
Rallye: EXKLUSIV | 25.08.2011
„Das sind Götter!“
Josef Pointinger, der zurückgetretene OSK-Fahrervertreter & Lebendlegende Kurt Göttlicher warnen vor Missständen in der heimischen Sportbehörde…
Kurt Göttlicher hat sich bereits kurz nach dem Rücktritt von Josef Pointinger als historischer Fahrervertreter bei motorline.cc gemeldet und erklärt, man habe nun genug, man wolle in einem öffentlichen Interview erklären, was ihrer Meinung nach falsch laufen würde in der heimischen Sportbehörde OSK. Als besonders besorgniserregend betrachten Pointinger und Göttlicher den Umstand, dass der Rallyesport nicht mehr im OSK-Präsidium vertreten ist – zudem sei das Präsidium nicht kompetent, behauptet das Duo…
Dieses Interview war also ein persönliches Anliegen der beiden Gesprächspartner. motorline.cc versucht, eine im Sinne eines Berichterstatters neutrale Position einzunehmen und wird selbstverständlich auch Vertretern der OSK Platz für eine Stellungnahme einräumen, sollte dies gewünscht werden.
Hier ist das Interview mit Josef Pointinger und Kurt Göttlicher.
Ihr wolltet eure Kritik an der Politik der OSK abgeben – was ist eurer Meinung nach der Hauptkritikpunkt, der euch zu diesem Interview bewogen hat? Was ist besonders schlimm?
Kurt Göttlicher: Naja, es sind mehrere, es gibt so viele.
Josef Pointinger: In letzter Zeit haben sich die Probleme gehäuft. Das beginnt einmal mit der Abhängigkeit von der FIA. Die FIA ist ein aufgeblasener Apparat, der sehr profi-orientiert ist – wir betreiben jedoch Amateursport. Da klafft die Schere extrem auseinander. Das Problem dabei: Die OSK glaubt, dass sie von der FIA abhängig ist oder dass sie alles, was die FIA sagt, auch umsetzen muss.
Kurt Göttlicher: Ohne nachzudenken.
So weit ich es mitbekommen habe, argumentiert die OSK, dass wir uns international isolieren würden, wenn wir zu sehr ein eigenes Süppchen kochen würden…
Josef Pointinger: Also dass wir uns mit einem eigenen oder mit einem modifizierten Reglement isolieren würden, kann ich mir nicht vorstellen – ich kenne so viele andere Länder auf der ganzen Welt, die das auch so ähnlich machen. Ich war erst vor 14 Tagen in Barbados – die haben überhaupt eine eigene Welt und sie sind auch ein Mitgliedsland der FIA.
Also muss man einfach nur wollen. Aber ich glaube, man will das Risiko gar nicht eingehen, dass man einen eigenen Weg geht – das wird immer als Argument vorgebracht: Wenn wir etwas eigenes machen und es passiert irgendetwas, dass dann die Weltbehörde kommen würde und fragen würde: Warum habt ihr das so gemacht? Nur sage ich dazu: Entweder will man Verantwortung übernehmen oder man will es nicht.
Verantwortung kann nur jemand übernehmen, der Kompetenz hat. Jetzt hört man immer wieder im Fahrerlager, die OSK würde seit dem Abgang des Herrn Ing. Werginz ein Kompetenzproblem haben…
Kurt Göttlicher: Jetzt sind wir genau beim wunden Punkt der OSK angelangt. Ich spreche jetzt in erster Linie für die Historischen, aber auch für die Rallyeszene allgemein. Bei den Historischen hat man den Seppi (Josef Pointinger, d. Red.) als Fahrervertreter verloren - einen besseren Mann gibt es in ganz Österreich nicht, der sich beim Reglement so gut auskennt, der international tätig ist, der weiß, wie es auf der weltweiten historischen Bühne zugeht.
Wenn so ein Mann also zurücktritt – ich kenne den Seppi seit 55 Jahren - wenn der einmal sagt, dass er das nicht mehr machen will, dann sagt das sehr viel aus. Und dass man diesen Mann einfach ziehen lässt – dass man sich nicht darum bemüht, ihn umzustimmen – im Gegenteil: Sie sind ja froh, wenn er geht! Dann haben sie einen weniger, der sich aufregt, und sie können machen, was sie wollen.
