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"Mein erster Gedanke war: Endlich!"

Im Exklusivinterview spricht Andreas Zuber über seinen Sieg in Silverstone, seine Formel 1-Chancen und seinen Auftritt bei der Ennstal-Classic.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: GP2 Media Service

Andi, gratuliere zu deinem zweiten Sieg in der GP2, dem ersten 2007 und dem ersten bei einem Hauptlauf - was war dein erster Gedanke, als du über die Ziellinie gefahren bist?

Ich hab mir gedacht: 'Endlich!' - das war das erste, was ich mir gedacht habe. Dass wir schnell sind, haben wir ja die ganze Zeit über ohnehin gewusst. Die Probleme, die wir im ersten Teil der Saison hatten, die haben wir eigentlich nicht verdient. Gut, das hat ja nur mich betroffen, der Timo [Glock, Teamkollege bei iSport International, d. Red.] blieb von diesen Problemen ja verschont.

Aber das habe ich einfach nicht verdient und deshalb bin ich mir sicher, dass es jetzt bergauf geht. Und natürlich ist mir ein Riesenstein vom Herzen gefallen. Und das war ja wirklich ein Hit: Die Poleposition, der Sieg und dann auch noch die Schnellste Rennrunde.

Eine tolle Ausbeute.

13 Punkte auf einen Schlag - das ist perfekt.

Ist man jetzt eigentlich dahinter gekommen, was die Startprobleme ausgelöst hat? War es dieser Software-Wurm, vom dem du in einem früheren motorline.cc-Interview gesprochen hast?

Das waren zwei verschiedene Probleme. Erstens gab es den Elektronikwurm, der bewirkt hat, dass beim Runterschalten das Gaspedal immer ein bisschen hängen geblieben ist - fünf, sechs Prozent hat er nicht ordentlich herunter geschalten. Und den haben wir lange Zeit nicht gefunden - und wir haben gedacht, dass dieser Fehler die Getriebeprobleme auslöst.

Nur war das nicht der Fall. Es hat sich herausgestellt, dass der erste Gang einfach einen Konstruktionsfehler aufgewiesen hat - der ist beim Start, mit voller Spritladung, immer gebrochen. Dann ist in Magny Cours die gesamte GP2-Serie mit neuen ersten Gängen ausgerüstet worden und seitdem hat es dieses Problem nicht mehr gegeben. Dieses Problem ist mittlerweile gelöst.

Die GP2-Serie hat unlängst den neuen Boliden für 2008 präsentiert - dein erster Eindruck?

Ich hab das Auto schon gesehen und es sieht wirklich klasse aus - da wird es im nächsten Jahr sicher wieder super Rennen geben.

Aber du willst ja im kommenden Jahr Formel 1 fahren, oder?

Ich versuche, für nächstes Jahr einen Testfahrerjob in der Formel 1 zu erlangen. Ich schaue, dass ich irgendwie in die Formel 1-Familie hineinkomme. Das ist klar, ja.

Jetzt, zur Saisonmitte, wird bereits heftig für die kommende Saison verhandelt. Bist du mit Formel 1-Teams im Gespräch?

Ja, wir sind schon ein bisschen länger im Gespräch, mit zwei Teams. Bis jetzt haben die Ergebnisse gefehlt - da tue ich mir jetzt natürlich leichter, das ist klar. Jetzt heißt es weiter Punkte sammeln und unter die ersten Drei in der Meisterschaft kommen.

Da sind also zwei Formel 1-Teams, wo bereits ein Kontakt besteht und die dich in der engeren Auswahl haben? Kann man das so sagen?

Ja genau. Jetzt nicht unbedingt als Einsatzfahrer. Ich brauche jetzt noch ein paar gute Ergebnisse - und vielleicht werden es dann ja sogar noch mehr Teams, im Endeffekt. Schauen wir mal - ich muss halt jetzt einfach Gas geben.

Aber du kannst, so nehme ich an, nicht verraten, welche Teams das sind, oder?

Nein, das kann ich nicht sagen. Aber für mich ist das wirklich eine große Ehre. Und es hilft meinem Selbstvertrauen auch weiter, wenn ich weiß, dass von ganz oben auch schon Leute auf mich schauen. Es ist einfach wichtig, dass man ein bisschen auffällt. Und wenn du in Silverstone ein Rennen gewinnst, dann wird das schon registriert - denn Silverstone ist eine der schwierigsten Strecken überhaupt. Deshalb hat der Sieg auch perfekt gepasst.

