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ALMS: 12h Sebring

Qualität statt Quantität in Florida

Erste Kraftprobe der Werke: siegen endlich Klien & Peugeot in Amerika, erfolgreiche Premiere des Audi R15 TDI, oder Überraschung für Acura?

Beim "Wheels Down Winter Test" in Sebring Ende Jänner und bei den ersten Testfahrten der Le Mans Series in Le Castellet war von den beiden Diesel-Rennern noch nichts zu sehen.

Jetzt gibt es die erste Konfrontation:

Der völlig neue Audi R15 TDI und der weiterentwickelte Peugeot 908 HDi FAP treffen bei der 57. Auflage der 12 Hours of Sebring erstmals aufeinander.

Konkurrenz in der LMP1-Klasse erwächst den europäischen Werken, die sich 2009 ganz auf Le Mans und einige wenige Vorbereitungsrennen konzentrieren, in Form der Werksautos von Acura.

Die britische Streitmacht von Aston Martin bleibt mit ihren neuen Autos lieber auf dem alten Kontinent.

Völlig neu: Audi R15 TDI

Sebring-Premieren haben bei Audi schon Tradition: im Jahr 1999 begann das Sportwagen-Zeitalter im Zeichen der vier Ringe mit dem R8R. Ein Fahrer von damals ist heute noch dabei: Rinaldo Capello erreichte gemeinsam mit Stefan Johansson und dem unvergessenen Michele Alboreto Platz 3.

Im Jahr darauf begann die Ära des bis heute erfolgreichsten Rennsportwagens, des R8, mit einem Sieg in Sebring für Frank Biela/Tom Kristensen/Emanuele Pirro. 2006 brachte das erste Rennen eines Diesel-Sportwagens gleich den ersten Sieg für den R10 TDI und die Herren Capello, Kristensen und Allan McNish.

Diese drei steuern auch einen der beiden neuen R15 TDI. Das andere Fahrzeug wird in die ebenfalls schon bewährten Hände von Marco Werner, Lucas Luhr und Mike Rockenfeller gelegt.

Diesen sechs Fahrern steht ein Fahrzeug zur Verfügung, das die Freiheiten des Reglements um einiges konsequenter ausnützt als sein Vorgänger. Für den R10 setzte es im Vorjahr eine herbe Niederlage gegen die LMP2-Autos von Porsche und Acura.

Was sagen die Chefs?

Die Audi-Offiziellen stapeln tief. Rennsportchef Dr. Wolfgang Ullrich bremst gleich einmal alle Erwartungen auf einen erneuten Premierensieg:

"Sebring ist für uns ein wichtiger Test für die 24 Stunden von Le Mans. Erfahrungsgemäß ist die Strecke sehr hart und deckt Probleme, die ein Auto hat, gnadenlos auf. Deshalb ist es besonders wichtig, dort mit einem neu entwickelten Fahrzeug zu fahren. Natürlich erhoffen wir uns von dem Rennen auch eine Standortbestimmung mit unserem neuen Audi R15 TDI, denn die bekommt man nur, wenn man gegen seine Konkurrenz fährt – und das ist in Sebring zum ersten Mal der Fall.“

So sieht das auch Ralf Jüttner, der technische Direktor beim Audi Sport Team Joest:

"Wir sind nicht ganz so perfekt vorbereitet, wie wir es gerne wären – aber das ist mit einem neuen Auto eigentlich immer so. In diesem Jahr hat uns besonders wehgetan, dass wir bei den Testfahrten in Europa leider ständig schlechtes Wetter hatten und noch nicht bei hohen Temperaturen gefahren sind, wie sie uns in Sebring erwarten. Zudem waren wir erstmals nicht im Vorfeld des Rennens in Sebring zum Testen – das heißt, wir haben auf der Strecke noch keinerlei Erfahrung mit dem Audi R15 TDI. Zum Glück gibt es am Samstag vor dem Rennen eine zusätzliche Testgelegenheit, die wir nutzen werden."

Die American Le Mans Series zeigt sich heuer sehr dezimiert, einige Teams haben das Handtuch geworfen, neue Autos sind erst wieder 2010 zu erwarten. Auch Audi selbst fährt keine volle Saison mehr. Ein Nachteil? Nein, glaubt Jüttner:

"Das Starterfeld ist in Sebring dieses Mal zwar nicht besonders groß, qualitativ dafür aber ein Kracher, vor allem in der LMP1-Klasse. Zwei Audi, zwei Peugeot, zwei Acura/Honda in einem Starterfeld von 28 Autos – das wird ein heißes Rennen!“

Klarer Auftrag: Peugeot

Zwei der lautesten Kracher kommen aus Frankreich. Wieder nutzt Peugeot Sport das materialmordende Rennen auf dem ehemaligen Flugfeld in Florida für den großen Le-Mans-Test. Heuer jedoch gleich mit zwei Autos statt wie im Vorjahr mit einem.

Unsere Aufmerksamkeit gilt natürlich vor allem Christian Klien, der das Auto Nr. 7 mit Nicolas Minassian und Pedro Lamy teilen wird. Das Schwesterauto mit Startnummer 8 teilen sich Franck Montagny, Stéphane Sarrazin und Sébastien Bourdais.

Doppelter Einsatz, doppelte Ausbeute an Information, und auch doppelte Chance auf ein Resultat: 2008 stellten Sarrazin/ Minassian/Lamy den damals einzigen 908er in die erste Startreihe und zeigten im Rennen übermächtigen Speed, schieden aber mit technischen Problemen aus.

