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Mit Vollgas in die Rehabilitation

Eigentlich kein schwerer Unfall, aber unglückliche Umstände. Wie geht es Ilka Minor nach der OP? Wie geht es Manfred Stohl? motorline.cc hat nachgefragt.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl, motorline.cc

Ilka Minor macht an diesem Wochenende etwas, das sie normalerweise nicht tun kann, weil sie meist selbst im Auto sitzt – sie hört Rallye-Radio und drückt ihrem Fahrer Henning Solberg kräftig die Daumen, der Norweger bestreitet mit Ersatzbeifahrer Stephane Prevot die Frankreich-Rallye. „Er ist zurzeit der schnellste S2000-Pilot, ich bin ganz stolz auf ihn“, freut sich Ilka Minor im Telefonat mit motorline.cc.

Die Operation, die Verplattung ihres gebrochenen Brustwirbels im SMZ Ost, hat die in Wien lebende Kärntnerin bereits hinter sich, auch der Wundschmerz wurde bereits weniger: „Ich habe fast keine Schmerzen mehr und konnte heute auch schon aufstehen. Nächste Woche werde ich nach Hause gehen und auch schon erste kleine Übungen machen können.“

Die Rehabilitation steht für Ilka Minor jetzt im Vordergrund. „Ich möchte natürlich so schnell wie möglich wieder ins Rallyeauto – ob es sich für die Jänner-Rallye ausgeht, weiß ich jetzt noch nicht. Denn die Rehabilitation ist für drei bis vier Monate angesetzt. Wir werden sehen.“ Für die Verplattung mussten die Ärzte die Rückenmuskulatur durchtrennen, diese muss nach der Heilung mittels spezieller Übungen wieder aufgebaut werden. Die Schrauben, welche den zwölften Brustwirbel stützen, müssen in einem Jahr wieder entfernt werden. „Aber die Ärzte haben mir gesagt, dass diese OP dann nicht mehr so schlimm sein wird“, erzählt Ilka. Man spürt: Die 35-jährige ist voller Energie. Keine Spur auch von irgendwelchen Vorwürfen an ihren Fahrer Manfred Stohl. „Das waren einfach unglückliche Umstände, so etwas kann einfach passieren.“

Manfred Stohl: „Ärgerlich…“

Stohl selbst sieht es zwar einerseits ganz genau so, doch im Gespräch mit motorline.cc erklärt der WM-Vierte des Jahres 2006 auch: „Ich mache mir keine Vorwürfe in dem Sinn, aber ich ärgere mich über meinen Fahrfehler, denn ein solcher darf einem Piloten wie mir einfach nicht passieren. Und es ärgert mich beziehungsweise tut es mir irrsinnig leid, dass Ilka deshalb vier WM-Rallyes verloren hat. Aber wir telefonieren laufend und Ilka ist eine Kämpferin, da brauche ich mir keine Sorgen zu machen.“

„Ilka und ich hatten bereits viel schlimmere Unfälle als diesen“, blickt Stohl zurück. Der Crash an sich war nicht besonders hart oder spektakulär, doch die Umstände führten zu einer unglücklichen Kombination der physikalischen Kräfte, welche auf Fahrer und Co-Pilotin einwirkten. Der Aufprall war bei diesem Unfall auf der achten Sonderprüfung zum einen abrupt – zum anderen schlug der Wagen gegen einen Erdwall ein, sodass von unten eine zusätzliche Kraft auf die Fahrer einwirkte.

Raum für Verbesserungen

Manfred Stohl erinnert in diesem Zusammenhang an eine Aussage, welche er bereits im Jahr 2007 getätigt hat – er möchte diese auch dezitiert nicht als „Anklagepunkt“, sondern als konstruktiven Gedanken hinsichtlich der Zukunft verstanden wissen: „Ich habe schon im Jahr 2007 in der WM erklärt, dass es derzeit noch üblich ist, dass die Sicherheitseinrichtungen wie Gurte und HANS einheitlich hergestellt werden. Zwar gibt es unterschiedliche Größen, doch wenn man beispielsweise die gefrästen Löcher in den Schalensitzen hernimmt, welche für die Gurte angefertigt werden, so werden diese doch für einen durchschnittlichen Mann angefertigt. Nur hat man zwangsläufig Unterschiede zwischen einem Mann wie beispielsweise Bernhard Ettel oder einer 50 Kilo-Frau wie Ilka. Vor allem beim vorderen Gurt, welcher das Becken absichert, ergibt sich bei einer leichtgewichtigen Frau ein gewisses Spiel. Hier gibt es also noch Raum für Verbesserungen.“

Wer bei der Waldviertel-Rallye den Sitz von Ilka Minor übernehmen wird – darüber hat sich Manfred Stohl „noch keine Gedanken gemacht“, wie er zugibt. „Es ist zum ersten Mal in meiner Karriere passiert, dass mein Co-Pilot bei einem Unfall auf einer Sonderprüfung verletzt wurde. Es ärgert mich einfach, dass Ilka wegen meines Fehlers so viel durchmachen muss, weil dieser Fehler einfach vermeidbar war – aber gut, damit muss ich einfach umgehen, ich kann es leider nicht mehr rückgängig machen. Wir sind alle Profis – doch im Endeffekt sind wir eben auch Menschen mit menschlichen Gefühlen.“

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