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Viel Schrott in der Puszta

War es die sommerliche Hitze oder doch die lange Rennpause? Beim dritten Rallycross-ÖM-Lauf in Ungarn gab es jede Menge Unfälle.

Text & Fotos: Leopold Freistätter

Viele Meisterschaftsprädikate brachten viele Starter – und damit viele Probleme. Die mehr als 90 Teilnehmer strapazierten den Zeitplan immens. Schon im Training erwischte es zwei Österreicher. Am Ford Escort RS 2000 von Franz Volkmann brach beim heuer neu geschaffenen Sprung die Spurstange, der Ford bohrte sich in die Streckenbegrenzung und wurde arg verformt. Thomas Hametner (BMW 320i) war sich mit Romina Fritz (Suzuki Swift) über die Vorfahrt nicht einig und verbog seinen BMW ebenfalls nachhaltig. Für beide war am Samstagnachmittag das Wochenende schon wieder gelaufen.

Trainingsschnellster in der Division 1 war der Ungar Zoltan Harsanyi im Mitsubishi Evo 6, gefolgt vom Tschechen Marek Zeman im Ford Fiesta ST T16 4x4. Dieses brandneue Fahrzeug wird von Zeman in den diversen nationalen Meisterschaften eingesetzt, in der Europameisterschaft wird Pavel Koutny damit unterwegs sein. Mit Rang vier war Peter Ramler im Seat Leon T16 4x4 schnellster Österreicher, gefolgt von Alois Höller im Ford Focus T16 4x4. Nach längerer Rennpause war der Vorarlberger Willy Salzgeber im Ford Focus T16 4x4 wieder mit von der Partie, hatte aber sichtlich noch einige Gewöhnungsprobleme.

In der Division 1A fand das Duell Petr Bilek (Skoda Fabia) gegen Mario Petrakovits (VW Polo) seine Fortsetzung. Diesmal hatte der Tscheche ganz knapp die Nase vorne. Mit Wolfgang Schörghuber (Skoda Fabia) und Erwin Frieszl (Peugeot 206) folgten auf den Rängen vier und fünf die restlichen Österreicher. Ohne heimische Beteiligung verlief die Division 2, die Trainingsbestzeit ging an den Tschechen Roman Castoral im Opel Astra OPC. Doch etwas überraschend das Trainingsergebnis der Division 4. Nach längerer, durch Getriebeprobleme verursachter Pause war der Waldviertler Jürgen Stoitzner im Audi Quattro S2 wieder am Start. Er musste aber mit Rang zwei Vorlieb nehmen, die Bestzeit ging klar an Jürgen Weiss im Ford Sierra Cosworth 4x4. Dahinter mit dem Ungarn Mihaly Toth im Mitsubishi Evo 3 der Dauergegner der Österreicher. Schnellster Pilot in der zweiradgetriebenen Fraktion war Sven Förster im VW Golf II GTI 16V.

Laut einer kurzfristigen Änderung im Zeitplan wurde noch am Samstag der erste Vorlauf gestartet. Nach den diversen Sonderklassen aus den nationalen Meisterschaften war die Division 4 an der Reihe. Gleich im ersten Vorlauf kamen sich in der ersten Runde Markus Köberl (Mazda 323) und Romina Fritz (Suzuki Swift) ins Gehege. Die Rangelei endete mit einem Überschlag von Markus Köberl. Aufgrund der schweren Schäden am Mazda war auch für ihn das Wochenende vorzeitig gelaufen. Der Suzuki von Romina Fritz wurde in mühevoller Kleinarbeit wieder für den Sonntag einsatzfähig gemacht. Markus Werfring (VW Golf I GTI) sah nach Problemen mit der Benzinzufuhr die Ziellinie nicht. Im vorletzten Lauf versuchte Jürgen Stoitzner alles, um eine gute Zeit auf die Bahn zu knallen. Das gelang ihm auch, und er setzte sich vorerst an die Spitze. In seinem Sog konnten Sven Förster (VW Golf II GTI 16V) und Rainer Kaindl (Honda Civic) ebenfalls Spitzenplätze herausfahren. Die Entscheidung um die Bestzeit musste im letzten Vorlauf fallen.

