
Rallye-WM: News | 30.05.2017
M-Sport: Stallregie zugunsten Ogiers?
Nach Sébastien Ogiers Sieg in Portugal denkt M-Sport-Boss Wilson daran, im Kampf um den Fahrer-WM-Titel auch Stallregie einsetzen.
Mit dem Sieg bei der Portugal-Rallye konnte sich Sébastien Ogier in der Weltmeisterschaft wieder etwas Luft verschaffen. Spannend bleibt es dennoch, denn der Franzose hat derzeit nur 22 Punkte Vorsprung auf den Hyundai-Piloten Thierry Neuville. Das heißt, bei einem Ausfall von Ogier und einem Sieg des Belgiers würden sie ihre Positionen tauschen.
Vom 9. bis 11. Juni steht mit der Sardinien-Italien die nächste Schotterrallye auf dem Programm. In Italien wird sich zeigen, ob Ogier und M-Sport ihre Fortschritte bestätigen und gegen Neuville bestehen können. "Wir können für ihn noch mehr aus dem Auto rausholen. Er hat die perfekte Basis für seinen nächsten Titel", ist Teamchef Malcolm Wilson zuversichtlich. Mit diesem WM-Titel möchte der Franzose beweisen, dass er auch mit einem anderen Auto als dem VW Polo WRC Weltmeister werden kann.
M-Sport konnte 2006 und 2007 die Marken-WM holen, damals noch als Ford-Werksteam; auf ihren allererste Fahrer-WM-Gewinn warten die Briten aber noch. Letzer Rallyeweltmeister in einem Ford war Ari Vatanen im Jahr 1981, damals kam ein Fahrzeug auf Escort-Basis zum Einsatz. M-Sport setzt seit 1996 Autos der US-Marke in der Rallye-WM ein. Einen Weltmeistertitel mit Ogier bezeichnet Wilson als Krönung seiner Karriere als Teamchef.
"Ich möchte die Fahrer-WM gewinnen, und das ist meine beste Chance. Wie es derzeit aussieht, könnte es auch meine letzte Chance sein", so der Ex-Rallyepilot gegenüber Autosport. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre er auch bereit, auf Stallregie zu setzen, um Ogier zu helfen. Bei der Argentinien-Rallye hatte Wilson noch darauf verzichtet, Ott Tänak zurückzupfeifen, um Ogier Platz drei zu schenken.
Sollte es aber zu einer Konstellation kommen, in der Stallorder dem Franzosen helfen könnte, würde sie Wilson nutzen. "Wenn ich es tun muss, werde ich es tun", gibt er unverblümt zu. "Ich finde, es wäre richtig, wenn man die Fahrer im Vergleich zu ihren Konkurrenten sieht. Wenn ich es tun muss, werde ich es zweifellos auch machen." Stallregie ist in der Rallye-WM schon öfters zum Einsatz gekommen, vor allem wenn Hersteller ihre Interessen vor jene der Fahrer stellen.
Wilson verweist auf die Vergangenheit, als er selbst bei einem Superstar wie Carlos Sainz Stallorder anwendete, etwa bei der Akropolis-Rallye im Jahr 2000: Der Spanier hatte schon mehr als eine Minute Vorsprung auf Colin McRae, als ihn Malcolm Wilson aufforderte, den Schotten vorbeizulassen, was dieser ostentativ tat. McRae siegte zwar, am Ende der Saison wurde dennoch Marcus Grönholm für Peugeot Weltmeister.