
Rallycross-ÖM: Sedlcany | 04.08.2009
Hitze und Staub
Kurzcharakteristik des fünften ÖM-Laufes: Sah es anfangs für die Österreicher nicht gut aus, wendete sich am Ende einiges zum Guten.
Leopold Freistätter
Hier sehen Sie Bilder vom turbulenten Rallycross in Sedlcany!
Der Lauf zählte neben der Tschechischen und Österreichischen Meisterschaft auch zum ungarischen Championat und zur FIA-Zonen Trophy Zentraleuropa. Für diese Vielzahl an Prädikaten war das Starterfeld von 56 Teilnehmern doch etwas mager.
Der Zeitplan bot viel Luft. Einige konnten die Stehzeiten gut brauchen, denn Sedlcany wurde seinem Ruf wieder einmal mehr als gerecht. Viele Unfälle sorgten für arbeitsreiche Tage bei den Mechanikern.
Division 1/Gruppe A
13 Teilnehmer in der Königsklasse hat es in dieser Saison noch nicht gegeben. Besonders freute uns die Anwesenheit von Mario Schaufler mit dem Ford Focus T16 4x4. Der Amstettener kehrte nach längerer Pause mit überarbeitetem Ford und Rang acht im freien Training zurück. Leider kündigte sich schon bald ein Getriebeschaden an und Mario Schaufler beendete sein Comeback bevor es noch richtig begonnen hatte.Die Auswertung des freien Trainings ließ die rot-weiß-roten Rallycrossherzen höher schlagen: Bestzeit für Peter Ramler im Seat Leon T16 4x4, gefolgt von Alois Höller (Ford Focus T16 4x4) und Jürgen Stoitzner (Audi Quattro S2). Im Zeittraining relativierte sich das Ganze dann einigermaßen.
Alois Höller erzielte Bestzeit, dahinter folgen der Ungar Zoltan Harsanyi (Mitsubishi Lancer Evo 5), sowie die zeitgleich platzierten Marek Zeman (Ford Fiesta T16 4x4) und Peter Ramler. Jürgen Stoitzner reihte sich mit Rang sechs immerhin noch im guten Mittelfeld ein. Der erste Vorlauf wurde ebenfalls noch am Samstag bestritten.
Zoltan Harsanyi holte klare Bestzeit vor Peter Ramler und dem Tschechen Otakar Vyborny im Mitsubishi Lancer Evo 5. Jürgen Stoitzner überraschte mit dem technisch unterlegenen Audi Quattro S2 erneut und holte Rang vier. Für den Trainingsschnellsten Alois Höller begann mit dem ersten Vorlauf eine rabenschwarze Serie.
Die Rennleitung entschloss sich, vor dem Lauf des Oberösterreichers den Staub auf der Strecke mit Wasser zu bekämpfen. Zwischen den Vorläufen einer Division zu bewässern, ist im Rallycross ein absolutes „No-No“. Trotzdem ist es passiert, alle Proteste bei der Rennleitung halfen nichts. Die Verantwortlichen argumentierten mit „Sicherheitsgründen“ und da ist dann nichts mehr daran zu rütteln.
Klarerweise konnte Alois Höller auf der bewässerten Strecke das Tempo seiner vorher gestarteten Konkurrenten nicht mitgehen. Zu allem Übel brach ihm in der dritten Runde auch noch der Schalthebel, die kurzfristige Verwirrung im Cockpit führte auch noch zu einem Dreher. Alois Höller fand sich auf Rang zehn und damit am Ende des Feldes.
Im zweiten Vorlauf am Samstag lieferte sich Peter Ramler ein sehenswertes Duell mit Marek Zeman. Mit einem astreinen Manöver zog der regierende Staatsmeister am Tschechen vorbei und brannte eine Topzeit auf die Bahn. Das half alles nichts, denn Zoltan Harsanyi war einen Lauf später an der Reihe und noch ein paar Zehntel schneller.
Alois Höller musste eine gute Zeit über die Runden bringen, um seine Chancen auf die Teilnahme im A-Finale zu wahren. Er tat auch sein Möglichstes, führte seinen Lauf an und fuhr einem sicheren Sieg entgegen.
Im Verlauf des Rennens blieb der Toyota Corolla T16 4x4 des Ungarn Jozsef Moricz genau hinter einer Haarnadelkurve stehen. Zwar wurden dem herannahenden Feld von den Streckenposten gelbe Flaggen geschwenkt, der geparkte Toyota dürfte Alois Höller dennoch überrascht haben. Er drehte sich vor dem Hindernis, der Ford Focus starb ab und war nicht mehr zum Leben zu erwecken.
