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Rallye-ÖM: Waldviertel-Rallye

Harrach gewinnt Tag 1

Beppo Harrach gewinnt die erste Etappe im Waldviertel vor Manfred Stohl und Raimund Baumschlager, in der 2WD-Klasse führt Neubauer vor Danzinger.

Michael Noir Trawniczek

Das große Finale der Rallye-ÖM 2011 scheint zu einem Abziehbild der gesamten Saison zu werden – am Ende der ersten Etappe der Waldviertel-Rallye führt der bereits gekrönte Staatsmeister Beppo Harrach mit einem relativ bequemen Vorsprung von 20,8 Sekunden. Der Ditech Racing-Pilot zieht eine positive Tagesbilanz: „Ich bin hochzufrieden mit diesem Tag. Am Ende habe ich sogar ein bisschen nachgelassen, bin mit alten Reifen gefahren, um die neuen für morgen zu schonen.“

Auf Platz zwei ein doch recht enttäuschter Manfred Stohl, der sich am ersten Tag mehr erwartet hätte. Der Erdgas-Pilot sieht sich am morgigen Samstagvormittag im Nachteil, setzt jedoch auf die am Nachmittag angesetzte 28 Kilometer-„Mammutprüfung“ – da könnten sich seine Gegner dann „warm anziehen“, meinte ein dann doch wieder gut aufgelegter „Stohlito“.

Unzufrieden wie so oft in der abgelaufenen Saison zeigt sich auch Raimund Baumschlager nach der ersten W4-Etappe. Schon vor dem Start klagte der entthronte Staatsmeister, er sei „müde und ausgelaugt“ – kein Wunder, schließlich musste er als Red Bull Skoda-Teamchef zuletzt in Spanien beim SWRC-Finale mit seinem Schützling Juho Hänninen mitfiebern, der sich letztendlich zum Weltmeister krönen konnte.

Baumschlager monierte aber auch, dass seine Reifen auch in ihrer weichen Mischung immer noch zu hart für die heutigen Prüfungen gewesen seien. Der Rückstand von rund 45 Sekunden entmutigt den Rosenauer, auch wenn er sagt: „Ich werde weiter attackieren, aber ich sehe keine realistische Chance, weiter nach vorne zu kommen.“

Auf den Plätzen vier und fünf rangieren die ungarischen Piloten Istvan Elek und Attila Rongits, Platz sechs belegt der Deutsche Hermann Gassner senior im Mitsubishi Lancer Evo X.

Gruppe H: Lietz auf Titelkurs

Vollauf zufrieden darf „Mister Philfun“ Philipp Lietz mit dem ersten W4-Tag sein – als Gesamt-Siebter führt er auch in der Gruppe H und liegt damit natürlich auf Meisterschaftskurs.

Schon im Vorfeld hat der Mitsubishi-Pilot angekündigt, sich auf den Gewinn des Gruppe H-Pokals zu konzentrieren. Sein Gegner im Kampf um diesen Pokal, Eugen Friedl, belegt Gesamtrang 25, stellt also keine direkte Gefahr für Lietz dar.

Ein anderer prominenter Gruppe H-Pilot, Gerwald Grössing, musste auf SP 4 wegen eines Getriebeproblems aufgeben.

“Schönste SP der Saison“

Nur 1,5 Sekunden hinter Lietz lauert Mario Saibel auf dem achten Gesamtrang. Saibel klagte: „Ich fühle mich recht wohl im Auto, aber die Zeiten stimmen nicht.“

Dem Veranstalter der Waldviertel-Rallye sprach Saibel ein großes Kompliment aus: „Die letzte Prüfung war wohl die schönste der gesamten Saison.“

Hinter dem Ungarn Trencsenyi liegt Christian Mrlik im Benzin-Subaru auf dem zehnten Gesamtrang, in der ÖRM bedeutet das sogar Platz neun.

Dabei kann sich der Niederösterreicher noch steigern, denn er gab offen zu, dass er es heute vorsichtig anging, da er morgen 50 VIP-Gäste eingeladen hat, und daher keinen Ausfall riskieren wollte.

Mario Klepatsch belegt in einem weiteren Gruppe H-Evo IX den zwölften Gesamtrang.

Hochspannung in der 2WD

Hochspannung herrscht im Kampf um die 2WD-Meisterschaft – das Duell zwischen Hannes Danzinger im Ford Fiesta und Hermann Neubauer im Suzuki S1600 begann als Sekundenkrimi. Nach SP 4 lagen die beiden lediglich 0,5 Sekunden auseinander.

Erst ein Fehler von Danzinger auf der vorletzten Prüfung sorgte dafür, dass Neubauer am Ende des ersten Tages rund 15 Sekunden Vorsprung aufweist. Doch der Ford-Pilot ist nicht bereit, aufzugeben - selbst wenn es für ihn wegen des größeren Asphaltanteils schwieriger werden könnte. Für die Fans bedeutet dies jedoch Spannung bis zum Schluss.

Michael Kogler fuhr im Renault Clio des Schlager Rally Teams zum ersten Mal auf Schotter und schlug sich beachtlich – als Dritter der 2WD liegt er nur rund eine halbe Minute hinter Neubauer zurück.

