Rallye-WM: Exklusiv | 10.05.2007
Projekt Aigner: Warum es in der PWRC bislang noch nicht optimal lief
Raimund Baumschlager analysiert im motorline.cc-Talk den 7. PWRC-Rang von Andreas Aigner bei der Argentinien-Rallye.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: RB Rallye Team, Andreas Wiesbauer/Station68
Die meisten Rallyefans kennen die Vorgeschichte: Der mehrfache österreichische Staatsmeister Raimund Baumschlager und sein deutscher Kollege Armin Schwarz beschließen gemeinsam mit Sponsor Red Bull, in einer groß angelegten Sichtung ein deutschsprachiges Rallyetalent zu suchen, welches aufgebaut und im internationalen Rallyesport etabliert werden soll. Sprich: Es wird ein deutschsprachiger Pilot gesucht, der das Zeug zum Weltmeister hat!
Unter 200 Jungtalenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz setzt sich der Steirer Andreas Aigner durch - er wird sukzessive aufgebaut, zunächst Gruppe N-Läufe, auch international, 2006 dann mit RB-Skoda der Einstieg in die WRC, Aigner schlägt sich hervorragend, wird in Deutschland ein formidabler Sechster. Ende 2006 zieht sich Skoda zurück, Aigner tritt mit einem Mitsubishi Evo IX-Gruppe N-Fahrzeug in der PWRC an und setzt sich den Titel als Ziel.
Argentinien: "Wir haben mehr erwartet"
Nach den ersten beiden PWRC-Läufen dann die Ernüchterung - keine WM-Punkte auf dem Konto von Andi Aigner. Daher soll er in Argentinien, beim dritten Lauf zur PWRC, ein Top-Resultat liefern - den siebenten Platz kommentiert RB Rallye-Teamchef Raimund Baumschlager, der am Dienstag aus Argentinien zurückgekehrt ist, im Gespräch mit motorline.cc mit den Worten: "Andi hat in Argentinien das Minimalziel erreicht. Aber wir haben uns alle ganz sicher mehr erwartet."
Mit zwei WM-Punkten nach drei PWRC-Rallyes kann man den WM-Titel klarerweise abhaken. Der Titel steht auch längst nicht mehr auf der To do-Liste des RB Rallye Teams. Warum in Argentinien nicht mehr herausgekommen ist? Baumschlager sagt: "Andi ist einfach zu vorsichtig gefahren. Er wollte das Auto nicht wegwerfen, kein unnötiges Risiko eingehen."
Tatsächlich haben bei den widrigen Wetterverhältnissen - Regen und Schlamm - zahlreiche PWRC-Piloten ihr Auto versenkt oder zumindest mehrfach beschädigt. Aigner brachte seinen Mitsubishi immerhin heil ins Ziel. Baumschlager sagt: "Vom Auto her gab es in Argentinien nicht ein einziges Problem, alles lief perfekt - da hat das Team perfekte Arbeit geleistet. Das war nicht bei allen Teams der Fall."
Schwierige Vorbereitung, harte Umstellung
Wo lag also das Problem? Baumschlager sagt: "Vom Grundspeed her ist Andi immer noch ein Wahnsinn - wenn es um das reine Fahren geht, ist keiner so schnell wie er. Aber er tut sich zurzeit schwer mit der Vorbereitung. Beispielsweise beim Erstellen des Schriebs, der sich dann aber doch auf das Fahren auswirkt." Den Schrieb fertigen die Piloten bei der Besichtigung der Wertungsprüfungen an, diese wird in langsamer Fahrt vorgenommen.
Baumschlager präzisiert: "Bei der Erstellung des Schriebs hat Andi derzeit Probleme damit, die Entfernungen richtig einzuschätzen. Was mir ein Rätsel ist, denn das hat er im Vorjahr perfekt gekonnt. Er muss sich da jetzt einen Ruck geben und schauen, dass er wieder zu seiner alten Form zurückfindet." Aigner selbst bestätigt im Exklusivinterview mit motorline.cc [in der Navigation rechts, d. Red.] die Worte seines Teamchefs mit klaren und offenen Aussagen und erklärt zudem, warum sich die Umstellung von WRC auf PWRC und damit auch das Einschätzen der Entfernungen zurzeit schwierig für ihn gestaltet.
Aigner hätte in Argentinien dringend mehr als das Minimalziel, also einen Podestplatz gebraucht - denn es muss noch entschieden werden, ob und welche zusätzlichen Rallyeeinsätze von Sponsor Red Bull finanziert werden. Fixiert sind nur noch die Griechenland-Rallye Anfang Juni sowie die beiden Rallyes in Irland und Wales am Ende der Saison. Dazwischen gibt es zwei weitere Rallyes, die zur PWRC gezählt werden, in Neuseeland und Japan. In Griechenland wäre also ein Topergebnis sehr hilfreich. Deshalb möchte Aigner auch noch unbedingt eine Testfahrt absolvieren. "Fahren hilft in einem solchen Fall sicher am meisten", sagt der Steirer.
Rally & more: Werksbesuch bei BRR, Baumschlager im zweiten RB-Mitsubishi?
Raimund Baumschlager hat schon vor seiner Abreise nach Argentinien für eine Reportage der Zeitschrift Rally & more Klartext gesprochen - bei einer Werksbesichtigung nahm er zu verschiedenen Gerüchten rund um das Förderprojekt Andreas Aigner Stellung. Außerdem stellt Baumschlager in der Story sein neues Arbeitsgerät in der Staatsmeisterschaft vor, den Mitsubishi Lancer Evo IX - und: Der immer noch leidenschaftliche Rallyepilot verrät in dem Gespräch auch, dass es ihn wieder auf die internationale Bühne zieht, ja sogar der Einsatz eines zweiten RB-Mitsubishi in der Rallye-WM wird da angedacht - näheres lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Rally& more, die im guten Zeitschriftenhandel erhältlich ist.
In der Navigation rechts finden Sie das erwähnte Exklusivinterview mit Andreas Aigner.