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Auinger überrascht, Sulzer Regenkönig

Die beiden TCCA-Rennen auf dem Salzburgring boten actiongeladenen Motorsport, Bernhard Auinger siegte am Samstag, Sulzer am Sonntag.

7. Lauf, Salzburgring/Salzburg:

Sensationelles TCCA-Debüt von Bernhard Auinger: Er kam, sah und siegte!

Von wegen Umstellungsschwierigkeiten vom Formel- auf den Tourenwagen: Für Bernhard Auinger, der normalerweise in der italienischen Formel 3000-Meisterschaft seine Runden dreht, war der Gastauftritt beim siebenten Lauf der TCCA auf dem Salzburgring mehr als nur ein „Spaß-Event“: Schon im Qualifying nahm der Sohn von Motorrad-Legende Gustl Auinger die Sache sehr ernst – und knallte eine Bestzeit auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke, an die nicht einmal Serien-Dominator Norbert Sulzer herankam.

Somit nahm Auinger mit dem TCCA-VIP-Auto, einem Honda Civic Type-R, das allererste Tourenwagen-Rennen seines Lebens gleich von der Pole-Position aus in Angriff. Direkt hinter ihm hatte sich die gesamte Honda-Abordnung versammelt – kein Wunder, die PS starken Civics fühlen sich auf dem Salzburgring schließlich besonders wohl. Der einzige, der in diese Phalanx einbrechen konnte, war „Heimkehrer“ Erich Hascher (Hoffmann Racing) mit seinem Honda Integra. „Best of the Rest“ war im Training Martin Jakubowics im VW Golf V PD TDi (VW Rallyeteam Austria).

Leider gar nicht am Start stand die Alfa Romeo-Fraktion: Hannes Danzinger war mangels Sponsorgeld zum Zuschauen verurteilt: „Ich bin schon sehr traurig. Mir hätte es irrsinnig getaugt, auf dieser schönen Strecke zu fahren. Aber „ohne Moos nix los“, wie es so schön heißt. Trotz aller Bemühungen seitens des Products4more-Teamchefs Gerald Beirer ist es uns nicht gelungen, die weiteren Rennen zum jetzigen Zeitpunkt zu finanzieren. Vielleicht klappt’s ja für Ungarn wieder!“

Und der lang ersehnte und erhoffte Einsatz von Christoph Lampert im Diesel-Alfa fiel erneut ins Wasser. Lampert: „Langsam glaub’ ich das nicht mehr. Das Auto war fertig, nur ein Teil für den Motor hat gefehlt. Das haben wir dann am Mittwoch bekommen – und als wir es einbauen wollten, hat sich herausgestellt, dass es nicht passt. Wir sind dann am Donnerstag selbst nach Italien gefahren, um das gute Stück zu holen. Aber es war einfach nicht zu bekommen, das Teil ist nirgendwo aufzutreiben. Es ist wie verhext, es soll einfach nicht sein, dass wir endlich ein TCCA-Rennen fahren. Aber wir werden es für Ungarn wieder versuchen!“

Somit standen statt der erhofften 14 Autos nur 12 Fahrzeuge am Start, dennoch war der erste Lauf des Wochenendes alles andere als fad. Andreas Mairzedt (Hoffmann Racing) katapultierte sich mit einem Blitzstart an Johannes Jagarinec (Remus Racing) vorbei und konnte in der Schikane nach Start und Ziel beinahe noch den Drittplatzierten des Qualifyings, den jungen Deutschen Christian Engelhart (IPZ Aquila Racing) überrumpeln.

In den hinteren Reihen gelang Hannes Schweiger (Seat Tappeiner Motorsport) ein ähnlich guter Start, er kämpfte sich an Rallye-Profi Andi Waldherr (VW Rallyeteam Austria) vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war Alex Scheck bereits aus dem Rennen. Nach einem Unfall im Training gab es mit dem von Seat Tappeiner Motorsport in Windeseile reparierten Boliden erneut Probleme und Scheck musste aufgeben.