Dort traf Jürgen Weiss auf den Mitsubishi von Mihaly Toth und den Mazda 323 GTR von Andras Hajdu. Ebenfalls mit von der Partie Klaus Freudenthaler (Seat Ibiza) und Richard Förster (VW Golf I GTI). Durch die erste Kurve kamen aber nur Freudenthaler und Förster, die Allradmeute steckte geschlossen in der Streckenbegrenzung. Am glimpflichsten kam Andras Hajdu davon. Der Ford Sierra von Jürgen Weiss war schwer beschädigt, der Mitsubishi von Mihaly Toth praktisch ein Totalschaden. Mihaly Toth wurde ins Krankenhaus gebracht, nach ersten Informationen dürfte er sich eine nicht näher bekannte Verletzung der Halswirbelsäule zugezogen haben, war am Sonntag aber wieder an der Rennstrecke. Den Gestrandeten eilte das Glück zu Hilfe, die Rennleitung entschloss sich aufgrund der fortgeschrittenen Stunde für einen Abbruch, der Vorlauf wurde am Sonntag nachgetragen. Das war das Startsignal für die Truppe von Jürgen Weiss, die mit vollem Einsatz bis vier Uhr morgens am Schrauben waren. Mit dem revidierten Sierra holte Jürgen Weiss am Sonntag früh eine knappe Bestzeit, er war nach vier Runden etwas mehr als zwei Zehntel Sekunden schneller als Jürgen Stoitzner am Vortag.

In der Division 1A holte Mario Petrakovits einen klaren Laufsieg, musste sich aber im Fernduell erneut Petr Bilek geschlagen geben. Erwin Frieszl (im angemieteten Peugeot 206 von Jaroslav Kalny) zeigte groß auf und holte Rang drei. Laszlo Kiss (Mitsubishi Lancer Evo 6) stellte die Bestzeit in der Division 1 auf. Dahinter folgten Zoltan Harsanyi und Marek Zeman. Auf den Rängen vier bis sechs das Österreicherpaket mit Peter Ramler, Willy Salzgeber und Alois Höller, der durch eine defekte Antriebswelle gebremst wurde. Peter Ramler war in seinem Vorlauf hinter Balint Revesz im Mitsubishi Evo 8 eingeklemmt und fand keinen Weg vorbei. Peter Kotan fuhr trotz gebrochener hinterer Radaufhängung einen Laufsieg ein und Laszlo Furko verabschiedete sich in Führung liegend mit seinem Mitsubishi Evo 5 mit einer eleganten Rolle.

Wieder war also der Zeitplan über den Haufen geworfen. Warum man sich aber seitens des Veranstalters zwischen den Läufen so viel Zeit ließ bleibt dahingestellt. Jürgen Weiss markierte eine weitere Bestzeit in der Division 4 und sicherte sich damit vorzeitig die Pole für das A-Finale. Jürgen Stoitzner landete wieder auf Rang zwei, gefolgt von Rainer Kaindl und Klaus Freudenthaler. Markus Werfring konnte seine Probleme vom Vortag nicht lösen und kam erneut nicht bis zur Ziellinie. In der Division 1A drehte Mario Petrakovits den Spieß um und verwies Petr Bilek auf Rang zwei. Unmittelbar dahinter nach einer tollen Fahrt die beiden anderen Österreicher Wolfgang Schörghuber und Erwin Frieszl. Laszlo Kiss dominierte weiterhin die Division 1. Hinter Zoltan Harsanyi konnte Peter Ramler diesmal auf Rang drei fahren, auf Rang vier folgte Alois Höller. Damit waren die Österreicher auf Kurs in Richtung A-Finale, denn bei Marek Zeman und Petr Kotan schlug der Defektteufel im zweiten Vorlauf zu.

Der dritte Vorlauf der Division 4 brachte viel Aufregung für Richard und Sven Förster. Wild gestikulierend versuchten die Förster-Boys den ungarischen Marshalls klar zu machen, dass die Startaufstellung für den letzten Vorlauf nicht stimmt. Nach zähem Verhandeln konnten sich Vater und Sohn durchsetzen. Dem Golf von Sven Förster dürfte allerdings die Aufregung zuviel gewesen sein. Er machte keinen Mucks mehr, Sven musste bei „seinem“ Lauf zuschauen und flog aus der Startaufstellung für das A-Finale. Ein spannendes Duell um die Vorherrschaft bei den zweiradgetriebenen Autos fand seine Fortsetzung. Rainer Kaindl und Klaus Freudenthaler lieferten sich ein rundenlanges Duell, das mit einem Fotofinish zugunsten von Rainer Kaindl endete.

Mario Petrakovits entschied auch den dritten Vorlauf der Division 1A vor Petr Bilek für sich und holte sich damit den besten Startplatz im A-Finale. Wolfgang Schörghuber fuhr auf Rang vier und damit genauso in das A-Finale wie sein Landsmann Erwin Frieszl. Dieser beendete den dritten Vorlauf aber schon in der ersten Runde mit einem Überschlag und konnte am Finale nicht mehr teilnehmen. Zoltan Harsanyi vor Peter Ramler und Willy Salzgeber lautete der Zieleinlauf im dritten Vorlauf der Division 1. Willy Salzgeber sicherte sich mit dieser Leistung noch einen Startplatz im A-Finale. Marek Zeman blieb in einer Kettenreaktion nach einem Startgerangel auf der Strecke und baute dem brandneuen Ford Fiesta ST T16 4x4 unter anderem beide Vorderräder aus.

