Rallye-WM: Exklusiv | 29.01.2007
"Ich habe das Monte-Ergebnis vorausgesagt!"
Im zweiten Teil des Gesprächs beantwortet Manfred Stohl Fragen zur Rallye-WM: Wird die WM ein Citroen-Durchmarsch? Wer kann Loeb schlagen? Bleibt die WM spannend? Und wie sehen die Chancen des Andreas Aigner aus?
Michael Noir Trawniczek
Was sagst du zu den C4?
(lacht) Was habe ich vor dem Saisonbeginn zu dir gesagt? Dass der C4 garantiert ein gutes Auto ist und dass er garantiert mindestens gleich schnell, wenn nicht sogar schneller sein wird als der Ford. Das habe ich immer gesagt - dem Andi Aigner habe ich vor der Rallye das Ergebnis gesagt. Ich habe ihm gesagt: 'Die Plätze 1 und 2 wird der C4 einnehmen.'
Die 1,5 Minuten Vorsprung hast du dem Andi auch prophezeit?
(lacht) Nein, das habe ich nicht vorausgesagt, so ein perfekter Hellseher bin ich noch nicht. Aber die C4 - da war ich mir sicher. Ich habe ja selbst schon Tests bei Citroen bestritten, Ende 2005, mit dem 2006er-Auto - und so wie Citroen arbeitet, das ist einfach ein Wahnsinn. Aber warten wir einmal ab, wie es in Schweden und Norwegen weitergeht. Aber dass die C4 am Asphalt unschlagbar sein werden, dass keiner eine Chance haben wird - das war mir klar.
Grönholm sprach von einer falschen Reifenwahl - so gesehen gibt es vielleicht doch noch die Hoffnung, dass die WM noch spannend wird.
Das wird sicher noch spannend. Der Grönholm lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Aber die kommenden zwei Rallyes sind dem Grönholm praktisch auf den Leib geschneidert.
Also keine Doppelsiege Loeb vor Sordo?
Dani Sordo wird bei den kommenden zwei Rallyes mit dem Mikko Hirvonen zu kämpfen haben.
Wie schätzt du Subaru ein? Die waren mit den BFGoodrich-Reifen doch ein bisschen schneller unterwegs.
Das habe ich nicht so empfunden.
Sie sagten, es würde mit den neuen Reifen besser laufen.
Dass sie das sagen, ist klar. Okay, der Chris Atkinson ist gut gefahren - aber der war im Vorjahr bei der Monte, so weit ich mich erinnere, nach dem zweiten Tag Zweiter oder Dritter der Gesamtwertung. Aber der Petter Solberg, das war heuer ein Desaster.
Der hat aber auch gleich am Anfang viel Zeit verloren.
Das hat der Hirvonen auch - nur hat er sich wieder vorgearbeitet. Subaru mag vielleicht zwei Zehntelsekunden näher an die Spitze gekommen sein, aber sie haben gesagt, sie fahren heuer um Siege.
Gut, aber das bezog sich auf das neue Auto.
Ja okay, aber glaubst du, dass sich da so viel ändern wird?
Du glaubst also nicht, dass der neue Subaru Impreza WRC 2007 ein ähnlicher Quantensprung sein könnte, wie es der Ford Focus WRC 06 oder jetzt der CitroenC4 WRC waren?
Nein. Bei den neuen Autos von Subaru hat sich nie irgendetwas geändert, zumindest nichts dramatisches.
Also wird die WM ein Zweikampf bleiben?
Ja.
Und der dritte WM-Platz - den behältst du weiter im Auge?
Was soll ich anderes sagen? Der Start war nicht ganz okay, aber wir stehen ja noch am Beginn der Saison.
Und Andi Aigner? Er hatte einen Reifenschaden, schied mit Getriebedefekt aus - aber dazwischen lag er in der Gruppe N-Wertung knapp hinter Subaru-Pilot Olivier Burri, schlug ihn sogar zweimal.
Burri ist ein guter Mann, er kennt vor allem die Monte Carlo-Rallye gut. Okay, die Prüfungen waren ja diesmal neu - aber trotzdem: Burri ist sicher ein guter Maßstab.
Und der angestrebte Titel in der P-WRC - hältst du ihn immer noch für möglich?
Es ist natürlich schwer, aber was ist heute nicht schwer zu bewerkstelligen? Möglich ist es schon. Ich weiß nicht, wie gut Andi's Auto ist, das kann ich nicht beurteilen. Aber wenn der Andi das richtige Material hat, kann er vorne mitfahren. Es kommt auch darauf an, wie clever er es umsetzt.
Reifenschäden können ja immer passieren, oder?
Schon.
Man muss halt auch ein bisschen aufpassen.
Reifenschäden, weißt du: Früher, als ich selber noch in der Gruppe N fuhr, habe ich immer geführt und weiß der Kuckuck - und dann hatte ich Reifenschäden und habe immer gesagt: 'Ich bin so arm, immer habe ich die Reifenschäden!' Aber ich muss heute sagen, dass viele dieser Reifenschäden aus meiner eigenen Schuld heraus entstanden sind. Ich bin halt um zehn Zentimeter weiter innen gefahren, ich bin halt auch über alles drübergefahren - bis ich einmal realisiert habe, dass es so nicht geht.
Und was erwartest du dir für die Schweden Rallye?
(lacht) Ein besseres Ergebnis als in Monte Carlo. Schweden und Norwegen sind sicher keine Rallyes, die für mich optimal sind. Aber ich denke, wenn ich drei Tage lang kein technisches Problem habe, dann glaube ich, dass es ganz gut laufen kann.
Und in Österreich? Wie schautes aus mit dem Erdgasauto?
Es gibt noch nichts Fixes - wir betreiben die Entwicklung sowieso weiter, für Stohl Racing - weil das in unserem eigenen Interesse liegt. Und was das Programm betrifft, hoffen wir halt, dass wir in Österreich fahren werden.
Die Verbannung der Erdgasautos in eine eigene Klasse ist fix, oder?
Ja, die ist fix -daran lässt sich auch nichts mehr ändern.
VW wird auch wieder fahren - ist es reizvoll, die zu schlagen?
Nicht wirklich. Der Reiz liegt darin, die Dieselmotoren und auch die Benzinmotoren zu schlagen.
Das könnte man dann nur in der Gesamtwertung.
Wir überlegen, dass wir eben in der Gesamtwertung fahren und genau das transportieren. Aber bei dieser Frage müssen wir noch die Entscheidung der Sponsoren abwarten. Wir sind jedenfalls gut vorbereitet - wenn der Sponsor sagt wir fahren, dann fahren wir.
Apropos Reglement - zurück zur WM: Die "SupeRally" bleibt...
Ja, nur dass du für die erste ausgefallene Prüfung nicht mehr fünf, sondern zehn Minuten Strafzeit bekommst. Das wurde beschlossen, damit so etwas, wie es im Vorjahr mit dem Loeb passiert ist, nicht mehr vorkommen kann. Da wurde er trotz Ausfall noch Zweiter.
Ist eigentlich okay, dieser Passus - oder? Was sagst du?
Ich finde es okay.