 einige Erfolge am Sportwagensektor gefeiert; jetzt findet sich AMR/Prodrive mit der eigenen F1-Nennung ebenfalls auf der Reserveliste wieder.

Zweite Chance?

Martin Birrane bricht die Brücken zu Formula One Marketing und der FIA jedenfalls nicht ab: "Das Verhältnis mit FOM und FIA war die ganze Zeit gut. Lola pflegt mit diesen Organisationen weiterhin eine konstruktive Beziehung und regelmäßigen Dialog."

Der Klage von N-Technology gegen die FIA hätte man sich anschließen können, lehnte das allerdings ab: "Die positivere Vorgangsweise ist jetzt, sicherzustellen, dass wir gut aufgestellt sind, wenn die Möglichkeit sich wieder bietet – wovon wir überzeugt sind."

Denn Birranes Meinung nach wurden die technischen Möglichkeiten der Teams im Auswahlprozess nicht genügend berücksichtigt: "Dennoch hat uns die FIA wissen lassen, dass Lola in jeder Hinsicht ihren Standards, und denen einer Organisation, die in der Formel 1 mithalten will, entsprochen hat. Ob die drei ausgewählten Teams jetzt mehr als 'ferner liefen'-Status erreichen können, wird sich herausstellen."

Die Zukunft

Die erste Phase des Projektes wurde von Martin Birrane selbst finanziert, und das F1-Team sollte als getrennte Firma existieren:

"Ich wäre der einzige Anteilseigentümer und anfänglich auch der einzige Geldgeber gewesen. Wir haben auch ernsthafte Gespräche mit zwei Investoren geführt."

Birrane macht es klar: Lola will 2011 in die Formel 1. Das Projekt steht nicht zum Verkauf, man bleibt weiterhin in Bereitschaft:

"Wir haben das Modell und die Basisdaten, Produktions- und Projektpläne, einen fertigen Montagerahmen. Wir haben auch einiges wichtiges Personal behalten, das für das ursprüngliche Vorhaben engagiert worden ist. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, ist Lola die einzige Firma, die mit einem gut designten und konkurrenzfähigen F1-Auto sehr schnell einen Startplatz auffüllen kann. 2011 tritt die Beschränkung auf 280 Angestellte pro Team in Kraft; wir begrüßen das, weil es unserer derzeitigen Struktur an unserem Standort in Huntingdon fast perfekt entspricht."

Die Frage nach möglichem externen Druck im Richtung auf einen Vertragsabschluss mit Cosworth beantwortet der Lola-Chef diplomatisch: "Wie alle anderen ernsthaften Interessenten hat auch Lola die Verfügbarkeit von Motoren seitens eines der FOTA-Motorenhersteller geprüft. Tatsache ist, dass keine verfügbar waren. Cosworth-Motoren waren verfügbar, und wir haben mit Freuden einen Vertrag unterzeichnet und eine Anzahlung geleistet. Ich würde sagen, dass von außen eine gewisse Ermunterung dazu gekommen ist, aber man hat auf uns keinen echten Druck ausgeübt."

Bauernopfer im Polit-Zirkus

Die Irrungen und Wirrungen der Pseudo-Politik, die dem echten Rennsport seit vielen Jahren den Rang als wahrer Daseinszweck der Formel 1 abgelaufen haben, scheinen auch hier wieder ihre unseligen Auswirkungen gehabt haben.

Martin Birrane ist überzeugt: "Es war uns zuerst rätselhaft, aber wir sind in gewissem Ausmaß ganz klar als Bauernopfer [im Konflikt] zwischen der FIA und FOTA benutzt worden."

Der Zank zwischen FIA und FOTA, der seine Auswirkungen auf die Wahl der neuen Teams hatte, war für Lola "sehr verstörend, und er hat uns auf jeden Fall einen potentiellen Investor verschreckt. Wir haben uns dann entschieden, unsere Nennung zurückzuziehen, weil wir nicht in diesem politischen Streit instrumentalisiert werden wollten. Da war soviel Hickhack und Unsicherheit in diesem Moment – und alles, was wir wollten, war Rennen fahren."

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