
Rallye-ÖM: Bosch-Rallye | 03.05.2010
„Zu hundert Prozent mein Fehler“
Andi Aigner sorgte in Pinggau für eine gehörige Schrecksekunde – im Telefonat mit motorline.cc erklärt er, wie es zu dem heftigen Unfall kam.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl, motorline.cc
Zweiter Tag der Bosch-Rallye, SP 12. Bange Minuten. Man weiß nur: Andi Aigner hatte einen schweren Unfall, die Sonderprüfung wurde abgesagt. Dann kommt glücklicherweise recht bald die erlösende Nachricht, dass es Aigner und seiner Co-Pilotin Daniela Weissengruber den Umständen entsprechend gut geht. Aigner erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, wurde für eine Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung behalten und wurde mit einer Halskrause verziert. Zuhause erholt er sich von dem heftigen Aufprall – im Telefonat mit motorline.cc erklärt er, wie dieser Unfall passieren konnte.
Andi, wie geht’s dir? Ich habe gehört, du hast es nicht allzu lang im Krankenhaus ausgehalten?
Ja, genau. Also mir geht es so weit ganz gut. Genickschmerzen habe ich noch ein wenig, aber das ist klar. Das Kopfweh hält sich glücklicherweise in Grenzen. Und das Erstaunliche ist eigentlich, dass vom ‚Gestell’ her alles okay ist, die Schlüsselbeine haben überhaupt nichts abbekommen, was gut ist – weil man da sieht, dass ich wirklich fest genug angeschnallt war und trotz HANS richtig in den Sitz reingepresst war. Wie gesagt: Ein steifes Genick und etwas Kopfweh – aber da arbeiten wir dagegen.
Bis gestern war ich im Krankenhaus – um 10 Uhr haben sie mich dann entlassen. In der Nacht haben sie jede Stunde den Blutdruck gemessen und die Körperfunktionen kontrolliert, auch die Pupillenreaktionen wurden stets getestet. Aber ich hatte gestern am Abend bereits den ersten Termin beim Physiotherapeuten und habe mich dort durchchecken lassen. Lympfdrainage und so weiter. Von daher sind wir schon wieder auf dem Weg vorwärts.
Man kann sich aber schon vorstellen, dass man nach so einem Einschlag ein bisschen wie ein ‚geprügelter Hund’ durch die Gegend läuft oder?
Ja, es zwickt schon alles. Aber gemessen an dem Einschlag sind die Schmerzen weniger als ich mir gedacht hätte.
Wenn man die Onboardaufnahme betrachtet – da gibt es einen Moment, wo man hört, dass du erkennst, dass es sich nicht mehr ausgeht – was denkt man in so einem Moment?
Man denkt sich: Wohin am besten? Wo ist der Einschlag am besten? Aber das geht derartig schnell – da kannst du keine Gedanken mehr fassen, sondern eigentlich nur noch reagieren. Ich habe mir nur gedacht: Wenn es irgendwie geht, nur ja nicht von der Bremse runter steigen, sodass man so viel Geschwindigkeit wie möglich abbauen kann.
War die Ansage zu spät oder war es ein Schriebfehler?
Nein, es war nicht zu spät angesagt. Wie soll ich sagen? Es war einfach scheiße geschrieben. Und da kann die Daniela gar nichts dafür, den Fehler habe ich beim Besichtigen selbst gemacht, da ist sie vielmehr die Leidtragende. Es war zu hundert Prozent mein Fehler. Ich habe diese Kurvenkombination beim Erstellen des Schriebs einfach nur irrsinnig schlecht wiedergegeben und total falsch eingeschätzt.
Die letzte lang gezogene Kurve hätte man wahrscheinlich nicht mehr ‚voll’ schreiben dürfen, oder?
Ganz genau. Und wie gesagt: Die Daniela liest ja nur vor, was ich beim Besichtigen angesagt habe. Ich hätte hier bei weitem nicht ‚voll’ rein schreiben dürfen. Da hätte sogar eher schon ein ‚Brems’ hin gehört. Und daher waren wir da richtig um einige km/h zu schnell unterwegs.
Das heißt: Man kann jetzt nicht sagen, dass du im Zuge des harten Zweikampfs gegen Raimund Baumschlager quasi die Grenze überschritten hast - weil es sich ganz simpel um einen Schriebfehler handelt.
Ja, es ist definitiv ein Schriebfehler – und das ist auch ein Fakt, dem ich, unter Anführungszeichen, etwas Positives abgewinnen kann. Denn so weiß ich, wie der Fehler entstanden ist, er ist somit erklärbar. Ich weiß, dass es nicht daran lag, dass ich mich einfach übernommen habe. Denn auch wenn wir gesagt hätten, dass wir den zweiten Platz sicher und locker heimfahren wollen, wären wir mit einem solchen Bock im Schrieb genauso dort gestrandet.
Dennoch ist der Zweikampf zwischen dir und Raimund Baumschlager knallhart…
Ja, definitiv. Dafür, dass wir ja doch ein unterlegenes Material haben und wir die Sonderprüfungen nicht schon 50 Mal im Renntempo absolviert haben, schlagen wir uns gar nicht so schlecht. Man hat es am Samstag gesehen: Wenn eine Prüfung neu ist und die anderen sie nicht schon 17 Mal gefahren sind, dann schaut die Welt ganz anders aus. Da habe ich ihnen gleich eine Richtige aufgebrannt.
Das ist sicher ein Nachteil – denn deine Gegner kennen die Prüfungen zumeist bereits auswendig…
Ja, und das darf man nicht unterschätzen.
Ich nehme einmal an, du blickst bereits auf die nächste Rallye – wie sieht es da aus? Was können oder dürfen wir in Judenburg bei der Castrol-Rallye erwarten?
Naja, im Prinzip das Gleiche wie bei der Bosch-Rallye.
Bitte nicht…
(lacht) Ich meine vom Speed her. Wie es da von der Konkurrenzfähigkeit her aussieht, weiß ich jedoch nicht. Denn die Judenburg-Rallye kenne ich gleich wenig wie die Bosch-Rallye. Von dem her muss man einmal schauen, wie die Prüfungen da unten sind. Dass wir quasi auf jeder Art von Prüfung vom Auto her einen Nachteil haben, ist auch klar. Und wenn der Raimund wieder so stark und fehlerlos fährt, wie bei der Bosch-Rallye, wird es extrem schwierig. Aber gut, ich bin dennoch recht zuversichtlich, dass wir da auch wieder dabei sein werden und ich freue mich schon sehr darauf.
Was steht die nächsten Tage auf dem Programm?
Erholung.
Wo und wie erholt sich der Andi Aigner?
Zu Hause und dann Physio. Der Arzt hat mir dringend dazu geraten, jetzt eine Woche Ruhepause einzulegen und in dieser Zeit auf keinen Fall zu trainieren. Sodass sich der Körper ein bisschen entspannen kann.
Dann wünsche ich dir eine erholsame Woche.
Dankeschön.