Und dass du noch ein Jahr GP2 fährst und dann den Titel anpeilst - hast du das auch als Möglichkeit angedacht? Weil nach den Technikproblemen und den damit verbundenen Nullrunden wird es nahezu unmöglich sein, den Titel in diesem Jahr zu erobern, oder?

Ja, es ist fast unmöglich, den Timo noch abzufangen - denn ich habe 19 Punkte Rückstand. Da müsste es schon mehrmals so laufen wie am vergangenen Wochenende in Silverstone. Aber gut, sag niemals nie, wir haben noch viele Rennen vor uns, wir sind erst bei der Hälfte der Saison angelangt, da kann noch viel passieren. Ich werde aber gar nicht an den Titel denken, sondern einfach Gas geben.

Euer iSport International-Team ist heuer sehr dominant - wie kann es sein, dass ein Team so viel stärker ist, wenn es sich doch um Einheits-Chassis und Motoren handelt? Was macht iSport besser als die anderen?

Das ist nicht nur das Team, das sind schon auch Timo und ich...

Ja, natürlich, das ist mir schon klar...

Es ist so: Das Team ist heuer sicher gleichwertig wie das ART-Team einzuordnen, das Team hat heuer sicher aufgeschlossen, im letzten Jahr war eher ART überlegen. Aber Timo und ich haben heuer auch sehr viel weiterentwickelt. Wir haben gut zusammengearbeitet - darum ist das Auto auch so gut heuer. Der Timo hatte bereits viel Erfahrung in der GP2, ich habe mittlerweile auch schon viel Erfahrung. Deshalb haben wir im Winter das Auto so hinentwickelt, dass es für seinen Fahrstil und für meinen Fahrstil auch wirklich passt.

Das ist der Hauptgrund dafür, warum wir heuer so schnell sind. Bei ART sieht man, dass das Auto schon schnell ist - der Buemi ist in Monaco im Qualifyng eingestiegen und war auf einmal vorn dabei. Und dass FSM, das Team von Giancarlo Fisichella sehr gut ist, hat der Giorgio Pantano bereits im letzten Jahr gezeigt und das hat im Sprint von Silverstone auch der Adam Carroll demonstriert, der natürlich von der umgekehrten Startreihenfolge der Top 8-Piloten profitiert hat, aber er war auch schon im ersten Rennen sehr schnell.

Und daher sage ich jetzt nicht, dass wir ein super überlegenes Auto haben - sondern wir sind um einen Tick besser vom Auto und vom Team her und wir sind um einen weiteren Tick schneller, was von den Fahrern herrührt, sage ich einmal.

Und das Formel 1-Wissen von Timo Glock war sicher auch hilfreich...

Das ist das einzige, was mir fehlt. Wenn du dir nur das Qualifying-Ergebnis von Silverstone anschaust: Okay, ich war auf Poleposition, aber da gab es auf Platz zwei den Mike Conway, der im Formel 1-Team von Honda Testpilot ist. Oder den ehemaligen Testfahrer von Toyota, der jetzt bei Williams testet, Kazuki Nakajima. Oder eben, wie erwähnt, mein Teamkollege, der Timo Glock, der ja als Testpilot bei BMW Sauber arbeitet.

Es verfügen also im aktuellen Starterfeld der GP2 bereits viele Piloten über Formel 1-Erfahrung. Das sind sicher fünf, sechs Piloten, die auf diese Erfahrung zurückgreifen können. Und ich kann das eben nicht, das ist schon noch ein kleines Manko, das ich habe.

Aber du wirst ja bald schon, bei der Ennstal-Classic in Gröbming, dein "Formel 1-Debüt" geben - im Wolf-Cosworth aus dem Jahr 1979...

(lacht) Ja. Da freue ich mich auch riesig darauf, dass ich so ein altes Formel 1-Auto einmal probieren darf.

Als ich 1979 meinen ersten GP vor Ort angesehen habe, auf dem Österreichring, ging ich so einen schmalen Weg entlang der Strecke, kurz nach dem Hella Licht S - und da ist genau dieser Wolf, mit Keke Rosberg am Steuer, vor meiner Nase ausgerollt.

Für mich ist das faszinierend, wie diese alten Autos funktioniert haben. Und dass man bei der Ennstal-Classic mit diesen Autos auch wirklich fahren kann, das ist echt eine Riesengeschichte!

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