
Formel 1: News | 09.12.2013
Weitreichende Entscheidungen der Strategiegruppe
Die Beschlüsse der Strategiegruppe: Doppelte Punkte beim Finale. Wunsch-Startnummern. Pirelli-Test im Dezember. Ab 2015 Budgetlimit.
Foto: FIA
Beschlossen wurden heute folgende Punkte von der Strategiegruppe und der Formel-1-Kommission in Paris, mit dem Mandat des FIA-Motorsport-Weltrats, der bereits am Mittwoch zusammengekommen war.
Eine Bestätigung der Beschlüsse durch den Motorsport-Weltrat der FIA ist nicht nötig, da die Strategiegruppe per Mandat dazu ermächtigt worden ist, entsprechende Entscheidungen autark zu fällen.
Besetzt ist das Gremium mit je sechs Vertretern der Teams, des Inhabers der kommerziellen Rechte um Zampano Bernie Ecclestone und des Automobil-Weltverbandes selbst.
Doppelte Punkte beim Saisonfinale
Doppelt hält besser und verspricht mehr Spannung: Ab der kommenden Formel-1-Saison gibt es beim letzten Rennen des Jahres, 2014 also in Abu Dhabi, doppelte Punkte in der Fahrer- und in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Das hat die Strategiegruppe heute beschlossen bekannt gegeben. Die Maßnahme soll dafür sorgen, dass die Wertungen bis zum Schluss offen bleiben und Champions so spät wie möglich gekrönt werden.
Es ist das erste Mal in der Geschichte der Formel-1-Weltmeisterschaft, dass ein Rennen mit mehr Punkten belohnt wird als die übrigen.
Konkret heißt das: Der Abu-Dhabi-Sieger erhält 50 Punkte, der Zweitplatzierte 36 Zähler bis hin zu zwei Punkten für den zehnten Rang. In der abgelaufenen Saison hätten jedoch auch doppelte Punkte beim Saisonfinale keine Spannung gebracht: Der Vorsprung Sebastian Vettels und auch von Red Bull Racing war bereits vor dem Trip nach Brasilien so groß, dass die Konkurrenz auch gemäß den neuen Regeln keine Chance mehr gehabt hätte.
In den vergangenen fünf Jahren ist die WM-Entscheidung der Fahrer nur zweimal im Finale gefallen. 2008 und 2012 hätte es andere Weltmeister gegeben: Mit Felipe Massa und Fernando Alonso wären zwei Ferrari-Piloten die Profiteure gewesen.
Sechs Teams beim Dezember-Reifentest
Wie berichtet wird Reifenhersteller Pirelli von 17. bis 19. Dezember in Bahrain einen vorweihnachtlichen Test abhalten, um die Pneu-Prototypen für 2014 auf der Strecke auszuprobieren.Alle elf Teams wurden eingeladen, daran teilzunehmen, und immerhin sechs werden der Einladung auch folgen: Red Bull, Mercedes, Ferrari, McLaren, Force India und Toro Rosso.
Die formelle Genehmigung für den Test wurde heute von Strategiegruppe und Formel-1-Kommission erteilt. Normalerweise wären Tests mit aktuellem 2013er-Chassis laut Reglement nämlich nicht gestattet.
Die nicht teilnehmenden Teams sollen die Daten des Tests erhalten und dürfen auch Beobachter nach Bahrain entsenden.
Fahrer dürfen Startnummer selbst wählen
Die Formel 1 verändert schon ab 2014 ihr System zur Vergabe der Startnummern. Künftig darf sich jeder Fahrer eine Nummer zwischen 2 und 99 selbst aussuchen, wobei die 1 für den amtierenden Weltmeister reserviert bleibt. Der Weltmeister muss jedoch nicht zwangsläufig die 1 wählen, hat aber ein Anrecht darauf - ähnlich wie zum Beispiel auch in der MotoGP. Das haben Strategiegruppen und Kommission heute in Paris entschieden.Wenn mehrere Fahrer die gleiche Nummer haben möchten, erhält derjenige den Vorzug, der in der Fahrer-Weltmeisterschaft des vorangegangenen Jahres besser platziert war.
Bisher wurden die Startnummern nach dem Ergebnis der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft vergeben. Zwar bekam der Fahrer-Champion immer automatisch die 1 und sein Teamkollege die 2, aber alle anderen Nummern wurden in der Reihenfolge der Vorjahres-Weltmeisterschaft verteilt - mit der Ausnahme der 13, die traditionell aus Gründen des Aberglaubens übersprungen wurde.
Neue Fünf-Sekunden-Strafe
Die Formel 1 erweitert ihren Strafenkatalog, um kleinere Vergehen an einem Rennwochenende mit mehr Augenmaß zu sanktionieren. Wie am Montagabend bekannt wurde, beschloss die Strategiegruppe der Königsklasse, ab der kommenden Saison eine Fünf-Sekunden-Strafe einzuführen. In welcher Form diese verhängt werden soll und für welche Delikte sie vorgesehen ist, ist derzeit noch offen. Theoretisch ist eine verkürzte Stop-and-Go-Strafe denkbar.Budgetobergrenze ab 2015
Lange wurde darüber diskutiert, zuletzt schien sie nicht mehr realistisch, aber 2015 soll sie tatsächlich kommen: die Budgetobergrenze in der Formel 1. Angesichts des enormen wirtschaftlichen Drucks, durch den mehrere Teams insolvenzgefährdet sind, hat man sich nun doch zu dieser drastischen Maßnahme entschlossen, um die ausufernden Kosten in der Königsklasse in den Griff zu bekommen.In einer Presseaussendung der FIA heißt es, dass "das Prinzip einer globalen Budgetobergrenze" adaptiert werden soll, und zwar ab Januar 2015. Mit der praktischen Ausarbeitung soll eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern von FIA, Rechteinhaber und Teams beauftragt werden. Das Ziel ist, dass die Regeln für die Budgetobergrenze bis Juni 2014 ausgearbeitet sind.
Unklar ist bis dahin noch, wie hoch die Budgetobergrenze angesetzt und mit welchen Maßnahmen sie überwacht wird. In der Vergangenheit hatten vor allem die Topteams stets Bedenken angemeldet, weil eine solche Budgetobergrenze ihrer Meinung nach nicht hundertprozentig überwacht werden kann. Nun soll die Arbeitsgruppe Mechanismen ausarbeiten, um eben diese Schlupflöcher im Vorhinein zu eliminieren.
Bevor sich die Entscheider heute auf das Konzept der Budgetobergrenze verständigten, stand übrigens eine Mitarbeiter-Obergrenze von 300 bis 350 Mann im Raum. Nun scheint man sich doch dazu durchgerungen zu haben, einen Schritt weiter zu gehen.