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Dramatisches Finale

Eine packende Rallye mit vielen WRC-Ausfällen sah am Ende mit Jan Kopecky einen verdienten Sieger, Kresta rettete einen 2. Platz, Pech wurde 3.

Text & Fotos: Daniel Fessl

Schon im Vorfeld des fünften Laufes zur Tschechischen Rallyemeisterschaft kam es zu einigen teils überraschenden Wendungen.

Valousek wieder im WRC

So gab Pavel Valousek bereits bei der Rallye Snina in der Slowakei sein Comback im WRC, das Suzuki S1600 Projekt wurde mit sofortiger Wirkung gestoppt, und Valousek saß bei der Bohemia – zur Freude seiner zahlreichen Fans – wieder im Toyota Corolla WRC.

Kresta wechselt von Subaru auf Ford

Für einen weitern Knalleffekt sorgte nur wenige Tage vor der Rallye einmal mehr Roman Kresta, er trennte sich für viele völlig überraschend vom Stylex-Prosport Team, das seine bisherigen Einsätze in Tschechien mit dem Subaru Impreza WRC geleitet hat.

Man gab bekannt, dass man fortan mit dem Ford Focus WRC von JM Engineering starten würde. Über die Gründe dieses Wechsels wird in Tschechien eifrig spekuliert, ein Faktor dürfte der Start Krestas für das Skoda Werksteam bei der OMV ADAC Deutschland Rallye sein.

Andere Stimmen wiederum sprechen von überhöhten Gagenforderungen von Kresta. Fest steht nur dass der Subaru bereits wieder bei Prodrive in England ist und heuer nicht mehr in Tschechien eingesetzt wird.

Jozef Beres verzichtet auf WRC und fährt N-Mitsubishi

Ebenfalls umgestiegen ist der Slowake Jozef Beres, er konzentriert sich für den Rest der Saison auf einige ausgewählte WM-Rallyes in der Gruppe N und wird deshalb auch in der Tschechischen Meisterschaft auf den Hyundai Accent WRC verzichten und stattdesssen einen Mitsubishi Lancer Evo VIII im Gruppe N Trimm pilotieren.

Vojtech und Gardemeister nicht am Start

Ein kurioser Ausfall betraf einmal mehr Tomas Vojtech, er beschädigte seinen Peugeot 206 WRC bei einem Ausrutscher im Shakedown vor der eigentlichen Rallye so schwer, dass an einen Start nicht zu denken war.

Leider nicht geklappt hat es mit dem Start von Toni Gardemeister, möglicherweise hatte man bei Skoda zu großen Respekt vor den einheimischen Piloten und wollte sich bei der „Heimrallye“ nicht schlagen lassen. So entschloss man sich, Jan Kopecky einen Werkswagen, der auf dem gleichen Entwicklungsstand wie die Fabias aus der WM war, zur Verfügung zu stellen.

Schon am ersten Tag viele Ausfälle

Doch nun zu zur Rallye selbst. Der Startschuss fiel am Freitagabend mit einer SuperSpecial auf der Rallyecross-Bahn von Sosnova, insgesamt warteten 247 SP-Kilometer, aufgeteilt auf 15 Sonderprüfungen auf die Starter. Da die Bohemia-Rallye auch zum FIA-Cup zählt, war das Starterfeld wieder in Regional (A8/ WRC) und FIA Cup (N4, A7, A6 usw.) aufgeteilt.

Jan Kopecky gelang im Werks-Fabia die erste Bestzeit vor Vaclav Pech (Ford Focus WRC) und Gaststarter Thomas Schie aus Norwegen im Toyota Corolla WRC.

Auf der ersten „richtigen“ Prüfung am Samstagmorgen zeigte Roman Kresta gleich, dass er mit jedem Auto schnell ist und erzielte die Bestzeit vor Kopecky und Pech. Das Pech der Vojtech Brüder setzte sich mit einem Reifenschaden von Stefan Vojtech und einem Zeitverlust von 1:35 Minuten fort.

Auf SP 3 war erneut Kresta der Schnellste vor Schie und Pech, Kopecky beklagte Bremsprobleme am Fabia WRC und belegte mit fast einer Minute Rückstand nur den 12 Rang. Die notwendige Reparatur im Service dauerte zu lange und so kassierte das Team auch noch zehn Sekunden Strafzeit…

Die restlichen Sonderprüfungen des ersten Tages standen aber ganz im Zeichen des Skoda-Juniors Kopecky, der auf den Prüfungen 4, 5, 6 und 8 jeweils die Bestmarke setzte und sich so mit einer knappen Minute Rückstand auf den Etappensieger Kresta und hinter dem Zweitplatzierten Vaclav Pech auf dem dritten Platz ins Etappenziel begab.

Thomas Schie verlor bei einem Ausritt auf SP 6 fast 4 Minuten und belegte nach dem ersten Tag den vierten Platz, sowohl Pavel Valousek als auch Martin Prokop wurde auf der siebten Prüfung ein Reifenschaden zum Verhängnis. Prokop verlor „nur“ 2 Minuten, Valousek hingegen brach bei der zügigen Weiterfahrt mit dem kaputten Reifen ein Rad und er musste die Rallye beenden. Emil Triner tat es Ihm auf der letzen Prüfung am Samstagabend gleich und beendete seine Fahrt ebenfalls nach einem Reifenschaden.