Daniel Wollinger fuhr im Citroen DS3 R§ ebenfalls zum ersten Mal auf Schotter, als Vierter der 2WD liegt er rund 1,5 Minuten zurück, Wollinger erklärte sportsmännisch: „Heute war nicht mehr drinnen, die anderen Piloten waren einfach schneller.“

Tapfer hält sich Michael Böhm – trotz einer lästigen Verkühlung gab er kräftig Gas, er liegt mit rund zwei Minuten Rückstand auf Platz sechs der 2WD.

Drama in der Division III

Auf eine dramatische und am Ende glücklicherweise recht glimpfliche Art und Weise kam es in der Division III zu einer Vorentscheidung, als Klemens Haingartner auf SP 2 einen schweren Unfall verzeichnete.

Der Suzuki Swift krachte mit der Beifahrerseite gegen einen Baum, ein Totalschaden – sein Co-Pilot kam zum Glück mit Prellungen und Schürfwunden davon…

Für „Mister Ditech“ Damian Izdebski bedeutet dies, dass er nur noch ins Ziel gelangen muss, um sich zum Meister der Division III zu küren.

Doch der „angstbefreite“ (Zitat Beppo Harrach) Firmenchef denkt nicht daran, auf Taktik zu fahren. Er fahre voll, anders würde er es gar nicht können, erklärte Izdebski seine Herangehensweise, die Fans werden es ihm danken…

Historische: Rosenberger vor Wagner

Bei den Historischen führt Kris Rosenberger im Porsche 911 mit einem Vorsprung von 9,1 Sekunden auf Markenkollege Karl Wagner. Der Rest des Feldes liegt bereits abgeschlagen zurück.

Mit Josef Pointinger haben auch die Historischen bereits einen prominenten Piloten auf den selektiven Prüfungen verloren, er musste wegen eines technischen Defekts aufgeben.

Morgen warten weitere acht Sonderprüfungen auf die Teilnehmer der Waldviertel-Rallye, darunter die bereits erwähnte 28 Kilometer lange „Königsprüfung“.

Fahrerstimmen

Harrach: „Wir haben am Abend etwas nachgelassen und sind mit gebrauchten Reifen gefahren um Morgen aus dem Vollen schöpfen zu können. Wir sind nicht mit letztem Risiko unterwegs.“

Stohl: „Die 2. runde war besser, ich habe natürlich gehofft weiter vorne zu sein, trage die Niederlage aber mit Fassung. Morgen Vormittag wird’s schwierig für uns, aber auf der 28 km langen Prüfung am Nachmittag werden sich ein paar warm anziehen können.“

Baumschlager: „Die erste Runde war enttäuschend, in der 2. war es weit besser. Ich werde weiter attackieren und versuchen näher zu kommen, aber in Wahrheit ist die Chance gering...“

Saibel: Die Zeiten werden langsam besser, ich fühl mich sehr gut im Auto. Die letzte Prüfung war eine der tollsten des ganzen Jahres.“

Danzinger: „Wir hatten leider einen Dreher auf SP 5, der uns knapp 20 Sekunden gekostet hat. Das ist natürlich ein Rückschlag, aber die Rallye ist noch lange und wir geben natürlich nicht so leicht auf.“

Mrlik: „Ich bin froh dass der erste Tag vorbei ist, morgen sind viele VIP-Gäste da und die sollen mich ja auch fahren sehen, daher war ich etwas nervös.“

Neubauer: „Ich habe natürlich vom Fehler von Hannes profitiert. In der Nacht hatte ich aber selbst auch Probleme, zum einen sehe ich nicht sehr gut in der Dunkelheit, zum anderen hat das Licht stark vibriert. Der höhere Asphalt-Anteil morgen sollte uns entgegenkommen.“

Böhm: Ich hätte mir etwas mehr erwartet, aber die Grippe schwächt doch sehr.“

Wollinger: „Die anderen waren heute einfach schneller, mehr als Platz vier war nicht möglich.“

Kogler: „Ich musste wieder Selbstvertrauen erlangen, nach dem Ausfall bei der IRC-Rallye in Ungarn. Wir konnten uns steigern und haben uns wohl gefühlt, es macht Spaß auf Schotter zu fahren. Die heutigen Prüfungen gefallen mir besser als die morgigen.“

Oliver Fischer: „Ein Tag mit Höhen und Tiefen. Es macht Spaß, aber wir haben Bremsprobleme an der Hinterachse, die können wir hoffentlich im Service beheben.“

Izdebski: "Ich muss zwar nur durchkommen um den Titel in der Division III zu holen, aber wenn man bewusst langsam fährt, geht meistens etwas schief. Daher fahre ich volle Attacke, wir sind ja nicht zum Drüberrollen hier.“

Rosenberger: "Hut ab vor dem neuen Meister (Karl Wagner, d. Red.) . Wir schlafen hier nicht, trotzdem ist der Abstand sehr gering. Das wird ein spannender Samstag."

Wagner: "Es macht hier richtig Spaß. Tolle Prüfungen, tolle Fans. Leider hatte ich auf SP 6 einen Dreher."

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