In den ersten Runden klebte Norbert Sulzer am Heck von Bernhard Auinger. Doch schon bald änderte sich das Bild: Auinger konnte sich etwas von Sulzer absetzen, dahinter ging Jagarinec an Mairzedt vorbei und machte sich an die Verfolgung von Engelhart. Waldherr überholte seinerseits Schweiger. Ab Renn-Halbzeit entwickelten sich zwei ungemein spannende Kämpfe:

Norbert Groer (IPZ Aquila Racing) rückte Erich Hascher (Hoffmann Racing) im Kampf um Platz sieben gehörig auf den Pelz, weiter vorne ging es zwischen Johannes Jagarinec und Christian Engelhart noch härter zur Sache. Mehrere Male fuhren die beiden Kontrahenten nebeneinander auf die ultraschnelle Fahrerlagerkurve zu, am Ende behielt der „Junior“ die Oberhand über den „Oldie“. Und während Engelhart damit den dritten Platz hinter Auinger und Sulzer belegen konnte, bekam Jagarinec verdientermaßen die „Airnergy+ Man of the race“-Trophäe verliehen.

An der Spitze war Sulzer derweil nicht mehr in der Lage, Bernhard Auingers ersten TCCA-Sieg zu verhindern. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass Sulzer als Seriensieger mit 60 Kilogramm Zusatzgewicht unterwegs war. Doch für das zweite Rennen dürfte die Geschichte noch interessanter werden: „Da bekommt Auinger 25 Kilogramm Zusatzgewicht“, so Serien-Organisator Karrer: „Dann wird’s noch spannender!“

Endergebnis (nach 19 Runden):

1. Bernhard Auinger (Honda Civic) 31:33,004 Minuten
2. Norbert Sulzer (Honda Civic) + 2,521 Sekunden
3. Christian Engelhart (D, Honda Civic) + 15,897 Sekunden
4. Johannes Jagarinec (Honda Civic) + 16,472
5. Andreas Mairzedt (Honda Civic) + 44,578
6. Erich Hascher (Honda Integra) + 48,519
7. Norbert Groer (Honda Civic) + 49,041
8. Martin Jakubowics (VW Golf) + 1:36,611 Minuten
9. Andreas Waldherr (VW Golf) + 1 Runde
10. Hannes Schweiger (Seat Ibiza) + 1

Nicht in der Wertung:

Alexander Strohmer (Seat Ibiza), technischer Defekt
Alexander Scheck (Seat Ibiza), technischer Defekt

Fahrerstimmen:

Bernhard Auinger (1. Platz): „Danke ans Team von Stefan Krinninger. Mein Auto war perfekt und ich bin super zu Recht gekommen. Das hätte ich mir nicht gedacht, dass es beim ersten Mal im Tourenwagen gleich so gut läuft… Die Umstellung ist schon groß, aber ich hab’ meinen Fahrstil eigentlich super anpassen können. Einzig auf den Geraden hat man ein bisserl viel Zeit, im Vergleich zum Formel 3000-Renner. Aber sonst geht so ein Auto gut, auch die Kurvengeschwindigkeiten sind wirklich ordentlich. Spazieren gefahren wird in der TCCA jedenfalls wirklich nicht – wenn ich morgen noch ein Zusatzgewicht an Bord habe, wird die Sache sicher eng. Zum Abschluss gilt mein Dank noch der Firma AEZ, die mich bei diesem Einsatz kräftig unterstützt!“

Norbert Sulzer (2. Platz): „Na ja. Freilich, Platz zwei ist für die Meisterschaft super! Jetzt hab’ ich schon ein schönes Punktepolster. Aber als Rennfahrer willst du natürlich immer gewinnen und ein bisserl ärgert mich das schon, dass ich nur Zweiter geworden bin. Ich meine, Kompliment, Bernhard ist wirklich toll gefahren, große Klasse. Aber ich hatte 60 Kilo mehr an Bord. Beim zweiten Lauf werde ich alles versuchen. Am liebsten wäre mir Regen, da bin ich noch stärker!“

Christian Engelhart (3. Platz): „Ich bin ein wenig zerknirscht. Nach dem Training war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich im Rennen näher dran bin. Und dann dieser Rückstand. Ich weiß wirklich nicht, woran es liegt. Sicher, Platz drei ist schon ganz gut, aber ich weiß, ich kann mehr. Jetzt gehen wir auf Fehlersuche und dann hoffe ich, dass wir morgen näher am Norbert (Sulzer) dran sind.“

8. Lauf, Salzburgring/Salzburg:

Norbert Sulzer ist der Regenkönig von Salzburg, Auinger dieses Mal auf Platz 2!