Mit fast zwei Stunden Verspätung wurden die Finalläufe gestartet. Im C-Finale der Division 4 setzte sich Rene Derfler im BMW 325iX gleich in Führung, drehte sich aber schon in der ersten Runde. Möglicherweise war daran Bruno Werfring im VW Golf nicht ganz unbeteiligt, er wurde nämlich mit einer schwarzen Flagge aus dem Rennen geholt. Fünf turbulente Runden später gab es mit Romina Fritz im Suzuki Swift eine doch etwas überraschende Siegerin. Die 16jährige Lady arbeitete sich auch im anschließenden B-Finale weiter nach vorne und holte dort noch den zweiten Rang. Bedeutet Rang sieben im Gesamtklassement und damit den größten Erfolg ihrer Karriere. Das B-Finale entschied Michael Albert im Nissan Sunny für sich, während Sven Förster mit dem Golf wieder nicht über die Runden kam. Der Student tauchte damit nach tollen Vorlaufleistungen im Endergebnis auf Rang zehn auf und war entsprechend sauer.

Im B-Finale war es aber kein technisches Problem sondern eines mit vier Ringen. Der Ungar Peter Zsigmond im Audi 80 Quattro schob ihn von der Piste und wurde dafür disqualifiziert, das half Sven aber auch nicht mehr weiter. Den Start zum A-Finale entschied Jürgen Stoitzner für sich. Jürgen Weiss klebte am Heck und tat dies auch noch, nachdem er bereits die Joker Lap absolviert hatte. Damit musste er nur noch warten bis Jürgen Stoitzner in die Joker Lap geht und dann den Sieg nach Hause fahren, genau das tat er dann auch. Klaus Freudenthaler holte sich mit Rang vier die Krone bei den Zweiradgetriebenen und dazu das Punktemaximum für die Meisterschaft in der Zweiliterklasse. Rang fünf und ebenfalls das Punktemaximum für die Tabelle bei den 1600ern holte Rainer Kaindl.

Das Endergebnis der Division 2 mangels heimischer Beteiligung nur der Vollständigkeit halber: Roman Castoral (Opel Astra OPC) feierte einen Tagessieg vor seinem Landsmann David Stefan (Peugeot 306) und dem Polen Lukasz Tyszkiewicz im Opel Astra OPC.

Einen souveränen Start-Ziel Sieg in der Division 1A holte Mario Petrakovits. Zwar konnte er sich vom Tschechen Petr Bilek nicht entscheidend absetzen, in wirklicher Schlagdistanz war der Skoda-Pilot aber auch nie. Wolfgang Schörghuber holte mit Rang vier ein versöhnliches Ergebnis mit funktionierender Servolenkung im Skoda Fabia. In allen drei Vorläufen musste er auf diese nämlich – mal früher mal später, aber doch immer wieder – verzichten.

Versöhnliches Ende für die Österreicher auch in der Division 1. Zoltan Harsanyi riskierte nach dem Start sichtlich zuviel. Der Mitsubishi kippte auf zwei Räder und der Ungar hatte alle Hände voll zu tun, um auf der Piste zu bleiben. Die Führung ging damit an seinen Landsmann Laszlo Kiss. Dahinter mit Peter Ramler, Willy Salzgeber und Alois Höller die Österreicher in Lauerstellung. Peter Ramler versuchte die Attacke nicht mit letzter Konsequenz, denn gegen Rennmitte schob er sich schon mal auf gleiche Höhe mit dem Ungarn. Willy Salzgeber musste in der Endphase mit gebrochener Radaufhängung aufgeben und wurde als Sechster gewertet. Hinter Laszlo Kiss belegten Peter Ramler und Alois Höller die Plätze zwei und drei.

Laszlo Kiss hat mit seinem Tagessieg auch die Führung in der ÖM übernommen. Hinter Peter Kotan liegen Alois Höller und Peter Ramler auf den Rängen drei und vier. Mario Petrakovits hält nun bei 46 Zählern und hat sich einen komfortablen Vorsprung in der Tabelle erarbeitet. Nach dem Ausfall von Franz Volkmann liegt die alleinige Führung in der Division 4 nun bei Rainer Kaindl, der in allen bisher gefahrenen Läufen das Punktemaximum holte. Klaus Freudenthaler und Jürgen Weiss sind seine direkten Verfolger.

Die ÖM wird am 3. August im tschechischen Sosnova fortgesetzt.

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