Was bringt Peugeot diese Fernreise in die USA, wo die Löwenmarke seit fast zwei Jahrzehnten keine Autos mehr verkauft? Vor allem die Gelegenheit zum ausgiebigen Testen, sagt der Technikchef Bruno Famin: "Dank der vielfältigen Möglichkeiten das Fahrzeug zu testen, ist das Sebring-Rennen praktisch eine Pflichtveranstaltung für uns. Auch der Kurs an sich hat Ähnlichkeiten mit der Strecke in Le Mans."

Schon am 14. März gibt es das erste freie Training am Sebring International Raceway. Nach dem Rennen bleibt man noch eine Weile in Florida, am 23. und 24. März sind weitere Testtage geplant. All das wird wertvolle Erkenntnisse bringen, denn: "Die Länge des Events in Sebring ist ein echter Härtetest für unsere Autos. Da wir dieses Jahr zwei Autos einsetzen, werden wir ausreichend Daten für den weiteren Verlauf der Saison sammeln können."

Der Direktor von Peugeot Sport, Olivier Quesnel, ergänzt: "Der Auftrag in Sebring ist klar: Wir wollen uns so gut wie möglich auf Le Mans vorbereiten. Qualifikations- und Rennergebnis stehen dabei vorerst im Hintergrund. Viel mehr wollen wir die technische und strategische Entwicklung vorantreiben. Sollte es dabei am Ende zum Sieg reichen, wären wir glücklich."

US-Japaner beim Heimspiel: Acura

Etwas weniger Beachtung in europäischen Kreisen hat die vierte vertretene Marke gefunden.

Acura, die Luxus-Division von Honda, steigt heuer mit einem neuen Fahrzeug in die LMP1-Klasse auf.

Gerade zum falschen Zeitpunkt, sagen manche, denn ausgerechnet jetzt hat sich Audi von der Teilnahme an der ALMS zurückgezogen.

Deshalb geht es für die US-Japaner vor allem darum, bei den großen Rennen mit ausländischer Beteiligung, wie Sebring oder dem Petut Le Mans im Herbst, zu glänzen. Man versucht dies wiederum mit einem Benzinmotor, diesmal einem konventionell beatmeten Vierliter-V8.

Der Acura ARX-02a wurde von Honda Performance Development unter Mitwirkung von ex-F1-Konstrukteur Nick Wirth auf die Räder gestellt und vertritt aerodynamisch quasi die Gegenmeinung zum Audi R15.

Wo die deutschen Techniker ganz auf "Breitenwirkung" vertrauen, trägt der Acura seine Nase extrem schmal. Ebenfalls bemerkenswert: die Räder haben an Vorder- und Hinterachse dieselbe Dimension.

Zwei Teams setzen jeweils ein Fahrzeug ein: bei De Ferran Motorsports fahren neben dem Prinzipal Gil de Ferran auch Simon Pagenaud und der Indy-Champion Scott Dixon.

Highcroft Racing hat sein giftgrünes Gefährt den Herren David Brabham, Scott Sharp und Dario Franchitti anvertraut. Daneben hat man auch in der Klasse LMP2 noch ein Eisen im Feuer.

Der im Vorjahr in der LMP2-Klasse sehr erfolgreiche ARX-01b mit 3,4l-V8-Motor wird in den Händen von Lowes Fernandez Racing weiter um Klassensiege kämpfen. Aber gegen wen?

Meltdown: LMP2

In Sebring fährt Teamchef Adrian Fernandez gemeinsam mit Luis Diaz und dem ehemaligen Seat-WTCC-Piloten Michel Jourdain.

Ihre Rivalen heißen heuer nicht mehr "Porsche", sondern tragen zumeist den Zunamen "Mazda". Standen voriges Jahr noch fünf Porsche RS Spyder in der Nennliste der Klasse LMP2, so finden sich dort heuer – null.

Nur damit klar wird, welche qualitativ hochwertigen Autos da weggefallen sind: 2008 gab es einen Sebring-Doppelsieg für Porsche (der Fernandez-Acura kam auf Platz 2 ins Ziel, wurde aber nachträglich ausgeschlossen).

Mazda statt Porsche

Der teure Porsche RS Spyder wird heuer nur in der LMS in Europa in genau einem Exemplar zu sehen sein. Penske Racing ist in Richtung Grand-Am abgewandert (und kommt eventuell 2010 mit einem LMP1-Porsche zurück, wer weiß...), Horag-Lista muss pausieren.

Zwei Acura-Teams sind in die LMP1 aufgestiegen, eines hat aufgehört. Damit sind fünf Autos ersatzlos verschwunden.

Das bewährte Team Dyson Racing hat immerhin seine Porsche gegen zwei Lola-Coupés mit 2l-Turbomotoren von Mazda eingetauscht und vertritt die japanische Marke offiziell.

Somit sind in Sebring zumindest drei LMP2-Fahrzeuge genannt... – eine schmerzhafte "Kernschmelze" der im Vorjahr noch sportlich so hochwertigen Kategorie.

Zumindest an der Qualität wird's nicht scheitern: Dyson ist für gute Vorbereitung und Teamarbeit bekannt; die Fahrer (Chris Dyson/Guy Smith bzw. Butch Leitzinger/Marino Franchitti/Ben Devlin) sind erfahrene Langstrecken-Routiniers. Die Autos nennen sich ganz offiziell Lola B09/86, der Motor hört auf den Namen MZR-R.

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