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Formel 1-Testfahrten Jerez de la Frontera

Winter sorgt für hohen Reifenverschleiß

Von guten Gefühlen bis Graining: Die Fahrer gehen mit gemischten Meinungen über die neuen Pirelli-Pneus aus dem ersten Testtag - Button trifft das Arbeitsfenster

Die ersten Jerez-Testtage markieren auch die erste Bewährungsprobe für die neuen Pirelli-Reifen. Auf dem rauen Asphalt in Spanien müssen die neuen Pneus, die je Mischung rund eine halbe Sekunde pro Runde schneller sein sollen als 2012, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Dazu hat Pirelli die Mischungen Hard, Medium und Soft mit nach Jerez gebracht. Die Supersofts sind in dieser Woche nicht im Einsatz, da sie aufgrund ihrer Eigenschaften nicht zur Strecke passen, so die Erklärung des Reifenherstellers.

Vielleicht liegt es auch an der neuen Farbgebung der harten Reifen, deren orange man leicht mit dem roten Streifen der Supersofts verwechseln könnte. Doch darauf achten die Fahrer in ihren Autos sowieso nicht, ihnen geht es vornehmlich darum, die Reifen zu verstehen und mit ihnen zurechtzukommen. Doch das ist bei den nun schneller abbauenden Gummis keine leichte Aufgabe.

Jenson Button zeigt sich jedoch zufrieden nach dem ersten Einsatz: "Nachmittag hatten wir Streckentemperaturen im Bereich von 25 Grad, und wir haben die Reifen dabei zum Arbeiten gebracht", bestätigt er. "Das ist schön zu sehen, denn wir haben hier im Winter normalerweise immer Probleme - wie alle Teams." Das könnte die Arbeit für McLaren bei den kommenden Tests ungemein erleichtern: "Es ist für jedes Team eine bessere Aussicht, wenn man weiß, man kann sich auf das Auto und auf die Entwicklung konzentrieren und muss nicht herausfinden, warum die Reifen nicht funktionieren. Hoffentlich ist dieses Thema erledigt, und wir können uns auf die Entwicklung konzentrieren."

Zwar bekommt der McLaren-Pilot die Reifen endlich gut zum Arbeiten, was ihm in der Saison 2012 häufig nicht gelungen war, dafür tritt ein anderes Problem für ihn in den Vordergrund: "Der Reifen ist schneller, aber das Problem ist: für wie lange? Der Verschleiß ist sehr hoch, viele bekommen Probleme mit Graining. Aber das betrifft nicht wie üblich die Hinterreifen, es gibt viel Graining an der Front. Und das ist echt schwierig, in den Griff zu bekommen. Es wird nicht einfach werden mit den Reifen."

Rauer Asphalt + kalte Strecke = hoher Verschleiß

Mit dieser Aussage stößt der Brite im Fahrerlager auf breite Zustimmung. Auch bei der Konkurrenz von Ferrari bestätigt man diese Beobachtungen: "Der Reifenabrieb ist in Jerez generell sehr hoch - speziell mit den neuen Medium-Reifen, die inzwischen sehr weich sind", schildert Felipe Massa und auch Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo hat nichts anderes zu vermelden: "Hier in Jerez ist der Abbau üblicherweise sehr hoch, daher gehe ich davon aus, dass es heute allen gleich gegangen ist." Er relativiert aber: "Im Vergleich zum Vorjahr habe ich keine großen Unterschiede wahrgenommen."

Der Grund für den schnellen Abbau liegt in den relativ kalten Streckentemperaturen in Jerez, schließlich ist auch in Spanien noch Winter angesagt. Das hat auch Caterham-Debütant Giedo van der Garde schon mitbekommen: "Es ist zu kalt für die Medium- und Soft-Reifen. Die bauen ein wenig zu schnell ab. Aber das geht den anderen Teams genauso", macht er sich darüber noch keine Sorgen. "Ich komme mit den Reifen ganz gut zurecht."

Das tut scheinbar auch Paul di Resta. Der Force-India-Pilot kann sich mit der 2013er-Generation der Pirelli-Pneus gut anfreunden: "Anders als noch in Brasilien hatten wir es heute wirklich mit den Reifen zu tun, die uns in diesem Jahr erwarten", so der Schotte. "Sie sind anders, aber das ist toll. Die Ungewissheit wird für eine gute Show sorgen." Prognosen für sein eigenes Team will er aber noch nicht abgeben: "Ich fühle mich wohl damit, aber ob sie meinem Stil entgegenkommen, das weiß ich erst, wenn wir in Australien sind."

Williams: Altes Auto als gute Referenz

Viel zu diskutieren hat man bei Williams, denn als einziges Team, das mit dem alten Auto nach Jerez gekommen ist, kann man die Walzen gut mit denen aus dem Vorjahr vergleichen. "Die Reifen sind ein wenig anders als im vergangenen Jahr, deswegen müssen wir sie umso besser verstehen", so Maldonado, der mit 84 Runden die zweitmeisten aller Fahrer zurückgelegt hat. "Wir sind gestern die harte und die Medium-Mischung gefahren, müssen also die weiche Mischung noch testen. Sie fühlen sich recht gut an, aber 80 Runden reichen nicht aus, um sie ausreichend zu analysieren. Sie scheinen sehr empfindlich zu sein, vor allem bei diesen Temperaturen und unter diesen Bedingungen."

"Ich denke, die Reifen funktionieren gut, vor allem das Aufwärmen", fährt er fort. "Da sind sie besser als die Reifen im vergangenen Jahr. Andererseits lassen sie auch schneller nach, man muss also noch mehr darauf achten, wie man sie behandelt." Ankündigungen, die Reifen sollen besonders in der Kurvenmitte gutmütiger sein, kann der Venezolaner nach dem ersten Tag nur bedingt nachvollziehen: "Das ist schwierig zu sagen. Es hängt vom Gewicht des Autos, den Bedingungen und von der Art, wie du fährst, ab. Ob du eine schnelle Runde fährst oder einen Longrun machst."

"Es kommt darauf an, mit welchem Ansatz du herangehst. Die Ergebnisse sind dann völlig unterschiedlich. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Mischungen zu verstehen, ist das Wichtigste. Wir müssen wissen, wie sich die weichen Reifen oder die anderen Mischungen verhalten. Wir wollen aber nicht nur die Reifen verstehen, sondern auch alle anderen Komponenten im Auto. Daher haben wir noch einiges zu tun", so der Venezolaner.

Viel mehr als ein erster Eindruck war für die Fahrer beim Testauftakt in Jerez de la Frontera eh nicht drin, viele haben die weichen Reifen noch nicht probiert und andere Streckenbedingungen heute sollten auch ein anderes Ergebnis bringen. Deswegen will Lotus-Technikchef James Allison noch nicht allzu viel auf die Eindrücke geben: "Wir haben es hier mit einem ungewöhnlichen Kurs zu tun. Der Asphalt ist hier so rau wie sonst nirgendwo. Über die Reifen haben wir heute noch nicht allzu viel gelernt."

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