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ORM: Wechselland-Rallye

Der schönste Fehler meines Lebens…

Martin Kalteis sorgte wohl für die Überraschung der Wechselland-Rallye, allerdings auch für einige weinende Augen, nicht nur bei den Rallye-Fans.

Fotos: Walter Vogler
Text: Martin Kalteis

Bedingt durch das Fernbleiben einiger Top-Piloten, die aus den verschiedensten Gründen nicht am Start der Wechselland Rallye zu finden waren, stand die diesjährige Ausgabe ganz im Zeichen der Skoda Fabia R5 Premiere von Raimund Baumschlager und den Helden aus der zweiten Reihe, die nun die Möglichkeit hatten ins Rampenlicht vorzurücken. Ausgerechnet hatte sich das Team Rallye ABST einen unter Idealbedingungen möglichen dritten Gesamtrang hinter Raimund Baumschlager und Michael Böhm. Dass sich Martin Kalteis und sein routinierter Stammcopilot Günter Lang dann gleich auf der ersten Sonderprüfung lediglich dem Rekordstaatsmeister unterordnen mussten, gab bereits den ersten Motivationsschub.

Der geringe Zeitabstand auf die Verfolger ließ jedoch zunächst auf ein Einzelereignis schließen. Die Tonart sollte sich aber so schnell nicht ändern. So dürfte die Ergebnisliste der ersten Etappe, in der immer noch das Team Rallye ABST auf Gesamtrang zwei zu finden war, wohl für einige verwunderte Gesichter gesorgt haben. Auf dem Weg zurück von der letzten Sonderprüfung des ersten Tages war ein ganz besonderes Rallye Flair zu spüren. „Fans, Bekannte und besonders unsere Rallyekollegen die gerade auf dem Weg zur letzten Prüfung waren, kamen uns mit geöffneten Seitenfenstern, herausgestreckten Händen und Daumen hoch winkend entgegen. Es war zu spüren, dass sich die gesamte Rallyegemeinde mit uns freute.“, schilderte ein überglücklicher Martin Kalteis am Ende des ersten Tages.

Am Tag zwei durfte das Team Kalteis/Lang hinter Raimund Baumschlager als Zweiter auf die Strecke und konnte auch bei wechselnden Bedingungen über den gesamten zweiten Tag den Vorsprung auf seine Verfolger langsam ausbauen. Mit dem festen Entschluss jetzt keine Dummheiten zu machen und die 26 Sekunden Vorsprung auf Michael Böhm ins Ziel zu bringen, starteten Martin Kalteis und Günter Lang in die letzte verhängnisvolle Sonderprüfung.

Eine Rechts-Kehre mit viel Split sollte zeigen, was Rallyesport ausmacht, dass er die Massen begeistert und wie knapp Erfolg und Niederlage nebeneinander liegen. Eine kleine Unachtsamkeit und der Mitsubishi drehte sich ein - was noch kein wirkliches Drama darstellte. Beim Umdrehen übersah Martin Kalteis eine Unebenheit in der Wiese und blieb auf einer kleinen Erhebung mit der Mitte der Bodenplatte hängen, so dass alle vier Räder den Bodenkontakt verloren. Zuschauer eilten sofort herbei und versuchten den gestrandeten Mitsubishi aus seiner misslichen Lage zu befreien. Drei lange, schier nie enden wollende Minuten später konnte das Rallyeauto, dank der unermüdlichen Hilfe der Zuschauer, befreit und die Sonderprüfung fortgesetzt werden.

Zu allem Unglück löste die in den drei Minuten entstandene erhöhte Motortemperatur das Notprogramm im Steuergerät aus und der Evo konnte nur noch mit Warnblinkanlage ins Ziel gerettet werden. Was übrig blieb war ein sechster Platz in der Gesamtwertung und der Klassensieg in der Gruppe H. Enttäuscht traten die beiden Pechvögel den langen Weg zur Zielrampe in Friedberg an, wo man von mitleidenden Fans und Rallyekollegen freundlichst empfangen wurde. Das wirkliche Highlight des gesamten Wochenendes stellte allerdings erst die offizielle Siegerehrung in Pinggau dar. „Der gesamte Rallyezirkus litt mit unserer vertanen Chance. Es war zu spüren, dass uns jeder diesen zweiten Platz gegönnt hätte. Rallyesprecher Peter Bauregger überreichte uns, den Tränen nahe, seinen gerade erhaltenen Ehrenpreis. Nie zuvor durfte ich so eine Stimmung erleben. Genau diese Momente sind es die unseren Sport ausmachen.“, schwärmte ein zutiefst gerührter Martin Kalteis.

Der charismatische Sieger der Wechselland Rallye, Raimund Bauschlager, der die gesamte Rallye über schon in Regroupings technische Fragen von Martin Kalteis gerne beantwortete und mit kleinen Tipps und guten Ratschlägen parat stand, kam nur wenige Augenblicke nach der Siegerehrung zum Tisch des Teams Rallye ABST und überreichte Martin Kalteis seinen Siegerpokal mit den Worten: “Nimm ihn, Ihr habt ihn euch verdient“. Der in diesem Moment um 10cm gewachsene Martin antwortete darauf mit breitem Grinsen: “Danke, aber den kann ich nicht annehmen. Ich möchte mir meinen Eigenen verdienen!“ Nach einem freundlichen Gespräch nahm Martin Kalteis im Namen des gesamten Teams diese Trophäe voller Stolz gerne entgegen. Das Team Rallye ABST möchte sich auf diesem Wege bei allen Fans, Helfern, Sponsoren und Rallyekollegen für dieses ganz besondere Wochenende bedanken.

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