Das Glück des Tüchtigen

Gleich auf der ersten Sonderprüfung des zweiten Tages ging es mit der Ausfallserie weiter, Stephan Vojtech musste die Rallye an vierter Stelle liegend nach einem Kupplungsschaden beenden. Auf SP 11 kam Vaclav Pech kurz von der Strasse ab und verlor fast 40 Sekunden, der toll auftrumpfende Kopecky fuhr auf allen Prüfungen des zweiten Tages Bestzeit und schob sich durch den Ausrutscher von Pech auf nur mehr 6 Sekunden an den Vorjahresmeister heran.

Auf der zwölften SP war es schließlich soweit, Kopecky ging mit einer Fabelzeit, ganze 15 (!) Sekunden schneller als Kresta und Pech am Ford-Piloten vorbei und belegte nun den zweiten Platz, allerdings war der Rückstand auf Kresta aufgrund der Bremsprobleme des Vortages mit noch immer 35 Sekunden fast aussichtslos.

Martin Prokop brach auf dieser Prüfung die Kardanwelle, er musste aufgeben. Damit waren von ursprünglich 9 World Rallye Cars, die die Rallye am Freitag in Angriff genommen hatten, nur mehr 4 im Bewerb!

Nach zwei weiteren Bestzeiten war der Rückstand von Kopecky auf Kresta zwar abermals geschrumpft, doch sah Kresta mit 29 Sekunden Vorsprung und noch einer zu fahrenden Sonderprüfung wie der sichere Sieger aus.

Allerdings nur fast, denn auf dieser letzten Prüfung überschlugen sich noch einmal die Ereignisse. Nun schlug der Defektteufel auch bei Roman Kresta zu, er bescherte ihm einen Reifenschaden und einen Zeitverlust von satten 51 Sekunden – damit war Jan Kopecky der Sieger der Bohemia-Rallye 2004.

Die oft bemühte Redewendung vom „Glück des Tüchtigen“ traf voll zu, Jan ließ sich von seinem großen Zeitrückstand zu Beginn der Rallye nicht aus der Ruhe bringen, nützte das enorme Potential seines Werks-Fabia WRC voll aus und fuhr Bestzeit um Bestzeit, 11 von 15 SP-Bestzeiten gingen auf das Konto des Skoda-Juniors!

So feierte Kopecky einen hochverdienten wenn auch mit etwas Glück zustande gekommenen Sieg. Kresta rettete noch den zweiten Platz vor Ford-Markenkollegen Vaclav Pech, Vierter wurde Thomas Schie.

Die internationale Wertung gewann Josef Petak im Peugeot 306 Maxi vor Gruppe N-Sieger Vaclav Arazim im Mitsubishi Lancer Evo 7, Gruppe N-Neuling Beres belegte am Ende den 10. Platz im Gesamtklassement und wurde Vierter der Gruppe N.

In der Meisterschaftswertung liegt bei noch drei zu fahrenden Rallyes weiterhin Pech mit 98 Punkten in Führung, doch nur mehr sechs Punkte dahinter liegt Bohemia-Sieger Kopecky auf dem zweiten Platz. Roman Kresta hält bei 84 Punkten hat ebenfalls noch gute Chancen, in den Titelkampf einzugreifen.

Es verspricht also ein spannender Spätsommer bzw. Herbst in Tschechien zu werden. Der nächste Lauf zur Tschechischen Meisterschaft ist die Barum-Rallye in Zlin vom 27. bis 29. August.

Die besten Fotos finden Sie in der rechten Navigation!

Das Endergebnis der 31. Bohemia Rallye:

1. Kopecký Jan/Schovánek Filip, Škoda Fabia WRC 02:17:37.2
2. Kresta Roman/Tománek Jan, Ford Focus WRC + 00:00:22.2
3. Pech Václav/Uhel Petr, Ford Focus WRC + 00:00:46.5
4. Schie Thomas/Engen Ragnar, Toyota Corolla WRC + 00:06:55.3
5. Křeček Ladislav/Hršel Ladislav, Ford Cosworth + 00:10:03.6
6. Peták Josef/Benešová, Alena Peugeot 306 Maxi + 00:11:00.0
7. Arazim Václav/Gál Julius, Mitsubishi EVO VII + 00:11:03.0
8. Pattison Dave/Molyneux Clive, Mitsubishi EVO VII + 00:11:35.6
9. Barvík Vladimír/Konečný Roman, Mitsubishi EVO VI + 00:12:50.5
10. Béreš Jozef jun./Starý Petr, Mitsubishi EVO VIII + 00:13:03.6

weiters:

21. Müller Quirin/Gottschalk Timo, Mitsubishi EVO VI + 00:19:58.5
22. Aigner Andreas/Wicha Klaus, Mitsubishi EVO VI + 00:21:00.2

Gesamtstand tschechische Meisterschaft (5 von 8 Läufen):

1. Vaclav Pech, Ford Focus WRC 98 Punkte
2. Jan Kopecky, Skoda Fabia WRC 92
3. Roman Kresta, Subaru Impreza WRC 84
4. Martin Prokop, Skoda Octavia WRC 60
5. Vaclav Arazim, Mitsubishi Evo VII 39
6. Raimund Baumschlager, Mitsubishi Evo V 30
7. Emil Triner, Seat Cordoba WRC E3 29
8. Vojtech Staif, Mitsubishi Evo VII 24
9. Stepan Vojtech, Peugeot 206 WRC 24
10. Jozef Beres, Mitsubishi Evo VIII 21

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