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Le Mans Series: Silverstone

Atemlos in Silverstone

Drama beim Finale: Lietz holt hauchknapp den GT2-Titel, Peter auf P5 der LMP2 - Oreca siegt, Aston Martin räumt ab - Gaststar: Nigel Mansell.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Nichts für schwache Nerven: Im letzten 1000-Kilometer-Rennen des Jahres waren noch einige Entscheidungen zu treffen. Vor allem in der Klasse GT2 war alles offen.

Richard Lietz und sein Kollege Marc Lieb im Proton-Felbermayr-Porsche holten sich die Pole Position in der Klasse, damit durften sie sich fast über die Meisterwürde freuen.

Aber nur fast – denn bei einem Sieg ihrer schärfsten Gegner Gianmaria Bruni und Rob Bell im schnellen JMW-Ferrari brauchten sie jedenfalls noch einen zusätzlichen Punkt, also mindestens Platz 8. Kein Problem?

Um den LMP1-Titel gab es ebenfalls noch Spannung. Das Team des Altmeisters Henri Pescarolo stellte sich noch den Ambitionen von Aston Martin Racing in den Weg. „Pesca“ und seine Crew waren auch die Helden der Anfangsphase.

Li ritorno dell' Leone

Die wichtigsten News aus Sicht der britischen ZuschauerInnen war aber jedenfalls das Comeback von Nigel Mansell in einem Ginetta-Zytek 09S in der LMP1-Klasse. Er teilte sich das Auto mit seinem Sohn Greg und dem Ginetta-Chairman Lawrence Tomlinson.

„Nige“ hat jetzt wohl eingesehen, dass seine Buben es nicht mehr in die Formel 1 schaffen werden und dass er ihnen mit solchen Auftritten etwas weiterhelfen kann.

Verlernt hat er jedenfalls noch nichts, und Spaß machte es dem 54jährigen Exweltmeister und IndyCar-Champion auch!

Sein zweiter Sohn Leo hat einen Vertrag bei einem GT2-Team, aber in Zukunft ist ein Einsatz von Mansell/Mansell/Mansell zum Beispiel in Le Mans nicht ausgeschlossen.

Das Qualifying sah einen Totalschaden bei Pescarolo, dank der unermüdlichen Mechaniker hatten Jean Christophe Boullion und Christophe Tinseau am nächstem Tag dann überhaupt einen fahrbaren Untersatz – und die letzte Startposition.

Der in seinen Anfangszeiten als „Jules“ bekannte Boullion legte den Drive des Jahrzehnts hin, pflügte sich durchs 40-Auto-Feld und war binnen kurzer Zeit in Führung.

Dort rangelte das Oreca-Auto von Nicolas Lapierre und Olivier Panis mit den beiden Werks-Aston 007 (Jan Charouz/Stefan Mücke/Tomas Enge) und 009 (Harold Primat/Darren Turner) sowie dem privaten Lola-Aston von Speedy-Sebah mit Andrea Belicchi, Nicolas Prost und Marcel Fässler.

Die 007-Crew war auf Titelkurs, Oreca und Speedy wollten im letzten Saisonlauf endlich den ganz großen Erfolg.

Win as a team,…

Bei den GT2 probierten Bruni/Bell ihr Möglichstes, um in Führung zu kommen. Lietz/Lieb fuhren auf Sicherheit und lagen in den Top 6 – und auf einmal war alles anders!

Alarm bei Proton-Felbermayr: Der Porsche Nr. 77 verlor drastisch an Leistung, auch der vom Werk abgestellte „Berater“ Norbert Singer blickte skeptisch. Marc Lieb rapportierte letztlich ein riesiges Problem an einem Benzindrucksensor:

„Der Memorychip sagt uns, es ist der sechste Zylinder, und wir haben den Sensor getauscht, aber das Problem besteht weiter und wird schlimmer. Ein Zündkerzenwechsel wäre eine Lösung, aber das würde zu lang dauern."

Mit fünf „Häferln“ würde man sich ins Ziel retten müssen, Punkte und damit der Titel schienen außer Reichweite – denn der Ferrari lag alsbald in sicherer Führung. Aus eigener Kraft kamen Lietz/Lieb mit kühlem Kopf wieder auf Rang 9, die Probleme eines anderen Autos halfen ihnen schließlich wieder in die Punkteränge.