Er ist oft aufgestanden und hat gesagt: ‚Das ist ein Blödsinn!‘ Es wurden ja oft Dinge unter sechs Augen geregelt, weil er gesagt hat: ‚Leute, das macht ihr falsch, das stimmt so nicht!‘ Das hat ja im Prinzip alles er gemacht. Da haben wir jetzt eine komplette Leere.
Wenn ich eine Firma hätte, und ein so kompetenter Mann wie der Sepp würde kündigen – dann würde ich zu ihm gehen und fragen: ‚Welches Problem gibt es? Wie können wir das regeln?‘ Und da finde ich es untragbar, wie sich die OSK verhält. Das ist doch ein Dienstleistungsbetrieb – wir, die Fahrer zahlen, ich bin seit 45 Jahren ÖAMTC-Mitglied, ich zahle für die Lizenz – der Herr Hertz ist für mich da, er muss mir zu Diensten sein und es darf nicht so sein, dass er mir in den Rücken fällt und mich das zusätzliches Geld kostet.
Jetzt hatten wir gerade das Thema mit den S2000-Sitzen in bestimmten historischen Fahrzeugen, wo man darauf bestanden hat, die Lösung der FIA zu übernehmen. Jetzt hat die FIA selbst die Regelung wieder aufgehoben. Das sind immer diese wahnwitzigen Sachen, die man komplett blind und blauäugig übernimmt – und wo der Seppi schon im Vorfeld gesagt hat: ‚Achtung! Passt auf! Das geht so nicht!‘
Und dann kommt die FIA drauf und zieht es zurück. Das kann doch nicht sein, dass die OSK nicht in der Lage ist, das selbst zu erkennen! Da tun sie immer so groß, herrisch und weltmännisch und dann sind sie nicht in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden? Das ist nicht mehr nur traurig – das ist gelinde gesagt eine Frechheit sondergleichen!
Das war generell schon immer so – ich fahre seit 35 Jahren, es hat sich nichts geändert. Aber so schlimm, wie es jetzt ist, war es überhaupt noch nie! Vom Präsidenten angefangen. Das Präsidium – da soll einmal einer zu einer Rallye kommen! Die kennen Rallye all nur vom Hörensagen und glauben, das sind die Wilden, die durch den Wald fahren.
Die haben dort keine Ahnung, das behaupte ich einfach. Der Herr Professor Hertz würde mich auch nicht als Assistenten nehmen, wenn er operiert, denn ich habe davon keine Ahnung. Aber im Präsidium sitzen Leute, die keine Ahnung haben, die überhaupt nicht wissen, was sie da eigentlich abstimmen. Das darf man natürlich nicht sagen…
Bleiben wir beim Präsidium – da hatten wir bis vor kurzem den Herrn Dietmar Hinteregger, den Vorsitzenden des Rallye-Kollegiums im Präsidium, doch er ist jetzt nicht mehr dort vertreten, oder?
Josef Pointinger: Ja, er ist nicht mehr im Präsidium.
Das heißt: Der Rallyesport ist nicht mehr im Präsidium vertreten?
Josef Pointinger: Ja, der Rallyesport ist im Präsidium nicht vertreten. Was das Traurige ist an dem Ganzen: Das Präsidium besteht aus sechs Leuten, davon sind drei aus der Zweiradsektion. Ein Vertreter des ARBÖ, den müssen sie aus politischen Gründen oder warum auch immer drinnen haben. Dazu kommt der Herr Steffny, der den Histo Cup macht, für die Rundstrecke. Der Histo Cup ist eine komplett eigene Serie, die machen, was sie wollen. Und als sechster Mann kommt noch der Vorsitzende dazu. Der Rallyesport ist also nicht vertreten im Präsidium. Es gibt das Rallye-Kollegium – aber das kann maximal Empfehlungen abgeben, aber es trifft keine Entscheidungen. Das geht ins Präsidium – und dort entscheidet mehr oder weniger der Vorsitzende, was gemacht wird.
