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ORM Lavanttal Rallye: Vorschau RRR
Harald Illmer

Sechs Teams am Start, vier Lokal-Matadoren

Als Race Rent Austria-„Speerspitze“ im Kampf um das Proto-Podium starten Andreas Schart und Rolf Offner bei ihrer Heimrallye im Lavanttal. Doch auch Markus Stockinger möchte das „Treppchen“ erklimmen. Die Brüder Hübler kehren ins Lavanttal zurück, für Weber/Langthaler ist es ein Österreich-Comeback.

Wenn im Frühling der Winter ein Comeback feiert, kann es schon einmal Schnee auf der Fahrbahn geben - während die Formel 1 in einem solchen Fall wieder nachhause fährt, sind die Rallyeautos in ihrem Element. So wurden bei jenem Charity-Event am vergangenen Wochenende in Laßberg, an dem sich einige Race Rent Austria-Teams beteiligten, lediglich die Streckenverhältnisse etwas schwieriger - dennoch konnten die Fahrten, die einem guten Zweck dienten, ohne Probleme vollendet werden. RRA-Teamchef Wolfgang Schmollngruber zog eine positive Bilanz: „Die Gelder für die Mitfahrten kommen einem behinderten Kind zugute - für so etwas lohnt es sich immer, sich Mühe zu geben.“

Am kommenden Wochenende, im Rahmen der Lavanttal-Rallye (8. & 9. April), ist das Race Rent Austria-Team mit sechs Teams am Start - zwei davon fahren in Kärnten ihre Heimrallye: Andreas Schart und Rolf Offner sowie die Gebrüder Michael und Marco Hübler. Wolfgang Schmollngruber weiß: „Heimrallyes sind für jeden Fahrer natürlich etwas Besonderes und können für zusätzliche Motivation sorgen, in der Heimat mit außergewöhnlich guten Leistungen glänzen zu wollen.Oft lädt man die Freunde und Freundinnen zur Rallye ein - auch lokale Sponsoren sind dann selbstverständlich gern gesehene Gäste.“ Doch wie bei allem, was gut ist im Leben, lauert auch hier eine Gefahr: „Man kann es schon auch übertreiben. Wenn man sich beispielsweise selbst so viel Druck auferlegt, dass man im Auto ein gutes Ergebnis erzwingen möchte und man über seine Verhältnisse fährt. Oder man schlicht nervös wird und die Konzentration darunter leidet. Oder aber man lädt so viele Gäste ein, dass man bei deren Betreuung den Fokus auf das Wesentliche verliert.“ Eine weitere „Falle“ kennt „Schmolli“ aus seiner langjährigen Erfahrung als Teamchef: „Wenn du in deiner Heimat fährst, kennst du mitunter den Streckenverlauf einer Prüfung oder einer Passage auswendig, weil du dort zum Beispiel täglich in die Arbeirt fährst und dergleichen. Da kann es dann passieren, dass der Pilot gar nicht mehr so richtig auf den Aufschrieb hört - und dann kann es gefährlich werden. Denn eigentlich ist man es als Rallyepilot gewöhnt, sich am Aufschrieb zu orientieren.“

Es gilt also auch bei den Heimrallyes: Zu viel des Guten ist kontraproduktiv - hier besteht die Challenge daraus, das richtige Maß einzuschätzen. Schmollngruber nickt: „Das muss jeder Fahrer für sich selbst bestimmen - denn nur er selbst weiß, ab wann eine Heimrallye für ihn zu einer Bürde werden könnte...“

Schart/Offner: [ANDA]STEER-Festival im Lavanttal
„Hier kennt mich fast jeder“, freut sich der Wolfsberger Andreas Schart auf das bevorstehende Heimspiel. Die Lavanttal-Rallye hat Schart in guter Erinnerung: 2019 kam er als pfeilschneller „Quereinsteiger“ in den Rallyesport, konnte gleich beim Debüt im Rebenland mit dem Sieg bei den M1 Rallye Masters für Aufsehen sorgen und hat dann bei seiner erst zweiten Rallye im Lavanttal erneut den M1-Sieg holen aber auch im Österreichischen Rallye Cup (ORC) einen Laufsieg einheimsen können.