Der Salzburger „Schnürlregen“ hat wieder einmal zugeschlagen: Der 8. Lauf der TCCA ging bei fürchterlichen Witterungsbedingungen über die Bühne – das Feld der österreichischen Tourenwagen-Cracks blieb auf der ultraschnellen Strecke von gröberen Blechschäden aber Gott sei Dank verschont.

Und der, der sich den Regen gewünscht hatte, war am Ende auch siegreich: Der Wiener Norbert Sulzer (Hoffmann Racing) fuhr mit seinem Honda Civic Type-R in einem ereignisreichen Regenrennen in einer anderen Liga, selbst Nachwuchs-Pilot Bernhard Auinger (TCCA-VIP-Auto), am Samstag im ersten Lauf noch siegreich, hatte dem Seriensieger dieser Saison nichts entgegenzusetzen.

Doch der Reihe nach: Schon vor dem Start gab’s die erste Aufregung: Alex Scheck (Seat Tappeiner Motorsport), in dieser Saison ohnehin nicht gerade vom Glück verfolgt, musste seinen Seat Ibiza PD TDi bereits unmittelbar nach der Aufwärmrunde in den Boxen abstellen: Nach einem Ausbau der Spurverbreiterungen wurden die Bremsschläuche von der Scheibe durchgescheuert, ohne Bremswirkung war an ein Weiterfahren nicht zu denken.

Als die Ampel auf Grün sprang, erwischten sowohl Norbert Sulzer, der von der zweiten Startposition aus ins Rennen ging, als auch Erich Hascher (Team Hoffmann Racing) im Honda Integra einen phänomenalen Start. Im Eifer des Gefechts berührten sich Hascher und Andreas Mairzedt (Remus Racing) noch auf der Start- und Zielgeraden, glücklicherweise blieben beide auf der Strecke. Norbert Sulzer konnte dann schon in der ersten Kurve an Bernhard Auinger vorbeiziehen und die Führung übernehmen. Nur eine Runde später kam das Aus für Andreas Mairzedt:

Der Remus-Racing-Pilot wurde zum Aquaplaning-Opfer und flog ausgerechnet an der schnellsten Stelle des Kurses, in der Fahrerlagerkurve, von der Piste. Wie durch ein Wunder schlug er nirgendwo an, das Rennen und damit die Chance auf eine gute Position waren für ihn aber leider vorbei. Somit war der Weg für Johannes Jagarinec (Team Hoffmann Racing) frei, der zur Jagd auf Christian Engelhart (IPZ Aquila Racing) blies.

Runde um Runde knabberte er mehr und mehr von Engelharts Vorsprung ab, gegen Rennmitte hatte er ihn schließlich eingeholt. Kurz nach der Schikane kam es zu einer ersten Berührung, eine Runde später endete das Duell um Rang drei in der Nocksteinkehre mit einem Lackaustausch – bei dem Jagarinec den Kürzeren zog und seinen Honda Civic Type R mit kaputtem linken Vorderrad neben der Strecke abstellen musste.

Christian Engelhart konnte ohne gröbere Probleme weiterfahren, mehr als der dritte Rang war für den 18jährigen Deutschen aber nicht mehr drinnen: Zu überlegen war der spätere Sieger Norbert Sulzer, zu weit weg war der Zweitplatzierte Bernhard Auinger. Dennoch konnte sich Engelhart über die Punkte für Rang zwei freuen, da ja Auinger als Gaststarter keine Punkte erhält.

Allerdings baute auch Norbert Sulzer mit dem Sieg und der schnellsten Rennrunde des Tages sein TCCA-Punktekonto weiter aus, sein Vorsprung in der Gesamtwertung ist mittlerweile auf 27 Zähler angewachsen – verdientermaßen, denn seine Vorstellung auf dem verregneten Salzburgring durfte man getrost als meisterhaft bezeichnen.

