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Ein Rallye-Fest der Extraklasse

Zwei Piloten drückten der Barum Rallye ihren Stempel auf: Simon Jean-Joseph und Jan Kopecky gewannen ihre Klassen souverän.

Daniel Fessl

Das Highlight der nationalen Tschechischen Meisterschaft hat sich in den letzten Jahren auch zu einem Höhepunkt in der Rallye-EM entwickelt. Dafür zeichnen die sehr anspruchsvollen Asphalt-Sonderprüfungen rund um Zlin, die gute Organisation, aber vor allem der enorme Zuschauerandrang veranwortlich.

Rallye-EM: Triumph für Simon Jean-Joseph

Waren es im letzten Jahr noch Miguel Campos und Bruno Thiry in Ihren 206 WRC, so sind es in diesem Jahr aufgrund des WRC-Verbotes in der EM die Super1600 und 2 Liter KitCars sowie die Gruppe N-Autos, die um den Titel des Rallye-Europameisters kämpfen.

Nach fünf von neun EM-Läufen liegt Simon Jean-Joseph in seinem, vom französischen Oreca-Team betreuten, Renault Clio knapp vor dem italienischen Überraschungsmann Luca Pedersoli im Peugeot 306 Maxi in Führung. Pedersoli hat sich erst nach seinem guten Abschneiden bei der Rally Mille Miglia entschlossen, die ganze EM zu bestreiten und hat sich mittlerweile dank des Leistungsvorteiles seines Peugeot zu einem ernsthaften Titelkandidaten entwickelt.

Viel Pech im bisherigen Saisonverlauf hatte Titelverteidiger Bruno Thiry: Zunächst musste er bei den ersten drei Rallyes noch mit dem „alten“ Saxo vorlieb nehmen, dann kosteten ihm die Kinderkrankheiten des Citroen C2 S1600 wichtige Punkte, erst bei der letzten Veranstaltung auf Madeira kam Thiry ohne gröbere Probleme ins Ziel und belegte den zweiten Platz, noch vor seinem Titelrivalen Jean Joseph.

Am späten Freitagnachmittag ging es für die 115 Teams auf die erste von insgesamt 15 Sonderprüfungen, es standen drei Prüfungen am Freitag, acht am Samstag und noch vier weiter Prüfungen am Sonntag auf dem Programm, die Gesamtdistanz von 284 SP-Kilometern erreicht schon fast WM-Niveau.

Gleich vom Start weg übernahm Luca Pedersoli das Kommando, er setzte sich mit zwei Bestzeiten an die Spitze, konnte sich aber leider nicht lange daran erfreuen. Auf der folgenden dritten Prüfung musste er mit Problemen an der Benzinpumpe seines Peugeot 306 Maxi aufgeben.

Damit lag im Etappenziel am Freitagabend der Einheimische Josef Petak, ebenfalls in einem Peugeot 306 Maxi in Führung, nur eine halbe Sekunde hinter Petak lag Jean-Joseph an zweiter Stelle, Bruno Thiry belegte mit sechs Sekunden Rückstand den dritten Rang.

Der Samstag begann gleich mit einem Knalleffekt, als Thiry auf der ersten SP des Tages nach eigenen Angaben kurz das Lenkrad aus der Hand rutschte und er mit seinem Citroen einen Metallpflock traf. Der Anprall war so massiv, dass das linke Vorderrad aus seiner Verankerung gerissen wurde – an eine Weiterfahrt war nicht zu denken. Damit sind die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung Thirys auf ein Minimum gesunken.