So ist es kein Wunder, dass sich rund um das in Wolfsberg ansässige schnelle [ANDA]STEER Racing Team, mit sich eingravierendem, die Farben weiß, gelb und schwarz hochhaltendem Design und einer flippigen Website ein regelrechter Fanklub gebildet hat. Andreas „Anda“ Schart erzählt: „Wir haben mittlerweile Fan-Artikel wie Jacken oder Leibchen, um die sich unsere Fans reißen - es ist natürlich ein tolles Gefühl, wenn du deine Freunde und Unterstützer in den Teamfarben siehst.“

Weil sein erster Stammbeifahrer, Christoph Gutschi, beruflich immer wieder eingespannt ist, haben Andreas und Christoph beschlossen, einen zweiten Stammbeifahrer ins Team zu holen: Rolf Offner hat bereits im Blaufränkischland an der Seite von Andreas Schart sein Rallyedebüt gegeben und wird nun quasi erneut ins Cockpit gerufen.

Längst schon ist der Mitsubishi Lancer Evo IX nicht mehr dem Serienreglement M1 entsprechend sondern wurde in der Klasse 8 mit den Features des schärferen Open N/Proto-Reglements ausgestattet. Bei der Rebenland-Rallye landeten Schart/Gutschi prompt auf dem „Stockerl“ der Klasse 8 - ein ganz ähnliches Ziel verfolgt Andreas beim bevorstehden Heimspiel: „Ich möchte versuchen, erneut auf das Treppchen zu kommen. Durchkommen ist dabei die oberste Devise.“ Jenen Mann, der die Klasse 8 zuletzt dominieren konnte, Christoph Zellhofer im Suzuki Swift Proto, hat Schart im Auge, relativiert aber sogleich: „Er ist schnell und erfahren - wir sind mit unserer Performance noch recht weit von ihm entfernt - aber ich möchte natürlich mit einer steigenden Lernkurve immer näher an ihn herankommen.“

„Ganz sicher“ wird es am Samstagabend - nach hoffentlich erfolgreicher Rallye - eine Party geben: „Die Möglichkeit, direkt im Anschluss an die Rallye mit unseren Freunden und Fans zu feiern, lassen wir uns natürlich nicht entgehen.“ Mit einem Grinsen im Gesicht fügt der Lokalmatador hinzu: „Das Tolle bei einer Heimrallye ist ja, dass man nach der Party auf jeden Fall heimfahren kann. wenn nötig mit einem Taxi.“

Müller/Turecek: „Vielfältige Sonderprüfungen“
2019, bei der pandemiebedingt bislang letzten Ausgabe der Lavanttal-Rallye fuhr auch Stefan Müller seine erst zweite Rallye. Auch er kommt voller Vorfreude ins Lavanttal: „Ich habe die Charakteristik der Prüfungen gut in Erinnerung - es sind vielfältige Sonderprüfungen, die man als Fahrer richtig genießen kann.“

Eine konkrete Platzierung hat Müller, der wieder mit seinem Freund Alexander Turecek an den Start gehen wird, erneut nicht im Visier: „Ich hangel mich in kleinen Schritten nach oben. Diesmal fällt mein bisheriger ‚Sparingpartner’ Rudolf Leitner weg, der im Lavanttal nicht starten wird.“ Sowohl Müller als auch Leitner pilotieren jeweils einen der neuen Ford Fiesta Proto von Race Rent Austria. Mit dem bisherigen Dominator der Proto-Klasse, Christoph Zellhofer, möchte sich Müller ganz bewusst noch nicht messen: „Das wäre viel zu früh und würde daher noch keinen Sinn machen.“ Ganz ohne sportliche Ambitionen ist Stefan Müller aber auch nicht unterwegs: „Es gab zuletzt jeweils einen spannenden ersten Durchgang, in dem ich oftmals starke Zeiten markieren konnte. Zudem erwarte ich von mir selbst, dass ich mich im zweiten Durchgang einer Sonderprüfung deutlich steigern kann.“

Stockinger/Bachmayer: „Möchte Schart sekieren“
Markus Stockinger möchte im Lavanttal ausgerechnet seinen Teamkollegen Andreas Schart bei dessen Heimrallye „ein Bisschen sekieren“, gibt der Pilot des Mazda 2 Proto ganz offen und mit einem Lachen zu. Dass Schart durch den Druck einer Heimrallye nervös werden könnte, glaubt Stockinger nicht: „Ich denke, dass bei ihm die Vorfreude auf diese Rallye mehr zum Tragen kommt - und Freude ist etwas, dass einem normalerweise nicht zum Nachteil wird.“

Neben Schart sieht Stockinger, der wieder mit dem erfahrenen Pfeifenraucher Harald Bachmayr antreten wird, auch den Ungarn Ariel Gyarmati in einem Mitsubishi Lancer Evo IX Proto als einen starken Konkurrenten im Kampf um das Klasse 8-Podium. Und auch Stockinger sagt: „Dass wir Zellhofer den Sieg streitig machen können - das werden wir diesmal noch nicht zusammenbringen. Denn wir haben bei der Setup-Entwicklung unseres Mazda 2 Proto immer noch einiges nachuzuholen. Doch das Klassenpodium bleibt natürlich unser klar definiertes Ziel.“

