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WEC: Shanghai

Rebellion gewinnt in Shanghai

Erstmals seit den 6 Stunden von Austin 2019 hat kein Toyota TS050 Hybrid ein Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft gewonnen.

Rebellion Racing ist das erste Privatteam, dem ein Sieg gelungen ist. Im Angesicht des enormen Erfolgsballasts für beide Toyotas nutzten Bruno Senna, Gustavo Menezes und Norman Nato die Gunst der Stunde, um den Sieg zu holen. Der Toyota #8 mit Sebastien Buemi, Brendon Hartley und Kazuki Nakajima schlug dahinter das Schwesterfahrzeug #7 von Mike Conway, Kamui Kobyashi und Jose-Maria Lopez deutlich. Beide Toyotas komplettierten das Podium.

Dabei schien es für die Rebellen zunächst gar nicht gut zu laufen: Norman Nato kam beim Start überhaupt nicht weg und wurde von beiden Ginettas und dem Toyota #7 überholt. Das wurde allen drei Fahrzeugen zum Verhängnis, weil man erst ab der Startlinie überholen darf. Die bislang ziemlich unbekannte Regel brachte allen drei eine Durchfahrtsstrafe ein.

Nato bekam die Reifen überhaupt nicht auf Temperatur und fiel in der ersten Runde von der Pole-Position bis ins LMP2-Feld zurück. Erst als Gustavo Menezes den Rebellion R13 mit frischen Reifen übernahm, wendete sich das Blatt. Beide Toyotas fielen ihm zum Opfer und der US-Amerikaner baute eine solide Führung auf.

Dennoch wurde es kein einfacher Sieg für die Rebellen: Toyota holte bei jedem Boxenstopp wieder auf und der Vorsprung wuchs nie auf ein Polster an, auf dem man sich hätte ausruhen können. Und Toyota arbeitete darauf hin, einen Splash-and-Dash am Ende einzusparen. Das hätte Gazoo Racing zu einem echten Sieganwärter gemacht.

Doch eine Full Course Yellow durch einen Reifenschaden am Aston Martin #95 (s.u.) machte eine Stunde vor Schluss alles zunichte: Weil sich niemand den Vorteil des Stopps unter Neutralisation entgehen lassen konnte, wurde Toyota wieder auf die Rebellion-Strategie gezwungen.

Letztlich fuhr aber Rebellion in der letzten Stunde einen Vorsprung heraus, der den Splash auch so gecovert hätte. Je länger das Rennen andauerte, umso überlegener wurde der Rebellion-Gibson. Der Sieg markiert den ersten Triumph eines Privatteams in der WEC.

Ein großes Problem für alle Prototypen in diesem Rennen: Die Marbles, die sich neben der Ideallinie ansammelten, nahmen eine selten gesehene Größe an. "Das ist der schlimmste Pick-up, den ich je auf dem Reifen hatte", sagten mehrere Fahrer, darunter Geburtstagskind Brendon Hartley.

In der Anfangsphase sah zunächst alles danach aus, als würde Ginetta eine Überraschung gelingen: Beide LNT-Boliden setzten sich an die Spitze und fuhren im ersten Stint auf und davon. Allen voran Charlie Robertson, der einen Vorsprung von rund 20 Sekunden herausfuhr.

Nach dem ersten Boxenstopp war die Herrlichkeit aber vorbei: Toyota holte, ohne dass irgendein Auto Reifen gewechselt hätte, alleine zwölf Sekunden an der Box auf. Die Ginetta G60-LT-P1 waren im weiteren Verlauf des Rennens nie wieder in der Lage, ihre Pace aus dem ersten Stint abzurufen.

Robertson wurde nach knapp einer Stunde an der Spitze durch den Toyota #8 entthront, kurz danach mussten beide Ginettas ihre Durchfahrtsstrafe antreten und fielen dadurch auch hinter Rebellion zurück. Der LNT-Ginetta #6 (Robertson/Hanley/Orudschew) fiel später noch weiter zurück, als Robertson über seinen Boxenplatz hinausschoss, was einen Zwei-Minuten-Stopp nach sich zog.

