
WTCC: Curitiba | 09.03.2009
Seat-Show in Brasilien: 2x Vierfachsieg
Klanglich nicht attraktiv, aber offensichtlich die schnellsten Autos im Feld: die Diesel-Renner aus Spanien kontrollieren das Feld mühelos.
Schnapsidee der Woche: verbietet die Diesel, sie klingen nicht wie Rennautos! Dieses zündende, nur wenige Lichtjahre am Thema vorbeigehende Argument wurde in den ersten beiden Rennen der WTCC effektiv entkräftet.
Sie mögen nicht klingen wie „klassische“ Rennautos, aber die TDI-Renner aus Spanien tun genau, was sie tun sollen – sie gewinnen.
Und zwar bei jedem Wetter: die Bedingungen in Curitiba präsentierten sich nicht immer wie auf der brasilianischen Ansichtskarte.
Am Samstag stattete die Intercontinental Rally Challenge dem WTCC-Tross einen Besuch ab, Kris Meeke drehte mit seinem siegreichen Peugeot einige Demo-Runden. Wie eine Demonstrationsfahrt machte sich auch die Leistung des Seat-Teams aus.
Das Qualifying ist jetzt nach dem Vorbild der Formel 1 zweigeteilt, nach der ersten 20-Minuten-Session gibt es nochmals zehn Minuten exklusiv für die zehn schnellsten Autos. Fünf davon waren Seat León TDI. Und im schnellsten saß der regierende Weltmeister Yvan Muller.
2008 begann der spätere Champion hier seine Saison mit der Pole Position und einem Laufsieg. Die spanischen Werksfahrer lieferten perfekte Windschatten-Teamarbeit ab und belegten die ersten fünf Plätze der Startaufstellung. Neben Muller postierte sich Jordi Gené in Reihe 1.
Bester BMW-Pilot im Qualifying war Augusto Farfus auf Platz 6, neben ihm sein Schnitzer-Teamkollege Jörg Müller.
Lauf 1: TDI-Express
Gleich am Start des ersten Laufes machte das Seat-Team alles klar: die fünf León TDI, allen voran Yvan Muller, dampften ab und ließen nie einen Zweifel am Resultat des Rennens. Dahinter dezimierten sich die Konkurrenten gegenseitig.Kaum vier Kurven weit kamen Alain Menu im neuen Chevrolet Cruze und Jörg Müller, bevor sie neben der Strecke landeten. Auch Andy Priaulx wurde in den Crash verwickelt, konnte aber weiterfahren. Profiteur dieser Verwirrung war Nicola Larini, der mit dem Cruze offenbar gut zurechtkommt.
Der Italiener hängte sich gemeinsam mit Farfus in den Windschatten der Seat. Dort hatte Tiago Monteiro als einziger León-Fahrer einen harten Arbeitstag, zumindest konnte er sie Konkurrenten einigermaßen aufhalten.
Muller und Gené schalteten den Tempomaten ein und sicherten sich souverän die ersten beiden Plätze des Jahres. Auch eine Gelbphase mit Restart änderte nichts am Resultat. Dahinter wurde zwischen Gabriele Tarquini und Rickard Rydell der Umgangston rauer.
Der schwedische Tourenwagen-Routinier Rydell ist bekanntermaßen nicht der beste Teamspieler. Obwohl doch deutlich langsamer, mauerte er gegen seinen Teamkollegen Tarquini und holte sich Platz 3.
Larini kam, als einziger Chevy-Überlebender, auf Platz 5 ins Ziel, wurde aber mit einer 20-Sekunden-Strafe belegt. Bester Nicht-Seat war damit Augusto Farfus im BMW vor dem Werks-Debütanten Sergio Hernandez. Der junge Spanier legt ein gutes Resultat bei seiner Premiere vor.
Genau wie der Fahrer, mit dem er Platz getauscht hat: Felix Porteiro, nunmehr zum Independents-Fahrer „abgestiegen“, erwehrte sich der Angriffe von Tom Coronel und bescherte der Scuderia Proteam maximale Punkte
Tiago Monteiros karger Lohn war mit Platz 8 immerhin noch ein Punkt und die Pole Position – oder?
Lauf 2: sonniges Brasilien?
War der Himmel während des ersten Rennens noch wolkenverhangen, peitschte vor Lauf 2 ein Regenschauer die Zuschauer von den Tribünen.Die Peitsche der Offiziellen bekam neben Larini auch Monteiro zu spüren: 30 Sekunden Strafe, Pole Position und Punkteresultat weg! Der Portugiese konnte auch im zweiten Rennen nichts ausrichten, er ist damit der ganz große Verlierer im Seat-Lager.
Porteiro im privaten BMW nahm vom ersten Startplatz das Rennen auf. Dort blieb er nicht lang, aber in der Independents-Wertung holte der Spanier sich einen lupenreinen Doppelsieg. Unterwegs räumte er auch seinem Werks-Nachfolger Hernandez von der Strecke - süße Rache, aber sicher nicht populär bei den BMW-Verantwortlichen.
Auch insgesamt holt er drei Punkte, und jeder dieser Gesamt-Punkte zählt in der Privatfahrer-Wertung dreifach! Mit einem gesunden Punktevorsprung auf Tom Coronel und Franz Engstler reist Porteiro nach Mexiko.
Das Rennen wurde hinter dem Safety-Car gestartet, anfangs machten die BMW mit Porteiro, Priaulx, Hernandez und Farfus das Tempo. Dann wurden sie schlichtweg überrollt.
Gabriele Tarquini war diesmal der „Squadron Leader“ des Seat-Teams – Sieg für den 46jährigen WTCC-Opa aus Italien. Wiederum legten die Seat einen Vierfachsieg vor, mit Jordi Gené auf Platz 2 vor Rydell und Muller.
Pechvogel der Marke war wieder Tiago Monteiro. Denn während seine vier Stallkollegen die Tabelle anführen, Muller und Tarquini ex aequo vorneweg, hat der Portugiese keinen einzigen Punkt vorzuweisen. Bei BMW zeigte Jörg Müller nach dem Ausfall im ersten Rennen eine starke Leistung: vom letzten startplatz auf Rang 5, bester Bayern-Pilot.
Die Chevrolet spielten in diesem Rennen auf patschnasser Fahrbahn überhaupt keine Rolle. Auch die vierte Marke im Feld tut sich schwer.
Als Privatiers konnten die Lada noch halbwegs glänzen, im Reigen der Werksautos fehlen ihnen mehr als eineinhalb Sekunden auf die Konkurrenz.
Damit müssen sie zumindest in Mexiko noch leben, denn erst danach wird die FIA die Gewichte nachjustieren. Bis dahin haben auch alle anderen Benzin-Piloten den schwachen Trost, dass ihre Autos schöner klingen - aber nicht nur der Ton macht die Musik!
Weiter geht die WTCC in TDI-turbofreundlicher Höhenlage, auf dem mühsamen Oval von Puebla in Mexiko am 22. März.