Platz 8 hätte Punktegleichstand und damit den Titel nach Siegen bedeutet. Teamtaktik: Das vor ihnen liegende Felbermayr-Schwesterauto Nr. 88 musste völlig (un)vorhergesehen die Box aufsuchen, damit war der LMS-Gesamtsieg in der Kategorie GT2 für Richard Lietz und Marc Lieb klar!

Bruni/Bell holten sich trotz eines sinnlosen Remplers durch ein LMP1-Auto den letzten Sieg des Jahres und Gesamtrang 2. Eine GT1-Klasse mit drei Autos gab es auch, dort gewann Karl Wendlingers FIA-GT-Kollege Ryan Sharp, diesmal bei Gigawave im Aston Martin DBR9. Wendlinger selbst war leider verhindert, er wohnte der Premiere seiner Sportdrift-Serie in Wiener Neustadt bei.

Krimi um den Gesamtsieg

Das Team von Pescarolo freute sich nicht lange an der Führung, denn genau wie am Nürburgring verschwand der Wagen in der Garage – technischer Defekt, damit war auch die letzte kleine Hofnung auf den Titel weg.

Aston Martin Racing begngte sich letzten Endes mit den Plätzen 3 und 4, vorneweg gab es am Schluss die Entscheidung zwischen Oreca und Speedy.

Das anglo-schweizerische Auto mit der Nummer 13 wurde wegen eines Karosserieschadens im Finish an die Box gebeten; die Reparatur kostete die entscheidenden Sekunden. Oreca sagt „merci“ und nimmt einen Sieg mit nach Frankreich.

Nach dem Konstrukteurstitel holt sich das Joint Venture zwischen Lola und Aston Martin Racing auch die Trophäen bei den Fahrern: Enge/Charouz/Mücke sind die Champions.

Mansell & Co. kamen nach einem Aufhängungskollaps (bitte keine Kommentare zu Nigels Kampfgewicht!) auf Rang 11 ihrer Klasse und Gesamtposition 28 über die Ziellinie.

LMP2: Rang 5 für Philipp Peter

Mit einem fünften Platz in der Klasse LMP2 beendete Philipp Peter die Le Mans Serie 2009. Mit seinen Partnern Karim Ojjeh und Claude-Yves Gosselin wäre mit dem Zytek von GAC Racing aber zum Saisonfinale durchaus auch ein Platz auf dem Podium in der LMP2-Klasse möglich gewesen.

Den verhinderte aber ein unverschuldeter Rennunfall nach rund dreieinhalb Stunden. Am Steuer saß dabei Gosselin, der von einem Konkurrenten, der zu spät auf der Bremse war, am Heck getroffen wurde.

Fazit: Nicht nur der Reifen kaputt, sondern auch das Getriebe beschädigt – kein zweiter Gang mehr für den Rest des über fünfeinhalb Stunden führenden Rennens!

„Das hat uns sehr viel Zeit, und wahrscheinlich auch einen Podiumsplatz gekostet“, berichtet Philipp Peter, der aber dennoch nicht unzufrieden ist:

„Mit dem heutigen fünften Platz haben wir erneut gepunktet und uns in der Gesamtwertung noch auf Rang fünf verbessert – nur einen Zähler hinter dem Vierten. Für das erste Jahr von GAC Racing in der LMS nicht wirklich schlecht. So sehen es auch die Teameigner.”

Der Sieg im Rennen ging an das LMP2-Auto von Speedy-Sebah (Xavier Pompidou/Jonny Kane/Benjamin Leuenberger), das Team hätte also um ein Haar einen Doppelsieg gelandet. Nch der Ziellinie

Als LMP2-Champions standen bereits Olivier Pla und Miguel Amaral fest, sie beendeten ihr Rennen nach Defekt schon nach einer Stunde und hatten dann umso mehr Zeit zum Feiern!

Keine Atempause

Viel Zeit zum Ausruhen bleibt Philipp Peter und Richard Lietz aber nicht – denn schon am kommenden Wochenende steht der nächste Lauf zu den GT-Open in Frankreich auf dem Programm.

Dort gilt es für Peter, die Tabellenführung zu verteidigen. Und auch Richard Lietz wird dort auf die Jagd nach seinem zweiten Titel des Jahres gehen.

In der Nachwuchsserie Formula Le Mans ist ebenfalls noch eine Runde ausständig, vor den letzten beiden Rennen in Magny Cours liegt Dominik Kraihamer auf Platz 11 der Tabelle.

In den beiden Läufen in Silverstone belegten Dominik Kraihamer und sein Teamkollege Gary Chalandon die Plätze 5 bzw. 8.

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