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Rallye: News

„So einfach ist das“

Rallyeautos mit PKW-Optik führen zur Identifikation mit der Marke? Walter Röhrl sieht es anders: „Solche Meisterschaften sind personenbezogen!“

Michael Noir Trawniczek

Die in der Rallye-Weltmeisterschaft vertretenen Automobilhersteller glauben zu wissen, dass sie im Rallyesport mit PKW-artigen Fahrzeugen den größten Gewinn machen, weil „Herr Ottonormalverbraucher“ quasi „sein Auto“ wiedererkennen und sich mit der Marke identifizieren würde. Mit diesem Argument verteidigen die Hersteller die Tatsache, dass heutige Rallyeautos rein optisch nur noch entfernt an Renngeräte erinnern – große Spoiler, wuchtige Radkästen, beeindruckende Kühlereinlässe sucht man bei einem modernen Rallye-Boliden leider vergeblich…

Einer, der auch 27 Jahre nach seinem Rücktritt immer noch die Massen fasziniert, wischt die These der Hersteller in einem Nebensatz vom Tisch. In einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten bringt es Walter Röhrl auf den Punkt: „Solche Meisterschaften sind personenbezogen, nicht markenbezogen.“ Aus diesem Grund würde sich in Deutschland kaum einer für die Serienerfolge von Volkswagen in der WRC interessieren, erklärt Röhrl – und er verspricht: „Setzen Sie einen deutschen Piloten ins Auto – und wenn der vorneweg fährt, läuft ihm ganz Deutschland nach. So einfach ist das.“

Vielleicht auch nicht - schließlich wiederholt Röhrl einmal mehr seine Kritik an der heutigen Fahrergeneration: „Früher war alles offener, da sind persönliche Freundschaften zwischen manchen Fans und mir entstanden, die immer noch bestehen. Solche Fahrer, wie wir waren, die gibt’s heute nicht mehr. Heute sind das doch von der Industrie ferngesteuerte Marionetten, die nicht sagen dürfen, was sie denken. Einem wie mir würde man nach 14 Tagen die Lizenz wegnehmen und ihn rauswerfen.“

Einmal mehr wiederholt Röhrl auch seine Aussage, wonach die heutigen Rallyeautos „leichter zu fahren“ wären – zugleich sei die Technik dermaßen wichtig geworden, dass der Fahrer mit seinem Talent nur noch wenig ausrichten könne: „Zu meiner Zeit war es viel einfacher, sich als guter Fahrer vom Feld abzusetzen. Gewinnen ist heute deshalb schwieriger, weil das Feld enger beieinander liegt, es geht zum Teil um Zehntel. Wenn ich nach einer Prüfung über 30 Kilometer nicht mindestens eine halbe Minute vorn war, wurde ich stocksauer.“

Dass heute in der Formel 1 sogar 17-Jährige sofort mithalten können, mundet dem zweifachen Rallye-Weltmeister gar nicht: „Die kennen doch schon die ganzen Strecken von ihren Videospielen – die kommen direkt vom Kinderzimmer ins Rennauto. Vor 20 Jahren war es doch undenkbar, dass ein 19- oder 20-Jähriger sich ins Formel-1-Auto gesetzt hätte. Da hätten sich die anderen Fahrer kaputtgelacht. Ich damals habe im Jahr 300 000 Kilometer im Wettbewerbsauto verbracht, das ist heute gar nicht mehr erlaubt.“

Gefreut habe er sich dafür über ein Kompliment von Niki Lauda – der Mercedes-Vorstand habe einen Reporter gefragt: „Kennst du den Ayrton Senna? ‚Natürlich‘, hat der Reporter geantwortet, und dann sagte der Lauda: ‚Siehst du, und der Walter Röhrl ist der Ayrton Senna des Rallye-Sports‘. So etwas macht mich stolz, weil ich genau weiß, dass der Lauda es auch wirklich so meint.“

Er selbst werde genauso kompromisslos bleiben, versprach der nunmehrige Testpilot und Instruktor: „Wenn das einem nicht passt, können sie mich ruhig rauswerfen – auf die paar Groschen, die ich bekomme, darauf ist gepfiffen. Ich fahre aus Leidenschaft, nicht weil ich damit Geld verdiene.“

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