Kurt Göttlicher: Aus dem Grund kommen gewisse Punkte gar nicht erst bis ins Präsidium, weil sie einfach abgewürgt werden, wenn sie nicht ins Konzept passen. Dann wird einfach gesagt: ‚Das wollen wir nicht!‘ Aus! Du hast keine Chance, dass du in die Diskussion einsteigst! Weil die Diskussion ist bereits nicht gewollt. Weil Punkt A: ‚Na bumm, da hätten wir ja Arbeit!‘ Und Punkt B: ‚Am Ende haben die noch Recht auch!‘ Es ist leider so.
Früher hat man dem Dietmar Hinteregger gewisse Punkte mitgeben können ins Präsidium oder er hat sich dort dafür eingesetzt – verstehe ich das richtig?
Josef Pointinger: Ja, da hat man gesagt: ‚Bitte nimm das mit ins Präsidium.‘ Aber so einen Vertreter haben wir nicht mehr. Das Rallye-Kollegium kann nur mehr Dinge wünschen – ob das dann durchgeht, kann man nicht mehr beeinflussen.
Kurt Göttlicher: Das ist der Grund, weshalb von 100 Vorschlägen 99 nicht durchgehen.
Josef Pointinger: Es war auch früher schon so. Da hat es noch den Herrn Hinteregger im Präsidium gegeben, aber er hat das dann oft nicht durchboxen können, als Einmannbetrieb. Als es diese Regelung mit J1 und J2 gab, habe ich eine Übergangslösung vorgeschlagen – das wurde abgelehnt und es wurde ein Desaster. Da hat es dann geheißen: ‚Das Präsidium hat entschieden!‘ Also bitte wer hat was entschieden? Wie kann jemand entscheiden, wenn er keine Ahnung davon hat? Wenn er gar nicht weiß, worum es geht? Da sind wir wieder bei dem Punkt angelangt – dass gesagt wird: ‚Die FIA hat entschieden!‘
Kurt Göttlicher: Und wir machen es.
Josef Pointinger: Wir sagen: ‘Jawohl, wir müssen das machen!’ Das ist ungefähr so, wie wenn unsere Politiker in Brüssel auch immer sofort als erste aufstehen und sagen: ‚Jawohl, das kaufen wir, das machen wir!‘ Und es ist völlig egal, was es kostet…
Kurt Göttlicher: Und wenn es noch so ein großer Blödsinn ist, das machen wir!
Jetzt stellt sich die Frage: Wie kommt man aus dieser schwierigen Situation wieder raus? Was kann man eurer Meinung nach tun, damit es wieder besser wird?
Josef Pointinger: Das ist fast unmöglich – bei den letzten Entscheidungen hat es geheißen: ‚Die demokratische Mehrheit hat entschieden!‘ Da ging es um technische Dinge. Nur: Es kann keine Demokratie geben, wenn es keinen Präsidenten gibt, der gewählt wurde. Wo ist da die Demokratie? Die Demokratie geht ja vom Volk aus. Das ist aber nicht der Fall. Es gibt den Vorsitzenden des Präsidiums, mit ihm ist es ein Präsidium mit sechs Leuten – aber kein Mensch hat die gewählt. Die wurden einfach bestimmt – da ist man von der Demokratie weit entfernt. Mit dem Volk hat das nichts zu tun.
Kurt Göttlicher: Man sollte einfach wirklich fachkompetente Leute einsetzen – egal ob diese Pointinger oder Werginz heißen. Es müssen Leute sein, die wirklich eine Ahnung haben. Aber es ist doch eine Frechheit, dass jetzt dort Leute über etwas urteilen, die überhaupt keine Ahnung haben – und die stellen auch noch Experten wie einen Werginz oder Pointinger hin, als würden sie sich nicht auskennen. Das ist so pervers, das tut bereits weh!
Und das Traurige ist: Unter vier Augen kriegt man auch von OSK-hochrangigen Herren Recht. Nur wenn sie dann im Präsidium sitzen, dann ist es schlagartig anders. Der Karren ist dermaßen verfahren – aber wichtig ist, dass wir eine Europameisterschaftsrallye bekommen. Aber wir selber haben fast keine Veranstaltungen mehr – es wird nicht mehr lange dauern, da wird es in Österreich keine Rallyes mehr geben.
