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„Freue mich auf den Kampf gegen Raimund Baumschlager“

Andi Aigner möchte 2010 in einem Mitsubishi Evo X um den Titel in der Rallye-ÖM kämpfen – ausführliches Motorline.cc-Interview.

Johannes Gauglica & Michael Noir Trawiczek
Fotos: Johann Vogl

Bei einer Veranstaltung des CCL (Car Center Linz) wurde die Katze aus dem Sack gelassen: Andi Aigner wird gemeinsam mit Co-Pilotin Daniela Weißengruber für das MCC (Motorsport Competence Center) und Mitsubishi Österreich auf einem Mitsubishi Lancer Evo X in der Rallye-ÖM antreten. motorline.cc bat den PWRC-Weltmeister des Jahres 2008 zum ausführlichen Interview.

Andi, du fährst 2010 mit einem Mitsubishi Lancer Evo X in der Rallye-ÖM, wie ist es zu diesem Projekt gekommen?

Es hat schon seit längerem Gespräche gegeben, wir wollten zusammen etwas machen, die Zusammenarbeit mit Mitsubishi nach dem einen Jahr der kurzen Unterbrechung ist sehr, sehr gut und es gab von Mitsubishi auch Interesse, dass man etwas in der ÖM macht.

Da es in der ÖM mit den Super 2000-Autos eine Wachablöse gab, stellte sich Mitsubishi die Frage, wie man wieder an die Spitze gelangen könnte – und dann sind sie glücklicherweise auf mich gestoßen, da wir doch schon eine Weile zusammenarbeiten. Dann hat man sich zusammengesetzt und geschaut, wie man das Ziel zusammen mit Partnern und Sponsoren erreichen kann.

Und mit dem MCC, das ab nächstem Jahr alleiniger Ralliart-Partner sein wird, ist das eine optimale Zusammensetzung. Die Mechaniker sind mir bestens bekannt – das sind ehemalige Mechaniker von mir, mit welchen ich die großen Erfolge gefeiert habe.

Also Mechaniker, die bei BRR waren?

Genau. Mein Chefmechaniker und mein Car-Chief ist auch da. Das sind bekannte Größen und dem Abenteuer steht nichts mehr im Wege.

Ursprünglich hat es geheißen, man macht ein gemischtes Programm aus WRC und IRC, jetzt die Konzentration auf die ÖM. Wird es dennoch internationale Auftritte geben?

Jetzt gibt es einmal die hundertprozentige ÖM-Konzentration. Zu 95 Prozent ist aber auch fix, dass ich im nächsten Jahr die gesamte Baja Offraod-Series fahre, das sind fünf Meisterschaftsläufe.

Wieder mit dem Buggy von Armin Schwarz?

Ja, der Deal ist, nicht nur die Klasse im Class 1-Buggy zu gewinnen, sondern das Ding so hinzukriegen, dass wir die Trophy Trucks mit dem Sitznamen ‚Hayholers’, die Heuholer mit ihren Pickups ein bisschen ärgern können.

Wo Austria liegt, wissen sie dort mittlerweile?

(lacht) Ja, das wissen sie mittlerweile.

Zurück zur ÖM – ist das Ziel der Staatsmeistertitel?

Wie soll ich sagen? Wir sind in einer ähnlichen ‚Zwickmühle’ wie 2007, als wir von der WRC zurück in die PWRC gegangen sind. Alles andere als der Titel ist illusorisch – ich kann mich nicht hinsetzen und sagen, dass ich mitfahre, weil ich ins Ziel kommen will. No na will ich gewinnen – aber dass es keine leichte Aufgabe ist, leuchtet glaube ich jedem ein, das hat man auch heuer gesehen.

Ich glaube aber, dass es keine unmögliche Aufgabe ist. So schnell zu sein wie der Raimund ist die eine Sache – ihn dann wirklich zu schlagen, ist die andere. Aber ich glaube, dass man ihn massiv unter Druck setzen kann. Dass man vielleicht einmal einen Fehler erzwingen kann, sodass man in Schlagdistanz gelangt.

