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WEC: Bahrain

Toyota-Sieg dank Porsche-Kollision

Eine markeninterne Kollision vereitelte einen erfolgreichen Porsche-Abschied – LMP2-Wertung an Canal/Senna – GTE-Am-Pokal an Lauda.

Sébastien Buemi, Anthony Davidson und Kazuki Nakajima haben die Sechs Stunden von Bahrain gewonnen – damit hat Toyota in der Langstrecken-WM einen Hattrick gelandet und zu Saisonende drei Siege in Folge geholt. Der TS050 #8 siegte mit mit einer Runde Vorsprung auf den Porsche der Weltmeister Earl Bamber, Timo Bernhard und Brendon Hartley. Der zweite 919 LMP1, gefahren von Neel Jani, André Lotterer und Nick Tandy, kam auf Rang drei.

Das Rennen in Bahrain brachte auch die Entscheidung in den noch offenen Wertungen: In der LMP2 ging der Gesamtsieg an Julien Canal und Bruno Senna von Rebellion. Mit einem zweiten Platz sicherten sich James Calado und Alessandro Pier Guidi den ersten Titel für GT-Piloten im Rahmen der Langstrecken-WM und krönten damit eine äußerst erfolgreiche Saison für AF Corse Ferrari. Nach mehreren Versuchen gelang es auch den Aston-Martin-Fahrern Paul dalla Lana, Pedro Lamy und Mathias Lauda, den FIA-Pokal in der GTE-Am an Land zu ziehen.

Nur zu Beginn war Porsche beim Abschied aus der LMP1-Kategorie eine kurze Phase der Herrlichkeit vergönnt: Beim Start konnte sich der von Platz drei gestartete Timo Bernhard auf die zweite Position hinter Polesitter Neel Jani schieben und sorgte damit für eine Doppelführung. Diese Herrlichkeit war jedoch schnell vorbei, als der Deutsche einen umgefahrenen Poller aufsammelte. Die Pylone verfing sich tief im Vorderwagen, was einen frühen Boxenstopp notwendig machte, der eine Minute kostete.

Auch die Teamkollegen konnten sich nicht lange an der Spitze halten: Nach dem Restart (die Pylone wurde ordnungsgemäß ersetzt) dauerte es nicht lange, bis beide Toyotas Jani überrumpelten und an der Spitze davonfuhren. Wie schon in China schien das Rennen zugunsten Toyotas entschieden, doch die Ereignisse aus Shanghai duplizierten sich: Kurz vor Rennhalbzeit kollidierte Kamui Kobayashi mit dem Porsche #92 von Michael Christensen, der bis dahin um den GTE-Pro-Sieg gekämpft hatte.

Christensen machte Kobayashi schwere Vorwürfe: "Ich weiß nicht, was Kamui da im toten Winkel versucht hat. Er hat wohl erwartet, dass ich komplett von der Strecke runterfahre." Toyota behob Schäden an Seitenkasten, Motorabdeckung und Unterboden in weniger als fünf Minuten, zweieinhalb Runden gingen dennoch verloren. Der Porsche war ganz aus dem Rennen, die Kollision löste zudem eine "Full Course Yellow" aus; kurioserweise wurde für diese Kollision erst 20 Minuten vor Schluss eine "Stop & Go"-Strafe gegen den Toyota ausgesprochen.

Knapp eine Stunde nach dem Christensen-Kobayashi-Unfall knallte es in der ersten Kurve erneut, diesmal zwischen Nick Tandy und dem Porsche #86 von Barker, Foster und Wainwright aus der GTE-Am. Die Reparatur kostete eine Runde, und der 919 #1 fiel vom ersten auf den dritten Rang zurück. "Ich dachte, er lässt die Türe offen, weil es aussah, als machte er Platz", erstattete Tandy Rapport. Obendrauf gab es noch eine Durchfahrtsstrafe, die aber nichts mehr an den Positionen veränderte. Dennoch war damit besiegelt, dass das "Dream Team" Jani/Lotterer/Tandy ohne einen einzigen Sieg auseinandergehen wird, freilich vorrangig wegen der häufig angewandten Stallregie bei Porsche.

Somit war nur noch der Toyota TS050 #8 von Buemi, Davidson und Nakajima von Schwierigkeiten verschont geblieben und somit klar in Führung, während der Porsche 919 #2 nach seinen anfänglichen Problemen zwar keine Aussicht mehr auf den Sieg hatte, aber wieder auf Platz zwei nach vorne gespült wurde. Toyota holte letztlich souverän seinen fünften Saisonsieg und hat damit am Ende der WM 2017 sogar einen Sieg mehr auf dem Konto als Porsche.

Canal und Senna holen LMP2-Pokal für Rebellion

Der Kampf um die LMP2-Gesamtwertung wurde von Anfang an mit harten Bandagen geführt, bereits in der ersten Stunde duellierten sich die Anwärterteams Jota (alias Jackie Chan DC) und Rebellion hart, als Oliver Jarvis in Kurve eins Bruno Senna von der Strecke drängte. Jota hatte also zunächst einmal die Nase vorn, während sich Rebellion im Kleinkrieg mit Dritten verzettelte. Senna kam nach gut einer Stunde Jean-Éric Vergne im Manor #24 in die Quere. Ein sehenswertes Manöver über die Außenbahn war der Rennleitung wegen des einhergehenden Kontakts ein bisschen zu viel, sie sprach für den nächsten Boxenstopp eine Fünf-Sekunden-Strafe gegen Rebellion aus.