Somit ein Nuller für den Oberösterreicher, er blieb weiter am Ende des Feldes stecken. Kleines Detail am Rande: Nachdem Alois Höller vor dem Toyota strandete, erschraken auch die nachfolgenden drei Skoda Fabia, allesamt pilotiert von Einheimischen.
Lange Zeit bewegte sich auf der Strecke überhaupt nichts mehr, bis sich der eine oder andere Skoda wieder in Bewegung setzte. Stimmen nach einem Rennabbruch wurden laut. Aber, was soll man abbrechen, wenn sich kein Auto mehr bewegt – und warum überhaupt?
Für Alois Höller lief es im dritten Vorlauf endlich halbwegs nach Wunsch. Rang fünf war die Ausbeute des Oberösterreichers, doch auch der brachte ihm von zehnten Zwischenrang nicht mehr weg. Alois Höller musste das B-Finale vom der letzten Startreihe weg in Angriff nehmen.
Marek Zeman glich im Duell gegen Peter Ramler aus. Der Österreicher lag in Führung, Zeman konnte gegen Rennmitte vorbeiziehen. Ramler hatte zuvor drei Strafsekunden für einen Frühstart kassiert, das hatte man ihm aber nicht angezeigt. Er bekam dann auch noch eine Verwarnung von der Rennleitung für gefährliches Fahren - angeblich passierte das, als ihn Marek Zeman überholte.
Detaillierte Auskunft über den Vorfall konnte aber niemand geben. Auch das vermeintliche „Opfer“ Marek Zeman war ziemlich verwundert und konnte sich an keine gefährliche Aktion von Peter Ramler erinnern. Im Grunde war es egal, Peter Ramler hatte sich für die erste Startreihe des A-Finales qualifiziert, die Pole gehörte dem Ungarn Zoltan Harsanyi.
Jürgen Stoitzner lag nach den Vorläufen auf Rang sechs, damit stand er auf der Pole Position im B-Finale. Der Waldviertler nützte seinen Startplatz und setzte sich sofort an die Spitze. Alois Höller musste möglichst rasch ganz nach vorne, denn er wollte noch den Startplatz für das A-Finale ergattern. Die Träume zerplatzten schon in der ersten Kurve.
Nach einer Berührung mit einem tschechischen Skoda brach die Radaufhängung am Ford Focus. Alois Höller konnte nur noch langsam seine Runden drehen und auf den einen oder anderen Ausfall hoffen. Der traf nicht ein und Alois Höller belegte den zehnten Platz in der Endabrechnung. Ein Wochenende zum vergessen für den Oberösterreicher, der damit auch noch die Tabellenführung verlor.
Das Pech seines Konkurrenten blieb natürlich auch bei Peter Ramler, der an der Startlinie auf das A-Finale wartete, nicht unbemerkt. Die Tabellenführung vor Augen besann er sich auf die Taktik und war klar auf Rang drei hinter Zoltan Harsanyi und Marek Zeman programmiert. So lief das A-Finale dann auch ab, allerdings nur bis zur dritten Runde.
Da presste sich Marek Zeman am Spitzenreiter vorbei. Der Tscheche war dabei viel zu schnell, berührte die Streckenbegrenzung und überschlug sich. Bei der Landung fiel er auch noch genau Zoltan Harsanyi vor die Motorhaube, beide waren damit aus dem Rennen. Die Startwiederholung war eine klare Sache für Peter Ramler, der einen sicheren Sieg nach Hause fuhr.
Jürgen Stoitzner überraschte erneut, konnte lange Zeit Rang zwei gegen den tschechischen Rallyepiloten Pavel Valousek halten, der als Gaststarter in einem Skoda Fabia T16 4x4 am Start war. Letztendlich musste sich Stoitzner geschlagen geben, fuhr aber mit Rang drei ein tolles Ergebnis ein.