Jetzt ist der Mitsubishi Lancer Evo X noch einmal eine Spur üppiger – kann man den Gewichtsnachteil tatsächlich fahrerisch ausgleichen?

Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich hoffe es. Ich denke, es wird einfach von Rallye zu Rallye verschieden sein – eine BP ultimate Lavanttal Rallye oder eine Waldviertel-Rallye ist sicher etwas, wo man Druck machen kann. Bei der Bosch-Rallye wiederum braucht man sich nicht viele Gedanken zu machen, wenn alles normal abläuft. Wichtig wird gleich einmal die BP ultimate Lavanttal Rallye sein – umso mehr tut es mir um die Jänner-Rallye leid, weil dort, im Schnee, glaube ich, hätten wir gute Chancen gehabt.

So gesehen wäre die neue Schneebergland-Rallye ein Vorteil, denn die soll ja komplett auf Schotter stattfinden.

Wenn das so sein wird, wie ich es auch schon gehört habe, dann ist diese Rallye noch besser für uns als die Jänner-Rallye, weil dort die Verhältnisse auf alle Fälle rutschig sind. Nichtsdestotrotz trauere ich der Jänner-Rallye nach – weil das einfach für den österreichischen Rallyesport und mit 150.000 Zuschauern für die österreichische Wirtschaft ein Wahnsinnsevent war. Da können manche Fußballvereine lang Fußball spielen, bis sie so viele Zuschauer bei Heimspielen zusammenbringen.

Copilotin Daniela Weißengruber

Wir haben das Thema schon umfassend diskutiert und wir wollen auch keine Schwarzmalerei betreiben – nach dem schweren Unfall von St. Agatha und der Absage der Jänner-Rallye: Wie schwer wird es für Österreichs Motorsport- und im speziellen Rallyeszene, sich zu halten in diesem Land?

Ich bin grundsätzlich ein Optimist – denn sonst würde ich jetzt nicht da sitzen und dieses Projekt hier machen und sonst hätte ich 2008 nicht den Weltmeistertitel eingefahren. Wo ich der einzige Optimist war, als ich nach Wales gefahren bin.

Oder heute gab es die Bekanntgabe, dass Hannes Danzinger mit dem Fiesta R2 fährt – da mögen vielleicht manche sagen, dass so ein Cupauto ein Rückschritt sei. Doch wichtig ist, dass gefahren wird. Und ich denke, dass es ein interessantes Auto ist.

Was die ÖM betrifft, sehe ich es absolut positiv und ich hoffe, dass ich mit meinem Engagement der ganzen Szene in Österreich helfen kann. Denn das Wichtigste ist ein spannender Kampf an der Spitze, kein Alleingang von irgendwem. Da hoffe ich, dass ich so lang wie möglich die Entscheidung rauszögern kann. Bis zur letzten Rallye – und dass ich dort hoffentlich noch eine Chance habe.

Es soll einfach allgemein eine interessante Meisterschaft werden, deswegen hoffe ich auch, dass ein Patrick Winter ein Budget aufstellen kann. Oder ein Pasteiner, egal wie se heißen. Und ich hoffe auch, dass mit der Geschichte mit dem ORF richtig etwas weitergeht. Ich glaube, dass es ganz gut wird.

Es wird 2010 mit einem 33er-Restriktor gefahren - in wie fern ist das hilfreich, um gegen ein Super 2000-Auto aufholen zu können?

Wünschen würde ich mir 100 PS mehr, aber das wird es nicht spielen.

Das sagt aber jeder Rennfahrer…

(lacht) Stimmt, und wenn es 600 PS sind, will man trotzdem mehr. Aber ganz im Ernst: Ich glaube, dass der Restriktor keine großartige Rolle spielen wird. Mit einem 34er-Restriktor hätte man einen Schritt vorwärts machen können – mit dem 33er-Restriktor glaube ich nicht, dass du den reinen Rückstand auf ein S2000 aufholen kannst. Derzeit liegt man beim gleichen Fahrer bei einem Rückstand von 1 bis 1,4 Sekunden am Kilometer – beim neuen Restriktor ist man vielleicht bei 0,7 Sekunden. Man kann es also halbieren, aber es ist trotzdem noch mehr als eine halbe Sekunde am Kilometer, was bei einer ÖM-Rallye über eine Minute Rückstand im Ziel bedeutet.