Somit lag es an der #5 (King/Hanley/Orudschew), die Toyotas zu ärgern. Das gelang aber nicht, weil die Boxenstopps zu lange dauerten. Es blieben die Plätze vier und fünf und erstmals ein Rennen ohne technische Probleme.
Einen Kantersieg fuhren die Goodyear-bereiften LMP2-Teams heraus. Der erste WEC-Sieg für die US-amerikanische Marke war gleich überlegen.

Goodyear-Teams hätten glatt das Podium komplett besetzen können, doch die Polesetter hatten Pech: Am Cool-Oreca #42 (Lapierre/Borga/Coigny) gab es ein Problem mit dem Kabelbaum, der das Aus bedeutete.

So machten der Jackie-Chan-DC-Oreca #37 (Tung/Aubry/Stevens) und der Jota-Oreca #38 (Gonzales/Davidson/da Costa) den Sieg unter sich aus. Will Stevens mischte sich beim Start sogar mitten in die LMP1-Armada. Doch seine Anfangsoffensive kostete Reifen. Gegen Ende seines Stints wurde er eingefangen.

Jota Sport verteidigte die Spitze für den Rest des Rennens. Roberto Gonzales, Anthony Davidson und Antonio Felix da Costa verhinderten den zweiten Heimsieg von Jackie Chan DC Racing in Folge.

Als bestes Michelin-Team kam der United-Autosports-Oreca #22 (Hanson/Albuquerque/Di Resta) auf das Podest, obwohl man schon nach 17 Minuten zu einem unplanmäßigen Stopp kommen musste, weil sich Trümmerteile im Kühler angesammelt hatten.

Reifenschaden bringt Aston Martin um GTE-Pro-Sieg

Eigentlich hatten Nicki Thiim und Marco Sörensen alles richtig gemacht, bis das Schicksal zuschlug: Der Reifenschaden in Führung liegend eine Stunde vor Schluss war an sich nicht das große Drama, weil er kurz vor dem Boxeneingang passierte. Das Drama für den Aston Martin #95 war, dass alle anderen Fahrzeuge ihren letzten Boxenstopp unter FCY-Bedingungen absolvieren konnten. So ging es zurück auf Platz fünf.

Nächster Sieganwärter wäre der Porsche #92 (Christensen/Estre) gewesen, der von der Pole gestartet war. Beim Start verlor Michael Christensen die Führung an Thiim, konnte sie sich jedoch zurückholen.

Hier war der erste Boxenstopp der Knackpunkt: Porsche wechselte Reifen, die anderen Fahrzeuge nicht. Dadurch geriet der Porsche beim Losfahren ins Fadenkreuz eines Ferraris. Für den Unsafe Release gab es eine 10-Sekunden-Strafe.

Im Schlussspurt nach der FCY überholte Kevin Estre den Aston Martin #97 (Martin/Lynn) und machte sich auf die Jagd auf die Führung. Doch gegen den AF-Corse-Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado) war kein Kraut gewachsen.

Alessandro Pier Guidi hielt dem Druck stand und holte den ersten Saisonsieg für Ferrari. Somit haben nun alle drei Marken jeweils einen Saisonsieg geholt. Auf den Plätzen zwei und drei liefen die beiden Porsches ein, gefolgt von den beiden Aston Martins.

In der GTE Am kristallisierte sich schnell der TF-Sport-Aston-Martin #90 (Yoluc/Eastwood/Adam) als führende Macht heraus. Salih Yoluc lieferte einen bärenstarken Doppelstint zu Beginn ab und baute eine Führung auf, die seine Teamkollegen nur noch verwalten mussten. Am Ende konnte man sich sogar noch einen Splash-and-Dash leisten.

Platz zwei sicherte sich der Project-1-Porsche #57 (Keating/ten Voorde/Bleekemolen) gefolgt vom Aston Martin #98 (Dalla Lana/Turner/Gunn).
Das nächste Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2019/20 sind die 8 Stunden von Bahrain am 14. Dezember.

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