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Formel 1: News

„Wir lächeln nur für Millisekunden“

Nico Rosberg hört zum ersten Mal das Reifenquietschen – wenn das Mercedes-Team an die erfolgreichen Tests denkt, dann herrscht „Lächel-Verbot“…

In der Formel 1 scheint es nur einen Favoriten zu geben, und der hat diese Rolle von den Medien sowie den Konkurrenten wider Willen auf das Auge gedrückt bekommen.

Vor dem Saisonstart 2014 ist Mercedes tunlichst bemüht, alle Vorschusslorbeeren von sich zu weisen. Trotz rund 18.000 Kilometern, die die Antriebsstränge aus Brixworth im Heck des Werks- und der Kundenteams abgespult haben, sieht Motorenchef Andy Cowell noch viele Unbekannte auf sich und die Silberpfeile zukommen.

Im Gespräch mit Autosport warnt der Brite: "Das Sprichwort lautet: 'Der Teufel steckt im Detail.' Was wir beim Testen nicht genau beobachtet haben, das können wir auch nicht entdeckt haben." Gründe für die Zurückhaltung gibt es viele: Die Eindrücke aus Bahrain sind wohl kaum verallgemeinerbar, weil die Bahn in der Sachir-Wüste als extrem motorenlastig gilt. Dazu haben die Wintertests in der Vergangenheit schon oft über die wahre Hackordnung in der Startaufstellung hinweggetäuscht.

Nicht selten war ein Auto völlig unberechenbar und strauchelte bei den Vorbereitungen, wenn es darum ging, eine Renndistanz zu absolvieren - und plötzlich fuhr es in Melbourne auf das Podium. "Das gab es unzählige Male. Es ist unmöglich zu sagen, wie bereit wir sind", weiß Cowell.

"Hoffnung, dass RBR nicht mehr so überlegen ist"

Auch Pilot Nico Rosberg tritt auf die Euphoriebremse: "Wir hatten eine gute Testphase, aber auch da muss man vorsichtig sein", sagt er gegenüber Auto, Motor und Sport. Gefallen hat er an der neuen Formel 1 dennoch gefunden.

Der Wiesbadener spricht von einer "mega-interessanten" und "erfrischenden" Zeit. "Die Hoffnung ist da, dass Red Bull Racing nicht mehr so überlegen vorneweg bläst, dass die Reihenfolge durcheinander gewürfelt wird", so Rosberg. Hinzu kommt, dass im Gegensatz zu den ausgereizten V8-Motoren mit den neuen Turboaggregaten und Hybridsystemen noch viel Entwicklungspotenzial vorhanden ist. Auch innerhalb der Saison kann sich im Kräfteverhältnis viel tun, wenn Fahrbarkeit und Spritverbrauch optimiert werden.

Rosberg hofft außerdem, dass die Cleverness des Fahrers mehr zählt als in der Vergangenheit. Er wittert einen Vorteil für sich: "Mancher denkt überhaupt nicht mit beim Fahren, und ich versuche, mir Gedanken zu machen, weil ich hoffe, dass mir das vielleicht ein paar Vorteile verschafft", erklärt der 28-Jährige. "Ich interessiere mich für die ganze Technologie und versuche, das für mich zu nutzen. Mir ist es wichtig, dass mein Auto eins ist mit mir." Weil die 1,6-Liter-V6-Motoren wesentlich leiser sind, gibt es dabei noch mehr Möglichkeiten.

Da leise Cockpit

Nach eigener Aussage hört Rosberg jedes Reifenquietschen - sogar das der hinteren Pneus beim Bremsen. Im Gegensatz zu manchem Ex-Piloten, der über solche Dinge ausgelassen schimpft, fasziniert ihn die Entwicklung: "Ich wusste gar nicht, dass es das überhaupt gibt. Ich weiß gar nicht, wann mir das zuletzt in meiner Karriere passiert ist", wundert sich Rosberg. Die hohen Top-Speeds von bis zu 340 Kilometern pro Stunde würde er allerdings gerne gegen etwas mehr Tempo in den Kurven eintauschen.

Doch da fehlt es nach dem neuen Reglement an Abtrieb. Den Königsweg, um mit knappem Tankinhalt ans Ziel zu kommen, hat er auch schon gefunden: "Die beste Art, Sprit zu Sparen ist am Ende der Geraden. Wenn du 50 Meter vor dem Bremspunkt vom Gas gehst und nur noch rollen lässt, holst du am meisten raus." Das klingt danach, als könne er sich unter dem Helm ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Cowell warnt genau davor: "Wir versuchen, nicht zu lächeln, wenn wir an die Fahrpraxis und die Leistung aus Bahrain denken. Wir lächeln für Millisekunden, dann denken wir angestrengt nach, um Probleme zu lösen." Dabei ist laut Motorsport-Chef Toto Wolff längst klar, dass es für die Silberpfeile um nichts anderes gehen kann als die Krone: "Titel sind der Anspruch von Mercedes, deshalb sind wir in der Formel 1 dabei, wenn es uns um etwas anderes ginge, müssten wir sofort aufhören", macht der Österreicher gegenüber der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' klar.

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