Jetzt hast du vorher den Histo Cup erwähnt – der boomt gewaltig. Dort wird wirklich etwas weiter gebracht. Um euch jetzt ein bisschen herauszufordern: Kann man jetzt im Umkehrschluss fragen: Warum geht das nicht im Rallyesport?
Josef Pointinger: Warum boomt der Histo Cup? Weil er seine eigenen Spielregeln hat. Die fahren unter Anhang K mit Autos, die bei uns im Rallyesport nicht starten dürfen. Die haben eine STW-Meisterschaft, wo sie mit Prototypen fahren. Wenn du dir eine Technische Abnahme vom Histo Cup und eine bei einer Rallye ansiehst, dann wirst du wissen, warum das boomt. Weil dort jeder fährt mit was er will – und das ist gut so, es funktioniert. Natürlich muss man dabei auch bedenken, dass Rallyeautos für den öffentlichen Verkehr zugelassen sein müssen.
Wenn man jetzt sieht, wie gut der Histo Cup läuft – was kann man sich da abschauen? Was muss man im österreichischen Rallyesport verbessern?
Josef Pointinger: Wir sprechen da jetzt eher für die Historischen, obwohl die Richtung auch für die Modernen stimmt. Aber wie gesagt: Die FIA ist die Obermacht und sie gibt die Spielregeln vor: Nur diese Regeln sind eben für den Profirennsport gedacht, während wir hier zu einem großen Teil Amateursport betreiben. Wenn jetzt also ein FIA-Reglement kommt, brauchen wir kompetente Fachleute, die sich das anschauen und dann sagen: ‚Hallo? Das ist ja etwas für Vollprofis! Wir sind Amateure, die vielleicht zwei- bis dreimal im Jahr irgendwo fahren – das ist unzumutbar! Wir müssen es abändern, abschwächen, auf unsere nationalen Gegebenheiten hin modifizieren!‘ Aber solche kompetente Fachkräfte haben wir nicht.
Kurt Göttlicher: Das trifft auf die Fahrzeuge zu – aber es ist auch der Fahrer betroffen. Fahrer wie wir, ich bin 58. Da gilt das gleiche Reglement wie beim absoluten Top-Profi, wie bei einem Sebastian Vettel. Das kommt alles in den gleichen Topf! Das kann es doch nicht sein!
Josef Pointinger: Wir haben derart überzogene Bestimmungen, die wir einfach haben müssen – weil es die FIA vorschreibt. Zum Beispiel: Ab 50 brauchst du den großen medizinischen Check mit Ergometer und allem Drum und Dran. Warum wir das brauchen, weiß ich nicht. Ich habe gestern erst im Radio von einem 80-jährigen gehört, der Triathlon macht. Oder es gibt 70-jährige, die beim Wien-Marathon mitlaufen.
Da ist den Veranstaltern auch egal, wenn der nach einem Kilometer umfällt und er ist tot – dann hat er ein Pech gehabt, dann war er halt alt. Aber bei uns brauchst du den großen Check – der kostet einen Haufen Geld. Und ob ich mir das zutraue oder nicht, das muss ich doch selber wissen. Wenn ich draufgehe, weil ich 51 bin und weil meine Pumpe nicht mehr mitkann, dann habe ich mir zu viel zugemutet. Die FIA wird keiner belangen, die OSK wird keiner belangen und den Veranstalter kann keiner belangen, wenn ich dort einen Herzkasperl habe. Aber das ist Vorschrift und wir müssen das machen.
Kurt Göttlicher: Das ist schon so weit ausgeufert. Im Prinzip stehen wir Fahrer, die Aktiven mit dem Rücken zur Wand. Und wie man immer sagt: Den Letzten beißen die Hunde.
Obwohl die Fahrer eigentlich die Hauptakteure sind.
Kurt Göttlicher: Ja, ohne uns gibt es den Sport nicht.
Josef Pointinger: Wir sind eigentlich eine ganz kleine Gruppe von Kunden, die überhaupt keine Rechte haben, sondern nur Pflichten.