Division 1A/Gruppe A – frontgetrieben bis 1600 ccm
Zu Beginn übte Mario Petrakovits im Seat Ibiza noble Zurückhaltung. Rang sechs im freien Training und Rang fünf im Zeittraining lag weit unter seinen Möglichkeiten. Es könnte aber auch ein taktischer Schachzug gewesen sein, um nicht gleich gegen die Meute der tschechischen Spitzenpiloten antreten zu müssen.Doch es funktionierte auch im ersten Vorlauf nicht, mit Rang acht blieb Mario Petrakovits im Mittelfeld stecken. Mit neuer Motivation startete der Burgenländer in den Sonntag, begann mit einer vierten Zeit im warm up und zeigte der Konkurrenz im zweiten Vorlauf den Auspuff.
Die überlegene Führung zerbrach wenige hundert Meter vor der Ziellinie mit einem Megaknall in Form eines kapitalen Getriebeschadens. Der Zahnkranz der Schwungscheibe löste sich, die Schwungscheibe zerbrach und zerbröselte das Getriebegehäuse. Die Innereien drängten ins Freie und für den einzigen Österreicher im Feld war das Wochenende vorzeitig beendet.
Schreiten wir also direkt zu den Ergebnissen. Jaroslav Kalny (Peugeot 206) holte einen eindrucksvollen Sieg vor Petr Bilek und Stanislav Susta (beide Skoda Fabia). Eine bittere Pille für Mario Petrakovits. Er fiel in der Meisterschaft auf Rang vier zurück, liegt nun 19 Punkte hinter Spitzenreiter Jaroslav Kalny.
Division 2/Gruppe A – heckgetrieben bis 2000 ccm und Gruppe N frontgetrieben bis 2000 ccm
Josef Strobls Liebe zu Sedlcany hält sich in Grenzen. Das liegt nicht an der Rennstrecke selbst, sondern am Mazda RX8, der für den selektiven Kurs einfach viel zu schwer ist. Rang vier im Zeittraining war vorerst das Maximum für den Niederösterreicher.Sein Teamkollege vom Leru Team 2, Christian Kopetzky, fuhr im Peugeot 306 S16 auf Platz sechs. Im Laufe der Veranstaltung sollte es für die beiden Österreicher aber immer weiter aufwärts gehen.
Josef Strobl war die klare Nummer drei hinter den beiden Tschechen Roman Castoral (Opel Astra OPC) und Ondrej Smetana (Honda Civic Type R). Christian Kopetzky gelang die gleiche Steigerung, unmittelbar hinter Strobl lag er auf Rang vier nach den Vorläufen.
Im A-Finale gab es keine besonderen Ereignisse, der Zieleinlauf glich der Startaufstellung. In der Meisterschaft enteilt Roman Castoral langsam aber sicher. Der Tscheche führt mit dem Punktemaximum von 100 Punkten.
„Roman ist für mich unerreichbar, ich möchte aber Rang zwei auch am Saisonende innehaben“, meinte Josef Strobl. Im Moment ist er auf dem richtigen Weg. Er ist Zweiter, der Vorsprung auf seine Verfolger Jaroslav Srut (Peugeot 206 RC) und Christian Kopetzky beträgt zehn Punkte.
Division 4/Gruppe H
Sven Förster freute sich vor Sedlcany, dass die Probleme am Motor seines VW Golf II GTI 16V Motor endlich behoben sind. Mit Bestzeit im freien Training (vor Klaus Freudenthaler im Seat Ibiza) zeigte er gleich Mal auf. Die beiden Österreicher hatten auch im Zeittraining die Nase vorne.Auf Rang drei landete der ultraschnelle Tscheche Jan Skala im Peugeot 205. Nach mehr als dreijähriger Pause kehrte Alexander Schiessling ins Rallycross zurück und bereichert die Klasse über 2000 ccm. Im April 2006 bestritt er mit dem BMW M3 Allrad sein letztes Rallycross, das der M3-Motor nicht überlebt hat.
In den letzten Wochen wurde der BMW an das neue Division 4-Reglement angepasst. Der BMW ist jetzt wieder ein 325er und hat nur noch Heckantrieb. Damit fuhr Alexander Schiessling im Zeittraining auf den siebenten Platz.
Wenig überraschend holte Jan Skala im ersten Vorlauf die Bestzeit vor Sven Förster und Klaus Freudenthaler. Auf Rang vier landete der Tscheche Jiri Kazil, der mit dem VW Golf 3 Turbo immer besser zurechtkommt. Rang fünf für seinen Landsmann Tomas Hurt beim ersten Einsatz mit dem brandneuen Citroen C2, gefolgt vom Ungarn Gabor Bankuti (Peugeot 205).