Kann man trotzdem von einer Kampfansage an den Raimund Baumschlager sprechen?

Auf alle Fälle. Was ist eine Kampfansage – der Raimund fährt auch zu einer Rallye und sagt auch, dass er gewinnen will und dass er den Titel holen will. Und das tun wir auch – von daher müssen wir schauen, dass wir das Paket richtig fest schnüren und vorher noch viel fahren können bis zur Pirelli-Rallye – das spielt uns in die Hände, dass wir nach der Absage der Jänner-Rallye ein bisschen mehr Zeit haben für die Entwicklung und für Testfahrten.

Kann man sagen dass der Evo IX derzeit noch schneller ist als der Evo X?

Natürlich, der Evo IX wird im Moment noch schneller sein. Weil wir in dem Haus mit dem Evo X bei Null anfangen. Da braucht man sich keine Illusionen zu machen.

Es ist also noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten?

Ja, das ist auch einer der Gründe, warum ich da bin – damit ich den Evo X schneller mache als einen Evo IX, und davon bin ich überzeugt, das Potential ist da. Das sieht man auch in Holland bei Jasper van der Heuwel, der dort mit dem Evo X der schnellste Evo ist.

Der profitiert sicher von dem Wissen, dass Ralliart angesammelt hat – oder ist das immer noch ein Geheimnis der Teams?

Ja, das ist immer noch eine Einzelkämpferpartie – weil im Endeffekt gibt Ralliart ein paar Teile her, die Karossen kannst du kaufen – den Rest musst du selbst machen.

Links MCC-Technikchef Martin Lattner, Andi Aigner; rechts Mitsubishi-Verkaufsleiter DI Nemeth, Sportdirektor Thomas Heuer

Die Van der Heuwel-Daten stehen dir also nicht zur Verfügung?

Nein, aber ich denke, dass wir selber gut genug sind und über ausreichend Erfahrung verfügen, sodass wir in kurzer Zeit dort hinkommen.

Man sagt ja, dass beim Evo X der Motor zwar neu ist, aber dass er nicht mehr so sehr auf den Rennsport ausgelegt sein soll, wie das beim Evo IX der Fall war – ganz simpel gefragt: Wie schwierig ist es?

Sehr schwierig. Man muss sich nur klassische Beispiele ansehen. Wenn man schaut, was zum Beispiel der Franz Wittmann heuer in der IRC gemacht hat. Wie die Sache ausschaut auf internationale Parkett – wo man wirklich ist mit einem Gruppe N-Auto im Vergleich zum Super 2000. Da ist Österreich eigentlich das einzige Land, wo man halbwegs dabei ist. Ich lasse mich überraschen. Wir vom Team und ich selber werden wie immer alles geben. 120 Prozent Attacke – wie immer, wenn der Motor läuft und der Helm zu ist. Dann sehen wir ja, was dabei herauskommt.

Ein Vorteil des Gruppe N-Autos wäre vielleicht die Haltbarkeit….

Wobei man das relativieren muss, weil das Auto nagelneu ist. Wir haben auch noch keine Qualitätswerte vom Evo X – wie lange hält welcher Bauteil? Dementsprechend werden wir bei den Revisionszeiten auf Nummer sicher gehen.

Natürlich gibt es ungewisse Dinge – und wenn wir feststellen, dass der Evo IX schneller ist, dann wird man sicher eine Entscheidung treffen, die sinnvoll ist. Diese Möglichkeit gibt es absolut. Das Ziel ist wie gesagt der ÖM-Titel – auch wenn es schwer erreichbar scheint. Aber da werden alle Register gezogen – und wenn man mit einem Evo IX fahren muss, weil der noch schneller ist, dann wird man das tun.

Es steht ein umfangreiches Testprogramm auf dem Plan?

Auf alle Fälle – wir werden testen müssen. Etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig. Und dann wird man schauen, welches das schnellere Auto ist.