Simon Jean-Joseph war somit bereits nach einem guten Drittel der Veranstaltung der einzig verbliebene EM-Kandidat. Er überholte auf den folgenden Prüfungen Petak und distanzierte diesen deutlich, Petak seinerseits war mit dem zweiten Zwischenrang mehr als zufrieden und so teilte man sich auch die SP-Bestzeiten untereinander auf. Von den acht Sonderprüfungen am Samstag war fünf Mal Jean Joseph der Schnellste, zwei Mal war es Petak, und eine Bestzeit ging auf das Konto des Polen Michael Solowow. Der kämpfte mit seinem Landsmann Leszek Kuzaj und den beiden Tschechen Vaclav Arazim und Miroslav Jandik (alle Mitsubishi Lancer Evo VII) um den letzen verbliebenen „Stockerlplatz“. Auf der achten SP verabschiedete sich Kuzaj aus diesem Quartett, als er bei einem Ausritt einen Baum traf und aufgeben musste.

Somit hieß die Reihung nach dem zweiten Tag: Simon Jean-Joseph mit einem beruhigenden Vorsprung von 1:19 Minuten vor Josef Petak und 1:44 Minuten vor Michael Solowow.

Der dritte und entscheidende Tag sah einen souverän fahrenden Jean-Joseph, der Franzose erzielte auf allen vier verbliebenen Prüfungen die Bestzeit und sicherte sich damit seinen ersten Saisonsieg, nach zwei zweiten und zwei dritten Plätzen setzt sich der aus Martinique stammende Renault-Pilot auch in der EM-Zwischenwertung deutlich von seiner Konkurrenz ab.

Der an dritter Stelle gelegene Pole Solowow attackierte auf den beiden ersten Prüfungen: Er wollte sich unbedingt noch Petak schnappen, was ihm nach zwei zweitbesten Zeiten auch zu gelingen schien: Er lag nur mehr zehn Sekunden hinter dem Peugeot-Piloten als er zwei Kilometer vor dem Ziel der vorletzten Prüfung einen schlimmen Ausritt zu verzeichnen hatte. Die Crew blieb gottlob unverletzt, die Rallye war für Solowow aber leider vorzeitig zu Ende.

Endergebnis Barum Rallye Zlin (EM):

1. Jean-Joseph Simon/Boyere Jack, Renault Clio S1600, (A6) 02:40:22.6 Stunden
2. Peták Josef/Benešová Alena, Peugeot 306 Maxi, (A7) + 00:02:15.2 Minuten
3. Jandík Miroslav/Chrastecký Radim, Lancer Evo VII, (N4) + 00:02:50.8
4. Štolfa Jindřich/Tichý Vladimír, Nissan Almera KitCar, (A7) + 00:04:39.7
5. Arazim Václav/Gál Julius, Lancer Evo VII, (N4) + 00:05:10.4
6. Cais Miroslav/Ondrejčík Pavel, Lancer Evo VII, (N4) + 00:06:11.4
7.Štěpánek Jan / Omelka Marek Subaru Impreza Sti, (N4) + 00:06:40.7
8. Cserhalmi Tibor/Krajňák Martin, Lancer Evo VII, (N4) + 00:07:18.6
9.VanDeWauwer Jean-Pierre/Heintz Camille, Citroën Saxo KitCar, (A6) + 00:07:42.9
10. Štajf Vojtěch/Volf Jirka, Lancer Evo VII, (N4) + 00:07:59.6

Zwischenstand Rallye-EM (nach 6 von 9 Rallyes):

1. Simon Jean-Joseph 42 Punkte
2. Luca Pedersoli 28
3. Bruno Thiry 14
4. Basso 10
4. Larry Cols 10
4. Vitor Sá 10

Tschechische Meisterschaft: Kopecky souverän

Parallel zur EM zählte die Barum Rallye Zlin natürlich auch zur nationalen Tschechischen Meisterschaft. Da die World Rallye Cars erst nach dem EM-Feld starten durften, mussten die Fans mehr als zwei Stunden auf Ihre eigentlichen Lieblinge warten.

Das Feld der WRC-Piloten war – für tschechische Verhältnisse – zwar eher klein, nur acht WRC standen am Freitag am Start in Zlin, doch bereute keiner der abertausenden Zuseher das lange Ausharren an den Sonderprüfungen, wurde doch wieder einmal Sport und Action von höchster Klasse gezeigt!