Als entscheidend sollte sich die Neutalisation erweisen. Jota entschied sich zum Boxenstopp, während Rebellion draußen blieb. Letztere Strategie sollte sich als richtig erweisen, weil Jota dadurch keinen Boxenstopp einsparen konnte. Als dadurch bereits alles entschieden schien, gab es in der letzten Stunde doch noch einmal ein Drama: Der Oreca von Rebellion entwickelte Probleme an der Servolenkung, was für mehrere langsame Runden sorgte.

Ein Systemreset machte das Problem jedoch beherrschbar, wodurch sich Julien Canal, Nicolas Prost und Bruno Senna den Klassensieg sichern konnten. Prost konnte den LMP2-Cupsieg allerdings nicht mit Canal und Senna bejubeln, da er den Lauf auf dem Nürburgring ausgelassen hatte und somit in der Gesamtwertung nur alleiniger Dritter wurde. Jota kam noch bis auf zehn Sekunden heran, musste sich aber letztlich mit Platz zwei in Rennen und Gesamtwertung abfinden. Klassenrang drei im Finale ging an das zweite Fahrzeug von Rebellion mit Beche, Heinemeier-Hansson und Piquet.

Calado und Pier Guidi (beinahe) unaufhaltsam

Ferrari ging als GTE-Pro-Favorit ins Rennen und wurde dieser Rolle auch gerecht. In Führung liegend mussten James Calado und Alessandro Pier Guidi ihren Teamkollegen Davide Rigon/Sam Bird den Sieg überlassen, holten mit dem zweiten Platz aber den ersten GT-Weltmeistertitel im Rahmen der WEC. Solange es noch hell war, war der Ford GT GTE #67 von Priaulx/Tincknell ein ernsthafter Siegkandidat, der das Rennen zwischenzeitlich sogar anführte, doch je länger der Abend dauerte, umso weiter rückte der Titel für die Ganassi-Crew in weite Ferne; am Ende blieb nur Rang drei.

Auch dem Porsche #91 von Lietz/Makowiecki fehlte es zu Beginn am nötigen Tempo. Während die Teamkollegen Michael Christensen/Kévin Estre auf den Mediumreifen gut unterwegs waren, rutschten die Meisterschaftskandidaten auf der harten Mischung herum und fielen hoffnungslos zurück. Für Porsche kam es aber noch dicker: Mit der Kollision zwischen Christensen und Kobayashi war selbst der Traum von einem GTE-Pro-Klassensieg in der Saison 2017, dem allerersten für den Porsche 911 RSR mit Mittelmotor, ausgeträumt.

Damit waren alle ernsthaften Konkurrenten für AF Corse aus- oder weit zurückgefallen, und auch der WM-Titel für Calado und Pier Guidi war nur noch Formsache. Richard Lietz/Frédéric Makowiecki fuhren sich mit einer sehenswerten Fahrt noch nach vorne und unterstrichen somit immerhin, dass sie die Probleme mit ihrem Auto vom Vortag gelöst hatten. Der Titel war da schon nicht mehr aus eigener Kraft möglich: Als Makowiecki in einem sehenswerten Dreikampf auf Position zwei nach kam, war der Ferrari #51 schon mehr als 40 Sekunden enteilt. In der Schlussphase fiel man zudem wieder auf die vierte Position zurück. Auch Aston Martin konnte sich nur vorübergehend in den GTE-Pro-Kampf einmischen, weil die Reifen in der Wüste nicht richtig funktionierten.

Mathias Lauda holte FIA-Trophäe in der GTE-Am

Der Kampf um den GTE-Am-Pokal zwischen dem Aston Martin #98 von Dalla Lana, Lamy, Lauda und dem Porsche #77 (Cairoli, Dienst und Ried) des Proton-Teams währte nur kurz, dafür in der Anfangsphase umso heftiger. Die Entscheidung fiel schon gegen Ende der zweiten Stunde, als am Porsche 911 RSR ein Scheinwerfer ausfiel. Die Rennleitung zitierte Marvin Dienst gnadenlos zum Reparaturstopp, der gleich zwei Runden kostete. Von nun an musste der Aston Martin Vantage GTE nur noch durchfahren. Paul dalla Lana, Pedro Lamy und Mathias Lauda gewannen das Rennen mit Minutenvorsprung auf die beiden Ferrari von Spirit of Race und Clearwater; dem Proton-Team blieb nur Rang vier.

Das Rennen wird auch für eine Kuriosität in Erinnerung bleiben: Nach zweieinhalb Stunden verirrte sich eine Katze auf den Bahrain International Circuit. Das Tier wurde glücklicherweise von den vorbeirasenden Boliden so aufgeschreckt, dass es umkehrte und das Areal über ein Kiesbett wieder fluchtartig verließ. Eine bereits angekündigte FCY-Neutralisation wurde in letzter Sekunde wieder verworfen.

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