Alex Schiessling holt Rang acht und Peter Freinberger pilotiert die Direktionslimousine (BMW 635 CSi) sehr beherzt auf Rang elf. Im zweiten Vorlauf kam Jan Skala nur bis zur ersten Kurve, dort rollte er den Peugeot 205 ab. Die Bestzeit ging an Klaus Freudenthaler vor Jiri Kazil und Sven Förster.
Alexander Schiessling hatte mit neuen Reifen mehr Grip und fuhr auf Rang vier. Einmal war der Grip in der Startkurve fast zu viel. Der BMW kam auf zwei Rädern um die Ecke, fiel aber wieder auf die Räder zurück.
Die Bestzeit im dritten Vorlauf ging an Tomas Hurt vor Klaus Freudenthaler und Gabor Bankuti. Auf der Fahrt zu einer weiteren Spitzenzeit kippte der BMW von Alexander Schiessling abermals auf zwei Räder, fiel diesmal aber auf die andere Seite und kam nach einer Rolle wieder auf den Rädern zu stehen.
Alexander Schiessling wollte seine Fahrt fortsetzen, musste aber erst das Gaspedal freibekommen, das sich bei der Rolle verklemmt hatte. Als er wieder in Fahrt kam, war das Rennen bereits abgebrochen. Ein anderer Lauf wurde vorgezogen, die Rennleitung gewährte Alexander Schiessling die nötige Reparaturzeit.
Eine Scheibe von Peter Ramlers Seat wurde am BMW montiert, die ragte doch einiges über die Karosserie. Die Kommissäre tolerierten es mit der Auflage, bis zum nächsten Lauf eine bessere Lösung zu suchen. Alexander Schiessling gewann erneut den Start und setzte sich in Führung. Die Hektik der letzten Minuten führte dann wohl doch zu einer kleinen Unkonzentriertheit, die in einem Dreher endete.
Das C-Finale der Division 4 entschied der Pole Witold Starobrat (BMW E36) vor Peter Freinberger für sich. Im anschließenden B-Finale feierte Alexander Schiessling (diesmal mit einer Scheibe aus dem Golf von Sven Förster) einen Start-Ziel Sieg vor Ondrej Havlik (Peugeot 205) und Richard Förster (VW Golf GTI).
Rundenlang war Alexander Schiessling dem Druck von Verfolger Gabor Bankuti ausgesetzt, bis das Getriebe im Peugeot 205 des Ungarn den Dienst quittierte. Der Neueinsteiger hatte dann im A-Finale das Glück des Tüchtigen. Nachdem er an seinem Comeback-Wochenende ohnehin genug zu tun hatte, beendete er es zumindest erfolgreich auf Rang drei.
Klaus Freudenthaler holte sich den Tagessieg vor Jiri Kazil. Sven Förster war für den zweiten Startplatz im A-Finale qualifiziert, musste aber seinen VW Golf II GTI nach dem dritten Vorlauf mit Motorschaden vorzeitig verladen.
Mit seinem Sieg hat Klaus Freudenthaler die Führung in der ÖM übernommen und ist der erfolgreichen Titelverteidigung wieder ein Stück näher gerückt. Die Entscheidung läuft auf einen Dreikampf zwischen Klaus Freudenthaler und den beiden Tschechen Tomas Hurt und Jan Skala hinaus.
Was uns noch aufgefallen ist: Ende Juni rollte Marek Zeman den Ford Fiesta ST T16 nach einem Duell mit Alois Höller ab. Pavel Koutny musste den eine Woche später stattfindenden EM-Lauf in Schweden absagen, in der kurzen Zeit war das Gerät nicht zu reparieren.
Nun hat sich Marek Zeman mit Zoltan Harsanyi angelegt und danach abermals den Fiesta bei einer Rolle nachhaltig beschädigt – und in einer Woche steht der EM-Lauf in Belgien im Kalender… - warten wir ab, wie lange Pavel Koutny dem fröhlichen Treiben noch zuschauen wird!
Abschließend sei noch angemerkt, dass es bei den beiden Sedlcany-Rennen in allen vier Divisionen die gleichen Sieger gab. Beim nächsten Lauf in Slomczyn/Polen könnten zumindest einige Vorentscheidungen in der Österreichischen Meisterschaft fallen. Bleibt abzuwarten, ob alle Titelaspiranten die lange Anreise in Kauf nehmen, oder ihre Ambitionen schon im Vorfeld begraben.