Nach dem Sieg bei der Bohemia Rallye startete Jan „Honza“ Kopecky voll motiviert in die Rallye, er knallte im Skoda Fabia WRC gleich die ersten drei Bestzeiten hin und setzte sich mit 15 Sekunden Vorsprung auf Vaclav Pech im Ford Focus WRC an die Spitze.

Gleich auf der ersten SP hatte Roman Kresta einen Reifenschaden an seinem Focus WRC zu beklagen, er verlor über eine halbe Minute. Das bedeutete im Etappenziel Rang vier hinter Kopecky, Pech und Stephan Vojtech.

Die erste Prüfung am Samstag war die einzige, die Kopecky nicht für sich entschied, er begnügte sich mit dem zweiten Platz hinter Kresta. Der versuchte, seinen Rückstand vom Vortag aufzuholen. Im Hinblick auf die Platzierung gelang ihm das auch: Er ging zunächst an Vojtech vorbei auf Platz drei und schob sich gegen Ende der zweiten Etappe auch noch an Pech vorbei auf Platz zwei, allerdings lag er beinahe unglaubliche zwei Minuten hinter dem Bestzeit um Bestzeit fahrenden Jan Kopecky.

Der dritte Tag wurde zu einer Triumphfahrt für Kopecky: Er fuhr wiederum Bestzeit auf allen vier Prüfungen und feierte einen vollkommen ungefährdeten Sieg. Unbelohnt blieb hingegen die Aufholjagd von Roman Kresta, er hatte auf den ersten beiden Prüfungen des Tages Probleme mit der Servolenkung und verlor fast fünf Minuten. Allerdings hatte Kresta dabei auch Glück im Unglück, da mit beiden Vojtechs und Martin Prokop gleich drei vor ihm Platzierte ausfielen, so konnte er doch noch den dritten Rang hinter Vaclav Pech ins Ziel retten.

Endergebnis Gesamtwertung der 34.Barum Rallye Zlin:

1. Kopecký Jan/Schovánek Filip, Škoda Fabia WRC, (A8) 02:28:50.5 Stunden
2. Pech Václav/Uhel Petr, Ford Focus WRC, (A8) + 00:03:44.8 Minuten
3. Kresta Roman/Tománek Jan, Ford Focus WRC, (A8) + 00:07:03.7
4. Triner Emil/Hůlka Miloš, Seat Cordoba WRC, (A8) + 00:09:56.6
5. Jean-Joseph Simon/Boyere Jack, Renault Clio S1600, (A6) + 00:11:32.1
6. Peták Josef/Benešová Alena, Peugeot 306 Maxi, (A7) + 00:13:47.3
7. Jandík Miroslav/Chrastecký Radim, Lancer Evo VII, (N4) + 00:14:22.9
8. Štolfa Jindřich/Tichý Vladimír, Nissan Almera Kit Car, (A7) + 00:16:11.8
9. Arazim Václav/Gál Julius Lancer Evo VII, (N4) + 00:16:42.5
10. Cais Miroslav/Ondrejčík Pavel, Lancer Evo VII (N4) + 00:17:43.5

So feierte Jan Kopecky mit Bestzeiten auf 14 von 15 Sonderprüfungen einen überlegenen Start-Ziel-Sieg und zog in der Zwischenwertung der Tschechischen Rallyemeisterschaft mit Vaclav Pech gleich, beide haben 122 Punkte auf Ihrem Konto. Auch Roman Kresta hat mit 102 Punkten, bei noch 60 zu vergebenden in den beiden letzten Rallyes, weiterhin realistische Chancen auf den Titelgewinn.

Fortgesetzt wird die tschechische Rallyemeisterschaft mit der Pribram Rallye vom 24. bis 26. September 2004.

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