Ab wann wird getestet?

Derzeit ist das Auto am Entstehen. Wegen der Jänner-Absage sind wir nicht mehr unter Zeitdruck und ich bin sowieso der Meinung: Lieber gescheit machen und dafür fangen wir halt zwei Wochen später mit der Testarbeit an.

Aber die Besucher der Racingshow können damit rechnen, dass sie das Auto sehen werden, oder?

Ja, also wen wir bis dahin nicht fertig sind mit dem Aufbau, dann würde ich mir ernste Gedanken machen. Ich bin auch froh, dass meine persönlichen Sponsoren an Bord geblieben sind, was zeigt, dass unsere Arbeit nicht so verkehrt gewesen ist. Denn im Vorjahr ist das Parkett unter den Füßen doch recht hurtig weggezogen worden und da ist es nicht so leicht, sich wieder zu rehabilitieren.

Abgesehen von der Offrad-Serie – hast du schon noch vor, auch im Rallyesport wieder auf internationalem Boden zu agieren?

Absolut, man fährt jetzt zwar ÖM, aber ich habe nicht vor, jetzt 17 Jahre ÖM zu fahren und 15 Mal Staatsmeister zu werden. Meine Blickrichtung ist 2011 – mit der Reglementumpositionierung. De ÖM ist eine Zwischenstation, ein guter Anfang, um wieder durchzustarten. Quasi ein Neubeginn – und wir haben da ein gutes Paket. Aber ich möchte spätestens 2011 auch wieder international fahren.

Mitsubishi galt oder gilt mit dem Evo quasi als ‚Rallyehersteller’ – gibt es bei Mitsubishi internationale Pläne?

Die Hoffnung besteht natürlich – und so wie es bei den Japanern ist, muss man immer mit allem rechnen. Im positiven wie auch im negativen Sinn, wie man in letzter Zeit gesehen hat. Ich bin wie gesagt maßloser Optimist und da kann man die Hoffnung nicht aufgeben, dass Mitsubishi auch auf internationaler Ebene etwas macht.

Hast du da irgendetwas läuten gehört?

Nein, aber Super 2000 ist ohnehin nicht die Zukunft. 1600er Turbo – das wird mit dem jetzigen Super 2000 nicht wirklich viel zu tun haben. Wenn du mit einem Super 1600 Turbo aufgeladen rein fährst mit dem Restriktor, den sie verwenden werden, wirst du wieder bei der gleichen Leistung sein wie es derzeit in der WRC der Fall ist. Und wenn du mit dem Drehmoment in ein S2000-Getriebe rein fährst, dann kommst du nicht weit.

Kann man abschließend sagen: Es gibt den Raimund Baumschlager und den Andi Aigner, die haben einmal gemeinsam etwas unternommen und haben sich dann getrennt. Jetzt ist Ralliart bei MCC, Mechaniker von BRR arbeiten an deinem Auto. Werdet ihr jetzt im Fahrerlager die besten Freunde sein oder ist es so, dass du jetzt quasi den Fehdehandschuh wirfst?

Klar ist es eine Herausforderung, aber ich bin bis jetzt immer gut damit gefahren, dass man sich im Fahrerlager gut versteht und auf der Strecke wird gekämpft – egal ob das ein Hänninen, ein Sandell oder ein Sousa war. Ich bin ein offener, freundlicher Kerl, der mit jedem einen Spaß hat. Aber natürlich freue ich mich schon auf den Kampf, wenn die Uhr läuft – es wird sicher ein spannender Kampf. Und alles, was ich heute kann, habe ich von Raimund Baumschlager und von Armin Schwarz gelernt – ohne Raimund wäre ich nicht da. Dementsprechend freue ich mich, dass ich schauen kann, ob ich schon mehr gelernt habe als er, ob ich das weiterentwickeln konnte. Das wird dann man dann auf der Uhr sehen.

Habt ihr schon darüber gesprochen, dass ihr jetzt Gegner im Kampf um den ÖM-Titel seid?

Nein, das haben wir noch nicht.

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