Kurt Göttlicher: Und die zahlen dürfen. Wer zahlt meinen Sitz, den ich umsonst gekauft habe? Wer zahlt das alles? Wer zahlt den Ärger? Da haben wir im Vorfeld im Jänner Mails an die OSK, an das Präsidium geschickt. Wir haben als Antwort erhalten, wir würden uns aufregen, wir würden uns lächerlich machen und wir seien penetrant. So eine Antwort erhalte ich von jemandem, dem ich meine Lizenzgebühr zahle und ich 40 Jahre meinen ÖAMTC-Beitrag zahle. So etwas sagt mir der Herr Vizepräsident.
Und das muss ich mir bieten lassen? Das wäre so, als würdest du in ein Restaurant gehen und die schimpfen dich und sagen: ‚Essen wollen Sie bei uns? Geben Sie das Geld her aber schleichen Sie sich wieder – essen bekommen Sie nicht, aber Sie zahlen einen Fünfziger weil sie reingekommen sind und um die Speisekarte gefragt haben!‘
Das ist ja alles dermaßen verrückt! Das erkennt keiner. Und wenn man sich aufregt, ist man immer nur der Böse! ‚Denen passt nichts! Die sollen froh sein, dass wir fahren!‘ Das tut schon richtig weh hier in Österreich.
Und es ärgert mich auch, dass niemand aufsteht von jenen Leuten, die es sich leisten könnten. Der Manfred Stohl ist der einzige, der ein bisschen Kritik an der OSK ausübt – aber kein Baumschlager, der es sich leisten könnte. Oder egal, auch ein Harrach, alle. Sie sollen einmal auf den Tisch hauen und sagen: ‚Leute! Was ist da los?‘
Aber nein, es ist ja eh alles super und es passt ja eh alles. Gar nichts ist super und gar nichts passt. Nur wenn wir uns aufregen heißt es wieder: ‚Was wollen die zwei? Denen passt nichts. Denen kann man ja nichts Recht machen!‘ Das ist doch kein Argument, so kann man doch nicht diskutieren. Sie lassen dich nicht einmal diskutieren.
Josef Pointinger: Und es gibt verschiedene Dinge, wo sich die OSK selbst lächerlich und unglaubwürdig macht. Wenn man den Harrach-Protest im Vorjahr bei der Waldviertel-Rallye nimmt. Wenn im Fußball etwas schief geht, dann hast du drei Tage später den Strafsenat, der eine Entscheidung trifft. Es kann nicht sein, dass ein Protest in dieser Größenordnung durchgeht und es dann noch sechs Wochen dauert, bis es eine Entscheidung gibt.
Kurt Göttlicher: Was haben die gemacht in den sechs Wochen? Haben Sie es sich gerichtet?
Josef Pointinger: Das ist der schwerfällige Apparat, wo sich anscheinend keiner etwas zu sagen traut, sich keiner etwas zu tun traut – weil man sagt: So ist es, so schauen die Spielregeln aus. Und es ist egal, wer das ist. Und da tun wir hin und her, und da tun wir prüfen und da brauchen wir die Universität dazu…
Kurt Göttlicher: Ich zahle der OSK meine Lizenz und ich werde von ihr eigentlich von vorne bis hinten verarscht. Ich werde nicht vertreten. Ich muss noch einmal die Sache mit den S2000-Sitzen erwähnen – da hieß es zuerst, wir seien lächerlich und penetrant, und dann hat es die FIA zurückgenommen. Und ich muss mir von niemandem, von niemandem auf der Welt vorwerfen lassen, dass ich lächerlich und penetrant bin. Aber die Herren können das. Die sind ja Götter. Der Herr Doktor, der kann ja alles machen.
Wie könnte man jetzt die Situation verbessern?
Josef Pointinger: Man bräuchte eigentlich eine richtige Interessensvertretung mit kompetenten Fachleuten, die es aber eigentlich nicht gibt.
Nicht mehr gibt – weil man sie vergrault hat?
Kurt Göttlicher: Ganz genau.
Josef Pointinger: Es nützt dir aber auch nichts, wenn der kompetente Fachmann nichts zu sagen hat. Wenn von vorherein bei einer Sitzung gesagt wird: ‚Das und das brauchen wir gar nicht erst besprechen, weil das geht im Präsidium eh nicht durch.‘
Kurt Göttlicher: Das kann doch nicht sein. Es kann doch nicht sein, dass ich nicht einmal zum Reden komme.