Kogler/Kachel: Battletime mit den Schindeleggers
Ein klar definiertes Ziel hat auch Michael Kogler im Visier: Er will im ersten Jahr am Steuer eines historischen Ford Escort MkI RS2000 gemeinsam mit Beifahrer Andre Kachel die Historische Rallye Staatsmeisterschaft (HRM) gewinnen. Noch aber befindet er sich in der Umstellungsphase von modernen R3-Boliden auf den Historic-Klassiker: „Das geht nicht von heute auf morgen - und ich bin schon gespannt darauf, wie das Wetter im Lavanttal sein wird. Die Streckenverhältnisse können bei Regen sehr tricky weil matschig werden.“

Kogler weiß längst, wen er schlagen wird müssen, um den ersehnten Titel an Land zu ziehen: Im Rebenland feierten Lukas und Helmut Schindelegger im Ford Escort MkII RS2000 den Sieg: „Sie werden nach dem Erfolg im Rebenland sehr stark sein - mit Lukas und Helmut werden wir wohl um die Meisterschaft fahren. Ich freue mich schon auf ein gutes Battle mit den Schindeleggers.“

Weber/Langthaler: Schön & laut plärrend
Schon länger nicht mehr am Start waren Christoph Weber und Stefan Langthaler in ihrem VW Golf III KitCar - vor dem nun bevorstehenden Comeback haben die beiden am Ende des Vorjahres einen Lauf zur Historischen Rallye Europameisterschaft auf der spanischen Costa Brava absolviert: „Das waren zwar nur vier Prüfungen und wir sind mit Kupplungsdefekt ausgefallen - aber wir konnten uns solchermaßen zumindest ein Bisschen warmfahren und wieder in den Rallyemodus gelangen.“

Christoph Weber betont, dass man zurückkehrt um „Spaß zu haben“ - Stefan Langthaler wurde in der Zwischenzeit von einem lästigen Schulterproblem befreit, das Ziel ist es, „gut durchzukommen“. Und: Die Fans können sich auf ein „schönes und laut plärrendes Auto“ freuen, wie es Weber genüsslich formuliert.

Hübler/Hübler: Rückkehr ins vertraute Lavantal
Michael Hübler kehrt am kommenden Wochenende an jenen Ort zurück, an dem er 2019 mit seinem Bruder Marco Hübler, dem langjährigen Copiloten von Gerhard Aigner sein Rallyedebüt gab. Damals kam es auf der zweiten Prüfung des zweiten Tages zum Abflug - dass dies daran gelegen haben könnte, dass er quasi gleich mit einer Heimrallye seine späte Pilotenkarriere eröffnet hat, kann der 43-jährige Michael Hübler souverän vom Tisch wischen: „Sicherlich kommen bei einer Heimrallye automatisch mehr Freunde, um einen anzufeuern. Und natütlich hast du in der Heimat eine höhere Erwartungshaltung und dadurch auch mehr Druck - nur sind wir ja auch damals komplett ohne einen solchen Druck in die Rallye gestartet, was beim Rallyedebüt ja auch völlig normal ist. Der Abflug passierte im Nebel, weil hier einfach die Distanzen schwerer erkennbar sind. Doch bis dahin haben wir einen guten Speed fahren können und dabei trotzdem nichts riskiert.“

Wenn nun die Lokalmatadore Hübler/Hübler am kommenden Wochenende erneut ihr Heimspiel geben werden, können sie auf eine erfolgreich absolvierte Blaufränkischland-Rallye zurückblicken. Ein konkretes sportliches Ziel haben sich die beiden Brüder für die Lavanttal-Rallye nicht gesteckt: „Wir wollen klarerweise ins Ziel kommen und natürlich auch kontinuierlich unseren Speed verbessern.“

Dass in Kärnten Geselligkeit hoch angeschrieben wird, ist kein allzu großes Geheimnis - so freut sich Michael Hübler bereits darauf, nach der Rallye zur 50er-Feier eines guten Freundes hinzuzustoßen. Freilich hätte er auch gerne die Party von Landsmann Andreas Schart besucht: „Grad mit Anda wäre das schön gewesen, denn er hat mir sehr viel am Auto geholfen. Man könnte Andasteer Racing beinahe schon als eine Art Race Rent Austria-Außenstelle bezeichnen. Ich drücke für Anda und Rolf und natürliuch auch für uns selbst fest die Daumen.“

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