Rallye-WM: News | 29.10.2006
"Wenige dachten, dass es mit einem Privatteam möglich ist!"
Sébastien Loeb wurde quasi im Krankenbett zum dritten Mal in Folge Weltmeister. Der Franzose spricht über den WM-Titel und seine Rehabilitation.
Michael Noir Trawniczek
Sébastien Loeb schlief, als es passierte, als sich sein Rivale Marcus Grönholm auf der dritten Sonderprüfung der Australien-Rallye überschlug und sich damit einen de facto uneinholbaren 12 Minuten-Rückstand einhandelte.
Loeb, der sich nach seinem Mountainbike-Unfall noch immer in Rehabilitation befindet, wollte sich das Geschehen in Down Under nicht live zu Gemüte führen. "Ich habe die Türkei-Rallye vom Start weg mitverfolgt - und die Performance, die Marcus Grönholm dort an den Tag legte, hat mich ein wenig bedrückt. Ihn dort fliegen zu sehen und dabei zuhause zu sitzen, ohne etwas dagegen tun zu können, das war schon hart für mich", gibt der frisch gebackene Champion zu.
Und so erfuhr "Super-Séb" per Handy respektive SMS-Nachricht die freudige Botschaft - doch feiern wollte Loeb noch immer nicht: "Ich sah, dass er einen großen Rückstand hat - natürlich hat mich das in eine angenehme Stimmung versetzt. Ich habe sofort Marc [Van Dalen, Kronos-Teamchef, d. Red.] angerufen, der mir die Lage genau erklärt hat."
"Grönholm warnte mich..."
Weil Grönholm aufgrund von Ausfällen doch noch das Podest hätte erstürmen können, wartete Loeb - auf den Zieleinlauf. "Nach der letzten Prüfung sandte ich eine freundliche SMS an Marcus und dankte ihm für das Duell. Er antwortete, dass es ein fairer Kampf gewesen sei und dass ich den Titel verdient hätte. Aber er hat mich auch in Hinblick auf das kommende Jahr gewarnt", erzählt ein lachender Sébastien Loeb.
Um den dritten Titelgewinn vollends realisieren zu können, dafür sei es "in Frankreich noch zu früh", spielte Loeb auf die Zeitverschiebung an. Er fühle sich erleichtert, fügt hinzu: "Ich denke, dass wenige Menschen geglaubt haben, dass man diesen Titel mit einem Privatteam erringen kann - auch wenn es die Unterstützung von Citroen Sport gegeben hat."
Seine Rehabilitation würde nun "ohne den Druck, zurückkehren zu müssen, um einiges leichter fallen", sagt der 32-jährige. Selbstverständlich würde er so schnell wie möglich wieder ins Rallyeauto zurückkehren wollen - doch "solche Brüche sind sehr kompliziert", seufzt Loeb. "An manchen Tagen habe ich das Gefühl, es tut sich gar nichts. Aber mittlerweile habe ich verstanden, dass die Heilung Schritt für Schritt vonstatten geht."