Josef Pointinger: Man braucht Leute, die sich auch etwas machen trauen. Weil wenn sie es sich nicht machen trauen, weil die Verantwortung zu groß ist, dann müssen sie eben die Verantwortung abgeben. An Leute, die sich das trauen, ganz einfach. Aber nur immer zu sagen ‚Die FIA schreibt vor…‘ – das ist halt doch sehr wenig.
Meinst du mit Verantwortung abgeben eine Auflösung der OSK beziehungsweise eine Neugründung einer Nationalen Sportbehörde?
Josef Pointinger: Man muss die OSK nicht auflösen – aber sie gehört ganz klar geteilt in Kompetenzen. Schau dir doch nur die Homepage der OSK an – da bekommst du Brechreiz.
Kurt Göttlicher: Apropos Homepage: Das ist, bei unserer historischen Geschichte mit den Sitzen, monatelang lang gestanden: „Die betroffenen Fahrer werden von uns informiert.‘ Monatelang ist das dort gestanden.
Josef Pointinger: (lacht) Es ist ja auch nicht gestanden, wann sie informiert werden.
Kurt Göttlicher: Acht Monate später bin ich noch immer nicht informiert worden! Dass der Seppi zurückgetreten ist, darüber wurde ich sofort informiert – aber was diese S2000-Sitze anbelangt, darüber würde ich im Grunde gar nichts wissen, weil ich bis heute nicht informiert wurde. Das ist doch unglaublich – aber Hauptsache ist, dass wir präsentieren, dass wir im Fernsehen sind und auf Schickimicki machen.
Josef Pointinger: Was meine Idee wäre: Die OSK kann ruhig bleiben – aber diese Fachgremien, die es gibt – wie das Rallye-Kollegium, das Rundstrecken-, das Berg-, das Speedway-Gremium, dass all diese Gremien eine richtige Kompetenz erhalten und dass sie auch eine Entscheidungsgewalt erhalten. Es kann nicht sein, dass dort stundenlang über etwas diskutiert wird – aber die Entscheidung trifft dann das Präsidium.
Kurt Göttlicher: Das keine Ahnung hat.
Josef Pointinger: In diesen Gremien sind bereits fachkompetente Leute drinnen, aber noch mehr Kompetenz wäre auch nicht schlecht. Und die müssen dann aber auch Entscheidungen treffen dürfen. Man bräuchte im Rallye-Kollegium mindestens zwei Techniker, die eine Ahnung haben – aber derzeit gibt es im Rallye-Kollegium keinen einzigen Techniker!
Kurt Göttlicher: Und dort wird aber über technische Dinge abgestimmt. Das muss man sich einmal vorstellen!
Josef Pointinger: Es stehen technische Fragen an der Tagesordnung und es gibt keinen Techniker. Es hat keiner eine Ahnung. Nur ein Beispiel: Es hat bei der letzten Kollegiums-Sitzung weder der Vorsitzende noch der Schriftführer gewusst, dass die Gruppe H-Autos keinen Wagenpass brauchen.
Kurt Göttlicher: Ich muss da wieder einen gastronomischen Vergleich anstellen. Das ist genauso, als würde es in einem Haubenlokal ein Essen geben, das bewertet wird – aber diese Bewertung würde nur von Personen durchgeführt werden, die keinen Geschmacks- und keinen Geruchssinn haben.
Josef Pointinger: (lacht) Genau – und die sagen dann: ‘Schön hat das Essen ausgeschaut!’
Kurt Göttlicher: Und wie hat es geschmeckt? Und der sagt: ‚Wieso fragen Sie das? Ich hab doch keinen Geruchssinn!‘ Aber lassen wir den Vergleich – nur: So kommt mir das vor!
Josef Pointinger: Gut, man tut sich auch leichter, wenn man keine Ahnung hat und man trifft eine Fehlentscheidung – weil dann hat man es ja nicht wissen können.
Kurt Göttlicher: Und noch einmal: Es gibt niemanden, der aufsteht und sich dagegen wehrt.
Naja, ihr habt mit diesem Interview einen Schritt gesetzt.
Kurt Göttlicher: Aber wir sind die einzigen. Und wir werden, das sage ich jetzt noch einmal, als lächerlich und penetrant eingestuft. Das haben wir schwarz auf weiß.