Die Punkte für Platz drei sicherte sich still und heimlich ein VW-Pilot. Martin Jakubowics fuhr, trotz offensichtlichem Leistungsmangel auf der schnellen Strecke, den vierten Rang nach Hause. Beim VW-Rallyeteam geht’s mit dem VW Golf V PD TDi also weiter bergauf, schlussendlich holte auch Andi Waldherr in seinem insgesamt erst vierten Tourenwagen-Rennen die ersten Zähler für die Gesamtwertung!

Norbert Groer (IPZ Aquila Racing) sicherte sich mit Platz fünf ebenfalls wichtige Meisterschaftspunkte, auch Hannes Schweiger und Alexander Strohmer (beide Seat Tappeiner Motorsport) – die mit ihren brustschwachen Seat Ibizas auf ziemlich verlorenem Posten standen, konnten noch den einen oder andern Punkt ergattern. Leer ging dagegen Erich Hascher (Team Hoffmann Racing) aus, der an aussichtsreicher Position aufgeben musste: Eine Halbachse hatte ihren Dienst vorzeitig quittiert, ohne Vortrieb war das Rennen für Hascher und seinen Honda Integra Type-R vorbei.

Endergebnis (nach 17 Runden):

1. Norbert Sulzer (Honda Civic) 30:20,394 Minuten
2. Bernhard Auinger (Honda Civic) + 11,554 Sekunden
3. Christian Engelhart (D, Honda Civic) + 17,864
4. Martin Jakubowics (VW Golf) + 1:17,768
5. Norbert Groer (Honda Civic) + 1:21,130
6. Andreas Waldherr (VW Golf) + 1:38,368
7. Hannes Schweiger (Seat Ibiza) + 1 Runde
8. Alexander Strohmer (Seat Ibiza) + 1 Runde

Nicht in der Wertung:

Johannes Jagarinec (Honda Civic), technischer Defekt
Ernst Hascher (Honda Integra), technischer Defekt
Andreas Mairzedt (Honda Civic), Unfall
Alexander Scheck (Seat Ibiza), technischer Defekt

Fahrerstimmen:

Norbert Sulzer (1. Platz): „Mein Regentanz hat anscheinend gewirkt. Ich habe ja gewusst, dass ich im Regen keine Gegner habe – jetzt bin ich unheimlich happy. Natürlich ist der Punktepolster angenehm, aber auf dem Hungaroring wird wieder auf Angriff und Sieg gefahren!“

Bernhard Auinger (2. Platz): „Gratulation an Norbert Sulzer. Der war heute so schnell, keine Ahnung wie er das gemacht hat. Ich habe am Anfang versucht, sein Tempo mitzugehen, die gleiche Linie zu fahren. Das war einfach nicht möglich. Aber ich glaube, für mein erstes Wochenende im Tourenwagen sind ein erster und ein zweiter Platz nicht so schlecht. Ich muss sagen, ich habe richtig Lust bekommen, auf die TCCA. Schauen wir mal, vielleicht klappt es ja sogar und man sieht mich bald wieder…“

Christian Engelhart (3. Platz): „Norbert war heute einfach schneller, gratuliere. In der zweiten Rennhälfte konnte ich das Tempo von Bernhard mitgehen. Da war er aber leider schon zu weit weg, durch das Duell mit Johannes Jagarinec habe ich zuviel Boden verloren. In Ungarn werden die Karten neu gemischt!“

Stand in der Meisterschaft (nach 8 von 12 Läufen):

1. Norbert Sulzer (Honda Civic) 123 Punkte*
2. Christian Engelhart (Honda Civic) 96
3. Johannes Jagarinec (Honda Civic) 62
4. Martin Jakubowics (VW Golf) 48
5. Andreas Mairzedt (Honda Civic) 46
6. Norbert Groer (Honda Civic) 38
7. Hannes Schweiger (Seat Ibiza) 33
8. Hannes Danzinger (Alfa Romeo) 24
9. Alexander Scheck (Seat Ibiza) 18
10. Alexander Strohmer (Seat Ibiza) 10
10. Andreas Waldherr (VW Golf) 10
12. Johann Eigenbauer (Honda Integra) 5

* 1 Zusatzpunkt für die schnellste Runde (2. Lauf: Norbert Sulzer)

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