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DTM: Hockenheimring I

„Warten bis der Turbo wiederkommt“

Die neuen Turbomotoren der DTM werden vor allem beim Start für „geladene Stimmung“ sorgen.

Fotos:DTM

Es ist angerichtet: Die DTM-Saison 2019 geht endlich los. Und wie! Wenn man den Aussagen der Piloten glaubt, dann könnte der Saisonauftakt in Hockenheim mit den neuen Turbo-Boliden, die noch nicht rennerprobt sind und einen höheren Reifenabbau verursachen, ein wahres Action-Feuerwerk bieten.

"Wir wissen noch gar nicht, wie es wird, wenn du mit vielen Autos ein Rennen startest und hintereinander fährt", sagt Audis Vizemeister Rene Rast, der die vergangenen sechs Rennen gewonnen hat. "Wie wirkt sich das auf die Reifen aus? Wie viel kannst du pushen? Wann brechen dir Reifen ein? Das wird ein riesiges Kuddelmuddel werden. Für uns Fahrer wird es wahrscheinlich chaotisch."

Dazu kommt, dass schon nach dem Saisonauftakt die Weichen gestellt werden, auf welche Piloten welcher Hersteller setzt. Das führt dazu, dass Piloten oft mit der Brechstange unterwegs sind, auch wenn es vielleicht von Vorteil wäre, es mit den neuen Autos erstmal vorsichtiger anzugehen.

"Ihr wisst ja, wie das beim ersten Hockenheim-Rennen immer ist", bestätigt BMW-Pilot Marco Wittmann. "Da geht es immer drunter und drüber. Da gibt es immer Action und Spannung, und da gibt es selten einen, der voll taktiert und erstmal zwei Sekunden langsamer fährt, damit der Reifen bis zum Ende hält. Jeder will gleich zeigen, was er kann, und pushen. Dabei gibt es viele Fragezeichen." Das erste ist bereits der Start, denn der muss nach der Abschaffung der Handbremse wieder komplett manuell durchgeführt werden.

"Für mich ist das sicher die größte Herausforderung", gibt Audi-Pilot Mike Rockenfeller zu. "Da habe ich zumindest bei mir große Bedenken, denn das ist für mich eine große Baustelle." Auf dem Lausitzring probierte "Rocky" acht Starts - "und da waren noch nicht so viele gute dabei. Hoffentlich habe ich das bei den zwei Rennen im Griff."

Doch wie sieht das Prozedere nun eigentlich aus? "Im Ablauf hat es sich sehr vereinfacht", erklärt BMW-Pilot Timo Glock. "Wenn die roten Lichter ausgehen, gibt man Vollgas und lässt die Kupplung irgendwie kommen. Das Umsetzen ist hingegen schwerer. Das Schwierige mit dem Turbo ist: entweder du hast einen guten Start ohne durchdrehende Räder. Es kann aber passieren, dass dir die Drehzahl zu schnell abfällt. Dann musst du halt warten, bis der Turbo wiederkommt."

Und wenn die Räder durchdrehen, dann könnte der Start überhaupt aus der Kontrolle geraten, erklärt Glock: "Dann knallt dir die Drehzahl noch mehr hoch, und es wird extrem schwierig, das Durchdrehen wieder unter Kontrolle zu bekommen."

Man darf gespannt sein, ob es bei den Starts Unterschiede geben wird zwischen den drei Herstellern: Während Rockenfeller verzweifelt scheint, offenbart Marco Wittmann, dass BMW schon früh einen Fokus auf das neue Startprozedere gelegt hat. "Wir haben da verschiedene Varianten und Prozeduren probiert, und da gab es gute und schlechte Starts."

Und Aston-Martin-Pilot Daniel Juncadella gibt sich überhaupt cool, als er auf die Starts angesprochen wird: "Meine letzten fünf von sieben Starts waren eigentlich okay. Da sehen wir also ganz ordentlich aus."

Gut möglich, dass die zu erwartenden Positionsverschiebungen auch Feuer in die Anfangsphase bringen, wie BMW-Pilot Philipp Eng prognostiziert. "Wenn einer auf Pole oder in den ersten Reihen steht und dann beim Start Plätze verliert, dann probiert er natürlich, das in den ersten zwei, drei Runden wieder gutzumachen", glaubt der Österreicher.

"Ich glaube also, dass die Auswirkung beim Start selbst groß sein wird, aber auch im Verlauf der ersten zwei oder drei Runden. Und dann sollte das auch durch das Zusammenspiel von Push-to-pass und DRS absolut in die richtige Richtung gehen. Da hast du auch von Platz sieben oder acht immer noch die Chance, weit nach vorne zu kommen."

Reifenkiller Hockenheim?

Mit dem neuen Push-to-pass-System steht den Piloten dieses Jahr eine neue Überholhilfe zur Verfügung, die zusätzlich aber auch unabhängig von DRS verwendet werden darf. Durch sie werden 30 zusätzliche PS abgerufen. Und: Man darf die beiden Hilfen bereits nutzen, wenn man drei Sekunden hinter dem Vordermann liegt. Im Vorjahr war es nur eine Sekunde. In den letzten fünf Rennrunden sind DRS und Push-to-pass überhaupt für alle Piloten außer den Leader freigegeben.

Man sollte sein Pulver also nicht zu früh verschießen, zumal man die Systeme in nur zwölf von 36 Rennrunden nutzen kann. Und auch auf die Reifen sollten die Piloten aufpassen, denn die sind deutlich empfindlicher als in den vergangenen Jahren, wie sich bereits bei den Tests herausgestellt hat.

Das hat mit den neuen Turbo-Boliden zu tun, die um 100 PS mehr haben als die alten Saugmotoren. Zudem setzt die Power abrupter ein, und der Hockenheimring gilt nach dem Zandvoort-Aus ohnehin als größter Gummi-Härtetest im Kalender. "Das liegt daran, dass man sehr hart fahren muss, um eine gute Rundenzeit zusammenzukriegen, vor allem in der zweiten Kurve, aber auch in den Kurven 3 und 4", stellt Aston-Martin-Pilot Paul di Resta klar.

Und Audi-Pilot Nico Müller ergänzt: "Gerade die linke Seite wird dort doch sehr beansprucht. Wenn also einer mit seinen Reifen ein bisschen besser haushaltet, dann kann er sich über die Distanz einen Vorteil verschaffen."

Doch wie sollen es die Piloten anlegen? "Natürlich hält der Reifen länger, wenn du am Anfang langsam fährt, aber das ist im Rennen nicht umsetzbar", erklärt Audi-Ass Rast nach seinen Testerfahrungen. "Man kann nicht sagen, ich lass die jetzt am Anfang vorbei, dafür bin ich dann schneller."

Und auch Wittmann wirft ein: "Im Rennen musst du Zweikämpfe fahren, dich duellieren. Dadurch beanspruchst du den Hinterreifen vielleicht noch viel mehr als wenn du jetzt beim Test für dich deine 20 Runden fährst. Das wird spannend."

Dazu kommt, dass es am Wochenende ähnlich kühl wird wie beim ITR-Test auf dem Lausitzring. Dadurch könnte das Graining zum Problem werden, bei dem sich die Karkasse des Reifens zu wenig erwärmt, wodurch die Oberfläche verbrennt. Plötzlich einbrechende Rundenzeiten sind die Folge. Das könnte die Chance für Aston Martin sein, denn der Neuling hat sich diesbezüglich bei den Wintertests als stark erwiesen

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